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Jüdisches Museum München: "Ein gewisses jüdisches Etwas"
Beteiligen Sie sich mit Ihrem persönlichen Beitrag an dieser ungewöhnlichen Ausstellung im Jüdischen Museum München...
Am 22. Juni 2008 findet in den Räumen des Jüdischen Museums München eine ganz besondere Publikumsveranstaltung statt.
Das Jüdische Museum möchte zu einem ungewöhnlichen Tag einladen. Wir möchten Menschen unterschiedlicher Herkunft anregen, sich mit unerwartet Jüdischem ausserhalb der gewohnten Schienen zu befassen; wir möchten ein Erlebnis vermitteln, das jüdische Klischees nicht unhinterfragt lässt und Begegnungen rund um überraschende Gegenstände ermöglicht. Wir laden Sie ein, Ihre persönlichen Geschichten, in denen etwas Jüdisches irgendeine Rolle spielt, zu erzählen.
Unsere Veranstaltung heisst "Ein gewisses jüdisches Etwas" und meint dies wörtlich: Wir laden herzlich ein, einen persönlichen Gegenstand, mit dem sich irgendetwas Jüdisches verbindet, irgendeine Geschichte, die einen jüdischen Aspekt hat, ins Museum zu bringen. Und die Geschichte, auf einem A4-Blatt aufgeschrieben, gleich dazu. Da gibt es Naheliegendes und Unerwartetes, Traditionelles und Überraschendes – wir freuen uns auf was immer da kommen mag, auf jede Art von Objekt und von Geschichten, die sich für jemanden darum ranken.
Wir sammeln die Objekte am Sonntag von 10:00 bis 14:00 Uhr und stellen sie anschliessend drei Monate lang aus. Jeder Teilnehmer wird zusammen mit seinem Mitbringsel fotografiert und in einer Dokumentation festgehalten. Im Rahmen eines Forums wird am Sonntagnachmittag von 15:00 bis 16:00 Uhr Gelegenheit geboten, einander die persönlichen Geschichten hinter den Dingen zu erzählen. Anschliessend soll den zusammengekommenen Gegenständen ein interessanter Rahmen verliehen werden. Wir laden dazu jüdische wie nicht jüdische Persönlichkeiten ein, zunächst in Führungen (16:00 bis 18:00 Uhr) durch die neuenstandene Ausstellung sowie in einem Podiumsgespräch ab 18:00 Uhr ihre Reflexionen zu den ausgestellten Gegenständen mit uns zu teilen.
Nicht lange nach der Veranstaltung wird jeder Leihgeber eine Dokumentation mit Text und Bild in gebundener Form bekommen, in welcher diese außergewöhnliche Ausstellung aufbewahrt bleiben wird.
Es würde uns freuen, wenn Sie ein gewisses jüdisches Etwas, irgendein Dingsda, am 22. Juni 2008 mitbringen wollten. Wir sind gespannt. Ist Ihnen schon etwas in den Sinn gekommen? Wenn ja, würden wir uns in den nächsten Wochen über eine kurze Nachricht per Mail, per Post oder am Telefon freuen. Das wird uns die Vorbereitung erleichtern.
Mit Dank für Ihr Interesse grüssen herzlich das Team des Jüdischen Museum München
Jüdisches Museum München
„Ein gewisses jüdisches Etwas“
St.-Jakobs-Platz 20
80331 München
Tel.: +49-89-233-20643
Fax.:+49-89-989-20643
tatjana.neef(at)muenchen.de
Posted 06/18/08 by:
admin
Comments
Ja, wenn Bayern nicht so weit weg wär. Dann hätte ich schon was. Da ist der Hans Frankenthal, der so wohlbeleibt war, dass du ihn nicht oder nur in hilfloser Pose zu umarmen versuchen konntest. Der ein anrührendes Buch schrieb: "Verweigerte Rückkehr", weil er aufzeichnen wollte, was ihm passierte, als er in sein Heimatdorf im Sauerland aus Auschwitz zurückkam und keiner damit gerechnet und deshalb sein bisschen Habe längst aufgeteilt war, auch ganz ohne Anwendung der Arisierungsparagraphen. Der mir in der Küche der Synagoge sagte: "Was dieses Land braucht, ist eine junge kommunistische Partei!" Er starb 1999. haGalil würdigt ihn. Oder die Marianne. Marianne Rusche war mit einer Verwandten von mir auf dem Gymnasium gewesen, eine nicht alltägliche Sache in der Zeit des Ersten Weltkrieges, sie waren die einzigen Mädchen in der Klasse und hielten zusammen. Marianne starb 1978. Sie war den Nazis entwischt nach England und dann zurückgekehrt, mit neuem Nachnamen, Yates, den die Leute hier nicht aussprechen konnten und sie mit "Frau Jates" anredeten, aber ihr Mann kam nicht mit. Sie wohnte oder besser hauste im einigermaßen heilgebliebenen Erdgeschoss ihres Vaters, eines stadtbekannten, sehr guten Augenarztes. Wo blieb er? Jedenfalls kam die Stadt auf die Idee, dem Warenhauskonzern Horten http://de.wikipedia.org/wik... ein Grundstück zum Bau eines Kaufhauses anzubieten. Horten war vor Allem durch Arisierungen reich geworden. Nun, Mariannes Grundstück mit der Hausruine stand im Wege. Kein Problem, man wusste noch, wie man Juden enteignet - und schwupps - saß sie sozusagen auf der Straße. Naja, sie fand eine kleine Wohnung. Das Enteignungsgeld legte sie als Tagesgeld an, um kein Einkommen zu haben: da musste die Stadt sie zähneknirschend unterstützen. Sie wollte, sagte sie, mir mein Studium mit 10.000 Mark finanzieren, aber starb vorher. Und - wieder schwupps - krallte sich ihr Rechtsanwalt das Geld und ließ irgendwelchen Verwandten auch noch was. Dann fällt mir Ilse ein. Ihre Großmutter war eine absolut "frume" Jüdin gewesen, aber ihre Mutter hatte, Schreck und Graus, einen guten Kommunisten geheiratet. Sie starb in Theresienstadt, während Ilse von dort zurückkam. Ihren Vater, keinen Juden, hatten die Nazis umgebracht, warum? - weil er Kommunist war. Sie rief mich oft in schönstem Westfälisch von ihrem Fenster: "Hören Sie mal ..." Sie schimpfte auf die "reichen Juden", die abgehauen seien und Arme wie sie zurückgelassen hätten. Aber auch auf die Ostjuden... und meinte Beides gar nicht so ernst. Brav ging sie in die Synagoge. Trotz so einem Vater... Sie erzählte, dass sie nachts oft schreiend aufwachte. KZ-Alpträume. Auch sie lebt nicht mehr. Ihre Tochter, die einen gut katholischen Mann und mit Judentum nix am Hut, aber nichts dagegen hatte, dass Ilse (im Gegensatz zu Marianne) auf dem jüdischen Friedhof beerdigt wurde, war baff, als ich meinte, nach Halacha ginge sie ja wohl mit wenig trouble als Jüdin durch und ihre Tochter ebenfalls. Na sowas. Aber das war nichts für beide.
Noch Vieles hätte ich. Den Friedhof etwa. Die Stadt brachte es fertig, die winzige Gemeinde davon zu überzeugen, dass für einen Wohnhausneubau der Platz hervorragend geeignet sei. Also wurde er verlegt, ziemlich weit weg auf einen der vielen Berge, die es hier gibt. Da liegt er so schön ungeschützt an Schrebergärten, dass er ohne Problem geschändet werden konnte. Die Täter? Ja wer und wo sind die? Jedenfalls baute die Stadt daraufhin eine ordentlichen Zaun drum. Und jetzt füllt er sich langsam mit mehr und mehr Kontingentlern, von denen viele schon recht betagt herkamen. Die überführten Grabsteine des alten Friedhofes aber stehen in Reih und Glied an einer Ecke, da hinten rechts.
Und noch viel, viel mehr fällt mir ein, alles hat mit Jüdischem zu tun... zum Beispiel Arno N., der "einzige deutsche Jude" am Ort, ein interessanter Typ. Der erzählte, dass er mit 9 Jahren in das Niemandsland zwischen Deutschland und Polen deportiert worden war. Er kämpfte dann später in Israel und kam zurück...
Musje und Ilja muss ich auch unbedingt noch nennen. Aus Lwow sind sie. Er wurde im Krieg als Soldat verschüttet und angeblich nur deshalb gerettet, weil der Kamerad, der sich auf einem Stein ein gekochtes Ei aufklopfen wollte, entdeckte, dass das Iljas Helm war, in dem dessen Kopf steckte. Na! Musje war Pianistin. In der Synagoge ist sie in ihrem hohen Alter trotzdem meiner Meinung nach die Schönste, so fein, wie sie sich macht. Eine richtige Prinzessin. Aber das darf ich nicht laut sagen, auch die anderen kommen ja soo schick daher.
Ach ja, da ist ja auch noch dieser Online-Dienst, heißt, übersetzt, irgendwas mit Welle oder so :-) Falsch? Slicha.
ego
Oh... oben ist mir beim Hereinkopieren vom Schreibprogramm eine Zeile abhanden gekommen. Da steht ziemlich am Anfang:
"Sie wohnte oder besser hauste im einigermaßen heilgebliebenen Erdgeschoss ihres Vaters, eines stadtbekannten, sehr guten Augenarztes."
Blödsinn. Muss heißen:
"Sie wohnte oder besser hauste im einigermaßen heilgebliebenen Erdgeschoss des ausgebombten und mit Blechen notdürftig gegen Regen geschützten Hauses ihres Vaters, eines stadtbekannten, sehr guten Augenarztes."
Nochmal sorry.
ego
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Noch Vieles hätte ich. Den Friedhof etwa. Die Stadt brachte es fertig, die winzige Gemeinde davon zu überzeugen, dass für einen Wohnhausneubau der Platz hervorragend geeignet sei. Also wurde er verlegt, ziemlich weit weg auf einen der vielen Berge, die es hier gibt. Da liegt er so schön ungeschützt an Schrebergärten, dass er ohne Problem geschändet werden konnte. Die Täter? Ja wer und wo sind die? Jedenfalls baute die Stadt daraufhin eine ordentlichen Zaun drum. Und jetzt füllt er sich langsam mit mehr und mehr Kontingentlern, von denen viele schon recht betagt herkamen. Die überführten Grabsteine des alten Friedhofes aber stehen in Reih und Glied an einer Ecke, da hinten rechts.
Und noch viel, viel mehr fällt mir ein, alles hat mit Jüdischem zu tun... zum Beispiel Arno N., der "einzige deutsche Jude" am Ort, ein interessanter Typ. Der erzählte, dass er mit 9 Jahren in das Niemandsland zwischen Deutschland und Polen deportiert worden war. Er kämpfte dann später in Israel und kam zurück...
Musje und Ilja muss ich auch unbedingt noch nennen. Aus Lwow sind sie. Er wurde im Krieg als Soldat verschüttet und angeblich nur deshalb gerettet, weil der Kamerad, der sich auf einem Stein ein gekochtes Ei aufklopfen wollte, entdeckte, dass das Iljas Helm war, in dem dessen Kopf steckte. Na! Musje war Pianistin. In der Synagoge ist sie in ihrem hohen Alter trotzdem meiner Meinung nach die Schönste, so fein, wie sie sich macht. Eine richtige Prinzessin. Aber das darf ich nicht laut sagen, auch die anderen kommen ja soo schick daher.
Ach ja, da ist ja auch noch dieser Online-Dienst, heißt, übersetzt, irgendwas mit Welle oder so :-) Falsch? Slicha.
ego