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Judentum und Israel
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Kritik? Nicht an unserer Schule

Die jüdische Schule an den Ufern des Tibers hätte gestern den italienischen AM Massimo D'Alema empfangen sollen, zu einer Debatte über ein neues Buch, "Israel das Problem", das sich mit der Israelpolitik der kommunistischen Linken befasst, der D'Alema in den 60-er und 70-er Jahren angehörte. Eine scharfe Protestwelle und eine geplante Demonstration gegen den Minister, der für viele anti-israelische und proarabische Politik repräsentiert, führten zu einer Absage seiner Teilnahme. Das Ergebnis deutete erneut auf die Spannungen hin, die zwischen dem AM, den Juden Italiens und dem Staat Israel herrschen...


Von Menachem Gantz, Maariv 24.02.2007

Bei seinem Amtsantritt im Mai 2006 wies D'Alema in einem Interview mit Maariv die Kritik an seiner Haltung zu Israel zurück. Seither hat er jedoch noch nicht unter Beweis gestellt, weder mit Worten noch mit Taten, ob die Kritik nicht doch angebracht war. Im Bewusstsein der Juden Italiens und der israelischen Regierung ist er als der Mann registriert, der am Ende des Libanon-Kriegs einen Hisbollah-Minister umarmt hat. Nach einem Vorfall in Han-Junes, bei dem unschuldige Palästinenser getötet wurden, sagte D'Alema: "Das war kein Unfall, sondern israelische Politik."

Vor Kurzem, vor seiner Einladung in die jüdische Schule, äußerte sich D'Alema mehrmals zu den Juden in der Welt. In einem Interview mit der italienischen Zeitschrift "Espresso" sagte er: "Es gibt wieder Aktivitäten einer schmalen Lobby, die einen ruhigen Dialog unmöglich machen", und in einem Vorwort zu dem Buch über eine jüdisch-kommunistische Aktivistin schrieb er: "Die jüdische Gemeinde hat ihre Fähigkeit verloren, eine kritische Rolle gegenüber der israelischen Politik auszuüben." Und danach fügte er hinzu: "In diesem Buch kann man einen klaren Beweis für eine demokratische jüdische Welt finden, die meiner Meinung nach heute schwächer ist, keine führende Rolle ausübt und unfähig ist, sich in einem öffentlichen Dialog zum Ausdruck zu bringen."

Vor seiner Ankunft in der Schule, gab es Juden, die den Minister in Verlegenheit bringen wollten und vorschlugen, dass die Anwesenden Palästinensertücher tragen, "damit er sich wie zu Hause fühlt". Die Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde versuchten, die Gemüter zu beruhigen, aber der sich abzeichnende Protest hatte eine Absage des Besuchs zu Folge. Die offizielle Begründung lautete, dass der Minister mit dem irakischen AM zusammentreffe müsse und deshalb nicht teilnehmen könne.

Die Kapitulation D'Alemas vor einer Auseinandersetzung mit den Juden Roms weist vielleicht darauf hin, dass der italienische AM gerne Kritik an anderen übt, selbst jedoch keine Kritik verträgt. Die scharfen Stimmen in der jüdischen Gemeinde und die Angst vor eventueller Gewalt lieferten ihm zwar eine Ausrede, aber dennoch sollte er auf die Kritik der Juden der Stadt reagieren. Denn ein europäischer Spitzenpolitiker, der im Jahr 2007 von einer jüdischen Lobby spricht und der Meinung ist, alle Juden seien der selben Meinung, leidet an Vorurteilen und argumentiert unsachlich. Der erste Mann der italienischen Diplomatie sollte so schnell wie möglich seine Äußerungen und Meinungen klar stellen, auch wenn dies bedeutet, sich mit Kritik auseinanderzusetzen.

Wenn er das nicht tut, kann man daraus schließen, dass das Image, das ihm anhaftet,
gerechtfertigt ist.

Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv

Category: Italien
Posted 01/25/07 by: admin

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