Jump to navigation
Eine absurde Erscheinung: Neonazis rufen auf, das jüdische Volk zu unterstützen
Anlässlich der 60- Jahrfeiern wird Israel eine unerwartete Ehre erwiesen: Eine Gruppe deutscher Neonazis gründete eine Organisation, die Israel unterstützt. Am 15. Mai, veröffentlichte eine Gruppe namens "Nationale Sozialisten für Israel" auf dem Internet ein Manifest, das mit folgenden Worten beginnt: "Ein starkes Volk hat es verdient zu leben, ein krankes Volk soll sterben"...
Eldad Beck, Berlin, für Jedioth achronoth
In dem ideologische Manifest drückt die Gruppe dem Überlebenskampf der Juden ihre Anerkennung aus und ruft die anderen Strömungen in der neonazistischen Bewegung auf, von ihrem Hass gegen die Juden abzusehen und den Kampf des jüdischen Volkes um eine eigene Heimat zu unterstützen.
"Die Pogrome, die Vertreibungen und die Inquisition sind eine Selbstverständlichkeit", heißt es in dem Manifest. "Dies waren Akte der Selbstverteidigung von bedrohten Völkern. In diesem Zusammenhang muss man auch den so genannten ,Holocaust' betrachten, jedoch nicht, um diesen zu rechtfertigen. Anstatt die Juden zu vernichten, hätte man die zionistische Bewegung mit allen Mitteln unterstützen sollen." Die Verfasser des Manifests nennen die Führer der NSDAP und ihrer Erbin, der NPD, "verängstigte und reaktionäre Funktionäre", und üben scharfe Kritik an der Judenvernichtung und der Tatsache, dass Nazideutschland einen Krieg zwischen Deutschland und seinen Nachbarn verursachte. "Aber die Juden existieren noch. Ihre nationale Bewegung, die von mutigen und kämpferischen Gruppen unterstützt wurde, gründete einen Staat und vertrieb fremde Faktoren. Seit 60 Jahren verteidigen nun junge jüdische Frauen und Männer ihr Land vor jedem Feind."
Andere Texte, die in den letzten Tagen auf der Website der Bewegung veröffentlicht wurden, sprechen sich dagegen aus, dass die neonazistische Partei antisemitische Lügen über "internationale jüdische Verschwörungen" veröffentlicht. "Wir fordern: Zeigt uns, ihr Antisemiten, Beweise für die jüdische Kontrolle in Deutschland und in aller Welt! Zeigt uns die Gebäude einer weltweiten zionistischen Regierung, zeigt uns, wo die jüdische Presse ihren Sitz hat."
Andererseits beinhalten die Texte jedoch auch Angriffe gegen bekannte jüdische Persönlichkeiten in Deutschland, darunter die Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die, wie es in dem Manifest heißt, "Angst hat, ihr Glück in Israel zu versuchen". Weiter heißt es auf der Website, die Gruppe habe am 25. Mai in Berlin eine erste Mitgliederversammlung abgehalten, und auf der Tagesordnung seien "inhaltliche Debatten über Themen wie die Solidarität mit Israel, Antisemitismus, Kritik am Kapitalismus und Maßnahmen gegen die zunehmende islamische Präsenz in Deutschland im Besonderen und in Europa im Allgemeinen" gestanden.
Bei der Versammlung wurde beschlossen, eine PR-Abteilung einzurichten, und es wurden auch bereits Sticker herausgegeben, die in ganz Berlin verteilt wurden. Auf einem davon sind israelische Soldaten abgebildet, die eine israelische Fahne tragen, und der Text auf dem Sticker lautet: "2000 Jahre Überlebenskampf. Ehre, wem Ehre gebührt." Auf einem anderen prangt ein Bild von Reinhard Heydrich, der "trotz seiner jüdischen Herkunft für die 'Endlösung' verantwortlich war", und darauf steht: "Als Nationalsozialist bin ich Zionist."
Experten, die die Aktivitäten der radikalen Rechten in Deutschland verfolgen, sind sich über die Identität der neuen Gruppe uneinig. Manche sind der Meinung, es handle sich dabei überhaupt um eine Provokation radikaler linker oder arabischer Stellen, die Israel schaden wollen. Andere sind der Überzeugung, es handle sich tatsächlich um eine authentische Gruppe. "Am Rand der neonazistischen Bewegung gab es immer Faktoren, die Israel aus diversen ideologischen Gründen unterstützten, aber dabei handelt es sich um eine sehr kleine Minderheit", sagt Antje Kahana, die dem Fonds für den Kampf gegen die radikale Rechte vorsteht. "Die Tatsache, dass sie Israel befürworten, schließt nicht aus, dass sie antisemitisch sind. Sie glauben an reine Nationen, die sich vor äußeren Bedrohungen schützen, und wenn die Juden sich so verhalten, dann ist das in ihren Augen gut. Sie versuchen zweifelsohne, innerhalb der neonazistischen Bewegung eine Provokation herzustellen, dies im Rahmen ihrer Auseinandersetzung mit anderen Gruppierungen."
Der Gesandte an der Israelischen Botschaft in Berlin, Ilan Mor, reagierte schockiert auf die neuen Befürworter Israels: "Gott behüte uns vor solchen Freunden! Mit unseren Feinden werden wir schon fertig. Wir brauchen die Hilfe solcher Leute nicht. Das ist völlig absurd."