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Antisemitismus: Die Furcht vor den "Anderen" - den Juden

Sie betteln und schnorren gerne, leben aber heimlich in Saus und Braus. Zugleich sind sie auch erfolgreicher, ehrgeiziger und klüger als andere Menschen...

Prof. Frindte von der Universität Jena legt Streitschrift "Inszenierter Antisemitismus" vor.

Univ. Jena (14.11.06) Geiziger seien sie, raffgieriger und unehrlicher: Sie betteln und schnorren gerne, leben aber heimlich in Saus und Braus. Zugleich sind sie auch erfolgreicher, ehrgeiziger und klüger als andere Menschen. "So beschreiben die Deutschen die Juden im Vergleich zu den Christen", stellt Prof. Dr. Wolfgang Frindte von der Friedrich-Schiller-Universität Jena fest.

Der Kommunikationspsychologe und sein Team hat in einer repräsentativen Studie über 400 Menschen etwa 30 Eigenschaften vorgelegt und gefragt, inwieweit diese eher auf die eine oder andere religiöse Gruppe zutreffen.

Das Ergebnis hat Frindte nicht überrascht. "Es macht das zwiespältige Verhältnis deutlich, in dem Christen und Juden von jeher leben". Ihre "Ambivalenz" sei es jedoch auch, die die Juden für autoritär eingestellte und nationalistisch denkende Menschen geradezu als Feindbild prädestiniere. "Die Juden sind das einzige Volk, dass über die ganze Welt verstreut lebt", erklärt Prof. Frindte. "Für Nationalisten, die sich als ein Volk in einem Staat definieren, ist die Internationalität der Juden deshalb ein Dorn im Auge".

In seinem gerade erschienenen Buch "Inszenierter Antisemitismus" geht Wolfgang Frindte den Ursachen und Erscheinungsformen des "modernen" Antisemitismus auf den Grund. "Dieser inszeniert sich vorzugsweise als Skandal", fand der Autor heraus. Etwa durch medienwirksam in Szene gesetzte Tabubrüche. "Denken Sie z. B. an die Flugblattaffäre von Jürgen Möllemann", erinnert Frindte. Kurz vor der anstehenden Bundestagswahl 2002 ließ der damalige FDP-Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen an alle Haushalte in diesem Bundesland Flugblätter verteilen. Darin griff Möllemann den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon scharf an. "Was als 'liberale Kritik' an der Politik Israels daher kam, war jedoch nichts anderes als antisemitische Propaganda", so Frindte.

Dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelte, belegt der Psychologe der Jenaer Universität in seinem Buch. In historischen Exkursen zeichnet er die Geschichte des inszenierten Antisemitismus nach und verknüpft diese mit zahlreichen eigenen Erhebungen und aktuellen Bezügen. So untersuchten Frindte und seine Kollegen etwa den Zusammenhang von Nationalismus und Antisemitismus oder welche Rolle Antisemitismus als Triebfeder für Ausländerfeindlichkeit unter Jugendlichen spielt.

"Den ,modernen' Antisemiten geht es nicht um Anfeindungen einzelner Juden", schlussfolgert der Kommunikationspsychologe. Ihr Ziel sei vielmehr die Vernichtung der Juden als Volk. "Dabei gibt sich der 'moderne' Antisemitismus betont 'nicht-antisemitisch' und ist so wieder salonfähig geworden", behauptet Frindte. Es reichen Andeutungen und Anspielungen, in denen Juden unkorrektes Verhalten vorgeworfen wird, gerne auch als Gerücht hinter vorgehaltener Hand verbreitet. Werden Juden angegriffen, gehen Menschen die mit solchen Ressentiments beladen sind immer erst mal davon aus, dass man eben auch mal einem Juden auf die Schliche gekommen sei oder die Juden sich mal wieder gerne als Opfer darstellen möchten. Von hier ist die Konsequenz, dass den Juden eine Mitschuld an ihrer Vertreibung und Ermordung zugeschrieben und der Holocaust verniedlicht wird.

Mit seinem als "Streitschrift" untertitelten Buch will Wolfgang Frindte deshalb nicht nur Antisemitismus aufdecken und kenntlich machen, sondern auch eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema in Gang setzen. Denn nach wie vor sei der Antisemitismus genau das, was er zu sein vorgibt: eine tödliche Gefahr für Juden und sonst nichts, schließt sich Frindte bereits eingangs seines Buches einem Zitat der jüdischen Publizistin Hannah Ahrendt an. Und: "Tödliche Gefahren muss man bekämpfen."

Bibliographische Angaben: Frindte, Wolfgang: "Inszenierter Antisemitismus". Eine Streitschrift", VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2006. 29,90 Euro. ISBN: 3-531-15101-0

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Category: Antisemitismus
Posted 11/14/06 by: admin

Comments

wrote:
Inszenierter Antisemitismus, ist ohne Gürtellinie,ein Fass ohne Boden und manchmal ein Ritt ins tiefste Hamargedon.
11/15/06 01:10:41

wrote:
Das Positive des jüdischen Volkes sollte in den Medien viel öfter beschrieben werden.
11/15/06 07:55:58

wrote:
Unsere Kultur ist so vielfältig und interessant durch jüdische Menschen - gestern, heute, morgen - seien wir dankbar dafür!
11/15/06 08:07:10

wrote:
Kann vll mal jemand diese positive Bereicherung benennen? Ich wäre sehr dankbar da ich leider, von den Massenmedien informiert, immer nur von neuen Forderungen höre. Eher selten von Bereicherungen.
11/15/06 20:34:37

wrote:
Hallo Jan, ja das kann "man". Die deutsche Geschichte ist voll von (jüdisch-gläubigen) Menschen, die unsere Kultur bereichert haben. Unnötig all diese großen Geister zu nennen, sie sind bekannt. Schlimm nur ist, dass hier in Deutschland nicht unterschieden werden kann zwischen denen, die wie wir alle im friedlichen Einvernehmen mit den Völkern leben wollen und der kleinen Clique, die nur an eines denkt, ihren politischen und wirtschaftlichen Machteinfluss zu erweitern, koste es was es wolle. Aber diese ordne ich nicht dem jüdischen Glauben zu. Diese benutzen ihn, um ihrer eigenen Vorteile Willen.
11/18/06 12:47:31

wrote:
@ Jan:

Mal ein paar kleine Beispiele:

Die Comedian Harmonists. Drei der sechs Mitglieder waren Juden und haben in den frühen Dreissigern gerade durch das neue Medium des Tonfilms für noch heute bekannte Gassenhauer gesorgt.
http://de.wikipedia.org/wik...

Giacomo Meyerbeer, Komponist und preussischer Generalmusikdirektor.
http://de.wikipedia.org/wik...

Moses Mendelssohn, Philosoph, gilt als Vorreiter der Aufklärung.
http://de.wikipedia.org/wik...

Ach ja, sagt Dir Einstein etwas?
11/30/06 17:28:59

wrote:
Die (angeblichen) Bereicherungen einzelner Menschen einer Gruppe zuzuordnen oder die (angeblichen) Untaten einzelner Menschen einer Gruppe zuzuordnen sind nur Ausformungen des selben Gedankens.

Das eine ist wie das andere.
04/14/07 13:57:37

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