Schmackhafter Frieden

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Im Tel Aviver Herodes Hotel fand ein internationales Gipfeltreffen der Chefs aller Chefs statt. Vertreten waren der Kreml, der Palais d´Elysée, das Bundeskanzleramt, das Weiße Haus und Monacos Prinzenpalast. Aber nicht Sarkozy, Merkel, Obama, Albert und Medwedew waren erschienen, den Nahostfrieden gemeinsam mit Israelis und Palästinensern schmackhaft zu machen, sondern die Chefköche der Mächtigsten dieser Welt…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 1. Februar 2012

Die Initiative zu dem Gipfel am Kochherd hatte der israelische Chef Schalom Kadosch bei einem Besuch im Kreml ergriffen. Der exklusivste Klub der Köche griff die Idee auf, bereiste das Land und griff dann zum Kochlöffel. Zu dem Dinner unter dem Titel „Für den Frieden kochen“ sang Noa (Ahinoam Nini). Sie hatte dem Papst schon ein „Ave Maria“ gesungen. Alle Einkünfte des gemeinsam gekochten Galadinners „für einige Dutzend Spender“ kämen dem Peres-Friedenszentrum zugute. Der Sprecher der Initiative, Roi Yellin, wollte weder Namen noch die Höhe des Eintrittsgeldes „in Höhe von einigen Tausend Schekeln“ verraten.

Christian Garcia (Chef des Prinzen von Monaco) bereitete ein „Rouget de méditerranée au vert, jus de poissons de roche, fenouil et haricots du pays“. Wie es sich in diesen feinen Kreisen geziemt, wurde die Speisen auf dem Menü auf französisch vorgestellt, aber mit hebräischer Übersetzung für die israelischen Gäste. Gemeint sind Filets der mediterranen Rotbarbe in Fischbrühe mit Fenchel und Gartenerbsen. Ulrich Kerz repräsentierte die Kanzlerin und komponierte eine „Symphonie aus Äpfeln, Joghurt-Mousse und karamellisierten Weintrauben“. Für Obama konnte nur der 26 Jahre alte und in Thailand geborene Sous-Chef Tommy Kurpradit kommen. Die Chefköchin des amerikanischen Präsidenten, Christeta Comerford, hatte sich vor der Abreise nach Israel den Arm gebrochen. Die Spezialität des Weißen Hauses nannte sich: „Lasagna mit Gemüse vom Markt, einem Mousselin aus Topinambour (Jerusalem-Artichocken) mit Trüffel-Vinaigrette“.

Der Moskauer Koch Jérome Rigaud, ein Franzose, steuerte eine Borschtsuppe „nach Art des Kremls“ bei. Der Leibkoch von Sarkozy präsentierte ganz unfranzösisch eine „Wiener Bar“ mit Kräutern, Zucchinis und kristallisierten Tomaten.

Den israelischen Beitrag lieferte Schalom Kadosch (Chef der Fattal Hotel Gruppe). Er bereitete einen warmen Salat mit Getreidekörnern und Bohnen, eingepackt in ein Mangoldblatt mit Sauce gegrillter Paprikas.

Wie bei Gipfeltreffen der ganz Großen, wurde auch in diesem Fall die Presse zwar vorher informiert, erhielt aber „aus Sicherheitsgründen“ eine strikte Sperrfrist. Aus Platzmangel in der Hotelküche war nicht erlaubt, den Chefköchen der Welt bei der Vorbereitung ihrer Delikatessen über die Schulter zu schauen.

Bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv verrieten die Chefs einige Staatsgeheimnisse. Ulrich Kerz sagte, dass seine Chefin im Bundeskanzleramt biedere deutsche Hausmannskost vorziehe, „vor allem aus der Berliner Region“. Sie habe „keinerlei Wünsche nach Diät“. Ganz anders Michelle Obama. Die habe einen organischen Garten angelegt. Dem Beispiel sei der Fürst von Monaco gefolgt, verriet dessen Leibkoch. Im Weißen Haus kämen die Obama-Kinder gelegentlich in die Küche, um sich ein Sandwich nach eigenen Wünschen zu schmieren. „Schließlich sind die da zuhause“, so der Thai Koch des US-Präsidenten. Im Kreml habe Wladimir Putin eine Tradition aus der Zarenzeit erneuert, den Chefkoch aus Frankreich zu importieren.

Noga Tarnopolsky der amerikanischen Zeitung Global Post durfte die Chefs exklusiv bei ihrer Tour durch Israel begleiten und konnte ihnen so zusätzliche Geheimnisse entlocken.
Kreml-Chef Rigaud dürfe nicht selber auf dem Markt einkaufen. Die von Einkäufern besorgten Zutaten würden in einem Labor untersucht, ehe sie in den Kochtopf wandern. Rigaud habe ein Team von 80 Mitarbeitern, mit denen er Staatsbanquets vorbereite. Im Kreml gehören zu jeder Mahlzeit sechs Gänge. Es sei nicht seine Aufgabe, für Medwedew persönlich zu kochen. Dennoch wusste er, dass der russische Regierungschef eine Vorliebe für Fisch habe. Der Chef im Palais d`Elysée seit Pompidou, also seit 39 Jahren, erzählte, dass Carla und Nicolas eine Vorliebe für „Fisch und weißes Fleisch in hellen Saucen“ hätten.

Wirklich gesprächig war nur Christian Garcia, der für Seine Hoheit den Fürsten Albert von Monaco kocht. Der Prinz sei ein echter Gourmet. „Er liebt gutes Essen und redet gerne darüber.“ Charlene, Monacos neue Prinzessin, komme gelegentlich in die Küche, um mit dem Team von vier Köchen Hand anzulegen. In seinem Sommerpalast stelle Prinz Albert eigenen Käse her.

Während ihrer Tour durch den Jerusalemer Gemüsemarkt und den Fischlokalen im Hafen von Jaffo stellten die Chefs der Chefs erstaunt fest, dass Israel eines der wenigen Länder sei, in dem sich der Staatschef keinen Chefkoch halte. Das sei eine Tradition aus der Gründerzeit Israels. Damals lebte man sehr bescheiden.

Für Gastgeber Schalom Kadosch sei der Besuch der Chefkochs weit mehr als nur ein Erfahrungsaustausch rund ums Essen: „Die Chefs werden heimkehren und ihren Bossen erzählen, dass es in Israel neben Krieg, Krisen und Soldaten auch ganz anderes gibt: Gerüche, Aroma und wunderbare Farben.“ Turnusgemäß werden sich die Chefs aller Chefs im nächsten Jahr in Berlin wieder treffen.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

6 Kommentare

  1.  
    Und ich bin mir sicher, ein Gott, der sich für “ein Volk” entscheidet bzw. entschieden hat und den Rest “seiner Schöpfung” vernachlässigt, ist ein Scheißgott.
    Und auf einen Gott, dem Rituale wichtiger sind als humanistische Einstellungen, kann ich ebenfalls verzichten.
     
    Wissen Sie, was an Ihnen so nervt, Nulpe?
     
    Sie sind vollkommen ahnungslos, mensch, und reissen Ihr Maul trotzdem immerzu auf. Heraus kommen wirklich nur Peinlichkeiten und absolut Dämliches, vorgetragen mit einer beispiellos exaltierten, maßlosen Überheblichkeit, so dass man sich für Sie schämen möchte.
     
     

  2. @mfb
    Nun arabisch oder „palästinensisch???“ (Vertreter beim kochen) OHNE „Religion“??? das ist eines der SICHERSTEN „NoGo’s“ – massivste Akzeptanzprobleme wären vorprogrammiert – noch schlimmer – eigentlich gibt es im Islam (Arabien, Neu-Persien, Türkistan, Hamastan, …) KEINE „Religion/en“ …vielmehr und sondern auschliesslich NUR einen EINZIGEN „wahren Glaube“??? …auf dem gesellschaftlich ALLES basiert …Umma …Islam …bedeutet „Unterwerfung“ – das sollte „man“ immer beachten – zum jeweiligen Status von NICHTmuslimen – UNgläubigen kann sich jeder selbst in zahlreichen Suren „fit“ machen. mfb …unser „Ansehen“ ist in „Gefahr“ 😉 Zu den „Schmacki’s“ der Gourmets – die Ãœberlieferungen des „Propheten M.“ sind natürlich dem hebräischen Tanach entlehnt – halt nur a bissle um 180° „anders“ eben.

    „ein Gott, der sich für “ein Volk” entscheidet bzw. entschieden hat und den Rest “seiner Schöpfung” vernachlässigt, ist ein Scheißgott.“

    Nich so brachial – wäre zu „flach“ – mfb, Sie kennen doch z. B. den, einen wesentlichen Unterscheid zwischen „Mensch“ und andren Lebewesen? …BEWUSSTSEIN???
    Allein die Spezies „Mensch“ ist vollumfänglich dafür VERANTWORTLICH!!!, was mit der „Schöpfung“ …ERDE und all dem tatsächlich geschieht …geschehen „sollte“. G’tt ist kein Polizist, der mal hier und mal da eingreift – es ist am „Mensch“ allein. Lethargisches Zurücklehnen, Feststellen, Bedauern, Bejammern …nach dem Motto: „ja, ja – kann man nix machen“ entspricht NICHT BEWUSST(EM)SEIN! Es gibt Viel zu tun, packen wir’s (MENSCH??? endlich) an!

  3. @mfb

    zur Wiedegutmachung …wenn Sie „übergetreten“ sind, wird Ihnen Herr Sahm für’s nächste Dinner sicherlich eine Journalisteneinladung besorgen 🙂 und Sie „vertreten“ dann hoffentlich „würdig“ auf Augenhöhe all die „arabischen“ gar „erfundenen palästinensichen“ Seelen.

    „…dass arabische Küchenkünstler offensichtlich keinen Zutritt hatten bzw. von zu Hause her erst garnicht dorthin ausreisen durften,“ genauso 😉 …und zusätzlich dann noch all das „unerlaubte“ Zeugs in den Kochtopfen – welch ein Zumutung!

    • @ rici,

      also mit „Ãœbertreten“ ist nicht. Persönlich halte ich „Religion“ grundsätzlich für (mich als) Mumpitz. Da ich aber aus einer strengkatholischen Familie entstamme, weis ich um des persönlichen Rückhalts und Glücks, den mensch aus Religion ziehen KANN. Und somit ist für mich völlig in ordnung, wenn jemand FÃœR SICH aus seiner Religion Haltung, Hoffnung und Trotz zieht. Herschaftsansprüche oder Territorialansprüche aufgrund religiöser Märchenbücher sind allerdings völlig daneben. NoGo!

      „unerlaubtes“ Zeug? .. ich denke mal, die islamische Küche ist der jüdischen deutlich näher als Schweinebraten oder Bohnen mit Speck.

      ps.
      Ich habe „Religion“ absichtlich in Anführungszeichen gesetzt. Bin ich Atheist? Nein – ich leugne Gottes Gegenwart nicht – ich weis nur nichts darüber. Und ich finde es völlig müssig, darüber nachzudenken.
      Und ich bin mir sicher, ein Gott, der sich für „ein Volk“ entscheidet bzw. entschieden hat und den Rest „seiner Schöpfung“ vernachlässigt, ist ein Scheißgott.
      Und auf einen Gott, dem Rituale wichtiger sind als humanistische Einstellungen, kann ich ebenfalls verzichten.

  4. Noch ein bisschen harmloser Nonsense:
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    „Vertreten waren der Kreml, der Palais d´Elysée, das Bundeskanzleramt, das Weiße Haus und Monacos Prinzenpalast“
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    „die Chefköche der Mächtigsten dieser Welt“
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    Da fehlten aber einige. Auch die älteste und menschenreichste Nation der Welt, das Entwicklungsland China. Schwalbennester- oder Schildkröten- oder Haifischflossensuppe, zwar alle verboten wegen Gefährdung der Arten – aber für Erlauchte darf bestimmt eine Ausnahme gemacht werden – mit anderen fernöstlichen Köstlichkeiten wie 1000jähriges Ei und Pekingenten- oder/und Nachtigallzungen auf Ginsengschnitzeln, süßsauer angerichtet, wäre bestimmt eine begehrte Bereicherung gewesen.
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    Wozu aber es führt, wenn man sich weigert, Israel anzuerkennen, zeigt sich darin, dass arabische Küchenkünstler offensichtlich keinen Zutritt hatten bzw. von zu Hause her erst garnicht dorthin ausreisen durften, weil das einer indirekten Akzeptanz des „illegalen zionistischen Gebildes“ nahe gekommen wäre. Andererseits: wer außer daran Gewöhnten steht schon auf Schafsaugen – muss nicht sein. Aer dazu gehört hätten manche Araberstaaten schon. Mensch denke z.B. an die Saudis, die mit ihrer Verfügungsgewalt über die größten Energievorräte der Erde sicherlich zu den Mächtigsten gehören.
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    Jedoch – was hatte der Ministaat Monaco da verloren? Moment. Da trifft sich und herrscht außer auf den Bahamas und in Dubai ja der Geldadel, der, wenn er will – und das will er – die Weltwirtschaft nach seiner Pfeife tanzen lässt.
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    Inzwischen ist alles längst gekaut, verdaut. Da fällt mir denn doch tatsächlich noch, wieso nur, der Helmut Kohl ein 🙂

  5. Hab ich da etwas überlesen? .. oder war kein arabischer  – gar ein palästinensischer Kovh anwesend?

    War das nun  „Schmackhafter Frieden“ oder doch eher „Schmackhafter Kollonialismus“?

    hmmm .. aber von Ihnen, Herr Sahm, erwatre ich keine Journalistenantwort!   

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