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Zum Denkmal für verfolgte Homosexuelle: Nicht dasselbe Schicksal

Ich habe kein Problem mit dem Denkmal, das dieser Tage in Berlin für die Homosexuellen, die in der Nazizeit in Konzentrationslager deportiert wurden, errichtet wurde. Es ist klar, dass jeder damals in Deutschland verfolgten Gruppe ein Denkmal zusteht, so auch den sogenannten "Bibelforschern", die in Lager, auch nach Auschwitz, geschickt wurden. Mein Problem bezieht sich also nicht auf das Denkmal selbst, sondern einzig und allein auf seinen Standort. Es wurde nämlich unmittelbar neben dem großen Mahnmal für die jüdischen Opfer errichtet, und dadurch könnte der Eindruck entstehen, beiden Gruppen hätten ein ähnliches Schicksal erlitten und seien aus denselben Gründen verfolgt wurden. Die Tatsachen verhalten sich jedoch völlig anders...

Noach Klieger für Jedioth achronoth

Alle Homosexuellen, die in Lager deportiert wurden, waren deutsche Christen (was übrigens auch auf die "Bibelforscher" zutrifft). Ein jüdischer Homosexueller wurde nicht wegen seiner sexuellen Neigungen verfolgt, sondern wegen seines Glaubens. Die christlichen Homosexuellen lebten in Auschwitz unter völlig anderen Bedingungen als wir. Sie mussten keine Selektion durchmachen und wurden nicht in die Gaskammern geschickt. Sie erhielten auch Pakete und Post von zu Hause. Obwohl sie von der SS verachtet wurden, waren sie kein Ziel für die mörderischen Attacken, die Tag für Tag gegen die Juden geführt wurden. In meinem Block gab es einige Gefangenen mit dem "rosa Dreieck", dem Symbol der homosexuellen Häftlinge, und deshalb weiß ich, dass sie völlig anders behandelt wurden als wir. Es sollte auch daran erinnert werden, dass manche der ca. 6000 Homosexuellen, die nach Auschwitz deportiert wurden, sogar begeisterte Anhänger des Naziregimes waren und ins Lager kamen, weil sie denunziert worden waren und aus Neid oder Missgunst aus dem Weg geschafft werden sollten.

Hierzu sei noch zu bemerken, dass der Vorwurf von Homosexualität von den Nazis gerne als Ausrede für die Entfernung "unerwünschter Elemente" missbraucht wurde. Das deutlichste Beispiel ist das Ereignis, das unter der Bezeichnung "die Nacht der langen Messer" in die Geschichte eingegangen ist, nämlich als Hitler beschloss, sich des Stabschefs der SA, Ernst Röhm, zu entledigen, der ihm zu populär und zu stark geworden war und eine Bedrohung für seine absolute Herrschaft darstellte. In jener Nacht des 30. Juni 1934 liquidierte eine Einheit der SS die gesamte SA-Führung. Um das Massaker zu rechtfertigen, behaupteten die Behörden, die SA-Leute seien wegen "homosexueller Orgien" hingerichtet worden.

Auch die christlichen Homosexuellen mussten in Auschwitz sehr schwer arbeiten, und auch in ihren Reihen gab es Opfer, sei es wegen der harten Arbeit, Krankheiten oder wegen Schikanen seitens der SS. Aber sie waren nicht von vorneherein zum Tode verurteilt, und viele von ihnen wurden auch aus den Lagern entlassen oder zur Wehrmacht eingezogen. Deshalb kann zwischen den beiden Gruppen nicht verglichen werden, und es gibt kein "gemeinsames Schicksal" der Juden und der Homosexuellen. Das ist auch der Grund, warum ich meine, dass es ein Fehler war, das Denkmal in unmittelbarer Nähe zum Mahnmal der jüdischen Opfer zu errichten. Die Stadtväter Berlins müssen für das Denkmal der Homosexuellen einen anderen Ort finden.

Siehe auch: http://glbt.israel-live.de

Category: Kurzmeldungen
Posted 06/11/08 by: admin

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