Als am 11. Dezember Dr. Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in der ZiB 2 des österreichischen Fernsehens über die Teheraner Konferenz von "sowohl Holocaust-Leugner[n] als auch –Befürworter[n]" [1] von Ingrid Thurnherr befragt wurde, glaubte die ORF Moderatorin anscheinend, die Tatsache, dass aus keinem anderen Land so viele Teilnehmer zu dieser Konferenz kamen, wie aus Österreich, mit einer aggressiven Frage neutralisieren zu können. Sie fragte – und man konnte den Vorwurf heraushören – weshalb sich die IKG nicht vom Staat Israel distanziere. Dr. Muzicant, gab ihr die gebührende Antwort...
Von Karl Pfeifer
Doch die Frage bleibt im Raum stehen, weshalb eine zur linken Reichshälfte zugerechnete Journalistin eine solche Frage ausgerechnet dem Präsidenten der jüdischen Gemeinde stellt. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, mit wie viel Fingerspitzengefühl sie mit den Herren aus FPÖ und BZÖ sprach, die hier in diesem Land ausländerfeindliche Politik betreiben.
Was man aus der Frage der bekannten ORF-Moderatorin herauslesen konnte, war die Erwartungshaltung, dass sich doch Juden vom Staat Israel unbedingt distanzieren müssen. Diese Haltung charakterisiert leider nicht nur diejenigen, die ihren Antisemitismus glauben mit einem jüdischen Kronzeugen kaschieren zu können, sondern auch einen Teil des mainstreams.
Vor ein paar Jahren tauchte plötzlich in Wien ein Moishe Arye Friedman (MAF) auf, der von sich behauptete Oberrabbiner einer nicht existierenden Wiener antizionistischen Gemeinde zu sein. Da der Titel Rabbiner nicht geschützt ist, kann sich ein jeder – und sei er noch so primitiv und unwissend – als Rabbiner bezeichnen. Und österreichische Rechtsextremisten und antiimperialistische Linksradikale waren und sind sich einig, wenn es darum geht einen solchen Kronzeugen zu benützen.
Nun hat MAF den Bogen überspannt und sich in Teheran von Holocaustleugnern und Befürwortern bejubeln lassen. Hier einige Zitate, die man auf deutschen rechtsextremistischen websites finden kann, die dazu geführt haben, dass er sogar vom links-liberalen – oft "antizionistischen" –Guardian als Holocaustleugner qualifiziert wird:
"Eine Holocaust-Religion ist konstruiert worden von jenen, die selbst zu den Hauptverantwortlichen für die Verfolgung von Juden zählten: Von den Zionisten, die nicht den geringsten Glauben an Gott besitzen, sondern sich die Ausrottung der Gläubigkeit an Gott in der gesamten Menschheit als Ziel gesetzt haben. Diese Holocaust-Religion beansprucht weltweite Gültigkeit und betrachtet sich als allen internationalen Verträgen, den Verfassungen der einzelnen Staaten und den verschiedensten Glaubensbekenntnissen übergeordnet."
"In diesem Zusammenhang muß man auf die Tatsache hinweisen, daß die wahren Hintermänner, Finanziers und zum Teil Vollstecker der Grausamkeiten im Zweiten Weltkrieg Zionisten waren."
"Nur durch den Verweis auf den sog. historischen "Holocaust" wird ein weiterer Holocaust an den Palästinensern und der arabisch-islamischen Welt vollzogen, mit Grausamkeiten, die in der Geschichte der Menschheit ohne Beispiel dastehen. Diese laufen noch dazu im Unterschied zum historischen Holocaust vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit ab, ohne daß die Palästinenser die geringste Hoffnung und Möglichkeit zu ihrer Verteidigung haben."
"Der Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, hat bereits in seinem ersten Tagebüchern erstaunlicherweise von einer Zahl von sechs Millionen Juden gesprochen, die angeblich in Europa bedroht sind und daß eine Chance für den sog. Judenstaat nur gegeben sein wird, wenn es auch zu einer Katastrophe an diesen sechs Millionen europäischen Juden kommt."
"Die Gründer des Zionismus, der eine wirklich verbrecherische Sekte ist, haben als eine ihrer ersten Aktionen eine Reise nach Deutschland unternommen, um die Judenfeindlichkeit anzuheizen."
"Gleichzeitig haben die Zionisten alle möglichen Maßnahmen in die Welt gesetzt, um das deutsche Volk zu provozieren, zu erniedrigen und zu boykottieren, und sie haben bei allen Weltregierungen erfolgreich gegen Deutschland Lobbyarbeit betrieben, unter anderem beim bolschewistischen Rußland, aber auch in England und Amerika."
"Auch vor und während des ersten Weltkrieges wurde seitens der Bolschewisten und der Engländer die Zahl von sechs Millionen Juden benannt, die angeblich von den Deutschen mit der Vernichtung bedroht werden, um diesen Krieg zu rechtfertigen und das Deutsche Volk als absolut bösen Feind darzustellen."
"Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 haben zionistische Organisationen in Palästina gemeinsam Hitler schriftlich gratuliert, auf die ideologischen Gemeinsamkeiten hingewiesen und eine Zusammenarbeit angekündigt. * Kurz danach reisten Goebbels, Himmler* und Eichmann aufgrund der zionistischen Jewish Agency nach Palästina, wo sie mit großem Triumph empfangen wurden."
"Nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges erlebten die zionistischen Vereinigungen weltweit einen ungeheuren Aufschwung – erfrischt durch die angeblich sechs Millionen ermordeten Juden – und erpreßten nicht nur von Deutschland, sondern von der gesamten Weltgemeinschaft einschließlich der Katholischen Kirche mit dieser Begründung politisches Wohlverhalten und riesige finanzielle Mittel zur Errichtung und Stabilisierung des Terror-Staates Israel."
"Schlußfolgerungen:
1.) Das deutsche Volk hat in keiner Weise in der erster Linie eine Strategie zur Vernichtung der Juden verfolgt. Es ging den Nationalsozialisten anfangs darum, die Juden aus Deutschland zu vertreiben. Wirkliches Interesse an einem Genozid an den Juden hatten vielmehr die Zionisten, die hofften, dadurch die nötige Unterstützung (politischer und finanzieller Natur) für die Errichtung eines jüdischen Staates Israel zu gewinnen.
2.) Die Zahl von sechs Millionen Opfern war und ist eine zionistische …
3.) Wenn man schon von einer "Achse des Bösen" spricht, dann muß dies im Zusammenhang mit dem Holocaust-Geschäft und der Unterstützung der verbrecherischen Ziele der Zionisten erfolgen.
4.) Durch das Holocaust-Geschäft wurde sogar die katholische Kirche erpreßt und durch das Zweite Vatikanische Konzil von ihren Glaubenswurzeln entfernt..."
Soweit so schlecht MAF. Warum er das Liebkind verschiedener Rechtsextremisten ist, dürfte nach dem Lesen dieser Zitate klar sein.
Bereits im Dezember 2003 publizierte das Wiener Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW): "Im Glauben, sich so nicht angreifbar zu machen, bietet Zur Zeit einmal mehr Moishe A. Friedman, der von sich selbst behauptet, "Oberrabbiner der orthodoxen jüdischen Gemeinde" in Wien zu sein, Platz für seine wirren Ansichten. So bezeichnet dieser im Interview die Palästinensergebiete als "ein riesiges Konzentrationslager" und Theodor Herzl als "geistige[n] Vater jener Entwicklung, die zum Holocaust führte". (Zur Zeit 48/2003, S. 22)
Friedman geht aber noch einen Schritt weiter und macht offen dem Antisemitismus Marke Möllemann oder Hohmann die Mauer: Diese hätten nur von ihrer "Meinungs- und Redefreiheit" (ebenda, S. 23) Gebrauch gemacht. Wie Fidelsberger ein paar Seiten davor, betont er, dass ein "Großteil der Zionisten [...] nicht einmal jüdischer Abstammung [ist], während die Araber doch ohne Frage Semiten sind". (Ebenda) Friedman, der alle Juden und Jüdinnen, welche nicht seine kruden Ansichten teilen, zu "Zionisten" oder "Gottlosen" erklärt, behauptet schließlich, diese würden "international aus Geschäfts- und Machtinteressen die Holocaust-Industrie [betreiben]." (Ebenda) Mit Aussagen wie diesen bedient der von Rechtsextremen instrumentalisierte Friedman antisemitische Ressentiments." [2]
Das hinderte MAF nicht am 1. Juli 2004 neben den wegen seiner antisemitischen Rede aus der CDU ausgeschlossenen Dr. Martin Hohmann prominente Österreicher bei seiner obskuren "Rabbinerkonferenz" begrüßen zu können, z.b. Verfassungsrechtler Univ. Prof. Dr. Hans Klesatzky, Bundesminister a. D. Prof. Dr. Erwin Lanc (SPÖ), damals Volksanwalt Mag. Ewald Stadler (FPÖ), damals Bundesrat Dr. John Gudenus sen und Dr. Johannes Hübner.
Moische Arye Friedman sagte bei dieser Gelegenheit:
"Weil die Zionisten den Staat Israel herbeiführen und die jüdische Auswanderung nach Palästina fördern wollten, sind sie nicht einmal davor zurückgeschreckt, Pogrome in Russland anzuheizen und zu provozieren – so furchtbar das klingt, meine Damen und Herren, ist es doch beweisbar! Ebenso haben die Zionisten Hitler und das deutsche Volk durch Boykottaufrufe und andere politische Aktionen zu provozieren versucht, sie haben die Nürnberger Gesetze begrüßt und alles getan, den Antisemitismus weiter anzuheizen. Die Zionisten tragen daher eine wesentliche Schuld am Holocaust."
"Bevor man ein Ende des Besatzungsstatus des Iraks oder Palästinas fordert, muss man ein Ende des Besatzungsstatutes für Deutschland fordern: Das Ende eines zum großen Teil informellen, das heißt geistig – medial aufrechterhaltenen –, und in dieser Form auch auf Österreich erstreckten Besatzungsstatutes, der nur durch den Missbrauch unseres Namens und unseres Glaubens so etabliert werden konnte."
All das und noch mehr ist nachzulesen auf der Homepage der Palästinensischen Gemeinde in Wien [3].
Auch der sattsam bekannte Grazer Monatszeitschrift Aula (9/04) gab MAF ein Interview, in dem er den Antisemitismus u.a. so rechtfertigt: "Dabei führt Israel einen eigenen Holocaust gegen die Palästinenser durch, der im Unterschied zu den Barbareien der Vergangenheit vor den Augen der ganzen Welt in aller Öffentlichkeit exekutiert wird, was kein Beispiel in der Weltgeschichte hat. Gleichzeitig wird der Eindruck erweckt, daß der Staat Israel und die sogenannten Israelitischen Kultusgemeinden die legitimierten Vertreter des Judentums bzw. der jüdischen Religion seien, woran auch die Katholische Kirche und der Vatikan nicht unschuldig sind. In dieser Situation kommen die einfachen Bürger auch zu Recht zum Schluß, daß die Juden als Juden bzw. als Glaubensgemeinschaft ein mieses Volk, brutal und blutdurstig seien. Doch wie man die gläubigen Juden nicht für die Taten der vom Glauben abgefallenen jüdisch-stämmigen Bolschewisten, Kommunisten etc. verantwortlich machen kann, gilt dies in gleicher Weise für die Zionisten und Israel, deren Existenz dem wahren jüdischen Glauben entgegengesetzt ist."
Der Holocaustleugner MAF wird natürlich auch von der "Antiimperialistischen Koodination" (AIK) beworben, die eine Demonstration am Stephansplatz und eine "interkonfessionelle" Tagung mit Buffet ankündigte. [4]
Unter den Rednern bei einer von der "kommunistischen Initiative" veranstalteten antiisraelischen Demonstration war Moishe Arye Friedman, Leo Gabriel sowie Mustafa Abdul Hadi von der Palästinensischen Gemeinde. Diese Initiative behauptet u.a. "Besondere Beachtung fand die #Rede des Oberrabbiners der orthodoxen antizionistischen jüdischen Gemeinde in Wien, Moishe Arye Friedman. Er musste währen der Demonstration von Ordnern beschützt werden, da immer wieder fanatische Zionisten versuchten, ihn zu attackieren." [5]
Nebbich kann man da nur sagen.
Willi Langthaler, seines Zeichens Anführer der AIK glaubt in einer Diskussion mit Walter Baier, ehemaliger Vorsitzender der KPÖ den jüdischen Holocaustleugner verteidigen zu müssen, genauso wie die AIK bereits vor Jahren einen arabischen verteidigte:
"Zum Abschluss: warum nennt Baier nicht den Namen der Organisation, die angeblich im Einvernehmen mit dem rechts-rechten Flügel der FPÖ steht? Vermutlich meint er die antizionistische Gemeinde des orthodoxen Rabbiners Friedman. Dieser kümmert sich tatsächlich wenig über schal gewordene Demarkationen zwischen links und rechts, deren Denominationen aber allesamt den Zionismus und das American Empire anerkennen und aktiv verteidigen. Auch für Araber im Allgemeinen ist es schwer den Sinn von links zu erkennen angesichts solcher Linker wie Baier. Wo Völkermord als links und antifaschistisch daherkommt, kann nichts mehr Fortschrittliches wachsen."[6]
Diese antiimperialistischen Linksradikalen – die gemeinsame Sache mit einem Holocaustleugner machen – kümmern "sich tatsächlich wenig über schal gewordene Demarkationen zwischen links und rechts", kein Zufall, wenn sie und ihre nationalbolschewistischen Freunde Zustimmung von Neonazi und Rechtsextremisten erhalten.
Selbsternannter Wiener Oberrabbiner:
Der Rundumschlag des Moishe Arye Friedman
Anmerkungen:
1) Meldung des iranischen Radios
german.irib.ir/nachricht
2)
doew.at/zurzeit.html
3)
palaestinensische-gemeinde.at/rabbinerkonferenz
4)
antiimperialista.org
5)
http://www.kommunisten.at
6)
http://www.kommunisten.at