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Umfragen und Meinungen: Hoffnungslosigkeit, besondere Verpflichtung?
Die meisten Israelis glauben nach Einschätzung des israelischen Historikers Tom Segev nicht mehr an Frieden und laut einer Umfrage des zdf leugnen die meisten Deutschen eine beondere Verantwortung für die Sicherheit der Überlebenden der Schoah...
Die meisten Israelis glauben nach Einschätzung des israelischen Historikers Tom Segev (Tagesspiegel) nicht mehr an Frieden
"Die Gewalttätigkeit ist ein Teil der Identität von Israelis und Palästinenser geworden. Deshalb geht es nicht darum, einen endgültigen Friedensvertrag zu unterzeichnen, sondern in kleinen Schritten den Konflikt zu managen, dass irgendwie das Leben erträglicher wird", sagte Segev dem Tagesspiegel (Dienstagausgabe).
Solange die Eroberung andauere, könne es keinen Frieden geben. Segev plädierte dafür, Israel solle mit der palästinensischen Hamas reden, sonst würden "bei den Palästinensern immer noch Extremere kommen - bei uns auch". Die Israelis weigerten sich anzuerkennen, "dass es Null-Terrorismus nicht gibt. Ein gewisses Maß an Terrorismus muss man in Kauf nehmen wie Krankheiten, Autounfälle, Kriminalität und Unglücke", sagte Segev, der durch vielbeachtete Bücher über israelische Zeitgeschichte bekannt geworden ist.
ZDF: Nur 40 Prozent der Deutschen sehen besondere Verantwortung gegenüber Israel
Die Mehrheit der Deutschen sieht keine besondere Verantwortung für Deutschland gegenüber dem Staat Israel. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF kurz vor dem 60. Jahrestag der israelischen Staatsgründung. Demnach sehen 53 Prozent der Befragten keine besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel. 40 Prozent der Befragten bejahten die Frage, ob Deutschland aufgrund seiner Geschichte eine besondere Verantwortung gegenüber Israel trage, sieben Prozent antworteten "Weiß nicht".
Die Besonderheit der deutsch-israelischen Beziehungen wird insbesondere in Abhängigkeit vom Alter der Befragten unterschiedlich bewertet. So stimmen unter den über 60-Jährigen 48 Prozent der Befragten der historischen Verantwortung Deutschlands zu (45 Prozent antworteten mit "Nein", sieben Prozent "Weiß nicht"). Unter den 30- bis 39-Jährigen erkennen lediglich 29 Prozent diese an, die Ablehnung einer solchen Verantwortung fällt mit 65 Prozent am deutlichsten aus. (sieben Prozent mit "Weiß nicht").
Auf die Frage, ob Deutschland Israel im Falle eines Angriffs politisch unterstützen sollte, antworteten 58 Prozent mit "Ja" und 33 Prozent mit "Nein" (neun Prozent "Weiß nicht"). Die Frage nach einer finanziellen Unterstützung beantworteten 35 Prozent der Befragten positiv, 57 Prozent schließen das dagegen aus (acht Prozent "Weiß nicht"). Auch die Unterstützung Israels mit Waffen im Angriffsfall befürworten lediglich 13 Prozent, 82 Prozent lehnen diese Unterstützung ab (fünf Prozent "Weiß nicht"). Ähnlich deutlich fällt die Ablehnung der Befragten zu der Frage aus, ob Deutschland Israel im Falle eines Angriffs mit Soldaten unterstützen sollte: 81 Prozent antworten mit "Nein", 13 mit "Ja" (fünf Prozent, "Weiß nicht").
Für die repräsentative Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen wurden im April 2008 1230 zufällig ausgewählte Deutsche über 18 Jahre telefonisch befragt.
In der Dokumentation "Im Schatten der Schuld" (Sonntag, 4. Mai 2008, 0.10 Uhr) geht ZDF-Autor Eberhard Piltz der Frage nach Deutschlands besonderer Verantwortung gegenüber Israel ausführlich nach. Er interviewt dazu prominente Politiker, Historiker und Künstler wie Joschka Fischer, Amir Gutfreund, Gregor Gysi, Hans-Ulrich Klose, Charlotte Knobloch, Benjamin Netanjahu, Avi Primor, Peter Scholl-Latour, Guido Westerwelle und Michael Wolfson.