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Bukarest: Rechtsextremisten gegen Schwule

In Bukarest ist es am Samstag, dem 9. Juni 2007, während einer Kundgebung von mehreren hundert Homosexuellen zu Ausschreitungen gekommen. Die Demonstranten wurden von jugendlichen Randalierern, organisierten Rechtsextremisten und aufgebrachten Zuschauern mit Steinen, Eiern und Tomaten beworfen. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Gewalttäter ein und nahm mehr als 100 Personen fest...

Von William Totok

An einer von der klerikalfaschistischen „Neuen Rechten“ organisierten Gegendemonstration, die unter dem Motto „Rumänien ist keine Sodom“ stattfand, nahmen etwa 1000 Personen teil. Der „Marsch für Normalität“ wurde bereits im Vorfeld von einigen rechtskonservativen, neofaschistischen und ultranationalistischen Gruppen, Vereinen und Parteien durch öffentliche Appelle und Stellungnahmen unterstützt. Besonders schrill fielen in diesem Zusammenhang die Unterstützungsstatements des Demokratischen Forums der Rumänien aus Bessarabien gegen die Sodomisierung des rumänischen Volkes (Forul Democrat al Românilor din Basarabia împotriva sodomizarii neamului românesc), der Konservativen Bewegung (einem Ableger der Neuen Rechten), der Partei für das Vaterland, der Stiftung „Professor George Manu“ (neolegionaristische Organisationen) und des um die klerikalnationalistische Zeitschrift gescharten Sympathisantenkreises „Rost“ (Asociatia Rost) aus. Die Orthodoxe Kirche forderte die Priester auf, während der am Samstag stattfindenden Nachmittagsgottesdienste
(Vespern) für die Seelen der homosexuellen Sünder zu beten. In der offiziellen Auffassung der Kirche gelten Homosexuelle als psychisch Kranke oder als Personen, die eine Todsünde begehen.

Auch der Chef der so genannten Christdemokratischen Partei der Neuen Generation (PNGCD), Gigi Becali machte Front gegen die Homosexuellen.

Unter den Teilnehmern der Gegendemonstration befanden sich auch einige Priester, Jugendliche in rumänischer Volkstracht sowie Nonnen mit Kruzifixen und Heiligenbildern. Der Großteil der Demonstranten bestand aber aus militanten Anhängern der Organisation „Neue Rechte“. Viele trugen Transparente mit schwulenfeindlichen Losungen, Nationalflaggen und Fahnen mit dem Keltenkreuz, dem stilisierten Symbol einiger international agierender rechtsextremer Gruppen. Einer der Demonstranten trug ein riesengroßes Porträt des rumänischen Faschistenführers Corneliu Zelea Codreanu. Porträts des Gründers der faschistischen rumänischen Legionärsbewegung Codreanu waren auch auf die schwarzen T-Shirts der „Neuen Rechten“ aufgedruckt. Auf einigen dieser T-Shirts waren auch die in der internationalen rechtsextremen Szene benutzten Zahlensymbole 14-88 zu sehen.

Die Zahl 14 symbolisiert die „14 Wörter“ des amerikanischen Neonazi und Rassisten, David Eden Lane ("We must secure the existence of our people and a future for white children" - "Wir müssen den Fortbestand unseres Volkes und die Zukunft unserer weißen Kinder sichern"). Die Zahl 88 ist ein symbolischer Code für „Heil Hitler“.

Obwohl in Rumänien die öffentliche Verherrlichung von Rechtsextremisten (in diesem Fall Codreanu) sowie die Zurschaustellung neofaschistischer Symbole verboten ist, hatten die Behörden keinerlei Bedenken gegen die Demonstranten.

Die Teilnehmer an der Demonstration riefen schwulenfeindliche Parolen („Nu vrem sa fim un neam de poponari!”, „Afara cu toti gay-i din tara!”, „România nu e Sodoma!“ – Wir wollen kein Volk von Arschfickern sein!, Raus mit den Schwulen aus Rumänien!, Rumänien ist kein Sodom!), die von vielen Zaungästen mit Beifall aufgenommen wurden.

In zahlreichen Internetforen und Leserbriefen an Zeitungen, die über die von der Schwulenorganisation „Accept“ organisierten Parade berichteten, sind unzählige Beiträge erschienen, die eine aggressive Intoleranz und einen militanten Nationalismus bezeugen. Das ist in der rumänischen Gesellschaft aber weitgehend Konsens und wird deshalb toleriert.

Category: Rumänien
Posted 06/11/07 by: admin