Jump to navigation
9. Veranstaltung der Initiative gegen Antisemitismus Zürich
Hanno Loewy spricht über "Zweideutige Bilder, Fantasien des Jüdischen in den Medien – zwischen Faszination und Ressentiment"...
Referat von Hanno Loewy, Leiter des Jüdischen Museums in Hohenems, Autor, Literatur- und Filmwissenschaftler:
Zweideutige Bilder
Fantasien des Jüdischen in den Medien –
zwischen Faszination und Ressentiment
Diskussion im Anschluss
Moderation Lukas Germann
11. September 2008, 19:30 Uhr im Volkshaus (Blauer Saal)
Stauffacherstr. 60 (beim Helvetiaplatz) - 8004 Zürich
Die Filmfantasien des "Jüdischen" - vom ersten Tonfilm-Experiment des "Jazz-Singer" bis zum neuesten Schimanski-Krimi "Der Golem" sind so zweideutig, wie die Rolle, welche Juden zugewiesen wird. Mal als Symbol für die Ursprünge der Zivilisation auf den Sockel gestellt, mal als Quelle des Bösen verdammt - mit realen jüdischen Menschen haben solche Bilder und Geschichten selten zu tun. Aber die Faszination, die von "Juden" ausgeht, macht sich vor allem an den Extremen der Fantasie fest. Als "Genies" und als "Gutmenschen" gefeiert, als Inbegriff des "Opfer-Seins" und des "Geopfert-Werdens" bedauert, als "Verschwörer" und "Hüter geheimen Wissens" gefürchtet, als Rächer und Besatzer verdammt - Juden sind für alles gut.
Man kann darüber streiten, ob Filme wie Mel Gibsons "Passion" oder die „Protokolle der Weisen von Zion“ im ägyptischen Staatsfernsehen und ihre Bilder von jüdischen Blutsaugern noch zweideutig sind. Mit Hanno Loewy hoffen wir auf eine angeregte Diskussion, nicht nur über diese Frage.
Die Initiative gegen Antisemitismus Zürich:
Antisemitismus ist ein unvermindert aktuelles Thema; das haben öffentliche Debatten während der letzten Monate und Jahre ebenso deutlich gezeigt wie einige konkrete Vorfälle. Manifestiert hat sich auch, dass das Bewusstsein für dieses Problem in weiten Teilen der Bevölkerung kaum vorhanden ist. Zusätzlich beunruhigend ist, dass Antisemitismus nicht mehr nur ein Phänomen des ganz rechten oder des linken politischen Randes, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft verbreitet ist. Immer häufiger wird Kritik am Staat Israel genutzt, um durch einseitige und tendenziöse Stellungnahmen den Staat und seine BürgerInnen pauschal zu diffamieren und das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen. Gerade heute, wo Judenfeindschaft wieder "salonfähiger" geworden ist, halten wir es für unerlässlich, diesem gefährlichen Trend etwas entgegenzusetzen.
Wir, das ist die im Jahr 2002 Jahr gegründete "Initiative gegen Antisemitismus Zürich". Wir sind ein heterogenes Bündnis aus Gruppen und Einzelpersonen, vorwiegend aus dem linken Spektrum. Zusammengebracht hat uns der aktuell grassierende Antisemitismus und unser Wille, etwas dagegen zu tun. Gerade weil auch in der Linken antisemitische Weltbilder und Stereotypen produziert und reproduziert und oftmals auch mit grosser Vehemenz verteidigt werden, halten wir es für notwendig, Antisemitismus aus linker Sicht zu kritisieren.
Kontakt: gegen_antisemitismus(at)gmx.net
Zur Person:
Hanno Loewy, geboren 1961, Literatur- und Filmwissenschaftler, von 1990 bis 2000 Gründungsdirektor des Fritz Bauer Instituts zur Geschichte und Wirkung des Holocaust in Frankfurt am Main und seit 2004 Direktor des Jüdischen Museums Hohenems in Vorarlberg. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Wirkung des Holocaust und des Antisemitismus, zur Theorie und zur Geschichte des Films, und zur jüdischen Geschichte und Gegenwart. Darunter: ‘Heimat Diaspora. Das Jüdische Museum Hohenems’ (Verlag Bucher Hohenems 2008), ‘So einfach war das. Jüdische Kindheiten und Jugend in Österreich, der Schweiz und Deutschland’ (Jüdisches Museum Hohenems 2004), ‘Gerüchte über die Juden. Antisemitismus, Philosemitismus und aktuelle Verschwörungstheorien’ Klartext Verlagsgesellschaft (2005), ‘Taxi nach Auschwitz’ Philo Verlag (2002)