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Judentum und Israel
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Absurder Fetischismus: Makkabiade der Scheinheiligkeiten

Chanukka. Die Geschichte der Juden ist vor allem ein Ringen um Freiheit. Die Chanukka-Sage verdichtet den Freiheitskampf der Makkabäer zum Mythos, aus dem fortan Generationen eine positiv definierte, selbstbewusste jüdische Identität schöpfen sollten. Auch jene Jüdinnen und Juden, die seit Jahrzehnten an vorderster Front für den Rechtsstaat, die Meinungsäusserungs-, Presse- und Religionsfreiheit sowie den Schutz von Minderheiten gefochten haben. Die inzwischen verfassungsmässig verbrieften Rechte sind Garanten für die Sicherheit gerade auch der jüdischen Gemeinschaft. Dass immer wieder jüdische Exponenten, alle voran Funktionäre, gegen diese Grundwerte verstossen, befremdet und ist schädlich...

Editorial von Yves Kugelmann, tachles.ch

Fetisch. Absurdistan ist in den letzten Jahren immer öfter zur Heimat jüdischer Organisationen geworden. So etwa, wenn im Namen der so genannten «jüdischen Sache» agiert wird. Die «jüdische Sache» wurde zwar nie definiert, aber sie ist letztlich immer das Unjüdische per se und verkennt meist den Charakter der jüdischen Sachen. Wer als Funktionär «jüdische Sache» sagt, meint eigentlich meist das Gegenteil. Er vermittelt seinem Gegenüber stillschweigend die gewaltsame Asymmetrie einer Situation, in der Funktionäre jüdischer Organisationen sich selbst mit anderen Ellen messen dürfen als jene, die sie kritisieren. Die Verfechter der «jüdischen Sache», allen voran auch immer wieder Nichtjuden, wollen die jüdische Gemeinschaft kritiklos hinter sich vereinen. Zusehends wird die «jüdische Sache» – gerade auch wenn damit Israel gemeint ist – zum Fetisch einer Gemeinschaft.

Vereinnahmung. So auch in diesen Tagen. Kaum eine internationale jüdische Organisation, die derzeit nicht von Skandalen, Korruption oder Konflikten mit der Justiz geplagt wird. Oligarchen besetzen zusehends Funktionen des jüdischen Lebens, und natürlich gibt es falsche Freunde überall. Doch wer all dies ausspricht, wird zum Feind der «jüdischen Sache» gestempelt. So auch, wer kritisch beäugt, wie Israel Singer nach seinem Rauswurf aus dem Jüdischen Weltkongress wieder einen neuen Job fasst. Singer war u. a. wegen Veruntreuung amtlich untersucht und fristlos entlassen worden. Doch bereits hat ihn der American Jewish Congress wieder mandatiert. Funktionäre funktionieren eben tadellos weiter. In Basel wirft ein notorischer Philosemit und SIG-Funktionär einem Verleger Antisemitismus vor, weil dieser nichts anderes tat, als die Tatsache auszusprechen, dass schlechte bzw. falsche Lobbyarbeit schädlich sei. Der Verleger wird eingeklagt und mit einem Male zieht der jüdische Dachverband die Schweizer Juden in eine Diskussion hinein, die ein paar fehlgeleitete Funktionäre provozierten, indem sie jahrelang dagegen ankämpften, dass ideologisches, intransparentes und unprofessionelles Verhalten entlarvt wurde.

Chanukka. Heute zünden wir die Lichter in Freiheit. War es einst der Freiheitskampf gegen die Feinde, müssen Jüdinnen und Juden nun auch gegen falsche Freunde und unbelehrbare Funktionäre ankämpfen, die nicht die jüdische Basis, sondern vor allem sich selbst im Namen der Juden vertreten. Gegen Menschen, die uns das Letzte nehmen wollen, was wir noch haben: das Judentum, die jüdische Freiheit.

Category: Schweiz
Posted 12/07/07 by: admin

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