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Deutsch-israelische Räuberpistole in Beirut

Seit Freitag „bemüht“ sich die deutsche Botschaft bei den libanesischen Behörden um Zugang zu dem in Beirut verhafteten deutschen Staatsbürger Daniel Scharon. Der 32-jährige besitzt auch einen israelischen Pass, dessen Photokopie von der libanesischen Kriminalpolizei bei Ermittlungen zu einem Mordfall entdeckt wurde. Das Auswärtige Amt in Berlin hält sich bedeckt und will sich zu dem laufenden Fall nicht weiter äußern, außer eben, dass die Botschaft sich um eine konsularische Betreuung Scharons bemühe...

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 23. September 2007

Daniel Mosche Scharon, 32, ein Israeli mit deutschen Pass, wurde in Beirut verhaftet und könnte in einen Mordfall verwickelt sein. Durch Zufall stieß die libanesische Polizei auf seine israelische Identität. Innerhalb von zwei Jahren ist er mit seinem deutschen Pass elf Mal in den Libanon eingereist. Bei seinen libanesischen Freunden galt er als „der Deutsche“.

Schon wird die Verhaftung Scharons zu einem pikanten nahöstlichen Spionagefall hochgespielt, während arabische und israelische Medien eher über eigentümliche Verwicklungen eines Homosexuellen spekulieren, der als 19-jähriger zum Islam konvertierte, nach einem Studium in Bahrein bestes Arabisch spricht und „die Araber liebt“.

Laut libanesischen Medien untersuchte die Polizei in Beirut einen Selbstmord. Die Tatwaffe, eine Pistole, gehörte einem Agenten. So gelangten die Kriminalisten zur Erkenntnis, dass es sich vielleicht doch um einen Mord handeln könnte. In der Wohnung des Agenten entdeckten die Ermittler eine Fotokopie des israelischen Passes von Scharon. Der Deutsche diente dem Agenten als Alibi. Im Beiruter Hotel Four Point Sheraton wurde Scharon festgenommen.

Scharon, in München geboren, hat eine deutsche Mutter, die heute in Australien lebt. Sein israelischer Vater lebt in Naharia. Die Erziehungsberechtigung wurde dem Vater zugesprochen. Deshalb wuchs Scharon in Israel auf und diente sogar in einer Eliteeinheit der israelischen Armee. Nach Verweigerung seines ersten Kampfeinsatzes entließ ihn die Armee. 1996 erzählte das Sprachentalent in einem Interview mit der Zeitung Jedijot Achronot von seiner Enttäuschung über die israelische Gesellschaft. Er wuchs mit einer arabischen Pflegerin aus Masraa auf, was ihm möglicherweise den Islam näher gebracht hat. „Ich liebe die Araber. Weshalb sollte ich nicht unter ihnen leben wollen?“ So Scharon in dem Interview. Abgebildet wurde der als exotisch eingestufte Scharon mit einem gescheckten Palästinensertuch. „Ich nahm zwei männliche Zeugen und sagte drei Mal: Es gibt keinen Gott ausser Allah und Mohammed ist sein Prophet.“ So wurde er nach eigenen Angaben ein Moslem und studierte zunächst in Jordanien. Beim weiteren Studium in Bahrain am Persischen Golf galt der offenbar erfolgreiche Geschäftsmann bei Kommilitonen als „Millionär“, denn er fuhr ein 65.000 Dollar teures Auto. Freunde erzählen, dass er mit Vorliebe „nationalistische Lieder“ gesungen habe, arabische, nicht israelische.

Israelische Minister zuckten mit den Schultern, als sie am Sonntag nach der Kabinettssitzung zu dem in Bedrängnis geratenen Doppelstaatler befragt wurden. Die israelischen Behörden hüllen sich in Schweigen und haben nicht einmal beim IKRK, dem Roten Kreuz, eine Nachfrage oder Bitte eingereicht, sich um diesen israelischen Bürger zu kümmern. Offen und verdeckt signalisieren die israelischen Behörden, dass Scharon von ihnen nicht nach Beirut geschickt worden sei, dass er kein Spion sei. Ein westlicher Diplomat hält es für ausgeschlossen, dass Scharon ein Spion sei, weil er schon vor Jahren seine Identität in der Zeitung preisgab, jahrelang in arabischen Staaten studierte und im konkreten Fall sogar eine Fotokopie seines israelischen Passes mitführte.

Da Israel ohnehin keine konsularische Vertretung im Feindesland Libanon hat, können nur die Deutschen aktiv werden, zumal Scharon einen echten deutschen Pass besitzt.

Dov Weissglas, ein enger Berater des ehemaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, der einen von Kanzleramtsberater Bernd Schmittbauer vermittelten Gefangenenaustausch zwischen Libanon und Israel begleitet hat, glaubt nicht an ein bevorstehendes Erpressungsmanöver der Libanesen. Solange Daniel Scharon „nur“ in einen kriminellen Fall verwickelt sei und sich nicht in den Händen der „Terrororganisation“ Hisbollah befinde, wird nicht mit einem Gefangenenaustausch gerechnet wie im Falle verschleppter israelischer Soldaten oder in den Libanon gereister zwielichtiger Israelis. „Israel tut aus humanitären Gründen alles, um das Leben israelischer Bürger zu retten“, sagte Weissglas. Doch in diesem Fall scheint Israel den Deutschen die konsularische Betreuung gänzlich zu überlassen.

©´Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Category: Deutschland
Posted 09/24/07 by: admin

Comments

wrote:
Es ist wohl sehr schwierig, darueber zu schreiben.
Das ist der 3. unterschiedene Artikel, welche ich dazu lese.
Ein Abenteuerroman ist es jedenfalls nicht.
Natuerlich tut mir jeder Mensch leid, welcher unschuldig im Gefaengnis sitzt und bei den Schuldigen muss auch abgewogen werden, wie auf welche Weise wozu und was dabei und danach am besten zu tun sei.
Es ist immer problematisch.
Israel hat Probleme genug.
Wenn ein Deutscher laut Geburt, ein Israeli mit moslemischem Bekenntnis und Weltbuerger im Ausland, im benachbarten potentiellen Kriegsland in einen Kriminalfall verwickelt ist, wird Israel nicht mit Militaerbehoerden reagieren koennen, welche nicht zustaendig sind. Schliesslich soll es kein Spionagefall sein.
Es kann ja auch ein moslemischer Spion gegen Israel sein, dann wird es nicht leichter.
Deutschland hat schliesslich auch Moslems.
Diplomatische Beziehungen, soweit vorhanden, werden wohl genutzt.
Fromme suchen jetzt wahrscheinlich "die Suende" als Ausloeser.
Damit wird der Fall nicht geloest und nicht bewaeltigt.
Schliesslich ist das ein dehnbarer Begriff, welchen ich selbst noch neu definieren will, weil damit so viel Unfug getrieben wird.
Wenn Daniel Scharon der Moerder war, wird er nicht in Freiheit gelangen, evtl. mit Bussgeldern versehen oder wie auch immer die Beziehungen arbeiten.
Wenn er nur das Opfer von verschiedenen Intrigen ist, wird dies wohl auch zu ermitteln sein und demzufolge eine Besserung eintreten.... wie lange, ist natuerlich nicht vorauszusehen.
Allerdings sind in bewaffneten Kriegsgebieten, wozu ich Libanon zaehle, niemals Sicherheitsverhalten ausser Acht zu lassen.
Da dieser Mann also schon mehr als 10 Mal im Libanon von Deutschland aus gewesen ist, muessen entweder Auftraege vorliegen, lohnende Ziele vorhanden sein und genuegend Wissen, wie es im arabischen Rechtsraum zu leben ist.
Ich kann nicht arabisch, nicht hebraeisch, usw... wuerde evtl. mit viel oder sehr viel Aufwand reisen muessen und demzufolge sind es verschiedene Welten.
Eigentlich waere mir eine Welt fuer alle lieber.... ohne Reisebeschraenkung, ohne andere Unmoeglichkeiten.
Er hat also ein arab. Kindermaedchen gehabt. Dadurch zum Araber geworden?
Die israelische Wahl, um mit Arabern gut auszukommen?
Das Zukunftsprogramm?
Ich kann mir nicht vorstellen, Moslem zu sein. Dennoch wuensche ich niemandem ein Unglueck, welches mir selbst unangenehm waere.
Moege Gottes Barmherzigkeit, Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe den Sieg davontragen. Glaube ist freiwillig und nur in soweit wirksam, wie gelebt wird.
09/24/07 18:40:59

wrote:
Wenn ich gemein waere, wuerde ich jetzt auf den Propheten Daniel verweisen, aber das will ich nicht, weil... die Perspektive dazu offensichtlich nicht vorliegt.
09/24/07 18:47:59

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