Zeit schinden: Obama wird schon müde werden

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Je besser die Obama-Regierung die Realität im Nahen Osten kennen lernt, so meint man in Israel, desto geringer werden ihre Erwartungen werden und damit auch der Druck auf uns. Im Nahen Osten rollt jede Seite den Ball ins Spielfeld der anderen, und wenn dann ein neuer Spieler kommt, lässt man ihn seine Energie austoben, bis er müde wird und sich beruhigt…

Ofer Shelach in M’ariw zur „Zähmung der amerikanischen Regierung“

Es ist sehr angenehm, Zeit zu schinden. Und wer diese Woche der israelischen Regierung dabei zur Hilfe kam, das war der alte Freund, die arabische Weigerung. Die Amerikaner, so eine hohe israelische Stelle diese Woche, akzeptieren die Gleichung „Israelischer Siedlungsstopp gegen echte vertrauensbildende Maßnahmen seitens der Araber“. Wir haben einem völligen Siedlungsstopp nicht zugestimmt, aber weil die arabische Welt auch nichts gegeben hat, kam keiner, um den Scheck einzulösen.

Diese Gleichung wird in Jerusalem als schlagender Beweis für die Naivität und Unerfahrenheit der Obama-Regierung gewertet. Wer geglaubt hat, der saudi-arabische König würde der erste sein, der Israel eine Geste anbietet, und wer den neuen Präsidenten nach Riad fahren ließ, um dann mit leeren Händen nach Hause zu fahren, der zeigt, dass er keine Ahnung hat, was hier abläuft.

Und wenn dann der Versuch einer großen und realitätsverändernden Maßnahme an Schwung verliert, kann Israel zu dem zurückkehren, woran Netanjahu glaubt, sei es als Ideologie, sei es als Weg, die Zeit herumzubringen und interne politische Probleme zu verhindern: Gerede über wirtschaftliche Verbesserung, über die Aufhebung der Absperrungen, eine weitere Stärkung der palästinensischen Sicherheitskräfte – all diese kleinen Maßnahmen, die vielleicht eine neue Realität herstellen, aber vielleicht auch nur die Zeit vergehen lassen, um Platz für noch mehr Zeit zu schaffen. So viele amerikanische Schutzherren sind gestorben, während die Zeit verging, und so viele Male hat sich ihre Aufmerksamkeit anderen Problemen und anderen Orten zugewandt, sodass es zum sicheren Weg wurde, sich mit dem Schwung eines neuen Besens auseinanderzusetzen, ihm einfach zuzusehen, wie er sich an der kleinlichen Realität aufreibt, erschöpft und müde wird und dann das Interesse verliert.

Das ist für die jetzige israelische Regierung gar nicht schlecht. Nicht klar ist dabei, ob es auch gut für Israel ist.

Die hohen amerikanischen Vertreter kamen und gingen, und in Jerusalem fasst man diese Woche zufrieden dahingehend zusammen, dass das Bild gar nicht so schlimm ist wie die Schreckensvision, die die Medien noch vor wenigen Wochen präsentiert hatten. Die meisten Israelis, die schon lange das Vertrauen in die Fähigkeit verloren haben, die Vision eines Abkommens (das von der Mehrheit in der einen oder anderen Form befürwortet wird) zu verwirklichen, zuckten gelangweilt die Schultern. Aber ob diese Zeit uns allen wirklich gut tut – und nicht nur Netanjahu und seiner Regierung – das ist schon eine ganz andere Frage.

4 Kommentare

  1. Israel kann den Palästinensern heute kaum weniger anbieten, als Olmert versprochen hat. Auch die Syrer werden sich kaum mit weniger zufriedengeben, als mit dem Golan. Die Araber werden als Gegenleistung Normalisierung anbieten. Die Frage lautet also nicht, wie wird es enden, sondern wie fängt man an, oder wie verhindert man die Umsetzung.

  2. hallo

    warum versuchen wir nicht anstatt zum zigsten mal gute argumente auszutauschen
    den selben weg zu gehen wie im fall

    SÃœDAFRIKA ?

    SCHAUT AUF DIE HEKUNFTSBEZEICHNUNG!!!!!!!

    wenn ihr im supermarkt einkaufen geht
    das hat sicher positive folgen für alle ….

  3. Es ist schwierig, denn inzwischen scheinen nicht nur die Araber, sondern auch Amerika und EU auf die Erfüllung der UNO Resolutionen zu bestehen. So gesehen, sind sie inzwischen alle auf Arafats Linie eingeschworen, der schon früher den Verzicht Israels auf alle 1967 besetzten Gebiete, mit Ostjerusalem (!), forderte und damit die Al Aksa Intifada heraufbeschwor.

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