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Parlamentswahlen in der Schweiz und Polen: Widersprüchliche Wahlergebnisse

Bei den Parlamentswahlen in Polen und der Schweiz kam es am Sonntag zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. In der Schweiz konnte die rechtspopulistische SVP, deren Wahlkampf international als aggressiv-rassistisch verurteilt wurde, ihre Stellung als stärkste Partei ausbauen. In Polen mußten die Rechtspopulisten eine schwere Niederlage hinnehmen und in Warschau wird es voraussichtlich zu einem Regierungswechsel kommen...

Von Jörg Fischer-Aharon und Holger Raak

Der vom SVP-Chef Blocker angestrebte "große Sprung" ist zwar ausgeblieben, aber dennoch: Die rechtspopulistische "Schweizer Volkspartei" (SVP) konnte trotz massiver internationaler Kritik an ihrem Wahlkampf Stimmengewinne verbuchen und ihre Position als stärkste Partei weiter ausbauen. Nach aktuellen Hochrechnungen erreichte die SVP 28,8 Prozent und legte damit 2,1 Prozentpunkte zu. Eine herbe Niederlage mußte demgegenüber die "Sozialdemokratische Partei" (SP) hinnehmen, sie verlor den Hochrechnungen zufolge knapp über 4 Prozentpunkte und rutschte auf nur noch 19,1 Prozent ab. Demgegenüber konnten sich die Grünen um 1,9 Prozentpunkte auf nunmehr 9,6 Prozent verbessern. In der politischen Mitte gab es eine Verschiebung von der FDP zur christdemokratischen CVP: Während der Stimmenanteil der "Freisinnigen" auch bei dieser Wahl erneut sank, sie kommt auf 15,8 Prozent, konnte sich die CVP unwesentlich um 0,3 Prozentpunkte auf 14,7 Prozent verbessern. Sitzemäßig liegen damit die beiden Mitteparteien im neuen Nationalrat gleichauf. Die SVP gewinnt 7 Sitze und bleibt mit 62 Mandaten klar stärkste Partei im Nationalrat. Sie ist im Nationalrat künftig so stark wie keine Partei seit 1919.

Dem Urnengang war ein ungewöhnlich heftiger Wahlkampf vorausgegangen. Wahlkampfveranstaltungen der rechten SVP wurden durch teilweise gewalttätige Ausschreitungen begleitet, bzw. teilweise verhindert. Die SVP hingegen setzte in ihrer Propaganda auf offenen Rassismus, was nicht nur in der Schweiz, sondern sogar weltweit für einhellige Empörung sorgte. Lediglich gleichausgerichtete Rechtsparteien, insbesondere in Frankreich, Österreich und Italien, unterstützen zum Teil offen die fremdenfeindlichen Kampagnen der Blocher-Partei. Auch wenn die Stimmengewinne der SVP geringer ausgefallen sind, als zunächst befürchtet worden war, dürften Rechtsextremisten in Europa das Ergebnis der schweizerischen Parlamentswahlen als Bestätigung und Auftrieb bewerten.

Wähleransturm in Polen

Für polnische Verhältnisse hat es bei den als historisch angesehenen Parlamentswahlen einen wahren Wähleransturm gegeben. Da mehr als 50 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne gingen, mußte die nationale Wahlkommission erst noch zusätzliche Wahlzettel beschaffen und verhängte bis 22:55 Uhr des Wahltages eine Nachrichtensperre. Allerdings sahen Wahlforscher und Meinungsforschungsinstitute bereits seit mehreren Tagen vor der Wahl die liberal-demokratische Opposition von Donald Tusk um bis zu 10 Prozent vor der rechtsradikalen Partei "Recht und Gerechtigkeit" von Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski. "Recht und Gerechtigkeit" sowie ihre Koalitionspartner in der bisherigen polnischen Regierung waren in den letzten Monaten und Jahren vor allem durch nationalistische, europafeindliche, antisemitische und homophobe Parolen aufgefallen. Nach Meinung von Beobachtern deutet die hohe Wahlbeteiligung darauf hin, dass viele Polen dem "rechten Spuk im eigenen Land" das überfällige Ende bereiten wollen. Allerdings wird der Zwillingsbruder des bisherigen Ministerpräsidenten unabhängig vom Ausgang der Parlamentswahlen auch weiterhin Staatspräsident bleiben.

Bereits die Agentur-Eilmeldung unmittelbar nach 23:00 Uhr zeigte als erste Prognose, dass die Niederlage der bisherigen Regierungspartei noch wesentlich deutlicher ausfällt, als vorausgesagt. Die liberale Bürgerplattform kommt auf rund 41 Prozent der Stimmen, die Partei "Recht und Gerechtigkeit" ist mit 32,2 Prozent weit abgeschlagen. Ebenfalls im neuen Parlament in Warschau ist der Prognose zufolge das Mitte-Links-Bündnis LiD mit knapp 13 Prozent vertreten, die allgemein als gemäßigt geltende "Bauernpartei" wird mit 9,2 Prozent im Parlament vertreten bleiben. Somit hätte eine Koalition aus Bürgerplattform und LiD einen Stimmenanteil von etwa 56 Prozent. Andere Parteien – darunter auch fundamentalistisch-katholische Gruppierungen – spielen offenbar keine Rolle mehr.

© haGalil.com / www.fischer24.eu

Category: Allgemein
Posted 10/22/07 by: admin



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Comments

wrote:
Das Uebereinanderlegen und Vergleichen der schweizerischen Kartografie zwischen Wahlbeteiligung und Wahlergebnissen in den Gemeinden wuerde mich interessieren.
Optisch sind Zusammenhaenge erkennbar.
Die Schweiz gilt ja als sehr konservatives Land, welches dennoch um Auslaender in Gestalt von Firmen sucht, mit Steueranreizen versteht sich.
Die Anlageform und alles andere bietet die Schweiz an, dann innerhalb von 24 Stunden abzuwickeln.
So leicht wird man dann Schweizer!
Ab 100.000 Euro aufwaerts, besser das Doppelte oder mehr!
Dafuer verspricht die Schweiz, sich mit Steuerforderungen zurueckzuhalten, maximal ca. 16 Prozent, anstatt 50 Prozent. Ist ja fast ein Zahlenwunder, es werden dort nur ein Drittel der Steuern faellig!
Ansonsten muss eingeheiratet werden!
Oder der internationale Arbeitsmarkt benutzt.
Wo gibt es heute noch Staendewirtschaft und Staendepolitik? In der Schweiz, das Mittelalter laesst gruessen.
Wer darf wann welche Zutaten im Kuchenteig verarbeiten... grins.
Die Polizei kontrolliert!
Ausserdem gibts natuerlich Einschraenkungen in der Mode nach politischem Erfolg uniformmaessig ausgestattet.

Mit Polen beschaeftigte ich mich nicht so stark, weil es mir weniger Bauchschmerzen bereitete, dafuer ist die positive Ueberraschung willkommen.
10/22/07 20:48:39

wrote:
Nur das Wort "Stände" möchte ich erläutern: Das Wort "Stände" bedeutet in der Schweiz die Staaten, also die Kantone. Es gibt einen Nationalrat (Deutschland: Bundestag) und einen Ständerat, Französisch "Conseil des états", Ital. "Consiglio degli stati". (Deutschland: Bundesrat). Der schweizerische Bundesrat (Bundesexekutive) besteht aus 7 Mitgliedern. Ein Bundesrat ist soviel wie ein Bundesminister. Da es aber nur 7 sind, hat jeder natürlich mehrere Geschäftsbereiche. In Abwechslung kommt jeder Bundesrat einmal dazu, Bundespräsident zu werden, für 1 Jahr, dann kommt wieder ein anderer dazu, gemäss Turnus. Vor einigen Jahren gab es sogar eine Bundespräsidentin, weil sie eben gemäss Turnus daran war. Es war Frau Ruth Dreifuss, aus jüdischer Familie stammend. Sie ist Sozialdemokratin! Jeder "Stand", also jeder Kanton hat 2 Ständeräte, die er nach Bern schickt. Der Ständerat in Bern besteht also aus 23mal 2 = 46 Ständeräten. Nun haben sich wegen religiösen Gezänks im Laufe der Jahrhunderte 3 Kantone geteilt: Basel, Appenzell und Unterwalden. Die anderen Kantone haben dann verlangt, dass eben jeder neue "Halbkanton" je nur einen Ständerat stellen darf.
Ich bin Deutscher, Jahrgang 1932, und lebe seit 1954 in der Schweiz. Ich bin aber immer noch dt. Staatsbürger.
Die Schweizer Armee ist eine der wenigen, die seit der Schlacht von Marignano 1515 keinen anderen Staat mehr angegriffen hat!
Seit Jahrhunderten leben in der Schweiz 4 verschiedene Sprachgruppen in friedlicher Eintracht, bei absoluter Gleichberechtigung. Meistens stellt jede der 3 grösseren Sprachgruppen (Dt., Franz., Ital.) mindestens einen Bundesrat in Bern, somit gab es in den letzten Jahren oft einen Bundespräsidenten z.B. aus dem kleinen Tessin (ital.).
In diesen Tagen habe ich aus Leserzuschriften an die FAZ gemerkt, dass die wenigsten Leute in Deutschland über die politischen Verhältnisse in der Schweiz unterrichtet sind. Das ist erstaunlich, kann man sich doch heutzutage bei “Google“ bestens informieren, z.B. „Schweiz“ oder „Kantone“ usw. Vielleicht kommt das daher, dass die grossen Zeitungen keinen eigenen Korrespondenten in der Schweiz haben, da ja dort (zum Glück) sowieso nicht viel passiert. Ich habe gemerkt, dass die Schweizer Journalisten, die für eine deutsche Zeitung schreiben, je ihre eigene politische Meinung als die allgemeine Meinung in der Schweiz ausgeben.
Meine Empfehlung an Herrn Schulz: wenn Sie auf vorstehendem Artikel den blau unterstrichenen Link
INTERNATIONALER KRITIK AN IHREM WAHLKAMPf
anklicken, sehen Sie unten zwei längere Zuschriften von mir zu jenem anderen Artikel „Der Holzfäkker von Bern“. Ganz unten sehen Sie auch, was das für Demonstranten in Bern waren! (Klicken Sie hier den URL an.)
http://www.blick.ch/news/sc...
Wenn ich auf die anderen Punkte des Beitrags von „Schulz“, z.B. Missverständnisse, einginge, müsste ich ein Buch schreiben! Ich habe nur auf die Zuschrift reagiert, weil ich „Schulz“ von anderen Beiträgen kenne (z.B. Frau Hermann) und ich ihn schätze.
Nach dem, was ich von anderen Beitragsschreibern zum Fall Hermann gelesen habe, bin ich jeden Morgen froh, dass ich in der Schweiz leben darf! (Zum Beispiel gab es den „RECHTso“ und den „Freigedank“, die mich der Lüge bezichtigten, weil ich über meine eigenen Erfahrungen mit dem Naziregime berichtete.)
10/25/07 00:43:01

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