Solidarität mit den Opfern homophober Gewalt – Solidarität mit Israel!

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Redebeitrag von Simone Dinah Hartmann, gehalten beim Tel Aviv Memorial am 5. August 2009 am Tel Aviv-Beach in Wien, zu dem die Grünen Andersrum und das Rechtskomitee Lambda aufgerufen hatten…

„Liebe Freundinnen und Freunde,

wir sind heute hier um unser Entsetzen über den Anschlag auf das Tel Aviver Jugendzentrum der israelischen Schwulen- & Lesbenorganisation zu zeigen, bei dem zwei Menschen ermordet und zahlreiche verletzt wurden. Ich habe selber eine Zeitlang in Tel Aviv gelebt, nicht unweit vom Ort des Verbrechens.

Wir trauern heute um Nir Katz and Liz Trubeshi, die dieser fürchterlichen Tat zum Opfer gefallen sind. Lassen Sie mich ein paar Worte über Nir Katz verlieren, um hinter diesem Namen eine Person deutlich werden zu lassen:

Bereits im Alter von sieben Jahren verlor Nir seinen Vater Ram, der bei einer militärischen Übung ums Leben kam. Der sechsundzwanzigjährige schloß selber erst vor eineinhalb Jahren seinen Militärdienst in einer Eliteeinheit des Armeegeheimdienstes ab und lebte seitdem mit seinem Freund in Givataim, einem Vorort von Tel Aviv. Neben seinem Studium hat Nir schon in der Vergangenheit für die Gay community Voluntärdienste geleistet und war erst seit kurzem in die Jugendarbeit mit schwulen und lesbischen Kids eingebunden, die ihm deshalb wichtig war, weil er all den jungen Leuten jene Unterstützung geben wollte, die er in diesem Alter vermisste.

Die Attacke, der er zum Opfer fiel und die allem Anschein nach einen homophoben Hintergrund hat, ist in Israel mit Schrecken, Wut und Trauer aufgenommen worden. Nicht nur die israelische Zivilgesellschaft hat noch am selben Tag reagiert und in einer spontanen Demonstration ihre Solidarität mit den Opfern gezeigt, auch die israelische Politik, von links bis rechts, hat klare Worte gefunden und angekündigt, ihr Möglichstes zu unternehmen, um den Täter zu finden und vor ein Gericht zu stellen.

Anders als in vielen anderen, auch europäischen Staaten, wie zum Beispiel Polen wo homophobe Attacken an der Tagesordnung sind, wird in Israel dieser Anschlag als Angriff auf die fundamentalen Werte des jüdischen Staates verstanden. Ein israelischer Spitzenpolitiker hat in einem bemerkenswerten Kommentar auf die Morde reagiert, aus dem ich kurz zitieren möchte:
„Für
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Politiker ist es an der
Zeit,
zu schwören, dass sie Israels Charakter und seine Zukunft als freie
Gesellschaft schützen werden. Denn wo immer eine Person aufgrund ihrer
Lebensweise, Entscheidungen, Neigungen oder Unentschlossenheit
attackiert
oder erniedrigt wird, wird nicht nur die Freiheit und Würde dieser
Person
untergraben.



Freiheit ist das Lebenselixier. Die Freiheit jedes einzelnen von uns, zu
wählen wie er sein Leben lebt, nach seiner Wahl. Die Bereitschaft,
alternative Lebensformen zu verteidigen, ist der wahre Test einer freien
Gesellschaft. Hass, Intoleranz, Zelotentum und Gewalt sind alle
miteinander verbunden die großen Feinde der Freiheit. Wir müssen ihnen
gegenüber intolerant sein. Es kann keinen Kompromiss zwischen ihnen und
der Freiheit geben. Wir müssen entscheiden.

Es ist nicht leicht. Die Feinde der Freiheit sind für ihren Fanatismus
bekannt, ihre Liebhaber hingegen für ihre Mäßigung. Doch der Schutz der
Freiheit verlangt Entschlossenheit. Der Kampf von Mitgliedern der
Schwulen- und Lesbengemeinde dafür, ihr Leben nach ihrer Wahl zu führen,
ist nicht allein ihr Kampf. So wie der Kampf für Gleichberechtigung
zwischen den Geschlechtern nicht nur eine Angelegenheit der Frauen ist.
”

Liebe Freundinnen und Freunde,

diese Worte stammen vom israelischen Bildungsminister Gideon Saar von der konservativen Likud-Partei. Man kann nur spekulieren, ob auch in Österreich konservative Spitzenpolitiker eine so klare Antwort auf homophobe Gewaltakte geben würden.

Wir wollen beim heutigen Memorial auch darauf hinweisen, dass Israel der einzige Staat des Nahen Ostens ist, in dem die Rechte von Lesben und Schwulen geschützt werden. Viele dieser mittlerweile geschaffenen Rechte, wie etwa die Stiefkindadoption oder die Anerkennung von im Ausland geschlossenen Ehen, gehen dabei weit über die österreichische Gesetzgebung hinaus. Auch die israelischen Streitkräfte zählen übrigens zu den wenigen auf dieser Welt, in denen sich Schwule und Lesben nicht verstecken müssen. Und auch palästinensische Schwule und Lesben suchen in Israel heute Zuflucht vor Repressionen durch die palästinensische Autonomiebehörde oder die eigene Familie.

Doch all dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, daß es auch in Israel gesellschaftliche Kräfte gibt, die Homosexualität als Abart darstellen, und die zuweilen in höchst eigenartigen Allianzen auftreten. Homophobie ist in Israel ebenso ein gesellschaftliches Problem wie in allen westeuropäischen Staaten. Wesentlich ist jedoch, ob eine Gesellschaft den Haß auf Schwule und Lesben toleriert, oder versucht ihn zu bekämpfen.

Liebe Freundinnen und Freunde,

wenn man sich im Nahen Osten umsieht, kommt man nicht umhin festzustellen, daß es lediglich einen einzigen Staat, nämlich Israel gibt, in dem die eigene Sexualität offen gelebt werden kann. Rundherum sieht die Lebensrealität von Homosexuellen nämlich völlig anders aus. Es gibt keine einzige arabisch-islamische Dikatur in der Region, in der Homosexualität nicht unter Strafe steht. In Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Jemen wird Homosexualität sogar mit dem Tod bestraft. Für die Opfer dieser staatlich legitimierten und mörderischen Homophobie werden nur äußerst selten Kerzen angezündet.

Jener Staat, der Israel ganz offen mit der Vernichtung droht und heute kurz davor steht, in den Besitz nuklearer Waffen zu gelangen, der Iran, hat in den letzten 30 Jahren mindestens 4000 Homosexuelle hingerichetet. Übrigens vertreten im Iran auch jene, die zu den sogenannten Reformern gezählt werden, hinsichtlich der Verfolgung von Homosexuellen eben solche Ansichten wie sogenannte Hardliner. Auch Ex-Präsident Mohammed Khatami, der erst letztes Jahr Bundespräsident Heinz Fischer die Hand schütteln durfte, ist ein Befürworter der im iranischen Strafgesetzbuch festgeschriebenen Todesstrafe für Schwule und Lesben. So wie im Antisemitismus verdichtet sich auch im Haß auf Homosexuelle und emanzipierte Frauen der antiwestliche Furor des iranischen Regimes.

Für alle jene, die sich den Kampf gegen Homophobie verschrieben haben, muß es daher eine Selbstverständlichkeit sein, gegen solche Regime vorzugehen und gleichzeitig Solidarität mit jenen zu zeigen, die sich dem islamischen Sittenkodex nicht unterordnen wollen und zuweilen auch unter Lebensbedrohung ihre Stimmen gegen diese Zustände erheben. Unsere Stimmen müssen sich aber auch gegen all diejenigen westlichen Kulturrelativisten richten, die mit dem Hinweis auf die kulturelle Andersartigkeit, die Verfolgung von Homosexuellen in islamischen Ländern rechtfertigen.

Liebe Freundinnen und Freunde,

Solidarität mit der Tel Aviver Queer Community heißt daher gleichzeitig Solidarität mit dem jüdischen Staat als der einzigen Demokratie im Nahen Osten, die für andere Staaten der Region, wo die Verfolgung von Schwulen und Lesben an der Tagesordnung ist, als Vorbild dienen sollte.

Dies schließt die Solidarität mit jenen ein, die den Staat der Shoahüberlebenden und ihrer Nachkommen vor denjenigen verteidigen, die nicht nur Israel vernichten wollen, sondern in ihrem antiwestlichen Ressentiment auch all das bekämpfen, wofür wir hier heute eintreten. Die Freiheit jedes Einzelnen, sein oder ihr Leben nach dem eigenen Gutdünken zu gestalten – frei von Angst und Repression. Es sind israelische Soldaten und Soldatinnen wie Nir Katz, die unter Einsatz ihres Lebens dafür sorgen, daß in Israel – anders als in den umliegenden Ländern – überhaupt eine offene Schwulen- und Lesbenszene existieren kann, dass es in Tel Aviv überhaupt ein Zentrum für homosexuelle Jugendliche gibt. Es ist kein Zufall, daß diejenigen, die gegen den jüdischen Staat kämpfen, in ihren Brandreden, aber auch als Ziel von Anschlägen, Tel Aviv immer wieder besonders ins Zentrum ihres Hasses rücken. Tel Aviv ist die einzige Stadt des Nahen Ostens, die für all jenes steht, das diese Kräfte ausradieren wollen.

Wer es mit der heute gezeigten Solidarität also wirklich ernst meint, ist auch auf den Plan gerufen bei der nächsten Attacke gegen Israel, von der leider ausgegangen werden kann, seine Stimme zu erheben und den Toten solcher Anschläge oder militärischen Angriffe, die sich immer auch gegen die Fundamente der Aufklärung richten, zu gedenken. Wer es mit der Solidarität ernst meint, muss sich bewußt sein darüber, dass Israel als Ganzes den Hass auf sich zieht, gerade weil es für Liberalität, Freizügigkeit und für eine kosmopolitische Pluralität steht – und weil Israel gewillt ist, sich und seine Gesellschaft zu verteidigen. Und, liebe Freundinnen und Freunde, wer es mit der Solidarität ernst meint, darf der israelischen Gesellschaft nicht nur in ihrem Kampf gegen homophobe Tendenzen beistehen, sondern muss das Recht Israels auf Selbstverteidigung gegen einen vernichtungswütigen Djihadismus hochhalten. Einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten wird es erst dann geben, wenn die Stimmen des Hasses und der Intoleranz versiegen und die Gay Parade nicht nur in Tel Aviv stattfindet, sondern auch in Baghdad, Teheran, Riad und Kairo.“

Simone Dinah Hartmann ist Sprecherin von Stop the Bomb.

1 Kommentar

  1. Was ist an Homos eigemlich so besonders,dass sie sich auf der ganzen Welt selber feiern müssen?Hetero,Sado und sonstige Paraden gibts auch nicht.Haben die Transen eigentlich ’ne eigene Parade?Dekadenz is das einzige Wort für diese Gay Parade,und zwar sehr weit fortgeschrittene Dekadenz,wie immer ein Zeichen dafür…ja wofür eigentlich,und warum warnen die Geschichtsbücher vor Dekadenz UND WAS ENTICKELT SICH DARAUS?Ich will lieber nicht darüber nachdenken!
    Mein Beileid gilt trotzdem.Macht aber niemanden wieder lebendig.

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