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Deutscher Professor zu Münchner Massaker: Israelische Sportler haben sich freiwillig geopfert
Ein deutscher Akademiker hat behauptet, es bestünde die Möglichkeit, dass die 11 israelischen Sportler, die während der Olympischen Spiele 1972 in München von palästinensischen Militanten niedergemetzelt wurden, zuvor von diesem Angriff gewusst, sich jedoch freiwillig geopfert hätten. Dies berichtete die deutsche Wochenzeitschrift „Der Spiegel“ am Samstag...
Von Assaf Uni, Ha’aretz, 28.06.2008
Übersetzung von Daniela Marcus
Während einer akademischen Konferenz, die letzte Woche stattfand, verglich Prof. Arnd Krüger vom sportwissenschaftlichen Institut der Universität Göttingen das Massaker an den Juden in Hebron im Jahr 1929 mit der Weigerung der Sportler, das Olympische Dorf zu verlassen, obwohl sie angeblich zuvor Kenntnis von dem Angriff gehabt hatten.
Während der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 hatte eine Gruppe der palästinensischen Fatah-Bewegung mit dem Namen „Schwarzer September“ ein Appartement des israelischen Teams besetzt und die darin untergebrachten israelischen Sportler als Geiseln genommen. Nach nervenaufreibenden Verhandlungen wurden die elf Sportler sowie ein deutscher Polizist und fünf der acht Täter bei einem misslungenen Rettungsversuch getötet.
Die Website des „Spiegel“ sagte, Krüger habe die These aufgestellt, dass die Sportler „freiwillig in den Tod gegangen wären, um Israel zu nützen“.
Krüger sagte gegenüber „Ha’aretz“, er erinnere sich nicht daran, solch eine Aussage gemacht zu haben. Er sagte, er habe nur versucht, unbeantwortete Fragen über das Massaker anzusprechen.
Er sagte, er sei 1972 als Journalist in München gewesen und er erinnere sich daran, dass Israelis ihm gesagt hatten, ihrer Meinung nach sei die Sicherheit im Olympischen Dorf nicht gut genug. Die Möglichkeit, dass das israelische Team die Wahl getroffen habe, das Dorf nicht zu verlassen obwohl es sich des Risikos bewusst gewesen sei, müsse geäußert werden, sagte Krüger.
Krüger blieb bei seiner Aussage, der Grund dafür, dass einige der Sportler nicht davonliefen als die Terroristen hereinkamen, liege im Selbstopferungs-Ideal des israelischen Ethos. Er sagte, er wundere sich darüber, wie es möglich gewesen sei, dass es Shaul Ladany, einem Geher, gelungen war zu entkommen und anderen nicht, wobei man auch nicht vergessen dürfe, dass Ladany weder ein Sprinter noch ein Weitspringer gewesen sei und außerdem eine Sehschwäche hatte.
Krüger sagte, er habe versucht, seine Behauptungen durch soziologische Erklärungen zu stützen. Er sagte, Israelis hätten ein „unterschiedliches Körperverständnis“ und die Abtreibungsrate in Israel sei relativ hoch.
Israelische Offizielle in Deutschland zeigten sich sehr verärgert über Krügers Bemerkungen. Ilan Mor von der israelischen Botschaft in Berlin sagte gegenüber dem „Spiegel“, er sehe darin einen erschreckenden Versuch, Israel zu entmenschlichen. Er forderte die Universitätsleitung auf, disziplinarisch gegen Krüger vorzugehen. Mor sagte, Krügers Bemerkungen seien ein Symptom des „grassierenden Antisemitismus in Deutschland, der sich oft hinter der Kritik an Israel verbirgt“.
Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft nannte Krügers Bemerkungen „bedauerlich“ und sagte, der Vorstand werde nächste Woche zusammenkommen, um den Fall zu diskutieren.