-- Schwerpunkt: Israel und Nahost
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

haGalil online

Zur Reise der EKD-Bischöfe ins Heilige Land

Wenige Tage vor der Abreise des Rates der EKD, der evangelischen Bischöfe Deutschlands, ins Heilige Land, veröffentlichte die Evangelische Kirche Deutschlands auf ihrer Internetseite einen Leitartikel unter dem Titel „Keiner kann die Hände in Unschuld waschen“. Passend zur Karwoche ging der namentlich nicht genannte Autor der Frage nach, wer die Schuld an der Kreuzigung Jesu trage, der römische Prokurator Pontius Pilatus oder aber „die“ Juden...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 17. April 2007

Einen Monat zuvor hatten die katholischen Bischöfe Deutschlands Israel und die Palästinensergebiete besucht. Dabei machten sie negative Schlagzeilen, indem der Bischof von Eichstätt aus „persönlicher Betroffenheit“, vor dem israelischen Anti-Terror-Sperrwall stehend (so die offizielle israelische Bezeichnung), die wohlhabende Stadt Ramallah mit dem „Warschauer Ghetto“ verglich. Hanke unterstellte so den israelischen Mauerbauern vor Ramallah wesensmäßig dieselbe Ideologie und Mentalität und dieselben Ziele wie den Mauerbauern rund um das jüdische Ghetto von Warschau.

Jeder erwartete, dass die evangelischen Bischöfe politisch umsichtiger vorgehen würden, um Negativ-Schlagzeilen zu vermeiden. Auch sie besuchten die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem und die „Mauer“ auf dem Weg nach Bethlehem. Laut Programm war vorgesehen: „Zwischenstopp am Checkpoint "Rahels Grab", zu Fuß durch den Kontrollpunkt, den täglich diejenigen Palästinenser passieren müssen, die nach Jerusalem wollen.“

Der Leitartikel auf der Hauptseite der EKD im Internet ließ nichts Gutes erwarten. Pontius Pilatus wurde in dem Text der EKD „Statthalter von Jerusalem“ bezeichnet und verniedlicht: „Pilatus war ein Soldat, ein Legionär, ein Offizier, der mit den Besatzungstruppen ins Land gekommen ist.“ Mit Amtssitz in Caesarea war Pilatus jedoch Präfekt der ganzen römischen Provinz Judäa. Pilatus war Mitglied des Ritterordens und keineswegs nur "Soldat", "Legionär" oder "römischer Offizier". Zudem waren die Römer zu Jesu Lebzeiten nicht als Besatzer im Lande.

Weiter analysierte die EKD die „Schuldigen“. Neben den Einzelpersonen Judas und Pilatus wurden da auch „die Juden“ aufgezählt, das „aufgehetzte Volk“, die „Meute“ und der „aufgestachelte Zorn des Volkes“. Längst haben Wissenschaftler eruiert, dass im Hof des Pontius Pilatus nicht das ganze Volk der Juden versammelt war und geschrieen hat: „Kreuzigt ihn“.

Es waren bestenfalls ein paar dutzend Kollaborateure mit den Hohepriestern. Sie gehörten jedenfalls nicht zu jenen „unbeugsamen“ Juden, in der christlich-antijüdischen Literatur auch als „halsstarrig“ verunglimpft, die laut EKD-Editorial „religiös begründeten Widerstand“ leisteten. Die Wahl des modernen Wortes „Widerstand“ drängt den Vergleich zu jenen „Märtyrern“ auf, die sich mit einem „Allah u-akbar“ auf den Lippen in der Menge sprengen. Heute nennt man das auch „Missbrauch der Religion für politische Zwecke“.

Bemerkenswert an dieser politisch-theologischen Betrachtung war die Verwendung des hebräischen, sehr jüdischen Wortes im mittelalterlichen Jiddisch: „Schlamassel“. Das befürchtete der römische Prokurator, wenn er nicht dem Willen des „Volkes“ und der „Glaubenshüter“ nachgegeben hätte.

Die EKD kommt zwar zum Schluss, dass die Kreuzigung Teil von Gottes unerforschlichen Wegen sei und dass der „hilflose“ Pilatus nur benutzt wurde. Pilatus hätte „den Unschuldigen vor dem aufgestachelten Zorn des Volkes“ bewahren können, sinniert die EKD. So stellt sie mal wieder fest, dass „die Juden“ pauschal Gottesmörder sind, eine Sicht, die in der katholischen Kirche 1965 mit „Nostra Aetate“ unter dem Eindruck des Holocaust abgelegt wurde.

Doch mit diesem „Editorial“ auf der homepage der EKD, das übrigens Pressesprecher Christof Vetter verfasst hat, wie sich später herausstellte, endete die Saga der EKD-Bischöfe im „Heiligen Land“ keineswegs. Die EKD hatte zu einer Pressekonferenz in der Auguste Victoria Himmelsfahrtskirche eingeladen, jener von Kaiser Wilhelm II entworfenen Kirche auf Jerusalems Ölberg, wo Barbarossa und Kaiser Friedrich an der Decke hängen. Das geschah nach dem obligaten Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem aber noch vor dem Fußgang durch die „Mauer“ bei Bethlehem.

Im Terminal „Rachels Grab“ benahmen sich freilich die sonst so schikanierenden israelischen Grenzbeamten gegenüber den deutschen Honoratioren durchaus höflich, menschlich und freundlich. So blieb es allein ihrer Fantasie vorbehalten, die „Wege zu sehen, die unseren Mitchristen versperrt sind“. Huber sagte nach seiner Rückkehr in Berlin dazu: „Es hat etwas Gespenstisches." Er habe sich vorgestellt, wie Schwangere durch die engen Schleusen und Drehkreuze gehen müssten. Denn laut Huber hätten die Israelis nur für die Bischöfe die Sicherheitssperren deaktiviert. Was freilich Huber als eine Art israelischen Betrug auf sich selber bezog, galt auch für andere.

An dem gleichen Tag waren wir mit einer deutschen Journalistengruppe in Bethlehem. Damit die so richtig die israelischen Schikanen und die „Erniedrigungen“ am eigenen Leib verspüren könnte, ließen auch wir sie den mit Panzerglas, Elefantengehegen, Drehschleusen und Durchleuchtungsmaschinen ausgestatteten Terminal zu Fuß passieren. Wir selber wurden mit dem Auto durchgewunken, ohne Passkontrolle, mit einem freundlichen „Schalom“.

Deutlich erkennbare Ausländer sind für die Israelis keine potentiellen Terroristen, auch wenn sie ein durchaus gefälschtes „deutsches“ Nummerschild an ihrem Auto haben, wie wir: BN-AA-1600 (Bonn, Auswärtiges Amt und Postfachnummer, ohne TÜV und Adler). Wie Huber war auch die Journalistengruppe über die außerplanmäßige Freundlichkeit der israelischen Sicherheitsbeamten enttäuscht. Doch woher soll Bischof Huber wissen, dass die israelischen Kontrollen sehr lasch sein können, wenn keine Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag vorliegen.

Mangels eigener (schlechter) Erfahrung am Checkpoint konnte Huber nach seiner Rückkehr in Berlin nur die nicht verifizierten Angaben eines palästinensischen Rechtsanwalts wiedergeben, der ihn mit Beschreibungen israelischer Schikanen gefüttert hatte. Dieser Rechtsanwalt war nach Meinung Hubers „objektiv“, weil er in den USA studiert hatte! Für Huber jedenfalls war klar, dass die Freundlichkeit der israelischen Grenzer „künstlich“ war. Die negativen Klischees wollte der Chef der evangelischen Kirche Deutschlands dennoch bedienen, auch wenn er sie nur von Hören und Sagen kannte und obgleich sie seinen eigenen Beobachtungen widersprachen.

Die israelischen Kontrollen an den Checkpoints zu den Palästinensergebieten können gleichwohl mindestens so erniedrigend sein wie die Kontrollen auf dem Frankfurter Flughafen vor einem Flug in die USA. Genau deshalb entdecken israelische Grenzschützer täglich Sprengstoffjacken und Rohrbomben, die Palästinenser durch die Checkpoints schmuggeln wollen neben Küchenmessern und anderen Mordgeräten. Huber wollte laut Reiseprogramm mitfühlen, was privilegierte Palästinenser empfinden, die nach Jerusalem dürfen.

Er verschwieg freilich, dass jüdische Israelis solche Erniedrigungen nicht erleben können. Denen ist nämlich strikt verboten, diese erniedrigenden Checkpoints in die andere Richtung zu passieren. Juden droht eine öffentliche Hinrichtung auf der Straße, wenn sie sich nach einem wohlschmeckenden arabischen Humus (Kichererbsenbrei) sehnen und allen Warnungen zum Trotz dennoch in die autonom-palästinensischen Gebiete reisen. So gibt es nur „Palästinenser, die nach Jerusalem wollen“, wie Huber voller Mitgefühl erzählte, grundsätzlich aber keine jüdischen Israelis, die nach Bethlehem „wollen“.

In seiner Festpredigt am Sonntag, auf dem Ölberg, beschrieb Huber seine Empfindungen so: "Wir sind selbst Menschen, die Leid tragen und weinen: Wenn wir durch Yad Vaschem gehen und das Grauen erinnern, das dort vergegenwärtigt wird. Wenn wir die Friedlosigkeit sehen, die den Nahen Osten bestimmt und sich in gigantischen Sicherheitsmaßnahmen Ausdruck verschafft."

In einem Atemzug kommen da die Holocaust-Gedenkstätte und die "Friedlosigkeit" im Nahen Osten vor. Und wie drückt sich die mit dem Holocaust assoziierte Friedlosigkeit aus? Nicht durch Selbstmordattentäter, Raketen aus dem Gazastreifen oder Bombenanschläge und auch nicht durch Gräber und Krüppel, den Opfern der Intifada auf beiden Seiten. Nein, diese mit dem Holocaust in Verbindung gebrachte "Friedlosigkeit" findet ihren Ausdruck in "gigantischen Sicherheitsmaßnahmen". Gemeint ist da das nur ein Kilometer lange Mauer-Segment zwischen Jerusalem und Bethlehem. Es dient vor Allem als Sichtblende, damit die Palästinenser nicht auf die benachbarten Viertel in Jerusalem oder Autos auf einer Durchgangsstraße zielen können.

Im November 2000 hatten die Israelis zum Schutz ihrer Bevölkerung den Bewohnern des Jerusalemer Viertels Gilo eine Mauer vor die Nase gesetzt, über die sich kein Bischof, kein Deutscher und auch kein Palästinenser aufregte. Inzwischen können die Israelis wieder den Ausblick auf die biblische Landschaft genießen, indem sie die Mauer ein paar hundert Meter weiter südlich den Palästinensern vor die Nase setzten.

Entsprechend von Palästinensern „informiert“, ohne die Angaben nachzuprüfen, verwickelte sich Huber auch noch in die üblichen Widersprüche. Die Mauer nehme den jungen Palästinensern die Bewegungsfreiheit und die Zukunftsversionen. Doch wenn Israel diese Mauer ein paar hundert Meter weiter nördlich auf israelisches Gebiet gesetzt hätte und nicht auf palästinensisch beanspruchtes Terrain, dann gäbe es wohl keine Kritik mehr an der „gigantischen Sicherheitsmaßnahme“. Würden die hermetisch ausgesperrten jungen Palästinenser dann doch Bewegungsfreiheit und eine Zukunftsvision genießen?

Der nächste Streich der ach-so-mit-Israel-solidarischen EKD-Bischöfe folgte auf dem Fuße. Doch können wir unsere Quellen nicht preiszugeben. Es könnte jenen Gemeindemitgliedern der Erlöserkirche den Kopf kosten, denen es darum geht, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Und wir wollen auch weiterhin aus Kreisen der EKD und der evangelisch lutherischen Erlöserkirche informiert werden.

Auf dem Ölberg, bei der schon erwähnten Pressekonferenz, verteilte Huber an ein Dutzend Journalisten Informationsmaterial. So erfuhren die Presseleute: 9 Prozent der GM (Gemeindemitglieder) „leben und arbeiten auf dem Drahtseil“. Diese mutmaßlichen Artisten sind GM´s, die zwischen orthodoxen und weltlichen Juden jonglieren, zwischen Moslems und allen möglichen Christen.

Einen wahren Drahtseilakt leistete sich freilich die EKD, indem Sie den ahnungslosen Journalisten auch eine Karte des Heiligen Landes in ihrer Pressemappe präsentierte. Darauf sind Länder wie Libanon, Syrien, Jordanien und „Sinai“ eingezeichnet. Nur das zentral abgebildete Land war namenlos. Aus zuverlässigen Quellen war zu erfahren, dass die palästinensischen Teilhaber in der Erlöserkirche eine Landkarte ohne den Namen Israel gefordert hatten. Dieser ultimativen Forderung entsprachen die deutschen Vertreter der EKD, anstatt in weiser politischer Voraussicht die Landkarte ganz wegzulassen.

Die zunächst vermutete „Panne“ war also Absicht und politische Rücksichtname auf die palästinensischen Partner. Vertreter der evangelischen Kirche Deutschlands waren tatsächlich bereit, wenn auch nur symbolisch, „den jüdischen Staat Israel von der Landkarte zu löschen“, um die Worte des Präsidenten Ahmadinidschad oder gewisser Hamas-Sprecher zu verwenden.

Einer von drei an den Recherchen beteiligten namhaften langjährigen Korrespondenten in Israel/Palästina rief den Pressesprecher der EKD an, während der in einem „rumpeligen Bus“ sitzend über die moderne Autobahn von Tel Aviv nach Jerusalem flitzte. „Die Buchstaben sind beim Kopieren der Karte aus der Kopiermaschine gefallen“, behauptete Vetter. Bischof Huber hatte bei seiner Pressekonferenz in Berlin nach der Rückkehr eine bessere Erklärung. Auf dem Blatt sei kein Platz gewesen, „Israel“ einzufügen. Dabei ließ die verkleinerte Karte einen ziemlich breiten Rand frei.

Noch bunter wurde es, als Pressesprecher Vetter mehreren nachfragenden deutschen Bürger das angebliche „Original“ der inkriminierten Landkarte zuschickte. Vetter hatte sie aus einer „israelischen Homepage“ gefischt, wohl in der Annahme, dass man nichts falsch machen kann, wenn man einen Juden oder Israeli als Kronzeuge für antisemitische, antizionistische oder antiisraelische Ansichten zitiert.

Das angebliche Original unterschied sich jedoch von der Landkarte in der Pressemappe so sehr, dass sich ein Empfänger der Vetter-Mail einen Jux daraus machte, sie ins Internet zu heben und anzufragen: „Wer findet den Unterschied“.

Auf der angeblichen Originalkarte des EKD-Sprechers fehlte die „grüne Linie“, die Grenze zwischen Israel und den besetzten Gebieten. Auf einer israelischen Karte dürfte zudem bei den Golanhöhen nicht verzeichnet sein: „occup. by Israel“ (Von Israel besetzt). Mehrere Journalisten entdeckten inzwischen nach mühseligen Recherchen im Internet zwei mögliche Originale für die verwendete Karte: auf einer amerikanisch-militaristischen Seite und auf einer homepage amerikanischer Reform-Juden. Eine deutsche homepage verwendete zudem eine sehr ähnliche Karte, allerdings mit dem fett eingefügten Titel: „Israel“.

Es bleibt ein Geheimnis, weshalb EKD-Sprecher Vetter nachweislich lügt. Dabei dürfte es ihm ein Leichtes sein, die arabischen Mitarbeiter in der Erlöserkirche zu fragen, wo sie diese Karte gefunden haben und wieso sie nicht eine ganz ähnliche Karte verwendet haben, auf der „Israel“ sehr wohl eingetragen war.

Es gab noch andere Haare in der Suppe der evangelischen Bischöfe bei ihrem Besuch im „Heiligen Land“. Da aber die Medienvertreter keinen offenen Vergleich der wohlhabenden Stadt Ramallah mit dem Warschauer Ghetto hörten, wie es der Eichstätter Bischof Hanke beim Besuch der katholischen Bischöfe fünf Wochen zuvor geäußert hatte, war der Rat der EKD glücklich, fast ungestört Akzente für Frieden und Völkerverständigung gesetzt zu haben.

Rechtzeitig, wenige Stunden vor Beginn der offiziellen staatlichen Zeremonie in Yad Vaschem zum Gedenken an die sechs Millionen Opfer der Schoah am Sonntag Abend, verließen die deutschen Bischöfe Israel in Richtung Deutschland. Ein deutscher Bundeskanzler wäre wohl nicht abgeflogen, während Israel schon halbmast flaggt. Eine Abreise knapp vier Stunden vor Beginn des Staatsakts zum Gedenken an die Vergangenheit wäre von Überlebenden des Holocaust als diplomatischer Affront aufgefasst worden.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Category: Deutschland
Posted 04/19/07 by: admin

Comments

wrote:
Danke für den Artikel.

In der Tat leistet sich die EKD hier ein vollkommen Unwürdiges Herumlavieren und -Tricksen. Ausgesprochen eigenartig. Was für ein blöde Idee, den Grenzübergang sozusagen als höchst offizielle Kirchenvertreter, aber gleichzeitig ganz furchtbar "hilflos" o.ä. zu Fuß zu überqueren.

Was wollen die Herren erreichen? Daß andere auch so unglaublich "mutig" sind und es ihnen nachtun?.. Jüdische Israelis dürfen ja nicht 'rüber (es geht nur, wenn noch andere Staatsangehörigkeiten/Pässe vorhanden sind, es ist auch dann etwas riskant).. Palästinenser brauchen Genehmigungen, was eben leider oft recht schwierig zu sein scheint (Sicherheit, natürlich)..

Diese Anspielungen bzgl. irgendwie sehr gefährlichen Sachen für Christen da in Bethlehem..als ich letztes Jahr dort war, hat zu uns ein christlicher Palästinenser über ziemlich brisante Sachen, überwiegend bzgl. Grundstücksangelegenheiten, gesprochen. (z.B. auch betroffen: das Areal des Rachel-Grabes, und/oder der Streifen von dort bis zur Mauer)

Solche Themen scheinen in Bethelehem so prekär zu sein, daß uns der Mann von einem Flügel der Geburtskirche in einen anderen zog, aus Angst, einige Mönche könnten mithören.

Warum versuchen die EKD-Leute, falls sie ihre Anliegen wirklich ernst nehmen würden, auf den ganzen offiziösen Pomp zu verzichten? Einfach inkognito, in einem verbeulten Auto?

Da würden sie evt. mehr sehen oder erfahren.

Im Übrigens ist es nichts schlechtes, wenn die Herren sich auch um die Palästinenser Sorgen machen. Nur nicht auf diese Art.
04/19/07 11:00:18

wrote:
Ich schwanke hin und her: Auf der einen Seite hat Sahm wohl Recht - da ist die Leitung der EKD mit wenig diplomatischem Geschick ausgestattet. Das verwundert nicht, wenn man das Kirchenamt kennt. Und auch die Fehler des Pressesprechers können nicht verwundern - wer Interna kennt, weiß, dass er wackelt.

Aber aus dieser Tatsache auf die politische Haltung der EKD bzw. der evangelischen Kirche zu schließen, ist m.E. abenteuerlich. Die EKD und ihre Kirchen geben in ihren Schriften und im Leben ihrer Gemeinden sehr grundsätzlich keinen Anlaß, eine anti-israelische Haltung zu vermuten. Im Gegenteil ist das Bewußtsein der bleibenden Erwählung der Juden, die Anerkennung der deutschen Schuld am Holocaust, die besondere deutsche und christliche Verantwortung für den Staat Israel, die Ablehnung jeder Form des Antisemitismus und der einseitigen Sicht auf die Probleme in Nahost nie zuvor so breit und stabil und unbestritten in der deutschen Kirche verankert gewesen wie heute.

Fazit: Handwerkliche Schwächen kann man der EKD vorwerfen, aber der suggerierte inhaltliche Vorwurf gegen die EKD geht doch ziemlich an den Tatsachen vorbei.
04/20/07 09:29:31

wrote:
Die Geschichte des NS-Unrechtstaates ist, aus heutiger „aufgeklärter Sicht der Dinge“, eine Geschichte der vollsten Unterstützung desselbigen durch die evangelisch-lutherische Kirche.
Das Argument "Anerkennung der deutschen Schuld" als offensichtlich bewußt verwendeter Umschreibungsversuch zu benutzen um von der direkten Kirchenschuld abzulenken, bei der erdrückenden Beweislast der geistigen und faktischen Mittäterschaft, was tatsächlich lange vor der Machtergreifung Hitlers 1933 geschah und vor allem während seiner Vernichtungsherrschaft, jede bis heute nicht öffentlich geführte Debatte über Aufarbeitung der NS-Kirchenschuld, peinlich genug – seit mittlerweile weit über 60 Jahren - beschämend überfällig macht!
Jede einzelne antisemitische Äußerung, von christlichen Würdenträgern werden auf jeden Fall selbstentlarvende Aufklärungswahrheiten mit sich ziehen und die das eigene moralische, menschliche Versagen der christlichen Kirchen in der dunkelsten Zeit EUROPAS ans Tageslicht bringen.

13.03.1931 - Die in Leipzig herausgegebene Allgemeine Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung (AELKZ), "das größte und führende Wochenblatt des gesamten evangelischen Deutschlands" wendet sich an die NSDAP mit der Bitte um Hochschätzung der Bibel. Der Herausgeber und Schriftleiter der AELKZ, Pfarrer Wilhelm Laible, schreibt, dass die Verkennung der Bibel mit dem "verheerenden Einfluss der Juden" erklärbar sei. Viele Deutsche verfolgen das jüdische Volk deshalb als die "Verderber Deutschlands" mit ganzem Hass und suchen seinen Einfluss zu brechen. Die Bibel sei kein Judenbuch, sondern ein "Anti-Judenbuch", denn alles, was an den Juden so "abscheulich" sei, habe auch die Bibel schon erkannt
12.06.1932 - Die Neue Zürcher Zeitung in der Schweiz berichtet über die Evangelische Kirche in Deutschland: Viele führende Vertreter der evangelischen Kirche, v. a. aber die jüngeren Pastoren, sympathisierten mit Hitler und betätigten sich in der NSDAP. In beinahe allen Landeskirchen bestünden nationalsozialistische Pfarrer-Bünde. Die protestantische Kirche sei dabei, "Parteikirche" [der NSDAP] zu werden
31.07.1932 - Reichstagswahl: Die NSDAP erhält 37,4 % der Stimmen und wird stärkste Partei im Reichstag. Bei den evangelischen Pfarrern erhält die NSDAP weit überdurchschnittliche ca. 50-60 % der Stimmen.
08.05.1936 - Der evangelische Reichskirchenausschuss lässt bei den Landeskirchen die Namen aller "nichtarischen Pfarrer" erheben. Auch ohne formelle Einführung des Arierparagraphen in allen Kirchen werden in den folgenden Jahren alle Betroffenen entlassen 06.05.1939 - Elf evangelische Landeskirchen gründeten im Gasthof der Wartburg in Eisenach das "Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das kirchliche Leben", im Volksmund "Entjudungsinstitut" genannt.
01.01.1944 - Aufruf zur Jahreswende des Präsidenten bzw. späteren Bischofs der Thüringer Evangelischen Kirche Hugo Rönck:
"Über Jahrhunderte hinweg mahnt uns das Vermächtnis Martin Luthers: ´Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Volk den Himmel eher mit Blutvergießen gewinnen kann, denn anders sonst mit Beten` ... Heil Hitler." (Thüringer Kirchenblatt Nr. 1/1944)

1946 - Konrad Adenauer, 1945 Mitbegründer und seither Vorsitzender der CDU, über die Schuld der Bischöfe:

"Im übrigen hat man aber auch gewusst - wenn man auch die Vorgänge in den Lagern nicht in ihrem ganzen Ausmaße gekannt hat -, dass die persönliche Freiheit, alle Rechtsgrundsätze mit Füßen getreten wurden, dass in den Konzentrationslagern große Grausamkeiten verübt wurden, dass die Gestapo, unsere SS und zum Teil auch unsere Truppen in Polen und Russland mit beispielloser Grausamkeit gegen die Zivilbevölkerung vorgingen. Die Judenpogrome 1933 und 1938 geschahen in aller Öffentlichkeit. Die Geiselmorde in Frankreich wurden von uns offiziell bekannt gegeben. Man kann also wirklich nicht behaupten, dass die Öffentlichkeit nicht gewusst habe, dass die nationalsozialistische Regierung und die Heeresleitung ständig ... gegen die einfachsten Gebote verstießen.

Ich glaube, dass, wenn alle Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhindern können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung."
(zit. nach Spiegel 34/1998)
04/20/07 17:31:02

wrote:
Dem Ex-Mitarbeiter der EKD sei erwidert: Wie er wissen müßte, gehören zur EKD zu einem nicht unwesentlichen Teil Mitgliedskirchen des lutherischen Weltbundes an. Ich empfehle, einmal eine Recherche darüber zu führen, welch eine monokausale Sicht zum "Nahostkonflikt" diese Weltinstitution hat (hier ein Beispiel unter: http://neveragain06.myblog.... ), und man nenne mir doch mal Schriften der deutschen Mitgliedskirchen, in denen sie sich von dieser Sicht abgrenzen.
Aber das Gegenteil ist der Fall, guckt man sich den Unsinn, den der LWB bzgl. der Lage im Nahen Osten verfasst, einmal an und vergleicht er damit, was Herr Huber in seiner "Predigt" in Jerusalem von sich gibt, wird man durchaus Parallelen feststellen ( siehe: http://neveragain06.myblog.... )
Und sehr geehrter Ex-Mitarbeiter der EKD, es sei die Frage erlaubt, was gehen uns Internas an, die Sie hier munter ausplaudern?
Statt sich mit diesen zu beschäftigen, sollte man sich "besonders als Christ" damit beschäftigen, welche antisemitischen Wirkungen von den Passionspredigten und Passionsspielen in deutschen Städten ausgegangen sind. Die studierten Herren im Talar, müssten das eigentlich wissen, und wenn Sie es nicht wissen sollten, dann disqualifizieren sie sich selbst. Auf jeden Fall kann man es Ihnen nicht durchgehen lassen, wenn Sie mit alten antisemtischen Auslegungsmustern exegetisch jonglieren.
04/20/07 20:12:21

wrote:
Berichtigung: der erste link musste lauten: http://neveragain06.myblog....
04/20/07 20:16:06

wrote:
An den Ex-EKD Mitarbeiter

Naiv und gutgläubig, wie ich noch bis Ostern war, hatte auch ich an "handwerkliche Fehler" geglaubt, an mögliche Dummheit oder an menschliches Versehen. Dafür kann man sich entschuldigen, wenn man die menschliche Größe hat und fähig ist, eigene Fehler einzugestehen. Fehler kann ich auch verzeichen. Doch nachdem ich zunächst an eine Panne geglaubt habe, in der Kartenangelegenheit, stellte sich dann einwandfrei und für mich absolut zuverlässig, aus bester Quelle erfahren, dass die Karte ohne Israel keine "Panne" war sondern eine palästinensische Forderung und ein deutsches (EKD) Einknicken. Vetter war von mir und anderen informiert. Er hat mir nie geantwortet. Ebenso hat auch Johannes Friedrich meine persönlichen Briefe an ihn nie beantwortet. Andere speiste Vetter mit links zum angeblichen Original der verwendeten Karte ab, angeblich von einer israelischen Homepage. Doch die Vorlage stimmt mit der verwendeten Karte nicht überein. Warum ist er unfähig, endlich mit der Wahrheit herauszurücken? Das ist dann schon kein "Fehler" mehr und auch keine Panne, sondern ein offenkundiger Versuch, etwas zu vertuschen, was nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Und es ging dann noch weiter.
Lesen Sie doch mal http://www.epd.de/bayern/ba...
Johannes Friedrich, der hier gelebt hat, und sich auskennt, Er redet über die "Entfremdung", das Israelis die Palästinenser immer negativer sähen und moniert bei den Israelis mangelnde Arabischkenntnisse, um dann zum Thema "Mauer" überzugehen. Allein um der Ausgewogenheit halber: Und wie sehen die Palästinenser die Israelis? Etwa positiver? Ich rief dann einfach mal bei der für Völkrverständigung usw eigentlich berühmte, vom evangelischen Missionswerk in Berrlin finanzierte Schule Talita Kumi in Beth Jala an, die auch von den EKD Herren besucht wurde. Das wäre die einzige Schule in den Pal. Gebieten, wo ich noch Hebräisch-Kurse für die Schüler erwartet hätte, allein wegen ihres Friedensanspruches. Aber nein, Herr Dürr, der Direktor bestätigte mir, dass seit Jahren und seines Wissens "niemals" den Schülern Hebräisch angeboten worden sei. Wenn schon Friedrich die Sprachkenntnisse aufwirft, warum erkundigt er sich nicht auf beiden Seiten? Ist das nun auch wieder nur ein "handwerklicher Fehler" oder kann ich das alles, mitsamt der hier erwahnten Predigt, der Karte, dem Vertrag (Gräbe bei der PK zu einer Frage von Bremer: "bei einem Kompromiss kann man nicht alles bekommen", "Unsere Beziehung zu den Juden und Israel ist doch durch die Erwähnung Römer 9-11 abgedeckt" usw)den Pressekonferenzen Hubers und Friedrichs nach ihrer Rückkehr. Nein! Es gibt Holocaust und "Friedlosigkeit in Nahost", die sich "in gigantischen Sicherheitsmaßnahmen Ausdruck verschafft". Dies wohldurchdachte Formulierung Hubers kann ich nicht akzeptieren. Palästinensischen Terror, Raketen, Krieg aus Libanon, Entführungen, Mord und Raketen, Tote auf beiden Seiten usw. nimmt er nicht in den Mund sondern nur "gigantische Sicherheitsmaßnahmen", die freilich noch keinen Menschen getötet haben aber eindeutig vielen Menschen das Leben gerettet haben, wie sogar Friedrich eingestehen musste.
Es tut mir leid. Es geht nicht um Pannen und es fehlen mir da die öffentlichen Entschuldigungen. Und solange die nicht vorliegen, meine Briefe unbeantwortet bleiben, dann gestalten sich all die von Ihnen erwähnten schönen Worte zum Verhältnis zu den Juden zu ganz ganz leeren Worthülsen, die zynisch dazu verwendet werden, die Rechtfertigung zu haben, jetzt mit antisemitischen Untertönen den Israelis sogar vorzuwerfen, ihr eigenes Leben schützen zu wollen. Das ist "gigantisch" und ich bin sehr traurig, dieses alles innerhalb weniger Tage in so geballter Form erfahren zu haben.
04/21/07 04:12:31

wrote:
paydayloans
06/04/07 11:02:13

wrote:
Es ist sehr interessant, mal die Version derer zu lesen, die unmittelbar an dem Geschehen beteiligt waren - z.B. im Gemeindebrief der deutschsprachigen Gemeinde in Jerusalem unter http://www.avzentrum.de/gem...
In der Nummer 2/07 findet sich da auf den Seiten 34-36 und 49-50 ein recht erhellender Artikel.
Wie es scheint, hat Herr Sahm über den EKD-Besuch in Israel und die palästinensische lutherische Bischofskirche in Jerusalem geschrieben, ohne ein einziges Mal mit dem EKD-Vertreter in Israel oder mit dem palästinensisch-lutherischen Bischof gesprochen zu haben. Stattdessen verlässt er sich offenbar auf Hörensagen.
Schlechter Journalismus, Herr Sahm. Ganz schlechter Journalismus.
Gruss aus Tel Aviv,
Chantal Kienzle
06/04/07 21:28:57

wrote:
main menu
10/08/07 21:18:41

Add Comments








- - -