Die Proteste gegen den Krieg im Gaza-Streifen lassen auch zehn Tage nach Beginn der israelischen Luftangriffe nicht nach. In Deutschland beteiligten sich in der vergangenen Woche Zehntausende an den Demonstrationen, zu denen in mehreren Städten von arabischen und islamischen Organisationen aufgerufen wurde...
ufuq, 06.01.2009
Diverse islamische Verbände in Deutschland haben sich mittlerweile mit Stellungnahmen zu dem Konflikt geäußert, wobei in der Regel der israelischen Seite die Schuld für die aktuelle Eskalation zugeschrieben wird. (Die DITIB äußerte sich
hier, der Zentralrat der Muslime in Deutschland
hier, die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs
hier. Interessant ist auch ein
Kommentar des umstrittenen Schweizer Intellektuellen Tariq Ramadan, der auch unter Muslimen in Deutschland populär ist.)
Gerade unter jungen Migranten mit arabischen und/oder islamischen Familienhintergrund stößt das israelische Vorgehen auf entschiedene Ablehnung. In Weblogs und Internetforen finden sich mittlerweile zahlreiche Diskussionen über die Ereignisse. Dabei richtet sich die Kritik oft nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen die USA, die EU und die Bundesregierung, denen eine einseitige Parteinahme zugunsten Israels vorgehalten wird. (
hier und
hier)
Auf verschiedenen Websites wird zudem zu Spenden zugunsten der palästinensischen Opfer des Konfliktes aufgerufen. (
hier und
hier)
Dabei beschränkt sich die Kritik an den israelischen Angriffen keineswegs auf islamische oder islamistische Organisationen, denen Sympathien zur islamistischen Hamas unterstellt werden könnten. Auch linke und dem gewerkschaftlichen Spektrum zugehörige Organisationen wie die türkische Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF) schlossen sich den Protesten an. (
hier und
hier)
Dennoch sind es gerade auch islamistische Akteure, die die Proteste gegen das israelische Vorgehen in Gaza dafür nutzen, um für ihre Ziele zu werben. Neben salafitischen Gruppierungen (zum Beispiel
hier) haben sich mittlerweile auch Sympathisanten aus dem jihadistischen Spektrum zu Wort gemeldet, die den Konflikt zum Anlass nehmen, um zum Jihad gegen die "Ungläubigen§ aufzurufen. Schließlich gehe es nicht allein darum, gegen die „blutrünstigen Juden“ zu demonstrieren, heißt es beispielsweise in einem
deutschsprachigen Video, das auf Youtube gepostet wurde. Vielmehr müsse man die "Ungläubigen" töten, „anstatt nach Frieden zu betteln“. Der Jihad sei demnach eine Pflicht eines jeden Muslims.
Über ihre Ansichten und Ziele lassen die Macher dieses Videos dabei kaum einen Zweifel. Auf dem Weblog Dschihadnews, dessen Adresse im Video genannt wird, finden sich zahlreiche Huldigungen jihadistischer Persönlichkeiten – darunter nicht zuletzt auch Osama Bin Ladens, der hier als „mutiger heiliger Krieger“ vorgestellt wird.
© ufuq,
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