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IDF: Immer mehr Jugendliche versuchen den Armeedienst zu umgehen
Die Abkopplung vom Gazastreifen und der nördlichen Westbank im Sommer 2005 hat dazu geführt, dass sich immer mehr Jugendliche vor der israelischen Armee (IDF) drücken wollen. Das teilten hochrangige Vertreter der IDF mit. Immer mehr versuchen den Armeedienst zu umgehen, in dem sie religiöse Gründe vorschieben...
Im laufenden Rekrutierungsjahr 2006/7 ist die Anzahl der Jugendlichen, die in streng-religiösen Yeshivot lernen und daher vom Militärdienst befreit werden, um ca. 5% gestiegen und liegt derzeit bei ca. 10% (der Männer). Die IDF sieht den Hauptgrund für diesen Trend, der weit über dem natürlichen Anstieg und den Prognosen der IDF liegt, in der Enttäuschung zahlreicher national-religiöser Jugendliche über die Abkopplung.
Die IDF bat darum, die Besorgnis erregenden Angaben zu analysieren. Eran Sternberg, einer der Leiter bei der Räumung von Gush Khatif, der später zur Verweigerung des Armeedienstes aufrief, ist der Meinung, dass es sich um eine "natürliche Reaktion vieler Jugendlicher" handle.
Ein hochrangiger Militärvertreter sagte Haaretz, dass die meisten, die diesen Weg wählen, aus den Randgruppen der Extremen in der Westbank und Gaza kommen bzw. aus dem Kreis der Rechts-gerichteten im Zentrum des Landes. Es sind Menschen, die von den Folgen der Abkopplung erschüttert wurden und die sich nun vor dem Dienst drücken wollen. "Wenn ein links-extremer Jugendlicher nicht in der Armee dienen will, muss er seine Verweigerung erklären und eine Strafe riskieren. Wenn ein Rechts-Extremer dies tun will, eröffnet sich ihm ein viel einfacherer Weg: alles, was er tun muss, ist, sich bei einer streng-religiösen Yeshiva einzuschreiben, die vom Armeedienst gesetzlich ausgenommen [torato emunato] ist."
Er gab zu, dass die israelische Armee keine Möglichkeit hat, die Beweggründe dieser Schüler bzw. ihre Religiosität zu prüfen. "Sie schreiben sich in einer streng-religiösen Yeshiva ein und damit hat sich das", so der Vertreter.
Vor etwa zwei Jahren war man in der IDF sehr über die abnehmende Motivation von national-religiösen Jugendlichen vor dem Hintergrund der Abkopplung besorgt. Tatsächlich aber gab es unter den Soldaten einen sehr geringen Verweigerungsanteil, wenn gleich eine weitaus größere "graue Verweigerung" verzeichnet wurde. Die neuen – vorläufigen - Angaben, zeigen zum ersten Mal die langfristigen Auswirkungen der Abkopplung.
Im vergangenen Jahr ernannte Generalstabschef Dan Halutz einen Kontaktmann für die national-religiöse Bevölkerung mit dem Versuch, die Lücken, die während der Abkopplung entstanden, zu überbrücken. Brigade-General Tal Russo, der seit dem zum General aufgestiegen ist, stand in engem Kontakt zu Rabbinern und religiösen Erziehern sowie zu Jugendlichen und versuchte, das Abdriften vom Dienst zu stoppen. Im Rückblick scheint sein Erfolg begrenzt gewesen zu sein.
Während der Abkopplung, im Sommer 2005, drohte die IDF auf harte Art und Weise gegen die Leiter der Yeshivot vorzugehen, die ihre Schüler dazu aufgerufen hatten, den Befehl zur Abkopplung zu verweigern. Die erste Liste umfasste vier Yeshivot, doch nach der Abkopplung wurde sie kürzer und der Zorn der Armeeführung konzentrierte sich nun auf eine Yeshiva, die vom Armeedienst befreite Yeshiva in Alon-Mora unter der Leitung des Rabbiners Elyakim Levanon, der auf scharfe Art und Weise die Verweigerung predigte. Generalstabschef Dan Halutz empfahl dem damaligen Verteidigungsminister Shaul Mofaz, die Regelung der Rekrutierung mit der Yeshiva des Rabbiners Levanon rückgängig zu machen.
Mofaz verschob seine Genehmigung und unterhielt lange Zeit Kontakte zu Levanon, mit dem Versuch, den Rabbiner zu überzeugen, eine Art Entschuldigungsschreiben zu unterzeichnen, in dem er seine Position korrigiert. Die Gespräche zeigten keinen Erfolg und Mofaz schied unterdessen aus dem Amt aus. Der Generalstab empfahl dem derzeitigen Verteidigungsminister Amir Peretz, sich wieder um die Angelegenheit zu kümmern und Maßnahmen gegen die Yeshiva zu unternehmen, doch Peretz ist dem bis heute nicht nachgekommen. Die Affäre hat der Yeshiva in Alon-Mora nicht im Geringsten geschadet. Im letzten Sommer stand die Yeshiva des Rabbiners Levanon an der Spitze der Liste der Neuanmeldungen der populärsten Yeshivot.
Haaretz.co.il, 9.1.07