Vor gut eineinhalb Wochen, am christlichen Karfreitag, strahlte Pro 7 den umstrittenen Gewaltstreifen "Die Passion Christi" im Abendprogramm aus und bescherte den Zuschauern sozusagen ein besonders faules "Osterei". Ein Berliner Lehrer berichtete haGalil onLine, dass zwei seiner Schüler durch den Streifen motiviert wurden, mehrmals antisemitische Aussagen im Unterricht zu treffen. Grund für uns, nochmals auf den Inhalt und die Gefährlichkeit dieses Filmes einzugehen...
Von Jörg Fischer
Über den Kinofilm "Die Passion Christi" wurde bereits
unmittelbar nach seinem Kinostart viel geschrieben und heftig diskutiert. Hauptpunkte der Kritik waren: Der Film ist überfrachtet mit Gewaltszenen, die besonders brutal dargestellt werden, und er transportiert massive antisemitische Vorurteile. Macher des Filmes ist der christliche Fundamentalist Mel Gibson, der schon des öfteren durch antisemitische Äußerungen unangenehm aufgefallen ist. Seinen Erfolg verdankt der Film in den USA vor allem dem Engagement zumeist rechtsgerichteter und christlich-fundamentalistischer Kreise, die den Streifen massiv bewarben und Kinobesuche organisierten.
Der Film hat offenbar nichts an seiner negativen Wirkung verloren. Ein Berliner Lehrer berichtet haGalil onLine gegenüber, dass Schüler in seiner Klasse, die den Film im Privatsender Pro 7 gesehen haben, sich auf den Inhalt des Filmes bezogen, als sie im Unterricht meinten: "Die Juden waren doch schon immer so gemein, haßerfüllt, rachsüchtig."
Am 26.3.2007, wenige Tage vor der Ausstrahlung des Machwerkes, wandte sich der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit an Pro 7 mit folgendem Brief:
"Sehr geehrter Herr De Posch
Vorstandsvorsitzender (CEO), mit höchster Verwunderung und Sorge haben wir als Vertreter von 84 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland die Ankündigung der von Ihrem Sender geplanten Ausstrahlung von Mel Gibsons Film "Die Passion Christi" am Karfreitag, den 06. April 2007 zur Kenntnis genommen. Wir haben bereits im März 2004 anlässlich des Filmstarts der "Passion" in deutschen Kinos öffentlich auf den antijüdischen, ja antisemitischen Charakter dieses Films hingewiesen und dazu folgendes ausgeführt: 1. "Wir kritisieren, dass entgegen jeglicher historischer Erkenntnis die Schuld am Tod Jesu kollektiv den Juden zugeschrieben wird. 2. Wir kritisieren, dass der Film in seinen judenfeindlichen Darstellungen die traditionelle Verachtung der Juden wieder belebt. 3. Wir kritisieren, dass in der Darstellung längst überwunden geglaubte anti-jüdische Klischee-Bilder wieder aufgenommen werden. 4. Wir kritisieren, dass die christliche Botschaft filmisch durch brutale und blutrünstige Gewaltdarstellungen auf eine mittelalterliche Leidenstheologie reduziert wird. 5. Wir kritisieren, dass Gibsons Film insgesamt ein Jesus Bild vermittelt, das den christlichen Glauben drastisch verkürzt und dem gegenwärtigen Stand christlicher Theologie in keiner Weise Rechnung trägt." Diese damalige Kritik hat nichts an Relevanz verloren. Dass Sie die "Passion Christi" zudem ausgerechnet an einem Karfreitag ausstrahlen wollen, zeugt von besonderer historischer und politischer Insensibilität. Ihnen dürfte bekannt sein, dass die jüdischen Gemeinden Europas über Jahrhunderte hinweg just am Karfreitag Opfer brutaler Pogrome wurden. Von antijüdischen Karfreitagspredigten aufgestachelt, die ganz im Sinne von Gibsons "Passion" den Juden die Schuld am Tode Christi zuschanzten, kam es allerorten zu gewalttätiger "Judenhatz", wie es in den zeitgenössischen Quellen hieß. Wir ersuchen Sie daher dringlich, darüber nachzudenken, ob Sie wirklich daran festhalten wollen, diesen Film zu senden, der nur dazu geeignet ist, alte anti-jüdische Vorurteile neu zu beleben. Wir unterstellen nicht, dass letzteres in Ihrer Absicht liegt; aber gerade hier kommt es nicht auf die Absicht an, sondern auf die Wirkung.
Bad Nauheim, März 2007
Präsidium und Vorstand des DKR
Dr. h.c. Henry G. Brandt Jüdischer Präsident, Dr. Eva Schulz-Jander Katholische Präsidentin, Prof. Dr. Berndt Schaller Evangelischer Präsident"
Das Antwortschreiben war lapidar und der Sender hielt an der Ausstrahlung fest. Die Gefährlichkeit des Filmes wird durch seine Machart verstärkt. Der Streifen ist durchgängig untertitelt, da in dem Film ausschließlich Latein, Aramäisch und Hebräisch gesprochen wird. Das erschwert zwar das Konsumieren des Streifens – verleiht ihm aber zumindest unbewußt beim Zuschauer den Eindruck, er sei "authentisch", quasi wie ein "Dokumentarfilm". Verstärkt wird dieser Eindruck durch die durchgängig eher düsteren Farben und die fast schon sakrale-mystische Filmmusik, die die gewünschten emotionalen Effekte verstärken soll.
Tatsächlich aber strotzt der Gibson-Film nicht nur vor antisemitischen Klischees, sondern wimmelt auch nur so vor historischen Fehlern, sowohl wenn man die Geschichtsforschung zu Grunde nimmt, als auch wenn man die christlichen Evangelien als Basis der Bewertung heranziehen will.
Aus Untersuchungen von Gekreuzigten aus der betreffenden Zeit geht hervor, dass die Nägel nicht durch Handflächen – wie im Film – sondern durch Handwurzelknochen oder Unterarme getrieben wurden. Das hatte einen physiologischen Grund: die Gewebe der Handflächen konnten das Gewicht eines Körpers nicht halten. Die traditionelle christliche Ikonographie platzierte dagegen fast immer die Nägel auf den Handflächen und nicht auf den Handgelenken Jesu.
Der Jerusalemer Anthropologe Joe Zias zweifelt die langen Haare Jesu an: bestenfalls die Nasiräer, die Vorläufer der Mönche, hätten schulterlanges Haar getragen. Der Paderborner Bibelexperte Professor Carsten Peter Thiede erwähnt als auffälligste unhistorische Einzelheit die Auswahl der antiken Sprachen zur Zeit der Handlung der Ereignisse an diesen Orten: zu dieser Zeit sei in Palästina Griechisch und Aramäisch gesprochen worden, nicht aber Latein, das die Umgangssprache in Mittelitalien war. So sind auch alle Bücher des Neuen Testamentes in Griechisch verfasst.
Die lateinische Aussprache im Film erfolgte nach modernem, nicht nach wissenschaftlich rekonstruiertem Muster. Auffälligstes Beispiel ist das erst in der Spätantike einsetzende "Zischen" von C/G vor hellem Vokal. So wird 20, viginti, "widschinti" und nicht "wiginti" gesprochen. Darüber hinaus befinden sich auch grammatikalische Schnitzer: So ruft einer der römischen Soldaten zu Ende des Films seinen Kameraden "Cassius", er hätte ihn aber "Cassi" gerufen, was dem Anredefall (Vokativ) des Namens Cassius entspricht. Außerdem werden die Zahlen 28, 29 bei der Geißelung als "viginti octo" und "viginti novem" gerufen, anstelle der korrekten Formen "duodetriginta" und "undetriginta".
In der gezeigten Schrifttafel, die Pontius Pilatus in Auftrag gegeben hat, ist die Schrift in Latein-Aramäisch angebracht. In den Evangelien wird aber übereinstimmend davon gesprochen, dass die Schrift dreisprachig, nämlich Hebräisch-Griechisch-Latein, verfasst wurde. Weiterhin ist die Figur des Holzkreuzes falsch, das Jesus tragen muss. Nach römischer Sitte wurde nur der Querbalken zur Hinrichtungsstätte geschleppt und der Verurteilte an einem fest im Boden verankerten Längsbalken hochgezogen. Mel Gibson verwendet also eine traditionelle christliche Darstellung des Kreuzweges anstatt der historischen.
Und natürlich wird eines ganz außer Acht gelassen: Wenn man davon ausgeht, das Jesus von Nazareth eine historische Person war und die christlichen Evangelien zutreffende Berichte sind, so ist dieser Jesus von Nazareth als Jude geboren worden, er wurde beschnitten (wenngleich die katholische Kirche die Beschneidung gerne als "Darstellung des Herrn" verbrämt, um das Wort "Beschneidung" in diesem Zusammenhang nicht verwenden zu müssen), er lebte als Jude (pilgerte zum Tempel nach Jersualem, ging in das Lehrhaus) und er starb als Jude.
Aber es geht diesem Film eben nicht um historische Genauigkeit, es geht um etwas anderes …
Posted 04/18/07 by:
admin
Comments
herr fischer ich bin ein aramäer und ich sage ihnen mann hat nicht behauptet jesus sei nicht jude.hier gehts um die letzten tage von jesus ,jesus hat sich für uns geopfert aber die tatsache das juden immer noch auf MESSIAS warten der sie wieder die herren über menschen macht,leider wird es nicht klappen.und nochmals wir aramäer sind immer noch die vorfahren der juden sowie abraham,ishak, jakob,und deren kinder.SCHALOM
Vieles, nicht nur dieser volksverhetzende Film ist geeignet, erneut antisemitische Ausbrüche auf religiöser Ebne auszulösen.
Zur freien Ausübung der Religion gehört nun mal auch Respekt gegenüber dem Anderen. Während Israel Solches perfekt umsetzt, tut man sich in Deutschland schwer. Es wird von "Deutscher Leitkultur" und "Christlich humanistischen Menschenbild" gesprochen. Hierdurch werden jedoch Menschen, die nach anderen, nichtchristlichen Maßstäben leben wollen ausgegrenzt.
Die halachische Erziehung, welche unsere Kinder genießen, steht in Vielem im Widerspruch zur Lehrmeinung an deutschen Schulen. Notwendig ist es also, unsere Kinder zu gegenseitigem Respekt, auch und besonders in Bezug auf verschiedene religiöse Überzeugungen zu erziehen.
Mit der Darstellung, dass das Christentum das vollkommende Ideal darstellt ist es jedoch nicht zu bewerkstelligen.
an arik,warum antisemitische ausbrüche.erstens es geht um die wahre geschichte von mschiho(CHRISTUS)also nix da mit antisemitismus mann soll auch kritik vertragen.
@rizko:
Thema verfehlt - 6 !
Im obigen Artikel geht es um die Folgen einer Aufführung des Films, nicht um die Beurteilung der Person Jesus.
Gut das sich der Sender nicht had einschüchtern lassen und den Film gezeigt hat!
Noch leben wir in einer halbwegs freien Demokratie wo nicht eine kleine Gruppe bestimmen kann was gesendet wird, was gesagt oder gezeigt werden darf (obwohl Ansätze dafür gibt's ja zu Hauf...)
@ano: jawohl, noch ist meinungsfreiheit - und dazu gehört eben auch, daß man einen bescheuerten film kritisieren und seine absetzung fordern kann. erst recht mit so guten argumenten wie sie in dem brief an pro7 vorgebracht wurden.
Nein, Meinungsfreiheit ist das du den Film bescheuert findend kannst und das auch öffentlich sagen darfst.
Zu verlangen ihn auf Grund DEINER Überzeugung ihn nicht zu seigen ist DIKTATUR!!!
@Ano: Diktatur ist das Machtmittel der Mächtigen ! Wir sind nur die Mahnenden !
Dies ist unser Recht ! Oder willst du uns sogar in einem jüdischen Forum mundtot machen ? Wenn nicht hier, wo sonst kann ich als Jude denn ungehindert meine Meinung sagen ?
Du kannst sagen was du willst, nicht nur hier in eurem Forum aber von einem Fernsehsender vorschreiben zu wollen was er senden darf und nicht DAS überschreitet
alle Grenzen.
Das hat nichts damit zu tun ob jemand Jude, Christ oder Moslem ist.
Wo kämen wir denn dahin? Wo soll das denn aufhören?
fuer mich ist die Passion Christi ein katholischer Klischeefilm, ich haette nicht gedacht, erwartet, als dieser Film erschien, dieselbe Art zu finden, welche andere Glaubenrichtungen hervorkommen laesst, als eben die katholische. Deshalb wird dieser Film
oft von Nichtkatholiken benutzt, um im Anschluss daran eine andere Sichtweise zu diskutieren. Das steht auch Juden offen! Shabbat Shalom!
Man kann den Film natuerlich auch als Abrechnung / Blossstellung roemischer boeser Gewalt sehen. Da Gewalt immer Gegengewalt hervorbringt, stellt sich allerdings die Frage, warum die Juden so dergestalt roemisch verbraemt dargestellt wurden. Das kann nur bedeuten, dass die Filmemacher keinen direkten Zugang zur juedischen Vergangenheit besassen. Wie sehr politisch durchdacht dieser Mord, diese Verurteilung von Jesus, Jeshua auch gewesen ist, so ist doch Gott immer groesser als menschliche Zeitgeschichte.
Nur wer die goettlichen Ausmasse begreift, kann das positive dieses Filmes sehen, ahnen. Das kommt leider zu kurz!
Soll der Film deswegen wegzensiert werden? Was daran antisemititsch (Pfui! Pfui! Guido Knopp, wo bist du?) sein soll - keine Ahnung.
Der Film überträgt auch nicht mehr Antisemitismus als das ewige Herumgezicke und der Verfolgungswahn des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Sollen wir statt der Passion Christi an Ostern lieber zum 1000sten Mal "Schindlers Liste" - für die Demut - schauen???
Ich habe den Film auf DVD geguckt und fand ihn übel langweilig. Ein bißchen Splatter, aber ansonsten uninteressant.
Und der Splatter konnte so nicht hinkommen. Angenommen, ein Mensch wäre so schwer verletzt worden wie bei den gezeigten Geißelungen, er wäre tot gewesen. Wenn dir mit Metallhaken die komplette Rückenmuskulatur auseinandergefetzt wird, kannst du dich nicht mehr aufrichten. Mehr noch: Du wirst verbluten, außerdem wird Blut in die Lunge eindringen. Du wirst ersticken. Dann hat das Rückenmark keinen Halt mehr und dürfte auch verletzt sein: Du wirst gelähmt sein.
Ich neige sowieso dazu, Jesus vor allem als Symbol zu sehen. Niemand weiß, ob es einen jüdischer Rabbiner gab, auf den die Evangelien zutreffen, der damals gelebt hat und auch gekreuzigt wurde. Da gibt es also eine Reihe von historischen Ungereimtheiten. Mein Kenntnisstand: Die ersten Evangelien, die Logien, tauchten um 70 n.u.Z. auf und enthielten Zitate. Die Jesus-Geschichten entstanden Jahrunderte später aus diesen Logien heraus, wahrscheinlich, weil in Anekdoten gekleidete theologische Lehrsätze leichter weitererzählt werden können als die nackten Paragraphen. Ich vermute, daß mit der Person des Jesus dem von den Römern verwüsteten Tempel von Jerusalem ein literarisches Denkmal gesetzt werden sollte, denn Jesus predigt meines Wissens nach nichts, was damals nicht zur zeitgenössischen jüdischen Theologie dazu gehörte. Ich denke gerade an die Essener, die sich jedenfalls so ähnlich wie Jesus äußerten.
Es gibt hunderte Filme wo die Deutschen weiß Gott deutlich schlechter wegkommen als die Juden in diesem Film. Beschweren wir uns? Aber bei euch ist halt immer alles sofort ANTISEMITISMUS...
Müller, Maier, Schulze......
Müller sollte lieber für die NPD schreiben.
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