Sollen wir uns denn von Ultraorthodoxen herausfordern lassen ? Sollen wir ihnen zum Vorwurf machen, sie würden die Judenheit zum Gespött der Menschen machen ? Oder wäre es klüger, diesen Besuch bei Herrn Präsident Achmadinedschad zu ignorieren ? Nun, zum Ignorieren ist es zu spät ! Die Bandbreite der jüdischen Charaktere ist nicht wesentlich erweitert worden. Es gab doch auch zu Hitlers Zeiten Versuche, auf dem Verhandlungsweg eine Übersiedlung von deutschen Juden nach Palästina zu veranlassen. Gesandte der zionistischen Organisa-ZION hatten eine Audienz beim "gröfaz", doch leider wurde dann doch nichts daraus - auch, weil die Konsequenzen des Scheiterns der Gespräche nicht im entferntesten zu ahnen waren. ..

Dieses Mal ist die Lage eine andere. Eine Gruppe von ultraverbohrten Religiösen, die in den Zwischenräumen der Heiligen Texte herausgelesen haben, es wäre kontraproduktiv, würde man das Land Israel etablieren, bevor Herr Maschiach für das Gottesreich auf Erden sorgen täte, betraten die Bühne der öffentlichen Aufmerksamkeit. Der Besuch der Holocaust-Konferenz und eine darauf folgende Verabredung mit Herrn Achmadinedschad leibhaftig, erschien ihnen als Mittel zum Zweck, den gewünschten Zustand des "Heiligen Landes" zu erreichen. In der "Konferenz" sollte die Wahrhaftigkeit des Holocaust erforscht werden - wobei der Schwerpunkt darauf gerichtet war, zu dem Schluß zu gelangen: "es wäre wohl damals alles ganz anders gewesen, als es heute dargestellt wird" - und die Juden hätten die Berichterstattung zu ihren Gunsten manipuliert, um Reparationen und den Staat Israel zu bekommen.

Nun ist den Vertretern der verbohrten Orthodoxie sehr daran gelegen, das Gebiet des Heiligen Landes von säkularen Juden zu säubern, um die Vorraussetzungen für die Ankunft des Maschiach zu schaffen. Zugegeben, der Begriff des säkularen Juden ist an sich bereits wiedersprüchlich - es müsste eher heißen "Bürger des Judenstaates mit divergierender Praxis zur Religionsausübung" - doch darum geht es nur am Rande. Was eher tragisch, um nicht zu sagen fatal enden könnte, wäre eine Darstellung im Sinne von: "Juden an sich sind mit ihrem Staat Israel unzufrieden genug, um sich mit denen zu arrangieren, die dessen Vernichtung propagieren". Die enormen Opfer bis zur Errichtung des eigenen Staates, auch unter Ultrareligiösen, sollten eher zu einer weltweiten Einigkeit unter Juden führen, alles zu tun, um den Judenstaat zu erhalten - so aber ist man geneigt, die Träger der polnischen Gutsherrentracht aus dem neunzehnten Jahrhundert als Bedrohung für den Staat Israel anzusehen.

Um hier keine falschen Ansichten zu äußern, sei nocheinmal erwähnt, daß sehr wohl der eine oder andere ultraorthodoxe Jude zum Erhalt des Staates Israel beiträgt, nicht zuletzt durch seine kinderreiche Familienführung, sondern auch zuweilen als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft in Israel, mit allen Pflichten eines verantwortungsvollen Bürgers. Man wäre versucht, über die leicht abweichende Erscheinung der Orthodoxen in eine Polemik abzugleiten, worin der Tourist sein beliebtes Fotomotiv findet und der Hersteller von othodoxer Kleidung vielen, auch weniger frommen einen sicheren Arbeitsplatz stellt.

Es sei an dieser Stelle jedoch betont, daß das Weiterleben des Judentums mithilfe der Orthodoxen eher gesichert erscheint, als mit Hilfe derjenigen Zeitgenossen, die sich am "weißen Fleisch" im Restaurant laben oder zu Jom Kippur die Autobahnen auf der Gegenspur mit dem Motorrad herunterrasen .

Wenn sie sich jetzt auch noch energisch und öffentlich gegen die vier Gäste am Hofe des iranischen Präsidenten artikulieren, beinahe könnte man ihnen dankbar sein.