Seit ein paar Monaten existiert das Projekt "Lexikus" im Internet, eine Online-Bibliothek für historische Literatur...
Von Benjamin Rosendahl
Bei "Lexikus" gibt es Volltexte historischer Bücher, Artikel zu verschiedenen Themen sowie ein Projekt zur Neuauflage von Büchern, die nicht mehr im Umsatz sind. Geleitet wird das Projekt von Stefan Herbst, der auch den Godewind-Verlag leitet, in Zusammenarbeit mit seinem Sohn, Hans-Jürgen Herbst.
Wie Stefan Herbst betont, ist "das Projekt "Lexikus" gerade heute so wichtig, wo die letzten Zeitzeugen des Holocausts von uns gehen. Mit ihnen geht nicht nur die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und die Shoah verloren, sondern auch ein ganzes Kulturerbe: Jeder der Zeitzeugen erinnert sich nämlich an die Geschichten seiner Eltern und Großeltern, an die Synagoge seiner Kindheit, an die Schule, an die Geschäfte und an die Bücher, die im heimischen Bücherschrank standen. Mit dem Projekt "Lexikus" wird ein wenig von dieser Geschichte gerettet."
Und so digitalisiert Lexikus historische Werke und stellt sie als Volltext zur Verfügung. U.a. kann man beispielsweise dem Begründer des politischen Zionismus, Theodor Herzl, über die Schulter schauen und sein 1896 veröffentlichtes Meisterwerk "der Judenstaat" lesen. Oder bei Ludwig Geiger sich über die Juden und die napoleonischen Befreiungskriege informieren. Überhaupt ist jüdische Geschichte – wie könnte es anders sein- sehr stark beim Projekt "Lexikus" vertreten, das sich auf historische Literatur aus der Zeit vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts spezialisiert. Eine wichtige Unterrubrik hierbei ist das Thema Exil, und auch hier sind Juden sehr stark vertreten.
Aber auch das gedruckte Buch kommt bei "Lexikus” nicht zu kurz: So wird u.a. eine Buchpatenschaft angeboten, wobei man helfen kann, ein historisches Buch, das Out-of-Print ist, wieder aufzulegen. Ein Buch, das bereits im Umlauf ist, ist "
Stille Erde", ein historischer Roman über das Dorf Tichaja Semlja (russisch für "Stille Erde"), wo Deutsche und Russen im Jahre 1942 aufeinandertreffen.
Schließlich ist die Regionalgeschichte ein besonderes Anliegen des Projektes: Und so gibt es bereits das Online-Portal "Mein Mecklenburg-Vorpommern". In der Unterrubrik "Land und Leute" schreibt da u.a. Ronald Linowski einen rührenden Artikel über die Freundschaft eines 67-jährigen Deutschen zu einem 88-jährigen Juden aus der Ukraine, der nach Deutschland eingewandert ist. Weitere Unterbereiche sind lokale Kunst und Kultur sowie Geschichte. Insbesonders der Bericht über die Erinnerung an die jüdischen Ärzte ist hierbei sehr zu empfehlen. Weitere Projekte lokaler Geschichte und Kultur sind in Plannung.
Wer Interesse hat, beim Projekt "Lexikus" mitzuhelfen, oder es sich gerne anschauen würde, der ist herzlichst eingeladen:
www.lexikus.de