Eine kurze Biografie des Autors des Gedichts "Die kölnische Grube" von 1944...
Boris Abramovitsch Sluckij (sprich: Boris Sludzki) wird am am 7. Mai 1919 in Slavjansk/Donbass geboren.
Nach dem Schulbesuch in Char'kov übersiedelt er 1937 nach Moskau, um am Moskauer Juristischen Institut ein Jurastudium zu beginnen, das er jedoch bald abbricht, um zum Gorkij-Literaturinstitut überzuwechseln. 1941 schließt er hier das Studium der Literaturwissenschaften ab. Bereits 1941 werden seine ersten Gedichtzyklen veröffentlicht.
Boris Sluckijs Teilnahme als Kriegsfreiwilliger im Juni 1941 hat eine schwere Verwundung zur Folge. Nach seiner Genesung wird er als Politruk (politischer Leiter) in der Armee eingesetzt. 1943 tritt er in die Partei ein.
Seine Lyrik wird häufig von Erinnerungen an den Krieg bestimmt, er bezieht u. a. auch jüdische Themen ein. In einigen Gedichten äußert er (noch vor dem XX. Parteitag) deutliche Kritik an Stalin. Auf Sluckijs Teilnahme an der Hetzkampagne gegen Pasternak (im Zusammenhang mit dem "Doktor Schiwago") reagieren viele schockiert, sodass sich (zumindest zeitweise) etliche seiner Freunde von ihm abwenden. Diesen Schritt hat sich Boris Sluckij später selbst nie verzeihen können.
Seit 1953 erscheinen seine Gedichte vor allem in Zeitschriften, ferner mehrere Gedichtbände, 1955 macht Ilja Ehrenburg in einem Artikel auf Sluckij aufmerksam. Zahlreiche seiner Werke werden allerdings zu seinen Lebzeiten in der Sowjetunion nicht publiziert. Sluckij übersetzt Lyrik aus dem Polnischen, Deutschen und Englischen (Vgl. Russische Lyrik, Gedichte aus drei Jahrhunderten. Ausgewählt und eingeleitet von Efim Etkind. München (Piper Verlag) 1981).
Boris Sluckij stirbt am 22. Februar 1986 in Tula.
Quelle:
© Mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Vera Ammer, MEMORIAL Deutschland e. V., Mitglied des Internationalen MEMORIAL (Sitz: Moskau), Berlin.
©"Solang es dich, mein Russland, gibt". Russische Lyrik von Puschkin bis Jewtuschenko, Herausgegeben von Roland Opitz, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig, 1960, 2. Auflage 1961
Spurensuche:
Ein unbekanntes Kriegsgefangenen- /Zwangsarbeiterlager
Im November 2006 Zeit fragte mich René Senenko (1) von der Hamburger Willi-Bredel-Literaturgesellschaft/Geschichtswerkstatt während eines themenbezogenen telefonischen Gedankenaustausches, ob mir das Gedicht des sowjetischen Dichters Boris Sluckij "Die kölnische Grube" bekannt sei. Ich hatte noch nie davon gehört, wurde neugierig, ließ mir berichten...