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Beschwerde der Gedenkstättenleitung Auschwitz: Die Fahne hat sie geärgert
Es war nur eine Frage der Zeit. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass sich die Leitung des Auschwitz-Museums erst jetzt offiziell bei unserer Botschaft in Warschau über das Benehmen der israelischen Jugenddelegationen beschwert hat...
Noach Klieger kommentiert in Jedioth achronoth
Der Protest erfolgte wenige Tage nachdem eine große polnische Zeitung eine „Recherche" über die Besuche der israelischen Jugenddelegationen in Polen veröffentlicht hatte, in dem sie zahlreiche Skandale „enthüllte", die dazu führten, dass polnische Hotels sich weigerten, junge Israelis aufzunehmen. Es ist schwer zu glauben, dass man sich hier nicht abgesprochen hat, und das Museum und die Zeitung zufällig genau zum selben Zeitpunkt zu gleichen Schlussfolgerungen gelangten.
Die Leiter des Museums beklagen sich unter anderem über die Telefongespräche, die Israelis „in den Gaskammern" führen. Auch darüber, dass sie Kerzen in den Baracken anzünden, was zum Ausbruch von Bränden führen könnte. Auch der Brauch der jungen Israelis, in israelischen Fahnen eingehüllt durch die Straßen polnischer Städte zu ziehen, ist für sie inakzeptabel.
Jetzt sind wir bei der Wurzel des Problems angelangt.
Nicht die Anrufe aus den Gaskammern, sollten diese wirklich stattgefunden haben (ich war über 100 mal in Auschwitz und habe auch kein einziges solches Telefongespräch gesehen), auch nicht die Angst vor einem Feuer in einem der „Blocks" (die Gefahr ist sehr gering, denn die Blocks sind hohe und breite Gebäude, und die Schüler stellen die kleinen Kerzen auf den Fußboden) veranlassten die Leiter des Museums dazu, sich zu beschweren. Was sie so richtig geärgert hat, war der Anblick hunderter junger Menschen, die in israelische Fahnen gehüllt, stolz und aufrecht durch die Straßen ziehen. Das hat dem Museum und der Zeitung den Rest gegeben.
Nun zur Sache selbst: Auch wir haben bereits hin und wieder auf unpassendes, wenn nicht sogar wildes Benehmen von jungen Israelis in Polen aufmerksam gemacht. Aber das sind Ausnahmen. In der Regel benehmen sich die über 30.000 Israelis, die Jahr für Jahr nach Polen fahren, völlig normal. Ausnahmefälle sind übrigens kein israelisches Monopol. Auch Jugendliche aus anderen Ländern, einschließlich Polens, benehmen sich hin und wieder „daneben". Man muss alles in die richtigen Proportionen setzen. Sowieso läge es ja nicht im Interesse des Museums, oder der Zeitung, oder der polnischen Behörden, dass die Israelis nicht mehr nach Polen kommen. Die israelischen Delegationen lassen sehr viel Geld in Polen, und es ist klar, dass die Warschauer Behörden an einer Fortsetzung der Besuche interessiert sind, natürlich unter der Voraussetzung, dass die Verantwortlichen für diese Delegationen auf ein ordentliches Benehmen der Jugendlichen achten.
Was ein anderes Argument der Polen betrifft, nämlich dass die „Lagerbesichtigungen" bei den Besuchern den Eindruck hinterließen, Polen sei nicht mehr als „ein einziger, großer Friedhof", muss zunächst einmal gesagt werden, dass diese Definition durchaus zutrifft. Für das jüdische Volk ist Polen ein einziger, großer Friedhof, wenn das auch nicht Polens Schuld ist. Es waren die Deutschen, die die Vernichtung der Juden Europas auf polnischem Boden geplant und umgesetzt haben. Die Deutschen suchten die Weiten dieses Landes aus, dem ersten, das sie im Krieg erobert haben, um dort ihr Vernichtungsnetz zu spannen. Und die israelischen Reiseführer sollten diese Tatsache immer wieder betonen.
Posted 07/19/07 by:
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