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Ungarn 1956: Dem Schicksal überlassen

Vor 50 Jahren, im Oktober 1956, wurde das Schicksal des Kommunismus in Osteuropa besiegelt, meint Sever Plotzker in Jedioth achronoth.

In zwei führenden Ländern - Polen und Ungarn - gingen die Massen auf die Straße, forderten, das Regime zu beenden und sich aus der sowjetischen Besatzung zu befreien, die ihnen nach dem II. Weltkrieg auferlegt worden war. Die "Oktoberrevolution" in Polen und Ungarn sind in der Stürzung des kommunistischen Regimes gescheitert, aber haben es geschafft, zu beweisen, wie sehr der Kommunismus unter der Lokalbevölkerung verhasst ist.
Diese geliehene Zeit ging noch Jahrzehnte lang weiter... bis der Kommunismus 1989 zusammenbrach.
Die Staatschefs im Westen - so stellte es sich aus Dokumenten heraus - nahmen Abstand von der ungarischen und polnischen Revolte und waren nicht bereit, dafür auch nur einen Finger zu krümmen. Die Rebellen von Budapest und Warschau wurden also ihrem Schicksal überlassen. Sie wurden wissentlich von den Politikern des Westens im Stich gelassen, die die Herrscher der Sowjetunion nicht verärgern wollten.
Sie wurden wissentlich von den Intellektuellen des Westens verraten, die sich darauf versteiften, gerade in den USA den Feind des Fortschritts zu sehen. Die Enthüllung der Verbrechen des Kommunismus beeinflusste sie nicht. Es könnte sein, dass die Bewegung einer NATO-Division innerhalb von Europa und eine Massendemonstration vor der sowjetischen Botschaft (und nicht vor der israelischen) in London die Demokratien in Ungarn und Polen hätten retten können und den Lauf der Geschichte grundlegend verändert hätten. Aber der Westen rührte sich nicht - wie er sich auch 1968 nicht gerührt hat.
50 Jahre nach dem Oktober 1956, wiederholt sich nun sozusagen der ungarisch-polnische "Oktober": Wieder gewalttätige Demonstrationen in Budapest, und wieder weitreichende Änderungen der Regierung (wie die "neue Republik") in Warschau, aber nicht-gewaltvoll.
Was ist die Ursache für diese Unruhe?
Weite Teile der Bevölkerung in diesen beiden Ländern sind der Ansicht, dass die verantwortliche für die kommunistische Diktatur und diejenigen, die kollaboriert haben, nicht dafür zur Rechenschaft gezogen worden sind, keine Strafe erhalten haben, und sich vor der Verantwortung gedrückt haben.
Es stellt sich heraus, dass es in der Geschichte keine Abkürzungen gibt. Der Kommunismus in Osteuropa ist vor 50 Jahren zu Ende gewesen, hat noch weitere 40 Jahre mit Gewalt geherrscht und breitet weiterhin seinen schweren Schatten für 20 Jahre aus.

Category: Ungarn
Posted 10/29/06 by: admin

Comments

wrote:
Willy Brandt, Franz Josef Strauß u.a. deutsche Politiker wussten schon einige Tage vorher, dass die Soviets mit ihren Helfershelfern 1968 in die Tschechoslowakei einmarschieren werden. Das heißt, dass auch die USA voll informiert waren. Dies war eine sehr unfreundliche Einstellung gegen die Völker in der Mitte Europas. Deswegen hat die Mitgliedschaft in der NATO wohl keinen Sinn, denn dieser Organisation kann man nicht vertrauen.
10/30/06 11:00:45

wrote:
'Dies war eine sehr unfreundliche Einstellung gegen die Völker in der Mitte Europas' - sprichtst Du jetzt von denen, die mit Panzern kamen? Oder von denen, die nicht mit Panzern kamen?
Und erwartete wirklich jemand, dass die USA einen - möglicherweise atomaren - Krieg entfesseln, bloss weil die Sowjets ihren Wasallen vorzeitige Glasnost und Perestroika verbieten? Das wäre nicht nur naiv, sondern auch kontraproduktiv.
Die 'unfreundliche Einstellung' stammt von der Aufteilung in zwei Machtsphären in Jalta 1945. Verursacht durch den mörderischsten Gefreiten aller Zeiten. Vor 1941 lebten die USA in splendid isolation und kümmerten sich keinen Deut um Europa. Gut oder schlecht?
10/31/06 11:54:50

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