Iran: Was verstehen die Prognosen

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Der Volksaufstand im Iran hat den israelischen Nachrichtendienst besonders überrascht angetroffen. Und wieder stellt sich heraus, dass die Leute, die Nuklearinstallationen und Zentrifugen verfolgen können, Schwierigkeiten damit haben, genauere Prognosen abzugeben, wenn es sich um die Stimmung der Massen handelt. So war es auch bei den beiden Intifadas, als die Hamas an die Macht kam, und bei den Wahlen im Libanon…

Alex Fishmann u.a. am Schabath in Jedioth achronoth und M’ariw

Fishman vermutet, das dies auch bei der nächsten Revolution so sein wird. Verschlafenheit wirft er den Geheimdiensten auf der ganzen Welt vor, da sie sich mehr auf den Gesundheitszustand Khamenay, eines alten, kranken Mannes konzentrieren, anstatt auf die Beobachtung der Stimmung in der breiten Öffentlichkeit. Das mag zwar schwieriger sein, aus „Gerüchten“ war aber klar, dass es sich „bei diesen Wahlen um einen Wendepunkt handelt“, da Khamenay auf der Suche nach einem Nachfolger war und diese Nachfolge beeinflussen wollte.

Fishman betont, dass es alle westlichen Geheimdienste wussten, dass es eine Opposition gegen das Regime gibt. Dass 5 Millionen Exil-Iraner involviert sind. Alle wussten, dass unter den nicht-persischen Völkern im Iran ein Gärungsprozess vorhanden ist.

Auch Mossad-Chef Meir Dagan hat nichts andres gesagt, als er am 2. Tag der Unruhen vor dem Außen- und Sicherheitsausschuss der Knesset sprach, und sich scharfe Kritik einhandelte. „Die iranische Realität wird sich nicht verändern“, erklärte er, „Nur, wäre Moussawi gewählt worden, wäre es uns schwerer gefallen, das iranische Thema zu erklären, denn er tritt als Liberaler auf“.

Wer versucht hatte, die Zukunft vorherzusehen, war ausgerechnet der Leiter der Forschungsabteilung im Mossad, H., der neben Dagan saß. H. äußerte die Annahme, dass es sich um ein „rollendes Ereignis“ handelt. Er sprach von neuen politischen Zusammenschlüssen, zwischen Khatamy und Moussawi. Er kann nicht sagen, ob die jetzigen Unruhen auf den Straßen den großen Unruhen von 1953 und 1979 gleichen, denen, die zu Revolutionen geführt haben, betonte aber, dass es „große Unzufriedenheit in der iranischen Gesellschaft gibt“.

An diesem Punkt hat H. einen Fehler gemacht, zumindest bezüglich der Kommunikation. „Wenn das Regime entschlossen ist, wird es die Mittel haben, um diesen Widerstand zu unterdrücken. Anscheinend“, fügte er hinzu, „wird dieser Protest verschwinden“.
Zu diesem Zeitpunkt fasste man die Unruhen in Teheran im israelischen Nachrichtendienst noch als inneren Machtkampf in Elitegruppen auf, und nicht als Volksaufstand, der zu einer wahrhaftigen Revolution führen kann, und damit zum Ende der Ayatollah-Ära.

Ebenfalls im Musaf von Jedioth erinnert sich Igal Serena wehmütig an Teheran als Stadt der Kontraste und meint „Teheran liegt uns am Herzen. Lange Zeit war sie unsere Schwester und unser Alter Ego. Eine Villa im Dschungel“. Er warnt vor zuviel Sebelrasseln und meint Israel scheine einen bösen Iran geradezu nötig zu haben, um die eigenen Sorgen zu vergessen.

Im Musaf von M’ariw ist Ben-Dror Yemini skeptisch und schreibt: „Die Radikalen beherrschen und terrorisieren immer noch die Straßen von Teheran und von Gaza, und auch viele muslimische Gemeinden in Europa“: Aber es gibt Muslime und Musliminen, die die Fahne der Freiheit, der Menschenrechte, der Gleichberechtigung der Frau schwenken. Ihm fällt außerdem auf, dass in Europa die „üblichen Demonstranten“ zuhause geblieben sind anstatt die Teheraner zu unterstützen. Sie seien es viel zu sehr gewohnt das Bild von Nasrallah zu tragen und hätten sich auf die Seite von Hugo Chavez und Ahmedinadjad geschlagen. Die „Linken Radikalen“ wären so sehr an ihren Israel- und Amerikahass gebunden, dass sie sich nicht mit einem Islam anfreunden können, der nach Freiheit strebt und Israel nicht hasst.