Aus Anlass der Ausstellung „Verstummte Stimmen“ in der Staatsoper Stuttgart und im Haus der Geschichte Baden-Württemberg erschien eine informationsreiche, gut bebilderte Broschüre...
In mehreren Einzelbeiträgen beleuchtet die Neuerscheinung verschiedene Aspekte der Verdrängung der „Juden“ von den Stuttgarter Bühnen. Grundlage der Studien bilden eingehende archivarische Recherchen der vier AutorInnen, die teils aus musikwissenschaftlicher, teils aus stadthistorischer oder geschichtspolitischer Sicht seit Jahren mit dem Thema der nationalsozialistischen Verfolgung jüdischer Menschen befasst sind. Die Publikation wird nun aus Anlass der Ausstellung „Verstummte Stimmen“ in der Staatsoper Stuttgart und im Haus der Geschichte Baden-Württemberg der Öffentlichkeit druckfrisch vorgelegt.
Einen Schwerpunkt der Broschüre bilden die damaligen Vorgänge an den Württembergischen Staatstheatern: die antisemitische „Begleitmusik“ im Vorfeld der nationalsozialistischen Machtübernahme sowie die dann folgende Ausschaltung der „nichtarischen“ Mitglieder des Schauspiels und der Oper. Erweitert wird die Publikation durch Beiträge über das Stuttgarter Schauspielhaus, das Musikkonservatorium um Karl Adler, den Rundfunk und das Friedrichsbau-Varieté. Sie alle hatten die Stuttgarter Kulturlandschaft mit geprägt. Auch hier erfolgte die Entfernung der „jüdischen“ Akteure durch die Nationalsozialisten umgehend.
Ein Beitrag befasst sich mit der bisher wenig beachteten „Stuttgarter Jüdischen Kunstgemeinschaft“, die sich als Antwort der jüdischstämmigen Künstlerinnen und Künstler auf ihre Ausschaltung aus dem „arischen“ Kulturbetrieb verstand und bis zu ihrem Verbot 1938 eine wichtige Rolle in der bedrängten Jüdischen Gemeinde spielte.
Ein ausführlicher Biographienteil erschließt persönliche Schicksale von Kunstschaffenden, die als „jüdisch“ oder „jüdisch versippt“ galten.
Die beiden letzten Beiträge widmen sich der Remigration und der Vergangenheitspolitik nach 1945. Es wird gezeigt, in welch geringem Umfang emigrierte Kulturschaffende nach Stuttgart zurückkehrten. Und es wird gefragt, ob es eine Bereitschaft seitens der Staatstheater gab, sich mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und ob es Gesten gab, die auf einen Willen zur „Wiedergutmachung“ schließen lassen.
Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier:
'Sie brauchen nicht mehr zu kommen!' Die Verdrängung der Künstlerinnen und Künstler jüdischen Glaubens und jüdischer Abstammung aus dem Stuttgarter Theater- und Musikleben durch die Nationalsozialisten
76 Seiten, mit vielen Fotos, Format A 4, 8 Euro zuzüglich Versandkosten
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Leseprobe: Tatort "Württembergisches Staatstheater"
Die Broschüre ist zum Preis von acht Euro u.a. beim Stuttgarter Staatstheater und im Haus der Geschichte erhältlich. Zu beziehen ist die Publikation über:
Mauthausen Komitee Stuttgart e.V., Römerkastell 73 A, 70376 Stuttgart
Kontoverbindung: Stuttgarter Volksbank BLZ 600 901 00, Konto-Nr. 27 65 24 004