Jump to navigation
Antiisraelische Heuchelei und britische Realpolitik
Heutzutage kann man auch aus mainstream Medien erfahren, dass die Juden, Zionisten, oder wie unlängst Tina Mendelsohn, Moderatorin der 3sat Sendung Kulturzeit es "charmant" umschrieb, die "Ostküstenintellektuellen" den Diskurs beherrschen. In den USA haben zwei Professoren erst unlängst ähnliches "bewiesen". Und immer wieder werden Intellektuelle gelobt, insbesondere wenn sie selbst jüdisch sind, die den "Mut aufbringen", sich gegen diese Beherrschung des Diskurses zu stellen...
Von Karl Pfeifer
Freilich, die jüdische Diskursbeherrschung ist genauso ein Phantasieprodukt, wie die jüdische Weltverschwörung. Gerade so eine "progressive" Sendung wie Kulturzeit fiel auf den frenetischen Antisemiten Adam Ermash, früher Jöran Jermas, noch früher "Israel Shamir" rein, nur weil er behauptet hatte, ein israelischer Intellektueller zu sein und sich bereit erklärte, den Abzug Israels aus dem Gazastreifen zu kritisieren.
Wenn ich solche Texte lese oder wenn ich solches aus den elektronischen Medien vernehme, dann weiß ich, dass – sogar dort wo die Kritik an Israel, israelischer Politik gerechtfertigt ist – dabei selten der gleiche Maßstab wie für andere angewendet wird. Oft bin ich erstaunt, wie einige dieser angeblichen Freunde Israels bemängeln, dass der jüdische Staat nicht perfekt ist, dass es dort u.a. auch ungeschickte Politiker und – man staune – auch Korruption gibt. Zwar war die zionistische Revolution erfolgreich, die Juden Israels haben eine Hebräische Kultur geschaffen, Millionen Einwanderer integriert, Kriege gewonnen, die Wirtschaft zum Blühen gebracht, aber die Korruption konnte man leider nicht ausschalten.
Wie ganz anders geht es in den Ländern zu, aus denen die lauteste Kritik an Israel kommt. Zum Beispiel Großbritannien, wo die Israelberichterstattung der BBC oft genug ein Beispiel für Voreingenommenheit bietet, wo namhafte Intellektuelle, wie z.b. der Maler und Schriftsteller John Berger zum Boykott der israelischen Kultur aufrufen, und Universitätslehrer den Boykott israelischer Universitäten fordern. Andere Sorgen haben sie nicht. Dabei besagt doch ein Spruch charity starts at home, oder jeder kehre vor seiner eigenen Tür.
Kurz vor Weihnachten hat die britische Regierung die oberste britische Ermittlungsbehörde für schwere kriminelle Vergehen, das Serious Fraud Office (SFO) gezwungen, ein mehr als zwei Jahre währendes Ermittlungsverfahren einer Schmiergeldaffäre abzubrechen. Der oberste Jurist Generalstaatsanwalt Lord Goldsmith verkündete vor dem Oberhaus, dass die Ermittlungen des SFO gegen die Konzernführung von BAE Systems, ehemals British Aerospace eingestellt werden.
Vermutet wird, dass 89 Millionen Euro aus einer schwarzen Kasse des Konzerns über Mittelmänner an saudische Drahtzieher und womöglich die saudische Königsfamilie geflossen seien, um für Großbritannien den größten und lukrativsten Rüstungsvertrag in seiner Geschichte zu ergattern.
Die Geschichte wurde vor zwei Jahren bekannt, in letzter Zeit gelang es dem SFO deutliche Fortschritte zu machen und man war sogar dran geheime Konten der Drahtzieher bei Schweizer Großbanken zu untersuchen. Laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) reagierte der saudische Königshof mit Erpressung. Anfang Dezember drohte die saudische Regierung Großbritannien, die Ermittlungen sofort einzustellen, da sonst die Lieferung von 72 Eurofightern (dagegen sind die von Österreich bestellten 18 Eurofighter "peanuts") storniert werde und der Auftrag statt dessen der amerikanischen oder französischen Konkurrenz erteilt würde.
Zwar betonte Lord Goldsmith, dass die Entscheidung nicht mit Blick auf wirtschaftliche Interessen gefällt worden sei. Aber wie FAZ berichtet, sagte der Rechtsberater der Regierung und Vertraute von Blair Goldsmith: "Der Premierminister und der Außen- und der Verteidigungsminister sind der Meinung, dass die Fortsetzung der Ermittlungen die Sicherheit und die diplomatischen Verbindungen des britisch-saudischen Verhältnisses beeinträchtigt hätte, was negative folgen für das öffentliche Interesse Großbritanniens und für die Zielsetzungen unserer Politik im Mittleren Osten gehabt hätte."
Wir können uns jetzt zurücklehnen und darauf warten, ob die britischen Israelbasher es wagen werden, deswegen das Königreich Saudi-Arabien, wo man noch bis heute die Todesstrafe durch Kopfabhacken durchführt, zu kritisieren. Ich fürchte das wird nicht gespielt. Denn die "antizionistische" Heuchelei ist die Korruption des kleinen Mannes, die großen kommen ohne sie aus. Sie decken – wie das obige Beispiel zeigt – mit gutem Gewissen die Korruption.