Ende Februar wurde dem Platz zwischen der Straße Am Rosenhag und der Kieler Straße in 12623 Berlin der Namen "Guthmannplatz" verliehen. Damit will das Bezirksamt das Vermächtnis der Familie ehren und hat zu der feierlichen Benennung Herrn Leopold Guthmann mit seiner Familie eingeladen...
Nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus im Jahr 1933 zog die jüdische Familie Guthmann nach Mahlsdorf-Nord und lebte dort in der Lemkestr. 156 bis 1943.
Vater Otto - geb. 17.12.1885
Mutter Charlotte - geb. 17.09.1893
Sohn Berthold - geb. 20.06.1924
Sohn Hans - geb. 25.06.1927
Tochter Eva - geb. 24.10.1928
Tochter Maria - geb. 19.04.1937
kamen in den NS-Vernichtungslagern Auschwitz und Buchenwald ums Leben.
Nur Sohn Leopold *02.09.1925 überlebte nach jahrelangem Lageraufenthalt, schwerer Zwangsarbeit in Kohleminen und im Straßenbau den Todesmarsch von Auschwitz nach Buchenwald. Er emigrierte 1945 nach Belgien.
Sein Vater, Otto Guthmann, war in Berlin als Sohn eines Papierhändlers geboren. Im zweiten Weltkrieg wurde ihm das eiserne Kreuz verliehen, zugleich war er überzeugter Sozialist. An einem der Feiertage, an denen er flaggte, rissen ihm die Nazis die schwarz-rot-goldene Fahne herab.
Bald nach der Etablierung des NS – Regimes verlor er seine Arbeit als Materialverwalter. Nach seinem Umzug nach Mahlsdorf unterhielt er dort einen landwirtschaftlichen Kleinbetrieb. Später fand er Arbeit beim Gleisbau der Deutschen Reichbahn. Als überall in Deutschland die Synagogen brannten, wollten einige Nazis auch die Guthmanns belästigen, ein Herr Schulz wachte vor dem Grundstück und vertrieb die Angreifer. Wie Leopold Guthmann in dem Buch „Juden in Berlin“ betont, hatte die Familie an Mahlsdorf eher gute Erinnerungen. Aber auch hier war das Leben für Juden wie überall in Deutschland schwer. Nach dem Novemberpogrom durften die Kinder nicht mehr in die Mahlsdorfer Volksschule gehen. Sie traten jeden Tag den langen Weg in die jüdische Schule am Alexanderplatz an. Als Volljuden hatte die Familiemitglieder 1939 die diskriminierenden Zusatznamen „Sara“ bzw. „Israel“ anzunehmen und litten unter den zahlreichen Beschränkungen. Sie wollten auswandern, hatten beim bolivianischen Konsulat auch Geld eingezahlt, aber es wurde nichts daraus.
Alle Männer der Familie hatten Zwangsarbeit zu leisten. 1942 wurde Berthold verhaftet und nach Riga deportiert. Nur wenige Tage vor der Befreiung starb er im KZ Buchenwald.
Otto, Hans und Leopold wurden am 27. Februar 1943 an ihren Arbeitsstellen festgenommen, Hans schon einen Tag zuvor. Alle, auch die Mutter mit den beiden Schwestern, wurden nach Auschwitz deportiert.
Leopold, der das Martyrium überlebte, hat bis heute die Häftlingsnummer von Auschwitz 105.946 auf dem Arm eintätowiert.

Leopold Guthmann unter dem neuen Schild

Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle bei der feierlichen Benennung