haGalil.com (http://www.hagalil.com)
Trotz der Kritik: Merkel wird in der Knesset auf Deutsch sprechen
Nach einer stürmischen Debatte im Knessetkomitee wurde beschlossen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel nächste Woche auf Deutsch vor der Knesset sprechen wird. Die Minister, die dagegen stimmten, waren Arie Eldar und Uri Ariel vom Ichud Leumi. Eldar sagte, er könne die deutsche Sprache, „die Sprache, in der meine Großeltern getötet wurden“, nicht ertragen...
In Jedioth Achronoth v. 12.03.2008 kommentierte dazu Noah Klieger:
Es ist nicht die Sprache, es ist die Musik
Ich verstehe die Proteste der Abgeordneten nicht, die forderten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre geplante Rede nächste Woche in der Knesset in Englisch und nicht in jener Sprache, Deutsch, hält. Ihr Argument, eine „Rede in deutscher Sprache verletzt die Gefühle der Holocaustüberlebenden“, ist völlig übertrieben.
Es ist nicht die deutsche Sprache, - die übrigens auch von den Österreichern und einem großen Teil der Schweizer gesprochen wird- die die Holocaustüberlebenden oder jeden andern Menschen in Israel verletzen könnte. Ich, als Auschwitzüberlebender und als jemand, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Holocaust befasst, kann dies ja mit Sicherheit einschätzen. Wie auch immer, eine Rede auf Deutsch in der Knesset wird sie nicht mehr verletzen als die Minister der israelischen Regierungen, die schon seit Generationen in deutschen Autos fahren, auch als man ihnen andere Alternativen angeboten hat.
Die Sprache ist verletzend? Kann es sein, dass sich hier ein Element von Populismus erkennen lässt? Sollte dies der Fall sein, dann handelt es sich Populismus der billigsten und niedrigsten Art. Wenn die Abgeordneten wirklich einen Protest initiieren wollen, dann sollen sie fordern, dass die deutsche Hymne nicht mehr in Israel gespielt wird, wie es schon oft der Fall war. Diese Klänge verletzen die Holocaustüberlebenden wirklich. Und nicht nur sie. Diese Klänge verletzen auch alle Nationen in Europa, die viele Jahre unter dem Regime der Nazis leben mussten.
Auch die Tatsache, dass die Deutschen nicht mehr die erste Strophe des Deutschlandlieds singen, „Deutschland über alles“, sondern die zweite Strophe, „Einigkeit und Recht und Freiheit“, ändert nichts daran. Nicht die Worte sind im Gedächtnis geblieben, sondern die Melodie. Ich muss zugeben- jedes Mal, wenn ich die Hymne höre, vor einem Fußballspiel oder irgendeinem anderen sportlichen Ereignis z.B., überläuft mich ein Schauer.
Weil die Deutschen, entgegen jeder Logik und mit völliger Insensibilität gegenüber Millionen Europäer und anderer Völker, es nicht für richtig befunden haben, nach dem 2. Weltkrieg ihre Hymne zu ändern, ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, dass das israelische Parlament es ihnen vorschlägt. Wahrscheinlich würden sich viele Länder einer solchen Initiative anschließen.
Aber nun zurück zur Sprache und zu Angela Merkel. Die erste Kanzlerin in der Geschichte Deutschlands hat schon mehrmals bewiesen, dass sie im Gegensatz zu einigen ihrer Vorgänger eine wahre Freundin Israels ist, die auch nicht zögert, den moslemischen Terror im Allgemeinen und den arabischen Terror gegen Israel im Besonderen mit aller Schärfe zu verurteilen. Merkel hat seit ihrem Amtsantritt häufig unter Beweis gestellt, dass sie eine würdige, starke und ausgewogene Führerin ist, eine wahre Demokratin. Und gerade ihr tritt man mit einem Argument entgegen, das völlig ungerechtfertigt und ohne jede Grundlage ist. Wie schade!
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv
Posted 03/13/08 by:
admin
Article URL:
http://www.hagalil.com/01/de/Israel.php/01/de/nucleus/plugins/print/print.php?itemid=1968
© 2006 haGalil - http://www.hagalil.com