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Der Regio: Geldprobleme ?

Die Regionalgeldinitiativen schießen gegenwärtig wie Pilze aus dem Boden. Dem Chiemgauer widmete vor einiger Zeit sogar die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft Ver.di einen wohlwollenden Artikel. Bei den Regionalgeldstiftern und ihren Ideologen handelt es sich aber keineswegs um harmlose Wunderheiler und Querulanten...

Von Harald Winkler Einleitung- Max Brym

Harald Winkler aus Geltendorf bei München beschäftigt sich seit Jahren kritisch mit der Szene. Sein Artikel zur Regionalgeldinitiative in München legt den sozialen Betrug der Macher des „Geldes“ dar. Harald Winkler belegt den latent darwinistischen und rassistischen Hintergrund der Bewegung. Stets berufen sich die alternativen Gelddrucker auf
Silvio Gesell, als ihren geistigen Doktorvater. Dieser Gesell war nichts anderes als der politische Stichwortgeber des Naziideologen Gottfried Feder. Feders Werk über die „ Brechung der Zinsknechtschaft“ war in den zwanziger Jahren die antisemitische Bibel der faschistischen Bewegung in Deutschland. Der angebliche Unterschied zwischen raffendem (jüdischem) Kapital und schaffendem Kapital ist eine Prämisse des Antisemitismus. Dieser antisemitisch und keineswegs antikapitalistische Gedankenstrang, zieht sich pseudomodern aufgemotzt durch die Regionalgeldbewegung. Letzteres ist nicht allen Anhängern der Bewegung klar, deshalb verwendet Harald Winkler viel Mühe darauf die Geldregionalisten konkret zu entlarven.

Geldprobleme ?
Von Harald Winkler

Wirkungsvoll und mit großem Eifer helfen Dir die Regionalgeldinitiativen (RGI) wenn Du Probleme mit Deinem Geld hast: Du kannst es Dir von diesen freundlichen und hilfsbereiten Organisationen selbst ernannter Finanzexperten einfach abnehmen lassen! Diesen grandiosen Service gibt es nun endlich auch in München. Von der "das Verbindungswerk eG" (VWeG) bekommt man für 100 Euro 100 Einheiten selbst gedruckter "Wertgutscheine", die beim Zurücktauschen nur noch 95 Euro wert sind, sowie die unverbindliche Zusicherung mit dieser selbstlosen Transaktion einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Welt geleistet zu haben. Von den verbleibenden 5 Euro leitet die großherzige RGI drei Euro an gemeinnützige Organisationen weiter, die sich ihrerseits zu ihrer Unterstützung verpflichten müssen. Die restlichen zwei Euro kassiert sie selbst als "Verwaltungskosten".

Man könnte die Tätigkeit der RGI also als Spenden sammeln für andere Vereine beschreiben. Der Witz dabei ist nur, daß die RGI 40% des Spendengeldes auf ihr eigenes Konto bucht, wo es dann zur Verfügung steht um jene Kombo aus Unternehmensberatern und Finanzjongleuren, die den ganzen Laden aufziehen und am Laufen halten, mit den aus ihrer Sicht angemessenen Honoraren und Vergütungen zu beglücken.
Der Gewinn beim Rücktausch der Wertgutscheine ist aber durchaus nicht die einzige Einnahmequelle der RGI. Die "Wertgutscheine" verlieren auch dann laufend an Wert, wenn sie nicht in Euro zurück getauscht werden. Dieses Phänomen heißt im euphemistischen Sprachgebrauch der RGI’s "Schwund" oder "Umlaufsicherungsgebühr" Um die Funktion dieses Wundermittels zu verstehen- bzw. um sie so mißzuverstehen wie die Regionalgeldinitiative das wünscht- müssen wir ein wenig ausholen und uns der fragwürdigen Theorie eines gewissen Silvio Gesell zuwenden, die alle 2 Monate in der Zeitschrift "Humanwirtschaft" wiedergekäut wird. Sie ist nicht all zu kompliziert, denn nach Silvio Gesell reduziert sich die ganze Wirtschaftstheorie auf ein einziges, entscheidendes Problem:
Den Zins. Der sei zu hoch, weil die Geldbesitzer gegenüber den Warenbesitzern dadurch im Vorteil seien, daß das Geld nicht an Wert verliert, und somit beliebig "gehortet" werden kann, während die Ware "verdirbt" und somit laufend an Wert verliert. Durch das "Horten" des Geldes werde es auf dem Geldmarkt knapp und somit teuer.

Die Tatsachen, daß es -vom Blumentopf bis zur Plastiktüte- eine ganze Menge Waren gibt, die bedeutend weniger verderblich sind als das meist der Inflation unterliegende Geld ,und, daß auch der Warenbesitzer einen Vorteil hat, der im marktunabhängigen Gebrauchswert der Ware besteht, werden hier einfach ignoriert, um dann aus den falschen Voraussetzungen mit bemerkenswerter Konsequenz die ebenso falsche Schlußfolgerung zu ziehen, daß man den Preis des Geldes, also den Zins, senken kann, wenn man dafür sorgt , daß es genauso schnell verdirbt wie die Ware.

Die besondere Originalität Gesells besteht also in seiner einzigartigen Theorie der Preisbildung: Während der Preis allen anderen Ökonomen seit Ricardo als bestimmt gilt durch die durchschnittliche benötigte Arbeitszeit für die Warenherstellung und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, so wird er bei Gesell einfach bestimmt durch die Verderblichkeit der Ware! Die Richtigkeit dieser Wirtschaftstheorie kann man beim Lebensmitteleinkauf überprüfen:
Gesell zufolge muß ein Kilo Erdbeeren bedeutend billiger sein als ein Kilo Kartoffeln, weil die Erdbeeren schneller verderben. Genauso falsch wie diese Annahme, ist auch die ,daß beständiger Wertverlust des Geldes- nichts anderes ist die "Umlaufsicherungsgebühr"- zu fallenden Zinsen führt. Ganz im Gegenteil: Auf dem freien Markt gleicht der Kreditgeber den Wertverlust des Geldes durch Anhebung des Zinssatzes aus.
Eine weitere Einnahmemöglichkeit ergibt sich daraus, daß derjenige, der Wertgutscheine erhält, diese sofort mit Euros bezahlen muß, sie aber erst später (oder vielleicht sogar niemals) wieder gegen Euros eintauscht. Das heißt also, diese Euros stehen der RGI quasi als kostenloses Darlehen zur Verfügung um Anlagegeschäfte zu tätigen. Im einfachsten Fall wird das Geld einfach als Sparguthaben bei der Bank deponiert, und die garantierte Verzinsung sorgt für einen zusätzlichen, risikolosen Gewinn. Daß sie selbst derartige Zinsgeschäfte als "Krebsgeschwür" der Ökonomie bezeichnen stört die abgebrühten Pragmatiker der RGI dabei nicht im mindesten: Zinsgewinne sind eben nur dann unmoralisch wenn man sie nicht selber einstreichen kann.

Tatsächlich ist das Vorgehen der RGI’s bedeutend dreister als ein herkömmliches Kreditgeschäft: Man läßt sich nicht dafür bezahlen daß man anderen Geld borgt, sondern dafür, daß man bei anderen Geld ausborgt.
Entschuldigt wird dieses einnehmende Wesen damit, daß die RGI möglichst viel Geld für den Dienst am Allgemeinwohl benötigt. Wie dieser Dienst am Allgemeinwohl dann aussieht, zeigt ein konkretes Beispiel:
Die RGI Oberland Regional e.V. (OR) unterstützt die erneuerbaren Energien und fordert ihre Mitglieder auf, Strom vom Ökostromanbieter EWS zu beziehen. Im Gegensatz zu anderen Vereinen und Initiativen macht OR diese Aufforderung aber nicht kostenlos, sondern läßt sich dafür von EWS eine Pauschale von 0,25 Cent /kWh bezahlen: Man kassiert also Geld für seine guten Taten, damit man Geld hat um gute Taten zu tun. Oder kürzer gesagt: Man deklariert das Geld kassieren einfach als gute Tat um den Idealismus der Abkassierten lukrativ ausnutzen zu können.

Ein Thema für sich sind die zahlreichen ideologischen und persönlichen Verbindungen zwischen diesem Abzockermilieu und der rechten Szene. Hierzu gibt es umfangreiche Literatur, z. b. das Kapitel "Silvio Gesell, die Freiwirtschaftslehre und ihre AnhängerInnen" aus Jutta Ditfurths Buch "Entspannt in die Barbarei - Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus" von 1996.
Dessen ungeachtet will man Gesell Teilen der linken Szene immer wieder als "kapitalismuskritischen" Revolutionär verkaufen, indem man auf seine Rolle als Finanzminister in der 1.bayerischen Räterepublik verweist.
Dieses Amt bekleidete er allerdings nur für 6 Tage, und später ließ er erklären, er habe dies nur getan um den Kommunismus, den er als "das Übel aller Übel" betrachte, matt zu setzen. Denn er vertrete den "ausgesprochensten, bisher noch nie verwirklichten, wirtschaftlichen Individualismus".

Diese Aussagen waren durchaus glaubhaft, hatte er doch schon 1916 in seinem Buch "die natürliche Wirtschaftsordnung" diese definiert als "eine Ordnung, in der ... der Einzelne, dem Eigennutz folgend, geradeaus auf sein Ziel lossteuert, ohne sich in seiner Tatkraft durch Rücksichten ankränkeln zu lassen." und außerdem erklärt:
"Die Manchesterschule war auf dem richtigen Wege, und auch das, was man von Darwin her später in diese Lehre hineintrug war richtig." denn es stehe "außerhalb jedes Zweifels, daß der freie Wettbewerb den Tüchtigen begünstigt und seine stärkere Fortpflanzung zur Folge hat." Solche "Rassenpolitik" "darf nicht an Staaten, Landesgrenzen, an Staatsgesetze gebunden werden. Rassenpolitik ist ureigene Angelegenheit jedes einzelnen Menschen".
Gesell, der große Guru und Altmeister der RGI, ist also ein Sozialdarwinist reinsten Wassers, und vor diesem Hintergrund erscheint das Bekenntnis der VWeG zu "Kooperation statt Konkurrenz" als unglaubwürdige Heuchelei.

Es wird versucht den angeblichen sozialen Charakter des Regionalgeldes auf zweierlei Art darzustellen. Zum einen wird auf die Spenden für gemeinnützige Zwecke verwiesen, und zum anderen wird eine uns wohlbekannte, zynische Argumentation wiederholt: sozial ist, was Arbeit schafft, und Arbeit schaffen nur die Unternehmer, die also folglich die einzig wirklich sozialen Menschen sind und mit allen Mitteln gefördert werden müssen. Die VWeG bezeichnet sich folgerichtig auch ganz zutreffend als "Unternehmernetzwerk" und die Unternehmen sind auch die einzigen denen halbwegs nachvollziehbare Vorteile zumindest versprochen werden: Stärkung der Kundenbindung, zusätzliche Werbung, angeblich zinslose Kredite für Investitionen. (Für die dann aber laut Auskunft von Michael Ruhland in der SZ vom 19.12.06 doch wieder 2-3 % gezahlt werden müssen, die dann eben einfach nicht als Zins, sondern verschämt als "Bearbeitungsgebühr" bezeichnet werden).

Die Mittel für diese "zinslosen" Kredite haben natürlich die regiobegeisterten Konsumenten aufzubringen, indem sie ihre "Wertgutscheine" mit guten, harten Devisen bezahlen, um "Arbeit und Wirtschaft" zu fördern, "miteinander verbunden durch das Herz und durch das Verantwortungsbewußtsein für die Region" "sich" (und vor allem auch ihr Geld) "mit Freude und Engagement einbringen" für "Investitionen die Arbeitsplätze schaffen" Anders gesagt:
Für das große Glück arbeiten zu dürfen, sollen die Arbeitenden also gefälligst ihr eigenes Geld vorschießen, somit als Kreditgeber fungieren, aber dann die Güte haben auf ihren Anteil am Profit, der ihnen als Kreditgeber in Form des Zinses eigentlich zusteht, zu verzichten.( Das vermittelnde Geldinstitut, RGI oder die mit ihm kooperierende Bank, verzichtet natürlich mitnichten auf den ihm zustehenden Zinsanteil, der wird ja als "Bearbeitungsgebühr" lustig weiterberechnet, und daß der Unternehmer seinen leistungslos erworbenen Anteil am Profit weiterhin einstreicht ohne sich in irgendeiner Weise "durch Rücksichten ankränkeln zu lassen" versteht sich sowieso von selbst.) Und weil das alles immer noch nicht genug ist werden die REGIO Benutzer zusätzlich mit Liquiditätsgebühr und Rücktauschverlust belastet, schließlich will man ja nur ihr Bestes: Ihr Geld.

Hier bekommen diejenigen, die die Arbeit ohne Murren als Selbstzweck akzeptieren und nichts weiter als "Arbeitsplätze" fordern, die Rechnung präsentiert. Denn wer weiter nichts als Arbeit will, ohne zu fragen ob mit dieser Arbeit auch eine sinnvolle Wertschöpfung verbunden ist und ob er in den Genuß des Ertrags derselben kommt, der ist mit dem Regionalgeld tatsächlich bestens bedient. Der bürokratische Aufwand den die Propagierung, Verwaltung und Abrechnung des Regionalgeldes mit sich bringt schafft tatsächlich zusätzliche Arbeit, und wer "in seiner Gesamtheit aus Körper, Seele und Geist" dazu bereit ist diese Arbeit unbezahlt zu erledigen, der ist der RGI herzlichst willkommen und darf beim "REGIO-Dorf-Programm" sogar auf eine "Geschenkte Umarmung" unter dem "sozialen Wunschbaum" hoffen, was die Frage aufwirft ob außerhalb dieses Programms Umarmungen gebührenpflichtig sind.

Was das Spendensammeln angeht, so ist das Regionalgeld nicht sonderlich effektiv, weil es Verwaltungsaufwand verursacht, der 40 % des zur Verfügung stehenden Geldes bereits auffrißt, bevor es überhaupt an die gemeinnützigen Organisationen weitergeleitet wird. Dort fallen dann noch einmal Verwaltungskosten an, ehe der traurige Rest des Geldes dann tatsächlich dem eigentlichen gemeinnützigen Zweck zu Gute kommt. Während die Verwaltungskosten der gemeinnützigen Vereine oft unvermeidbar sind, ist das aber bei den Verwaltungskosten für das Regiogeld durchaus nicht so:
Sie können sehr leicht vermieden werden, indem man ganz einfach normales Geld direkt an die Vereine spendet. Das hat, nebenbei bemerkt, für die Spender auch den Vorteil, daß sie die Spende von der Steuer absetzen können, ein Vorteil, den sie bei der Benutzung des Regiogeldes an die RGI abgeben. (Natürlich sind im Netzwerk der RGI’s selbst auch gemeinnützige Organisationen vorhanden, so z.b. die "Gemeinnützige GmbH für direkte Demokratie OMNIBUS", deren gemeine Nützigkeit einfach darin besteht, RGI’s zu verknüpfen und ihnen beim Start zu helfen.

Damit könnte also prinzipiell die Möglichkeit bestehen, einen Geldtransfer innerhalb des Regionetzwerks völlig legal als "gemeinnützige Spende" zu deklarieren.)
Der zusätzliche Aufwand der durch dieses indirekte Spendensammeln entsteht, wird auch von vielen Regiobefürwortern nicht bestritten. Sie geben dann aber zu bedenken, daß der Mensch eben zu träge sei um sich von selbst zu einer Spende aufzuraffen und der Regio nötig sei um den "inneren Schweinehund" zu überwinden, gegen den die Menschen selbst nicht ankämen.
Diesem Menschenbild zufolge wird die Masse der Menschen von ihrer eigenen dumpfen Trägheit beherrscht und sie sind unfähig aus eigenem Antrieb bewußt sinnvoll zu handeln. Deshalb müssen sie mit List und Tücke (bzw. mit Regionalgeld) zu ihrem Glück gezwungen werden. Das Zeitalter der Aufklärung, von Kant so treffend beschrieben als "der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" hat für die trickreichen Protagonisten dieser ausgekochten Vorgehensweise noch nicht stattgefunden. Tatsächlich schwärmt die Regiogeldgemeinde auch mit Begeisterung von der "kulturellen Blüte" des Mittelalters, oder geht noch weiter zurück in der Geschichte um uns das Rätsel des Pyramidenbaues aufzulösen:
Der Pharao hat die Dinger einfach mit Schwundgeld bezahlt! (Allen Ernstes nachzulesen bei Professor (!) Hermann Kendel, in Humanwirtschaft, 1/2007, Seite 22.
Ohne es selbst zu bemerken erklärt uns diese Koryphäe der Wissenschaft dort auch mit eigenen Worten warum die Umlaufsicherungsgebühr die Geldbesitzer nicht zur billigen Kreditvergabe zwingen kann: "Das neue Geld ohne Wertverlust ... aufzubewahren wäre ... durch den Erwerb von Realgütern wie Aktien, Kunstobjekte, Wein ö. ä. möglich..." Na dann : Prost! Nach ein paar Gläschen Wein darf man Aktien ohne weiteres zu den Realgütern zählen und ansonsten zeigt sich hier wieder einmal das Phänomen, daß sich auch für die allerprimitivste Lehre immer ein eifriger Anhänger findet, dem sie immer noch zu hoch ist.)
Über die finanziellen Nachteile die für den Konsumenten mit dem Regio verbunden sind wollen ihn die RGI mit angeblich sinkenden Preisen hinwegtrösten. Diese sollen dadurch zustande kommen, daß den Unternehmern aufgrund der vage verheißenen billigen Kredite geringere Finanzierungskosten entstehen als bei der Aufnahme eines herkömmlichen Bankkredits. Was einen dabei aber stutzig macht, ist die Tatsache, daß Banken, wie z.b. die Raiffeisenbank Beuerberg- Eurasburg eG bereitwilligst die RGI unterstützen, was sie ja wohl kaum tun würden, wenn diese tatsächlich die Absicht hätten ihnen das Kreditgeschäft zu verderben.

Es läßt sich also feststellen: Die soziale Funktion des Regionalgeldes beschränkt sich, vom nicht ganz selbstlosen Spendensammeln einmal abgesehen, darauf, dem leistungs- und opferbereiten Arbeitnehmer das von ihm "unproduktiv gehortete" Bargeld abzuknöpfen, auf daß es sein Herr und Brotgeber zum Wohle der Allgemeinheit investieren möge. Die vollständige Deckungsgleichheit von Allgemeinwohl und Unternehmerinteresse ist bei dieser Betrachtungsweise als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt.
Angesichts des protzig zur Schau gestellten Reichtums der ortsansässigen Schickeria ist die von der VWeG vertretene These, daß in der Region München das Geld fehlt weil es "online um die ganze Welt" rast, nur noch als grotesk zu bezeichnen. Sie dient ganz offensichtlich dazu, den berechtigten Protest der finanziell Benachteiligten in der Region nach außen abzuleiten, wo er sich gegen "die anonymen Sachzwänge der Globalisierung" wenden und -mangels Adressierbarkeit- tot laufen soll. Dabei gibt es eine Menge konkreter Adressen an die dieser Protest sich richten kann, und viele, darunter einige sehr bedeutende, finden wir genau hier vor Ort, in München und nicht draußen, in der ach so bösen Fremde.

Wer von einem regionalen "Gefühl der Zusammengehörigkeit" schwafelt, der sabotiert die Auseinandersetzung mit den regionalen Vertretern der herrschenden Machtstrukturen und trägt damit zu ihrer Verfestigung bei. Mit Menschen wie Hans Werner Sinn, Horst Teltschik oder Edmund Stoiber verbindet mich nicht die aller geringste Spur von "Zusammengehörigkeitsgefühl".
Auch wenn die VWeG der herrschenden Machtstruktur dient und sich ihr anbiedert ist sie kein Teil von ihr, dafür ist sie viel zu bedeutungslos, und manche der mit ihr kooperierenden Firmen sind so klein und erbärmlich, daß sie eigentlich nur noch eine lächerliche Karikatur des klassischen Unternehmertums darstellen. Das Einkommen ihrer Inhaber ist vielleicht so niedrig, daß sie selbst zu den finanziell Benachteiligten gehören. Trotzdem, oder gerade deshalb, klammern sie sich verzweifelt an den hohlen Klang des Titels "Unternehmer", und sind völlig unfähig, sich mit der breiten Masse der Arbeitnehmerschaft zu solidarisieren.
Wie steht es nun mit der Ökologie? Hier wird zum einen mit der Vermeidung von unnötigem Transportaufwand argumentiert: Wenn lokale Produkte vor Ort konsumiert werden, braucht man sie nicht energieaufwändig durch die ganze Welt zu fahren. Klingt ganz logisch, aber die lokalen Produkte kann man genauso gut mit normalem Geld bezahlen, dafür braucht man keinen Regio. Um den notwendig werden zu lassen, bedarf es schon einer komplizierteren Theorie: Unser herkömmliches Geld zwingt angeblich die Wirtschaft durch das "Zinseszinssystem" zu immer schnellerem "krebsartigem" Wachstum. Und dies können wir angeblich verhindern, indem wir es durch den Regio ersetzen. Dies ist ein wahrlich bemerkenswerter Blödsinn!
Denn erstens ersetzen wir durch den Regio nicht unser herkömmliches Geldsystem, sondern der Regio ist lediglich eine Quittung die uns bestätigt, daß wir einen Euro an die VWeG gezahlt haben, die diesen Euro dann in einträchtigster Zusammenarbeit mit den bewährten Institutionen dieses Geldsystems weiterverwertet.

Und zweitens ist es hoch interessant, daß derselbe Regio, der eben noch dazu dienen sollte durch billige Kredite "die Wirtschaftskraft unserer Heimat" zu stärken und so "Wachstum auf allen Gebieten des Menschseins" zu ermöglichen, nun plötzlich die Befreiung vom alles zerstörenden "Wachstumszwang" bewirkt. Widerspricht sich das nicht irgendwie?
Natürlich, aber das ist völlig egal, solange es niemandem auffällt, und dafür sorgt man, indem man die widersprüchlichen Theorien zielgruppenorientiert einsetzt. Soll heißen:
Jeder kriegt nur das erzählt, was er auch hören will. Der Unternehmer die Geschichte von der Unterstützung der Wirtschaft, der Öko die vom Ende des Wachstumszwangs und der Schützenverein wahrscheinlich die von der "Heimatverbundenheit" als Kontrapunkt "gegen globale Dominanz". (Letzteres Zitat verdient einen Sonderpreis für die Eleganz mit der es an den traditionellen, bodenständigen Fremdenhaß appelliert ohne die Regeln der political correctness zu verletzen)
Die Gefahr, daß diese unterschiedlichen Zielgruppen zusammenkommen und damit die Widersprüche offensichtlich werden ist gering, denn so verbindend ist "das Verbindungwerk" nun auch wieder nicht. Die wesentliche gesellschaftliche Aktivität die es entwickeln will besteht darin, Geld "hortende" Konsumverweigerer in die Geschäfte zu treiben, wo sie nicht groß diskutieren, sondern einfach nur kaufen sollen. Und wenn manche Leute in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich so etwas wie ein Bewußtsein für reale ökologische Probleme entwickelt haben sollten, so wird dieses Bewußtsein nun durch eine Theorie die einzig und alleine im Geld sowohl die Ursache als auch die Lösung aller Probleme zu erkennen glaubt, nach und nach wieder ausgelöscht.

So bezeichnet sich z.b. "Regio aktiv" als ein "Magazin für humanes, nachhaltiges Wirtschaften in der Region", erscheint mir aber beim Durchlesen als reine Werbebroschüre der VWeG- Unternehmen. Es sind aber von seiten der VWeG meines Wissens keinerlei soziale oder ökologische Standards festgelegt worden, die für die beteiligten Unternehmen in irgendeiner Weise verbindlich wären!
Im sogenannten "Qualitätssiegel des Verbindungswerks" heißt es lediglich: "Gezielte Auswahl der Mitglieder nach Kompetenz und Qualität des Unternehmens- die Mitglieder sind persönlich bekannt." Irgendwelche Kriterien für "Kompetenz und Qualität" werden nicht genannt. Persönliche Bekanntschaft ersetzt allgemein verbindliche Richtlinien. Mit dieser Methode schafft man keine Transparenz, sondern ein geradezu ideales Umfeld für Manipulation und Günstlingswirtschaft. (Die selbe Unverbindlichkeit der Aussagen zeigt sich übrigens auch beim sogenannten "Solidarfonds", der den beteiligten Unternehmern- für Nicht-Unternehmer gibt’s sowieso keine Solidarität- großmütig persönliche und wirtschaftliche Förderung verspricht, um dann mit dem bezeichnenden Satz zu enden:
"Ein Rechtsanspruch auf Leistung aus dem Solidarfonds besteht nicht.") Wer in den "Wertestandards und Qualitätskriterien" von "Regiogeld e.V. Verband der Regiogeld-Initiativen" nach handfesten ökologischen Kriterien sucht, findet dort ebenfalls nur unverbindliches Blabla, das mit der durchaus zutreffenden Feststellung endet:
"Aus den Wertestandards sind bislang keine klar überprüfbaren Kriterien abgeleitet worden. An ihrer Weiterentwicklung und Konkretisierung wird gearbeitet." Auch in der Satzung der VWeG finde ich keine ökologische Richtlinie, dafür unter §2, "Zweck und Gegenstand", ein ungewohnt ehrliches Bekenntnis: "Zweck der Genossenschaft ist die Förderung des Erwerbs und der wirtschaftlichen und persönlichen Entwicklung..."

Das glaube ich auf’s Wort: Hier geht es ums Geld, und nur ums Geld, und um die Absurdität dieser verblendeten Fixierung auf das Geld noch einmal ganz deutlich hervorzuheben möchte ich an den Schluß meiner Ausführungen eine leicht abgewandelte, alte Spruchweisheit der Cree- Indianer stellen:

Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluß vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, daß man AUCH REGIOGELD nicht essen kann.

Category: General
Posted 08/29/07 by: admin

Comments

wrote:
Lieber Herr Winkler,

seit 10 Jahren lese ich die Zeitung Humanwirtschaft -früher Dritter Weg-noch nie war dort auch nur ein ansatzweise ein antisemitisches Wort zu finden. Inwieweit Gesell hier ein Vorwurf zu machen ist kann ich nicht einschätzen. Da wir ja alle Tätervolk sind, sollten wir uns an den Taten und Aussagen der jetzt lebenden orientieren. Hitler kam nicht zuletzt durch die Deflation an die Macht. Umlaufsicherung von Geld ist n.m.E. der einzige Weg eine neue Deflation dauerhaft zu vermeiden. Sein Sie doch bitte etwas vorsichtiger mit Themen welchen Sie offensichtlich nicht vollständig überblicken.
Regiogeldprojekte sind Visualisierungen von Geld mit Umlaufsicherung - gegen Deflation und damit neue Nazis.
Ob Umlaufsicherung nun ein Allheilmittel ist - ich glaube schon -
aber ich höre auch gern sachliche Gegenargumente. Ihr Beitrag hier ist
dagegen leider eine Mischung aus Unwissenheit und Polemik.

Sonnige Grüße

Jörg Buschbeck
08/29/07 20:02:34

wrote:
Wenn sich Silvio Gesell gegen jede staatlich gelenkte 'Rassenpolitik' wendete (wie oben zitiert), und diesen Lebensbereich als allein dem Individuum angehörig definierte, dann hat er sich ja gerade deutlich gegen Ideologien, wie z.Bsp. den Nationalsozialismus ausgesprochen. Die Sprache mag irritieren, allerdings muß man solche Texte aus dem Kontext der Zeit lesen.
Die Wirtschaftslehre Silvio Gesells wurde 1934 unter den National-Sozialisten verboten. Gesells Geisteshaltung und sein Gesamtkonzept waren glänzlich unvereinbar mit der Nazi-Ideologie. Er war Kosmopolit, dachte weder nationalistisch noch autoritär. In einem Brief vom 31.5.1927 äußert er Gedanken über eine Befreiung vom "nationalistischen Wahn". (Ges. Werke Bd. 18, S. 336.) Der Vater der NWO hat auch eine internationale Währungseinheit vorgeschlagen. Und die Gleichberechtigung aller Menschen war für ihn selbstverständlich. Er hatte keine Rassenvorurteile.

Auch wenn eine kritische Betrachtung des Regiogelds streckenweise interessant sein mag, ist es bedauerlich, dass der Autor seinerseits Kaptialismuskritik und die laufenden Projekte zu alternativen Geldumlaufsystemen reflexartig mit Anti-Semitismus gleichsetzt. Ärgerlich ist auch der Zynismus, mit welchem der Autor gering verdienende Klein-Unternehmer, die mit Idealismus im bestehenden System nach Alternativen suchen, als erbärmlich und Karikaturen gleich bezeichnet.

Für einfältige Naturen wird er, wenn auch unfreiwillig, auf solche Art und Weise einem verderblichen und alten Vorurteil Vorschub leisten.
08/30/07 06:41:53

wrote:
Wer von geld nichts versteht sollte dazu schweigen, statt solche Gräuelmärchen wie im Artikel zu verzapfen. Halbe Wahrheiten sind auch ganze Lügen.
09/02/07 10:42:12

wrote:
Herr Winkler hat keine Ahnung von Volkswirtschaft und Geldpolitik. Davon schreibt er ja auch nicht.

Er hat Ahnung wovon er seitenweise schreibt: vom Runtermachen, Diffamieren, Halbwahrheiten, Halbwissen, Zynismus, Boshaftigkeit, Selbstgerechtigkeit, Unaufrichtigkeit, intelektuelle Kälte....

Herr Winkler! Auch wenn es Ihnen nicht leicht fallen wird: Ihre Äußerungen sind fachlich inkompetent und wirklich falsch. Sie verstehen von Volkswirtschaft und Geld höchstens soviel wie Steinmeyer. Mehr garantiert nicht.Und das reicht eben nicht.
09/02/07 11:06:03

wrote:
Hallo Herr Winkler,

können Sie ohne nachzuschlagen erklären, was die Umlaufsicherungsgebühr ist, wozu sie benötigt wird. Wie es sich mit Inflation und Deflation unter umlaufgesichertem Geld verhält. Wie kann man aktiv die Geldmenge steuern? Wieso ist es wichtig, die Geldmenge zu steuern? Was ist unter Indexwährung zu verstehen und wieso braucht man eine Indexwährung? Wie hoch sind die Zinsbelastungen in den Preisen? Wie kommt es zu Monopolbildungen im kapitalistischen System und was für unterschiedliche Monopole gibt es denn? Was sind die Basismonopole, die zwangsweise weitere Monopolbildungen nach sich ziehen? Und wie kann man die Monopolbildungen wieder umkehren, ohne blutige Revolution und Enteignung. Wie kann es gelingen, Ersparnisse auf Dauer kaufkraftstabil zu halten? Was ist der Unterschied zwischen Arbeitslohn und Arbeitsertrag? Wie kann Arbeitslosigkeit beseitigt werden? Wie kann die Vermögenskonzentration bei wenigen gestoppt werden und die Überschulung beim Rest der Welt? Wie schafft man es, dass mit Rüstung keine Rendite mehr zu erwirtschaften ist?

Vielleicht wollen Sie sich ja noch etwas schlau machen. Vorerst würde ich solche Artikel erstmal nicht mehr schreiben.
09/02/07 11:20:12

wrote:
Harald Winkler's Text ist ja wohl die reinste Hetze.

Sein Verständnis von der Sache reicht bei Weitem nicht aus für einen objektiven Bericht über Regiogeld.

Schade, wenn Menschen ihre Größe nur darüber definieren, wie klein sie andere machen können.

Auf der Jagd nach Ruhm und Prestige hat die Wahrheit offensichtlich keinen Platz.

Ist Ihnen ihr persönlicher Ruhm wirklich wichtiger, als das Wohlergehen der Gesellschaft?
09/04/07 01:43:23

wrote:
Hallo Herr Winkler,

mich würde interessieren auf welcher Gehaltsliste des Finanzkartells sie stehen?

Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben und wer hat sie dafür bezahlt diesen Diffamierunsartikel zu schreiben?

In unseren gekauften Medien gibt es unzählige sogenannte Miet-Mäuler. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie dazu gehören.

Ich überlasse es dem Leser Ihres Artikels, sich die Frage zu beantworten, ob es möglich ist über Silvio Gesell und Regionalwährungen eine einfältigere Kritik zu schreiben als es von Ihnen "verbrochen" wurde.

Offenbar kennen Sie von Regionalwährungen nichts mehr als das Wort, das Sie irgendeinem Infoblatt entnommen haben. Aber noch offenbarer ist, daß Sie vom Geld, der Wärungsfrage und von Silvio Gesell überhaupt nicht die geringste Kenntnis haben.

Das es sich bei einer umlaufgesicherten, zinsfreien und durch Waren und Dienstleistungen voll gedeckten Indexwährung um ganz einfache und kontrollierbare Vorgänge handelt, die logisch nachzuvollziehen sind, wird sich am Grundsätzlichen der geldtheoretischen Erkenntnisse Silvio Gesells, durch Ihren mißlungenen Beitrag nichts ändern!!!
09/05/07 22:39:22

wrote:
Hallo Herr Winkler,
allgemeine Zustimmung zu der Kritik an Regionalgeld. Meienr Meinung nach sind die Strukturen ode rAbläufe dahinter nämlich in "Alternativkreisen" mehr oder weiger Sakrosant.

Sachlich sind noch folgende Punkte anzumerken:
a) Reginoale Wirtschaftsführung ist auch mit dem normalen gesetzlichen Zahlungsmittel allein durch die Kaufentscheidungen möglich.
b) Die in der Mikroökonomie sichtbaren "Vorteile" von Regionalgeld beruhen schlichtweg auf Steurhinterziehung. Steuern sind nicht nur "Tribut an Mächtige" sondenr auch pauschalisierte Geminkostenaufschläge für die staatlich finanzierten Vorleistungen allen Wirtschaftens!
12/15/07 23:06:21

wrote:
Hallo Herr Winkler,

mich würde interessieren, ob Sie die Fragen von Carlos schon durchgearbeitet haben. Falss nicht, erlaube ich mir, sie nicht nur für inkompetent, sondern auch für ignorant zu halten.

Allen, die sich etwas besser informieren wollen, empfehle ich
http://www.regiogeld.de und http://www.geldreform.de
als gute Quellen.

Ich gebe zu, manche Hintergründe sind nicht ganz trivial. Aber immerhin ist die Regionalgeld-Szene die einzige, die eine Alternative zu Wachstumswahn menschenverachtenden Kapitalismus praktisch ausprobiert.

Gruß
Thomas Hempel
01/09/08 16:12:59

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