Das israelische Kinderheim "Neve Hanna" wurde 1974 von der aus Deutschland stammenden Jüdin Hanni Ullmann gegründet. Sie und ihre Freundin Hanna Kaphan, die finanziell die Gründung ermöglichte, hatten mehrere Visionen: Sie wollten Kindern, die nicht in ihren Familien aufwachsen können, ein warmherziges und liebvolles Zuhause geben...
Dabei war ihnen wichtig, dass man anders als bis dahin üblich auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Sie hatten die Vision, die Kinder fortan nicht in Großgruppen zu erziehen, die gemeinsam in großen Sälen schlafen und essen. Diese Vision verwirklichten sie mit der Gründung des Kinderheimes "Neve Hanna", das in kleinen Wohngruppen organisiert ist. Hier leben zehn bis zwölf Kinder in einer Wohngruppe, die von einer Betreuerin und einem Betreuer begleitet wird. Darüber hinaus helfen ein israelischer und ein deutscher Freiwilliger in jeder Wohngruppe mit.
Die Anwesenheit deutscher Freiwilliger war eine weitere Vision von Hanni Ullmann. Sie gehörte zu den ersten Israelis, die bereits Anfang der Sechzigerjahre den Dienst von deutschen Freiwilligen in Israel förderten. Das war im Kinderheim "Ahawah" in Kiryat Bialik, das seinen Vorläufer in Berlin hatte, wo Hanni Ullmann vor ihrem Weggang aus Deutschland kurz vor der NS-Zeit tätig gewesen war. Hanni Ullmann war es wichtig, sich für einen Dialog mit Deutschland einzusetzen, doch nicht nur an diesem Dialog lag ihr viel.
Eine weitere Vision, die sie schon während ihrer ersten Jahre im Land auf Grund der Freundschaft mit Martin Buber, Ernst Simon und Schalom Ben-Chorin entwickelte, setzte sie im Zuge der Gründung von "Neve Hanna" in ganz anderen Dimensionen um: Die Vision der friedvollen Koexistenz von Juden und Arabern.
Die Umsetzung dieser Vision Hanni Ullmanns nahm ihren Anfang vor über 20 Jahren durch Kontakte zu Muslimen in Rahat, eine der beduinischen Planstädte, die der Staat Israel in der Negev-Wüste gründete. Rahat ist nur 25 Minuten Autofahrt von Kiryat Gat entfernt, wo das Kinderheim "Neve Hanna" besteht. Zunächst trafen sich die Erwachsenen, dann wurden Treffen von Jugendlichen durchgeführt. Politik sollte keine Rolle spielen, denn auf diese Weise sollten sich in erster Linie die Menschen kennen lernen, mehr über die andere Religion, die Feiertage, die Kultur und die Lebensweise erfahren. Diese Kooperation hat zu engen Freundschaften geführt und ist – im Gegensatz zu vielen anderen Projekten, die in den Jahren der wachsenden Klüfte und Auseinandersetzungen eingeschlafen sind – immer intensiver geworden.
Diese Vision Hanni Ullmanns hob Dudu Weger, der bereits seit 25 Jahren "Neve Hanna" vorsteht, auf dynamische Art und Weise auf eine neue Ebene. Im Herbst 2004 gründete man in "Neve Hanna" in Gedenken an die zwei Jahre zuvor verstorbene Hanni Ullmann den jüdisch-beduinischen Tageshort "Pfad des Friedens". Auch hier werden Kinder betreut, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen. Im Gegensatz zu den rund 75 Kindern und Jugendlichen, die in "Neve Hanna" leben, funktionieren ihre Familien jedoch noch, brauchen aber dringend Hilfe, um nicht an den Problemen zu zerbrechen.
Im "Pfad des Friedens" werden inzwischen 14 Kinder – sieben jüdische Kinder aus Kiryat Gat und sieben beduinische Kinder aus Rahat – betreut. Sie werden schulisch gefördert und sind in Therapien eingebunden, um ihnen zu helfen, die oftmals multiplen Probleme zu bewältigen. Der "Pfad des Friedens" ist bilingual. Auch die drei Betreuer, von denen zwei Beduinen sind, sprechen sowohl Hebräisch als auch Arabisch. Die Kinder bringen in das gemeinsame Lernen sowie in Spiel und Spaß ihre Religionen und Kulturen ein, so dass man mehr übereinander lernt. Pluralismus und Toleranz sind wichtige Werte.
Anfangs sperrten sich die israelischen Behörden gegen dieses Projekt. Im vierten Jahr des Bestehens des "Pfad des Friedens" blicken die Kinder, die Betreuer, die beduinischen Kooperationspartner und auch "Neve Hanna" nicht nur auf pädagogische Erfolge im Hinblick auf die Fortschritte der einzelnen Kinder zurück, sondern sind über Auswirkungen auf das Umfeld der Kinder und auf die Integration dieser gemischten Gruppe im Gesamtbild von "Neve Hanna" sehr glücklich. Dass man den richtigen Weg eingeschlagen hat, wurde auch deutlich, als die beduinischen Partner im dritten Jahr dieses Projektes darum baten, ebenfalls Mädchen aufzunehmen. Zuvor hatten sie darauf bestanden, dass nur Jungen den "Pfad des Friedens" besuchen. Somit sind unter den 14 Kindern inzwischen auch zwei jüdische Mädchen aus Kiryat Gat und zwei beduinische Mädchen aus Rahat.
Im Herbst 2006 ging man dann noch einen Schritt weiter und gründete eine jüdisch-beduinische Theatergruppe. Sowohl in "Neve Hanna" als auch die Kooperationspartner in der Beduinen-Stadt Rahat veranstalteten Auswahlverfahren, um eine Theatergruppe mit insgesamt 13 Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren zusammenzustellen. Es wurden 8 jüdische Jugendliche aus "Neve Hanna" und 5 beduinisch-arabische Jugendliche aus Rahat ausgewählt. Auf Einladung des deutschen Freundesvereines von "Neve Hanna" gehen sie nun in wenigen Tagen auf Deutschlandtournee.
Als Schauspieler sind zudem zwei deutsche Freiwillige, einer der Betreuer aus Rahat und der Direktor von "Neve Hanna", Dudu Weger, beteiligt. Die Jugendlichen haben im Laufe des Jahres zusammen mit professionellen Mitarbeitern (Drama- und Tanztherapeuten, Musiklehrer und Theaterregisseurin) ihre Ideen für eine Vorführung ausgearbeitet. In "A Day in A Life” erzählen sie, wie ein Tag in "Neve Hanna" und in Rahat aussieht. Es ist ein Theaterstück, in dem sich die Jugendlichen fast ausschließlich durch Mimik, Gestik, Tanz und Musik ausdrücken.
Die jüdischen und die beduinischen Jugendlichen veranschaulichen in dem von ihnen eigenständig erarbeiteten Theaterstück, wie unterschiedlich ihre Lebensweisen sind. Zugleich zeigen sie auf, dass es dennoch viele Gemeinsamkeiten gibt, wie beispielsweise Träume und Wünsche sowie Gefühle. Letztlich stellen sie dar, dass neben unterschiedlichen Normen ebenfalls Werte bestehen, die beiden Seiten wichtig sind. Dem Publikum möchten sie vermitteln, dass es durchaus nicht einfach ist, miteinander umzugehen und Konflikte zu meistern. Sie möchten dem Publikum ihre eigenen Umgangsweisen damit vermitteln und aufzeigen, dass sie daran glauben, dass für Juden und Araber des Staates Israel eine gemeinschaftliche und damit eine bessere Zukunft aufgebaut werden kann.
Ihr Stück veranschaulicht ihren israelischen, den israelisch-jüdischen und den israelisch-arabischen Alltag auf eine einzigartige Art und Weise. In- und ausländische Gäste, die der Uraufführung in Israel beiwohnten, waren sowohl von der Botschaft der jungen Schauspieler als auch vom Niveau der von ihnen erarbeiteten Vorstellung und von ihren schauspielerischen Leistungen hellauf begeistert.
Hiermit möchten wir alle Interessierten herzlichst zu den Vorstellungen in Deutschland einladen!
Veranstaltungsdaten:
Heppenheim - 27.09.07, 19.30 Uhr, Christuskirche, Theodor-Storm-Str. 10
Wiesbaden - 29.09.07, 20.00 Uhr, Roncallihaus, Friedrichstr. 26-28
Berlin - 01.10.07, 19.00 Uhr, Jesus-Christus Kirche Dahlem, Hittorfstr. 21-23
Leipzig - 05.10.07, 10.00 Uhr, Berufsbildungswerk, Knautnauendorfer Str. 4
München - 06.10.07, 19.00 Uhr, St. Johanneskirche am Preysingplatz/Haidhausen
München - 07.10.07, 19.00 Uhr, Bürgersaal Fürstenried, Züricherstr. 35
Für Rückfragen steht die Vorsitzende des deutschen Freundesvereines "Neve Hanna Kinderhilfe e.V.", Pfarrerin Ruth-Maria Oettinger, gerne zur Verfügung: ruthoettinger@gmx.de.
Weitere Informationen unter: http://www.nevehanna.de
Spendenkonto: Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto 303 600-204
Kinder sind Botschafter des Friedens:
Das israelische Kinderheim "Neve Hanna" setzt Völkerverständigung praktisch um
Hanni Ullmann initiierte Kontakte zwischen "Neve Hanna" und Rahat. Schon seit Jahren treffen sich junge Erwachsene zusammen mit Jugendlichen auf regelmäßiger Basis, lernen einander kennen, erfahren mehr über die andere Kultur und Religion...