Immer dann, wenn hierzulande alle zusammen und ganz kollektiv einen neuen Faschismus verhindern oder zum "
Aufstand der Anständigen" trommeln, ist höchste Vorsicht geboten. Massenaufmärsche - und demonstrationen in Deutschland sind und bleiben hochgradig dubios...
Von Thomas von der Osten-Sacken, WADIblog, 21.09.2008
Denn immer dann, wenn es um wirklich etwas geht, etwa um Emanzipation, Freiheit, der Verteidigung der Rechten des Einzelnen etc., fehlen auf Demonstrationen in Deutschland regelhaft schlicht genau jene Massen, sie sich ansonsten und zu den unangenehmsten Anlässen so gerne zusammenfinden.
Wenn sich nun "ein CDU-Ministerpräsident und ein philosophiegeübter Oberbürgermeister gemeinsam mit SPD-Genossen, Linksparteilern, Gewerkschaftern Kirchenleuten und sogar einigen Antifa-Spontis auf einer Seite der politischen Barrikade treffen" und das Ganze vom
Neuen Deutschland so abgefeiert wird, dass man sich gar attestiert, man habe verhindert, dass Köln zur neuen "Stadt der Bewegung" werde, ganz so als handele es sich bei den, in der Tat äußerst unsymphatischen, "Pro Köln Leuten" um die Wiedergeburt der NSDAP, neige ich deshalb dazu, dem ganzen "bunten Widerstand", der sich da zusammenfand, nicht wirklich über den Weg zu trauen.
Als es jedenfalls darum ging, vor 75 Jahren die Schaffung der "
Hauptstadt der Bewegung" zu verhindern und die Demokratie zu verteidigen, fehlten, neben Barrikaden, die Kirchenleute, die Oberbürgermeister, Philosophen, Ministerpräsidenten und auch so einige SPD-Genossen. Woran es wohl liegen mag? Wir warten gespannt auf den nächsten ND-Kommentar des René Heilig, in dem er uns dann auch erklären möge, warum in Köln gleich die Demokratie verteidigt werden musste und gegen wen. Denn dass die Pro Köln Truppe diese abzuschaffen plane, ist mir, bei aller inhaltlichen Differenz, jedenfalls nicht bekannt.
Und um den Irssinn abzurunden, gerieren sich jetzt noch die Damen und Herren des "Pro Köln" unterstützenden Blogs "Politically Incorrect" als
mutige Widerstandskämpfer, vergleichbar … natürlich: denen im Dritten Reich, drunter geht’s ja nie und nimmer, auf keiner Seite der Barrikade, die keine war:
"Wer gestern die Vorfälle in Köln mitbekommen hat, kann sich ansatzweise vorstellen, wie sich die Menschen im Dritten Reich gefühlt haben, als sie gegen die Diktatur angekämpft. (…) Die Menschen im Dritten Reich haben aus dem Untergrund das System bekämpft, genau das machen wir derzeit auch, wir sitzen im Untergrund."
Während also die einen eine neue Machtübernahme der anderen in Köln verhindert haben, stehen letztere, die die Macht in nationalsozialistischer Manier an sich reißen wollten, nun, nachdem dies am bunten Widerstand ersterer gescheitert ist, ganz in der Tradition all jener, die damals Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet haben, und sitzen nun im Untergrund, um das System, dessen Neuauflage erstere gerade verhindert haben, fortan zu bekämpfen.
PS: :In Köln waren um die 40 000 Leute unterwegs, in Berlin ist die
Friedensbewegung mit 2500 angetreten und in Hamburg kamen 100 zur Kundgebung zum Hungerstreik im Iran.
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