Zentralrat erwägt Initiative „Zivilgesellschaft gegen Rechts“...
"Die neue Welle rechter Gewalttaten anlässlich des 09. November 2006 ist schockierend und doch nicht überraschend", so die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch.
"Wütend bin ich über die fast schon rituelle Überraschung der Mehrheitsgesellschaft", so Knobloch weiter, "die die Fakten der Zunahme rechter Gewalt in den letzten Jahren zwar "political correct" stets mit Abscheu zur Kenntnis nimmt, aber keine sichtbaren Handlungskonzepte auf den Weg bringt."
"Das NPD-Verbotsverfahren ist die eine und richtige Sache und doch lässt sich die rechte Gesinnung nicht gesetzlich verbieten. Die politische Auseinandersetzung und vor allem die politische Bildungsarbeit für Jugendliche und Junge Wähler tun Not", so Knobloch. "Wo Arbeitslosigkeit und Abwanderung Perspektivlosigkeit verbreiten und staatliche Angebote fehlen oder dem Rotstift zum Opfer fallen, lassen sich die Rechtsextremen nieder, dies ist schon seit Jahren kein Geheimnis mehr, aber vor allem die Parteien haben stellenweise den Kampf bereits aufgegeben. Statt über den Demokratiegipfel zu reden, sollten wir ihn endlich durchführen. Notfalls wird der Zentralrat, auf breiter gesellschaftlicher Basis, zu einer zivilgesellschaftlichen Initiative, wie schon im Vorfeld des 08. Mai 2005, einladen.", meint Knobloch.
Erst im Oktober hatte Charlotte Knobloch deutliche Worte gefunden. Sie fand die nach nazistischen Vorfällen übliche Betroffenheitsdebatte von Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Medien empörend und zudem eine Verhöhnung all jener, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus engagieren.
Verbote sind kein Patentrezept
"Während die NPD immer offensiver und selbstbewusster wird, befinden sich die etablierten Volksparteien in einer Repräsentationskrise", so der Vizepräsident des Zentralrats, Professor Dr. Salomon Korn. "Die Rechtsextremen verzeichnen einen deutlichen Zuwachs an Sympathisanten auch aus Akademikerkreisen. Ihre menschenverachtenden Argumente finden sich bereits seit langem in der Mitte der Gesellschaft wieder", so Korn. "Die Immunisierung der nachwachsenden Generationen ist einhergehend mit dem Aufbau demokratischer Strukturen vor allem in ländlichen Räumen, von größter Bedeutung. Hiervon hängt auch die Zukunft unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft ab", meinte Professor Korn aktuell auch schon anlässlich des Gedenkens zum 09. November.
„Im Kampf gegen die neuen Nazis brauchen wir einen Mix an Prävention und Repression", meint der Vizepräsident des Zentralrats Dr. Dieter Graumann. „Das Verbotsverfahren gegen die NPD gehört unbedingt auf die politische Agenda. Es kategorisch auszuschließen ist ein Signal von Kapitulation und Resignation. Darüber hinaus muss die NPD aber auch in offenen politischen Diskussionen gestellt werden, um ihre inhaltliche Substanzlosigkeit und ihre Menschenfeindlichkeit zu demaskieren", davon ist Graumann überzeugt.
In der Bekämpfung des Antisemitismus mangelt es am wirklichen Wollen:
Zentralrat fordert verlässliche Unterstützung für haGalil
Antisemitismus ist in den letzten Jahren wieder verstärkt aktuelle gesellschaftliche Erscheinungen und Thema politischer Debatten...
Nach dem größten Massenraubmord der Geschichte:
Ausgeplündert und auf Almosen angewiesen
Gut ausgestattete Nazi-Erben geben sich von "jüdischem Finanzgebahren" angewidert und "menschlich enttäuscht" und die Frage, warum denn praktisch alle jüdischen Organisationen im Deutschland von heute mittellos sind, stellen sich immer weniger, auch der angeblich "Gutmeinenden". Warum sind wir angewiesen auf Wohltaten? Kann es sich jemand vorstellen, wie unangenehm es ist, immer wieder werben, manchmal schon fast betteln und buckeln zu müssen - und danach trotzdem mit leeren Händen dazustehen? Das gilt auf ganz besonders beschämende Weise für die Bundesebene. Und eigentlich müssten sich jene schämen, die uns dort offenbar so gerne so lange zappeln lassen...
Paul Spiegel als Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:
Man muss versuchen breite Bevölkerungsschichten zu sensibilisieren
In seinem Grusswort zum Beginn der haGalil- Unterstützungsaktion "Sage Nein!", betonte Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, dass Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus alle Menschen angehe...
65. Jahrestag des Massakers von Babij Jar:
Charlotte Knoblochs Appell an die menschliche Verantwortung
Heute wissen wir, dass nur wenige Menschen den Mut und die Charakterstärke aufbringen, "Nein" zu sagen. Nur wenige sind bereit, hinzusehen, aufzustehen und dagegen einzutreten, wenn irgendwo auf dieser Welt Unrecht geschieht...
Zivilgesellschaftliches Engagement:
haGalil? - Nein Danke!
Aus mehreren Quellen haben wir inzwischen erfahren, dass der Antrag des haGalil e.V. im Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) noch nicht einmal in die Vorauswahl der zur Förderung zivilgesellschaftlicher Initiativen in Frage kommenden Projekte aufgenommen wurde...
Posted 11/13/06 by:
admin
Comments
Meine Einschätzung zur weiteren Akzetpantz des Judentums in Deutschland ist (ich bin nicht jüdischer Deutscher) eher düster: Die Resentiments gegen Juden sind (hinter vorgehaltener Hand) gewaltig....bis hin zur Gutheißung des Holocaust (wir hatten "die" so satt). Und leider sind die Juden eine der kleinsten religiösen Minderheiten in Deutschland (heute), was gern zum Abladen von Vorurteilen einlädt.
Auch mein Oma (deren Schwiegervater, wie auch viele aus ihrer Siedlung von der Judenverfolung im dritten Reich betroffen war) ist da gleicher Meinung: Eine Schlimme Zeit, von der die Jugend nichts wissen will.
Ich würde, es nicht sooo negativ sehen. Denke in vielen Regionen sind Juden durchaus willkommen bei vielen Deutschen - habe es am Wochenende in München erlebt. Es gab ausserhalb der Einweihungsfeier der Synagoge i. d. Stadt Diskussionen wegen der Architektur der neuen Synagoge - aber das generell eine Synagoge gebaut wurde, darüber waren die meisten erfreut ( > 80% ). Will jetzt Antisemitsmus nicht relativieren, aber es ist nicht so düster wie Uli79 meint. Befürchte eher, dass D und viele Länder in der EU in eine 2 Klassengesellschaft zerfällt. Eine gebildete tolerante u. internationale Schicht und in eine total verblödete dumme Schicht, welche dann u.a. auch anfällig für Naziidelogien ist. Ich sehe keine Gefahr für eine Wiederkehr der Nazi - aber ich will auch nicht warten, bis die alten und neuen Nazis all ihr Potential ausgeschöpft haben und dann bei 20% Wählerstimmen angelangt sind - Also tun wir was dagegen! Überlassen wir das Land nicht den Glazköpfen und die beste Medizin gegen Antisemitismus ist (neben der Bildung) Öffentlichkeitsarbeit! Raus auf die Plätze und Strassen mit dem Judentum! Weg von den Hinterhöfen und rein in die Gesellschaft. Ein lebendiges und selbstbewusstes Judentum auf den Plätzen. Wenn man jemand kennt, dann lösen sich viele Vorurteile von selbst auf.
Toller Kommentar Uli 79,doch leider nur die Spitze des Eisberges.Die große Mehrheit der Braunen,tauchte 1945 unter,und ist nur von geschulten Augen zu erkennen.Hoffendlich gibt es mehr von deiner Sorte.
Natürlich meinte ich es nicht ganz so pessimistisch!
Aber es ist halt unvorteilhaft, dass es nur so wenige Juden in Deutschland sind. In Rheinland-Pfalz, in der Gegend (Trier) wo ich zur Schule ging, waren schon "Evangelen" Exoten...und trotzdem kommt man klar...Genauso wäre es, wenn etwa in dem Zahlenverhältnis auch Juden vorhanden wären (was sie, schön ausgedrückt "historisch bedingt" nicht sind), zumal Juden und Christen mehr kulturelle Gemeinsamkeiten haben als etwa Christen mit Moslems....aber in...äh...rural geprägten Gebieten sind Vorurteile gegen Juden auch nichts Ungewöhnliches.
Die Mehrheitsgesellschaft ist nicht überrascht, es ist ihr schlichtweg egal. Wer soll die ständige Bedrohung durch Rechts, die schon seit 1960 rasant anwächst denn auch noch ernst nehmen? Wöchentlich so scheint es, berichtet der ZdJ davon, daß die Bedrohung diesmal aber wirklich unterträglich wäre.
Immer wenn ich mal in diese Seite reinschaue fällt mir die Geschichte mit dem Jungen ein, der immer rief "Hilfe die Wölfe kommen"...
ano,,die Wölfe sind schon da,die meisten sehen sie leider nicht.
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Auch mein Oma (deren Schwiegervater, wie auch viele aus ihrer Siedlung von der Judenverfolung im dritten Reich betroffen war) ist da gleicher Meinung: Eine Schlimme Zeit, von der die Jugend nichts wissen will.