Vor 100 Jahren, am 22.10. 1907, bezog die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums ihr eigenes Haus, das 1942 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Für die Nachfolgereinrichtung, das Abraham Geiger Kolleg, gibt es heute weder eigene Räumlichkeiten noch Planungssicherheit für den Lehrbetrieb...
PRESSEMITTEILUNG DES ABRAHAM GEIGER KOLLEGS
"Zu keiner Zeit war die Hochschule auf Rosen gebettet", schrieb E. G. Lowenthal 1972. Die Hochschule, die zwischenzeitlich den Namen "Lehranstalt" tragen musste, war von 1872 an in gemieteten Räumen untergekommen. Erst von 1907 an besaß die Hochschule ihr eigenes Haus in der Artilleriestraße 14 im damaligen Bezirk N 24, der heutigen Tucholskystraße 9.
"Dass auch zu der Verwirklichung der idealsten Dinge Geld und wiederum Geld gehört, das ist eine alte Klage", schrieb 1907 Professor Ludwig Geiger, der Sohn des Hochschulgründers Abraham Geiger (1810-1874), zum Einzug. Über dem Haupteingang des dreistöckigen Neubaus befand sich die Inschrift, die die Bestimmung des Hauses anzeigte: "Der Wissenschaft des Judentums". Von 1912 an wirkte hier Rabbiner Dr. Leo Baeck. Am 30. 6. 1942 musste der Lehrbetrieb eingestellt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Charité das Gebäude als Wohnhaus. Anfang der 90er Jahre wurde es an die Jewish Claims Conference übertragen und schließlich an den Zentralrat der Juden in Deutschland verkauft.
Das Abraham Geiger Kolleg, das erste Rabbinerseminar in Deutschland nach der Schoa, muss nach wie vor ohne eigene Räumlichkeiten auskommen. Auch die Finanzierung des Lehrbetriebs ist gefährdet. Ohne institutionelle Förderung durch den Bund und durch die Kultusministerkonferenz ist keine Planungssicherheit gegeben. Im November wird im Bundestag über die weitere Projektförderung und eine Aufstockung der Bundesmittel entschieden.
Derzeit bereiten sich 16 Kandidaten, darunter drei Frauen, am Abraham Geiger Kolleg auf das Rabbineramt vor; sie kommen zum überwiegenden Teil aus Deutschland und aus Russland. Im September 2006 sind bereits drei Absolventen des Kollegs als erste Rabbiner in Deutschland seit der Schoa ordiniert worden. Vom April 2008 bietet das Abraham Geiger Kolleg in Zusammenarbeit mit dem Hebrew Union College auch eine Kantorenausbildung am neuen Jewish Instutute for Cantorial Arts an.
Stichwort:
Hochschule für die Wissenschaft des Judentums
In Berlin, 1870 als selbständige, von Staats-, Gemeinde- und Synagogenbehörden unabhängige Lehranstalt zum Zwecke der Erhaltung, Fortbildung und Verbreitung der Wissenschaft des Judentums gegründet und am 6. Mai 1872 eröffnet; sie führte von 1883 - 1922 den Namen: Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums...
Geschichte und Erinnern:
Wissenschaft des Judentums
Die Mitglieder des "Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden" waren akademisch gebildet und suchten in historischen Studien nach der Quintessenz des Judentums, mit der sie sich identifizieren konnten. Durch das Studium an deutschen Universitäten kamen sie in Kontakt mit der historischen Kritik, der Romantik und dem philosophischen Idealismus...
Zum Beispiel Ruth Liebrecht:
Pionierinnen jüdischen Lernens
Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin war ohne Zweifel eines der wichtigsten geistigen Zentren des deutschen Judentums. Gegründet 1872 hat hier bis zu ihrer Zwangsschließung 1942 über sieben Jahrzehnte lang die intellektuelle Elite der jüdischen Gemeinschaft gewirkt, darunter Rabbiner Leo Baeck...
Gibt es ein deutsch-jüdisches Vermächtnis?:
Von der "Wissenschaft des Judentums" zur Tagung "Bet Debora" in Berlin
Auch wenn manchmal im Nachhinein Vorwürfe laut wurden, die Wissenschaft des Judentums hätte assimilatorischen Tendenzen nachgegeben, ja sogar selbst eine antijüdische Haltung erzeugt - z.B. in ihrer Ablehnung des Nicht-Rationalen im Judentum (wie etwa der Kabbala, der jüdischen Mystik oder gewisser Manifestationen ostjüdischer Frömmigkeit), so brachte sie doch zweifellos ein neues Selbstbewußtsein unter den Juden hervor und verhalf ihnen zu gesellschaftlichem Ansehen...
Posted 10/22/07 by:
admin
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Comments
Der Text wurde von Hartmut Bomhoff verfaßt und bereits veröffentlicht - nicht von haGalil online. Ein solcher Umgang mit Texten anderer Leute ist unseriös!
Ich hatte die Angabe, dass es sich um eine Pressemitteilung handelt, versehentlich überschrieben! Ein Hinweis an die Redaktion hätte auch sein übriges getan, statt gleich unseriöses Verhalten vorzuwerfen.
Andrea Livnat
Interessanter Artikel.
Da ich aber weder eine Staatskirche oder Landeskirche noch irgendwelche anderen staatlich dominierten Glaubensformen bejahe, weil damit lediglich die Machtfrage auf den Glaubenssektor ausgeweitet wird
und Deutschland sowieso schon genug darunter gelitten hat und staendig weiterleidet...
ist hier wohl nicht mein Platz,
um die Kontroversen auszufuellen.
Wenn jede Glaubensgemeinschaft die Freiwilligkeit und Befaehigung aller Mitglieder auf selbe Stufe stellt und praktiziert ist schon viel gewonnen.
Ueberlegenheit oder Unterlegenheit darf nicht mit Waffen ausgetragen werden.
Definitiv wird von Wissenschaftlern aller Branchen so viel Mist verzapft,
dass es zum Himmel schreit.
MEL Marx Engels Lenin
die zwangsweise versuchte Rekrutierung eines dem Staat nicht als konform geltenden Menschen
war nicht so erfolgreich wie erwuenscht...
denn Gott galt als Verbrechen an sich?
Opium!
Dafuer wurden die MEL - Leute in die Kirchen und Glaubensgemeinschaftn eingeschleust, zur Ueberwachung der Sitten und Aussagen.
Was zerbrach?
der staat... das staatengebilde...
umgekehrt werden Glaubensgemeinschaften zerbrechen, welche sich von den einfachen Aussagen der heiligen Schriften entfernen.
Rosenblaetter nimmt man eventuell bei ausgesuchten Hochzeiten, dann bringen die Hochzeitsleut die Rosenblaetterblueten selbst mit, welche gestreut werden und muessen auch selbst fuer die Entsorgung sorgen oder aufkommen.
@ Schulz
Zur Zeit existiert auf der Startseite ein Artikel ueber Steinboecke am Toten Meer.
Und nun raten Sie mal!
Kommen Sie drauf?
Richtig! Den haben sie noch nicht kommentiert.
Gerd.
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