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Wie Thatcher und Merkel
Von dem Moment an, als der Name von Zippi Livni als Kandidatin für den Kadima-Vorsitz und für das Amt des Ministerpräsidenten genannt wurde, begannen ihre Gegner damit, die Öffentlichkeit vor den Gefahren zu warnen, die dem Staat Israel drohen, wenn Gott behüte eine Frau ohne militärische Erfahrung die Führung übernehmen würde...
Von Eyal Fardis, Maariv v. 30.07.2008
Man kann Livni unterstützen, man kann sie ablehnen, aber man kann sie nicht von vorneherein ablehnen, nur weil sie eine Frau ist und keine Division kommandiert hat. Vorurteile dürfen die Entscheidung nicht beeinflussen.
Nehmen wir zum Beispiel Angela Merkel. Sie ist von Beruf Physikerin, es mangelt ihr an jeglicher militärischer Erfahrung, und dennoch führt die Bundeskanzlerin einen Staat, in dem ca. 300 nukleare Waffen stationiert sind. Merkel steht einer Nation mit 82 Millionen Bürger vor, dem fünftgrößten Exporteur der Welt.
Und dann gab es auch Margaret Thatcher, von Beruf Chemikerin und Rechtsanwältin. Auch sie hatte keinerlei militärische Erfahrungen, als sie in die Downing Street 10 einzog, hat ihr Land jedoch 1982 entschlossen durch den Falkland Krieg gegen Argentinien geführt und die Stationierung von amerikanischen Raketen mit nuklearem Sprengkopf in Großbritannien genehmigt.
In der ganzen Welt werden Frauen in hohen Ämtern akzeptiert: in Chile, Finnland, Neuseeland, Irland und Lettland sind Frauen Ministerpräsidentinnen. In Spanien amtiert eine Frau sogar als Verteidigungsministerin. Das Argument der "militärischen Unerfahrenheit" ist macho und überheblich.
Viele versuchen jetzt, dieses Argument gegen Livni einzusetzen und eine Verbindung
zwischen den Primaries bei Kadima und Golda Meir im Jom Kippur Krieg herzustellen. Aber man sollte sich darin erinnern, dass Golda gegenüber den entschlossenen Standpunkten ihres Verteidigungsminister Dayan und anderen Besonnenheit demonstriert hat.
Die militärische Unerfahrenheit Livnis ist kein Nachteil, sondern sogar ein Vorteil. Sie ist nicht in irgendeinem Konzept gefangen. Untersuchungen haben ergeben, dass Frauen ihr Umfeld mehr an Entscheidungen beteiligen und sich weniger auf hierarchische Autoritäten verlassen. Und auch bei Verhandlungen haben sie mehr Erfahrung: Sie hören besser zu, verstehen den anderen besser und in vielen Fällen haben sie einen weitaus größeren Weitblick.
Diejenigen, die das Argument der "militärischen Unerfahrenheit" vorbringen, sind also weit vom Weltgeschehen und der Realität entfernt. Wer die Regierung anführt, muss keine militärische Erfahrung haben, sondern über Führungsqualitäten verfügen.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv
Posted 08/03/08 by:
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