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Verantwortlicher oder fahrlässiger Umgang: Rechtsextremismus und Medien

Beim 30. Münchner Mediengespräch wurde die Frage nach dem Umgang der Medien mit dem Rechtsextremismus gestellt. Wie umgehen mit einschlägigen Straftaten, in Ost wie in West? Wie müsste eine verantwortungsvolle, sachliche Berichterstattung in den Medien zum Thema Rechtsextremismus aussehen?...

Zu Beginn berichtete die Gastgeberin über ihre Schwierigkeiten, geeignete Diskutanten aufs Podium zu bekommen. Alle Angesprochenen betonten, wie wichtig das Thema sei, welch hohe Priorität es in Politik und Medien einnehme. Für eine Teilnahme am Mediengespräch habe man allerdings keine Zeit. Eine Erfahrung, die fast alle machen, die sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen. Eine Erfahrung, die auch wir machen, wenn wir auf die Problemlage aufmerksam machen oder gar um Unterstützung bitten.

David Gall

Doch zum eigentlichen Thema. Meiner Meinung nach ist es weniger die Frage, wie man über nazistische Vorfälle berichtet, sondern vielmehr, wie man die relevanten Begleitthemen, die Einstiegsthemen der Nazis, behandelt.

Hier meine ich unter anderem die Debatte zur Entschädigung der Zwangsarbeiter, 60 Jahre nach Kriegsende. Hier wurden zwar immer wieder Milliardensummen genannt aber niemand hat diese Summen im Zusammenhang mit der Höhe des Unrechts genannt. Es fiel auch niemandem auf, dass nur zwei Wochen später bei der Versteigerung der Mobilfunklizenzen 100 Mia. auf den Tisch gelegt wurden, zwanzigmal mehr als die gesamte deutsche Industrie für die geleistete Zwangsarbeit aufzubringen bereit war.
Stattdessen lief eine monatelange Debatte, die immer wieder neue "Höchstsummen" und "Milliardenbeträge" in den Raum warf, stets gepaart mit Schlagzeilen wie: "Weitere Forderung des Jüdischen Weltkongresses zu befürchten", "Rabbi Singer sagt 4 Milliarden sind uns nicht genug", "Jüdische Organisationen fordern weitere Zahlungen Deutschlands", "Deutschlands Firmen drohen unter der Last dieser Forderungen zusammenzubrechen", "Droht Deutschlands Konkurs?"...

Ähnlich folgenschwer waren auch die Debatten um den "Asylkompromiss", den "Standort Deutschland in der Globalisierungsfalle", um "Überfremdung", "Ausländerflut" und "Leitkultur". Sie alle brachten den Extremisten mehr Zulauf als diese sich aus eigenen Kampagnen je hätten erträumen können. Ein bis heute nachwirkendes Geschenk an die Nazis war auch die Berichterstattung zum Fall Seibnitz, die sich im Nachhinein als "Ente" entpuppte.

Ebenso förderlich ist aber auch die Nichtberichterstattung oder die sensationsheischende oder konjunkturelle Berichterstattung, beispielsweise nach einem Einzug von DVU oder NPD in ein Landesparlament.

Dem oftmals fahrlässigen Umgang der Massenmedien mit dem Thema können Publikationen und Bildungsangebote, die sich kontinuierlich, vielfältig und tiefschürfend mit den relevanten Themen auseeinandersetzen, viel zu wenig entgegensetzen, insbesondere dann, wenn sie zur "ehrenamtlichen Arbeit" gezwungen sind.

Es ist klar, dass man den Konflikt zwischen dem Verharmlosen und dem Hochspielen einschlägiger Straftaten ansprechen muss, es besteht aber schon bei einer solchen Fragestellung die Gefahr, dass man den Rechtsextremismus nur anlässlich brutaler, oder inzwischen brutalster, Gewalttaten wahrnimmt. Man spricht vom Problem sozialer Randgruppen, von verwirrten Jugendlichen, verschiebt das Problem in die Schmuddelecke und meint es zur Not auch noch unter den Teppich kehren zu können.

Dass dies längst nicht mehr der Fall ist, zeigt auch die neueste Studie der FES ganz eindeutig: Antisemitische und rechtsextremistische Einstellungen finden sich in allen Schichten, in allen politischen Richtungen. Die Ansichten des sogenannten Rechtsextremismus finden sich in der Mitte der Gesellschaft.

Zahlreiche Beispiele aus unserer Arbeit können dies untermauern. Noch bevor haGalil die "Hohmann-Affäre" ins Rollen brachte, fiel uns ein Werk eines Bielefelder Gelehrten auf, der sich in einer Publikation des Antaios-Verlags zum "Jüdischen Bolschewismus" auslies.
Wir fragten uns, ob es klug wäre, diesem Buch zu widersprechen, und damit auch auf es aufmerksam zu machen, oder ob es nicht besser wäre stillschweigend darüber hinweg zu gehen. Entschieden haben wir uns für die erste Variante. So waren wir mit den Ressentiments, die Martin Hohmann, damals MdB, in seiner Rede zum Nationalfeiertag ausführlich ausbreitete, bereits vertraut und konnten als Erste adäquat reagieren. Es bringt also nichts, die Dinge unter den Teppich zu kehren. Die antisemitische Verleumdung findet ihre dankbare Zielgruppe. Die Frage ist also weniger, ob wir darüber berichten, als vielmehr, was wir dem entgegensetzen.

Warum berichten Medien über das eine Thema und über das andere nicht? Warum heute ja und morgen nein?

Was unterscheidet den Fall eines Dunkelhäutigen in Potsdam, der von Nazis niedergeschlagen wurde, von dem eines Hellhäutigen in Hannover, der von Nazis niedergestochen wurde. Warum wird über den ersten Fall breit berichet, über den zweiten fast garnichts, obwohl beide Fälle innerhalb weniger Tage stattfanden und beide zu lebensgefährlichen Verletzungen führten?

Klar ist, dass man nicht alle Medien in einen Topf werfen kann. Die einen verschreiben sich einem Thema, die anderen sind gewinnorientiert. Manche regen Diskussionen an, andere rennen dem Publikumsgeschmack hinterher.

Klar ist auch, dass sich Rechtsextremismus und Antisemitismus in keinem Medium so widerlich, unverblümt und dominant, wie im Internet zeigen. Dieses neue Medium wurde zum wichtigsten Organ zur Verbreitung antisemitisch-nazistischer Verleumdung und Hetze. Für uns lag die Notwendigkeit, dem Antisemitismus im Internet auch im Internet etwas entgegen zu setzen, schon zu Beginn des "Internetzeitalters" klar auf der Hand. Die in über zehn Jahren gesammelte Erfahrung hat uns immer wieder in unserem Engagement bestärkt, auch wenn es uns nicht gelungen ist, politische Entscheidungsträger dieses Landes zu erreichen.

Das Internet ist im Gegensatz zu Print aber auch TV und Radio ein Medium, das nicht nur sendet, sondern ebenso empfängt. Dieses neue Medium bietet Möglichkeiten aber auch Herausforderungen, die weit über das bisher Bekannte hinausreichen. Leider ist es uns bis heute nicht gelungen eine wissenschaftliche Evaluation anzuregen, so dass Politik und Medien noch immer nicht über den Stand der schon damals als inkompetent und hilflos eingestuften "Berliner Erklärung" (2000) hinauskamen.

Alle Teile der deutschen Kultur und Gesellschaft, sollten in allen gesellschaftlichen Bereichen vertreten sein, so auch der oft als "unersetzlich" bezeichnete "jüdische Anteil". Dies muss unserer Meinung nach auch für die neuen Medien gelten, denn die jüdische Gemeinschaft ist nicht nur Teil der Geschichte, sondern auch der Gegenwart.

Dies zu demonstrieren, ist uns mindestens so wichtig, wie das Zurückdrängen rechtsextremistischer Propaganda und die Rückeroberung öffentlicher Räume - wie das Internet einer ist. Dabei liegt unser Erfolg gerade darin begründet, dass wir nicht gegen, sondern für etwas gearbeitet haben: Wir haben weniger gegen die Lüge gearbeitet als vielmehr für die Wahrheit, wir waren nicht gegen die Einfalt, sondern haben selbstverständliche Vielfalt vorgelebt und mitgestaltet.

Wir werden dem Thema Nazismus nicht gerecht, wenn wir uns auf spektakuläre Gewalttaten konzentrieren. Eine kontinuierliche und engagierte Auseinandersetzung ist dringend notwendig. Die bisherigen Erfahrungen müssen gesichert und evaluiert werden. Oberflächliche Gags, nostalgische Rührseligkeit und heimelige Lichterketten sind nicht nur nutzlos, sie schaden. Genauso wie die zeitraubenden Betroffenheitsrituale und Lobhudeleien der selbstbestätigten Anständigen. Sie vermitteln den gefährlichen Eindruck, es werde etwas getan, wo viel zu wenig getan wird. Man kann Widersprüche nicht unter den Teppich kehren, nur weil man eine nationale "Leitkultur" beschwören will, die es - ohne Streitkultur - ohnehin nicht geben kann.

Dass dies natürlich nicht heisst, dass man sich Themen von den Nazis vorgeben lässt, sollte klar sein. Stattdessen heisst es aber Fragen, wie nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit, offen zu diskutieren und auch Antworten, wie "Einwanderung" und "Bürgergeld" vorzustellen oder präsentierte Auswege, wie den "Aufstand der Anständigen" kompetent zu hinterfragen.

Dass man diese Aufgabe nicht der Politik, die eher an PR-Aktionen interessiert ist, überlassen darf ist klar. Ob die Medien dieser Aufgabe gerecht werden können, müssen sie noch beweisen, jeden Tag.

Posted 12/07/06 by: admin

Comments

wrote:
Die sich ständig verfärbende Chamäleonfratze hinter der sich menschenverachtender Antisemitismus in Deutschland verbirgt die eigentliche fast unlösbare Herkulesaufgabe offenbart, daß nämlich eine direkte, offene und entschieden- wie entscheidende Konfrontation zwischen den wegschauenden-, gemäßigten Bundesbürger und dem zu tiefst fremdenfeindlich-, geistig wie physisch lebens zerstörenden Neonazi, außer auf „kleinsten Demonstrationen der Anständigen gegen die schleichende Gefahr von Rechts“, auf keiner sonstigen gesellschaftlicher Ebene als der für „unschuldige Zuschauer“ allabendlich perfekt inszenierten Verklärungsmaschinerie „stillschweigend“ stattfindet.

Als "anständiger Bundesbürger" mit Grundrechten, Freiheitsrechten und politischen Rechten, persönliche Interessen, Neigungen und menschlichen Regungen und Gefühlen, der sich dazu noch die Freiheit erlaubt die fremdenfeindliche, neonazistische Gefahr vor der eigenen Türe zu überhören und zu übersehen und wer weiß wie ausgeprägt billigend zulässt, ernst genommen zu werden, wahrlich einer Schildkrötengelassenheit bedarf, die keinem Menschen angeboren ist.

Es bedarf einer „ganz besonderen“ inneren Geisteshaltung die keiner besonderen Überzeugungsarbeit bedarf um den „ganz bestimmt irgendwann kommenden Zweifel“, der einen da noch quälen könnte, als störend und emotional lästig ab zu klassifizieren um sich mit optimistischer Zuversicht und Selbstbewusstsein auch weiterhin selbstbestätigend, schulterklopfend einzureden, dass man auch weiter mit diesem braunen Abschaum (und natürlich mit den „armen Opfer“) „ganz bestimmt nichts zu tun haben will“.

Sollte dann doch einmal der Eindruck entstehen, dass in Deutschland so was wie ein kollektives Mittragen dieses braunen Gedankengutes, ganz tief im Herz schlummernd vor sich hin pocht, man sich „immer noch“ gelassen zurücklehnen kann in dem jahrhunderte lang eingeimpften Wissen, dass man ja selbst über Jahrhunderte hinweg seitens der Kirchen eingepaukt bekommen hat, dass nämlich das Aufbegehren gegen die Herrschaftsverhältnisse ein „nicht genehmigter Akt der persönlichen Courage und freien Willens ist“ und ja auch sonst die Herrschenden, die dies eigentlich besser wissen müssen („denn schließlich sind es ja vom Volk gewählte Führer“) im eigenen demokratisch legitimierten Wertesystem, sehr gut die Verantwortung dafür tragen können, wenn mal hin und wieder ein „Unanständiger“ die „Sau“ rausläßt.

Diese noch heute im Verdrängungsmechanismus fest eingewobene, gewünschte Unterdrückung eigenen und fremden Schmerzes die Lebendigkeit und Stärke dieser elementar menschlichen Gefühle sehr einprägend außer Kraft setzt und Eigenverantwortung moralisch scheinbar intakt- und doch klar selbsttäuschend verantwortungslos ruhen lässt, bis eines Tages exakt mit dieser Passivität spekulierenden Vordenker (des nächsten „Vierten Reiches?“) tun, bzw. lassen, was schon vorher auf die gleiche ungestörte, ja sehr willig unterstützende art und weise funktionierte.

Ganz sicher haben die meisten Kulturen und Religionen einen moralischen Überbau der den Menschen Schutz und Sicherheit bieten kann und muß aber wenn in diesem System der Mensch ein sich den Obrigkeiten und den instrumentalisierten Massenmedien unter zu ordnendes Faktum bleibt, die schiere Menschlichkeit um des Menschen selbst willen Gewaltfreiheit nur noch träumen kann.
12/08/06 16:25:43

wrote:
Das, was ich "weiss" (aus deutschen Lehrinhalten), die DDR war zu Reparationsleistungen gegenueber der UdSSR verpflichtet, in Mangel an Geld eben zu Abbau, Rueckbau, Export von Betrieben, Gegenstaenden, welche irgendeinen Produktions- oder Materialwert besassen. Ausserdem gab es wohl ein umfangreiches Gefangenen-"Arsenal". Da fragt auch niemand nach.
Die BRD "hat" eine Wiedergutmachung an Israel geleistet, wie auch immer bezeichnet werden koennte.
Wahrscheinlich ist es aber so geschehen, dass der Staat Israel gegruendet wurde und damit ein Export des Problems herbeigefuehrt werden sollte.
Unterschiedliche wirtschaftliche Vertraege nicht vergleichbarer Zusammenhaenge koennen nicht miteinander verglichen werden.
Wenn es um Entschaedigungsleistungen geht, kann sein, diese betreffenden Betriebe gehen ins Ausland oder loesen sich auf. Keine Ahnung.
Tote kann man nicht entschaedigen.
Leben, welches gerettet wurde, kann man neu gestalten, pflegen und foerdern.
Dabei sollte nicht ein Volk (die Bezeichnung Volk mag ich nicht) gegen das andere Volk ausgespielt werden.
Wie wird Nation definiert?
Einheitliches Recht fuer alle?
Ab welchem Zeitpunkt und wie lange?
Mit welchen Einschraenkungen?
An welchen Orten duerfen sich welche Menschen aufhalten und aktiv werden?
In welche Richtungen denken, handeln, entscheiden?
Wo sind Sperren errichtet worden, welche uns noch heute laehmen, ein Miteinander nicht erlauben?
Jeder Mensch hat gleichen Wert und gleiche Verantwortung, im Rahmen seiner oder ihrer Moeglichkeit.
Ich wusste bis zu diesem September Wahltagssonntag nicht (!!!!), dass in der Zeit der boesen Vorherrschaft in Deutschland und Europa ein Kastensystem aufgestellt war, welches rassistisch begruendet wurde und mit Aussonderung, Umverteilung und Toetung von Menschen einherging! (Ausstellung Berliner ehem. Geheimgefaengnis der Gestapo).
Normalerweise kann man nicht aus jedem Menschen einen Geschichtswissenschaftler machen, aber wenn die Einschuechterung gegen das eigene "Volk" so gross ist, wird wohl auch kein grosses Interesse wachsen koennen, diese Ketten zu sprengen, welche durch Unwissenheit entstehen.
Der Baum der Erkenntnis von Gut und Boese wird bewacht... normalerweise vom Engel Gottes. Manchmal sucht Satan dies dann zu verhindern, die betreffende Thematik kennenzulernen. Wir sind verpflichtet, zumindest seit dem Suendenfall (bitte keinen Antisemitismus daraus schliessen!!!),
Gut zu handeln und Boeses zu vermeiden.
Shabbat Shalom!
12/09/06 13:04:06

wrote:
61 Jahre nach der Befreiung, 68 Jahre nach der Reichsprogrom-Nacht, 73 Jahre nach der Machtübernahme mag des schwierig erscheinen, die heutige Verantwortung, die sich aus der Shoah ergibt, und ich rede hier ganz bewußt nicht von allgemeiner Schuld, da für mich nur noch die heute lebenden Täter von damals und die neuen Täter, die heute den Antisemitismus für ihre Zwecke nutzen, schuldig sind oder werden.
Dennoch bin ich, der ich mich in keinster Weise als Gutmensch oder zur Betroffenheitsduselei neigend bezeichnen würde, der festen Überzeugung, dass wir uns der Aufgabe einer realen Entnazifizierung immer noch stellen müssen, und zwar schlicht und einfach im Sinne und Interesse der Menschen, die in dieser Republik zusammen leben, und der Demokratie, die zumindest nominell in dieser Republik herrschen sollte, und die es zu verteidigen gilt.
Da die allierte Zone ab 1946 und im Anschluß dann die Bundesrepublik ab 1949 im Zuge des kalten Krieges aber nicht wirklich entnatifiziert sondern als Bollwerk gegen den Kommunismus instrumentalisiert wurde, und im Zuge dessen Täter weiter im Öffentlichen Dienst, der Politik und der Justiz unbehelligt weiterarbeiten konnten, ist das Thema Shoah und die Lügen der Antisemiten niemals wirklich in´s Bewußtsein der Bürger dieser Republik eingedrungen und hat für reale faktische Konsequenzen gesorgt.
Deshalb werden wir nicht umhinkommen, das Thema Shoah & Antisemitismus weiter in das Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken, wobei wir nicht mehr nur an ein Schuldgefühl appelieren können, sondern Aufklärung betreiben müssen, die die Betroffenheit, also Empatie für die Opfer, und ein Verständnis für die Mechanismen auslöst.
Diese unbedingt notwendige Arbeit wird dadurch immens erschwert, dass die Regierungen dieser Republik seit 1990 wieder den Begriff der Nation unhinterfragt und nichtdefiniert benutzen, um von gravierenden Problemen und eigenen Fehlern abzulenken, und dass es seit der ersten gescheiterten Verfassungsklage gegen die NPD auf der Hand liegt, das die Regierungen Schröder und Merkel durch ihre Innenminister Schihly und Schäuble bereit sind, Neonationalismus und Antisemitismus zu tolerieren, um dadurch von den eigenen Versäumnissen in der Sozialpolitik abzulenken.
In diesem Sinne als ein praktisches Beispiel: http://www.kijukuma.de/site...

Da es aus den obengenannten Gründen leider so ist, dass Antifaschistisches & Anti-Antisemitisches Engagement leider immer wieder einfach zur Abqualifizierung in die Linke Ecke gerückt wird, der VVN-BdA, http://www.vvn-bda.de/bund/... steht zum Beispiel immer noch aif dem Index des Verfassungsschutzes, und das Problem des Antisemitismus und Neofaschismus nicht nur durch Aufklärung über die jüdische Religion, Antisemitismus und die Shoah zu bewältigen sind, sondern auch durch ein anderes, aktiveres Politikverständnis der Bürger dieser Republik, wäre es überlegenswert, ob es nicht Sinn macht, eine Antifaschistische Partei zu gründen, die sich, basierend auf den Lehren und Konsequenzen, die aus dem Faschismus und der Shoah zu ziehen sind, für eine partizipierende, verantwortliche und sozialgerechte Demokratie einsetzt.
12/09/06 13:41:03

wrote:
Ich halte es außerdem für wichtig, bei der Antisemitismus- & Faschsimusprävention den Staat Israel aus der Problematik und Diskussion auszuklammern. Nicht weil ich Antizionist wäre, nein, für mich hat Isreal grundsätzlich seine volle Existenzberechtigung, auch wenn ich auch hier mit manchen Entscheidung der Regierung nicht einverstanden bin.
Aber wenn man in der Antisemitismusdiskussion oder Prävention zu sehr das Judentum mit dem Staat Israel gleichsetzt, was ja auch nicht den Fakten entspricht, bringt man dadurch den Diskurs zu sehr auf eine unangebrachte kontraproduktive "nationale" Ebene. Da müssen dann UN Einsätze als Feigenblatt für mangelhafte Antisemitismusprävention hier herhalten.
Beim Problem Antisemitismus geht es meiner Meinung nach grundlegend um ein mesnchliches, bzw. menschenrechtliches Problem und den Grundsatz,
dass zwar alle Menschen verschieden sind, aber die gleichen Rechte haben und ihnen grundsätzlich der gleiche Respekt entgegenzubringen ist.
12/09/06 14:15:11

wrote:
Praktische Konsequenz aus dem Artikel:

" Für uns lag die Notwendigkeit, dem Antisemitismus im Internet auch im Internet etwas entgegen zu setzen, schon zu Beginn des "Internetzeitalters" klar auf der Hand."

Es gibt viele rechte antisemitische Seiten, die auch über Foren verfügen, also, logt Euch da ein und gebt den neuen Faschisten die entsprechenden
Antworten auf ihren antisemitischen Schmonzes. Sie werden Euch zwar relativ schnell die Zugangsberechtigung entziehen, aber man kann sich ja dann unter neuem Namen neu anmelden. Dann merken sie eventuell, wenn sie in ihrer Verbohrtheit überhaupt noch was merken, dass sie hier in dieser Republik nicht von einer schweigenden Mehrheit unterstützt werden.
Eine Linkübersicht zu rechten antisemitischen Seiten findet Ihr hier: http://www.nationale-verwei...

Ergänzung:
Dazu kann man sich hier eine relativ anonyme Emailadresse hier einrichten: https://service.gmx.net/de/...
bei den persönlichen Daten wie Anschrift etc. kann man sogar mogeln, und wer sich für solche Aktionen lieber komplett anonym im Internet bewegen will findet dazu mehr Informationen hier: http://www.burks.de/forum/p...

Ergänzung II: Auf alle Fälle ist es sinnvoll, nach dem Bescuh rechter Seiten das Cache Eures Browsers zu löschen und alle Cookies zu entfernen.

Shabbat Shalom!
12/09/06 14:28:12

wrote:
JDU !!! Kein Schmonzes !!!
Ich weiß, manche werden mich wegen der Exaltiertheit dieser Idee für einen Schlemihl halten, aber dennoch sei sie als Anregung hier angebracht:
Zum einen finanziert die NPD ihre antisemitischen Kampagnen aus Wahlkampfrückerstattungen, weil sie eben eine Partei ist, zum anderen regiert im Bund und in vielen Ländern die CDU, die dafür verantwortlich ist, dass Maßnahmen gegen Rechts oder anti-antisemitische Projekte immer schlechter und inneffektiver mit steigenden bürokratischen Hürden gefördert werden.

Warum also nicht eine JDU gründen, die Jüdische Demokratische Union, eine Partei basierend auf der jüdischen Ethik mit dem Anti-Antisemitismus als programmatischen Ziel. Mit 104.000 Mitgliedern jüdischer Gemeinden müßte sich doch eine Partei gründen lassen und mit ein bißchen Masel und der Unterstützung der Antifaschisten müßte man diese Partei doch auch bei der derzeitigen allgemeinen Wahlverdrossenheit in den Bundestag bekommen, um dort dann die entsprechende und notwendige Anti-antisemitischen und antifaschistische Aufklärungsarbeit auf die Beine zu stellen.
12/09/06 15:21:56

wrote:
Macabi@
Die Idee Partei(Union) ist sehr gut.Der Name der Partei,sollte meiner Meinung nach aber eher:JTU Jüdische Talmud Union ect,aus der Religiösen Ecke kommen.Glaube ist gut,zuviel materielles Wissen erschwert das Leben.
12/13/06 01:04:52

wrote:
Wobei es beim Talmud nicht um Glauben geht, sondern darum, die Thora den jeweils aktuellen historischen Gegebenheiten anzupassen. Leider hat man den Talmud kurz nach 600 Europ.Zeit abgeschlossen, es wäre vielleicht sinnvoll, ihn wieder aufzunehmen und fortzusetzen.
Wobei für eine Partei Talmud schon wieder zu
fachbegrifflich wäre, JDU JüdischeDemokratischeUnion
wäre das schon wesentlich eindeutiger und da es bei einer Partei ja um Politik geht, ist der Glauben,
woran auch immer, und sei es an die Wahlversprechungen, sowieso impliziert.
12/13/06 20:10:57

wrote:
Wer die "relevanten Begleitthemen, die Einstiegsthemen der Nazis" zu behandeln vorgibt, indes übers Geld Nachzählen nicht hinauskommt, betreibt Augenwischerei. Die Frage, welche Summe "im Zusammenhang mit der Höhe des Unrechts" vielleicht 'angemessen' wäre, lässt sich gar nicht beantworten, weil erstens das Unrecht nicht ungeschehen gemacht werden kann und es zweitens darauf ankäme, eine Wiederholung solchen Unrechts zu verhindern.

Die "Einstiegsthemen der Nazis" sind nicht als Kontrast zu "Debatten um den 'Asylkompromiss', den 'Standort Deutschland in der Globalisierungsfalle', um 'Überfremdung', 'Ausländerflut' und 'Leitkultur'" zu begreifen sondern als Teil desselben Themas. Solange 'Zivilgesellschaft' samt 'Marktwirtschaft' als die denkbar beste aller Ordnungen und Nationalstaaten als deren angemessene Form gelten, wird nicht zu verhindern sein, dass diese auf eben jenem Markt gegeneinander konkurrieren. Für diesen Konkurrenzkampf mobilisieren die Staaten ihre Staatsbürger mit allen erdenklichen Mitteln, solange ihnen der in Geld nachzählbare Erfolg Recht gibt. Faschismus ist daher nicht das deren Grundprinzip widersprechende rechte Extrem der 'Zivilgesellschaft' sondern ein Mittel, dieses Prinzip gewaltsam aufrechtzuerhalten. Rassismus und als Teil davon Antisemitismus sind Formen dieses Mittels, dessen Anwendung von den Erfolgsaussichten im allgemeinen Konkurrenzkampf bestimmt wird.
12/14/06 09:38:51

wrote:
OldCrow, was heisst das konkret? Naziverbrechen vergessen, Maul halten und abwarten, bis die Krähen die Weltrevoluzion auskrächzen? Na dann mach mal, sag aber kurz Bescheid, wenn du fertig bist.
12/18/06 02:26:29

wrote:
Außer dir verlangt niemand "Maul halten und abwarten". Wenn man's aufmacht, sollte man indes wissen, wovon man redet.

Faschismus ist eine Herrschaftsform, zu der es in der Krise kommen kann, d.h. wenn der normale Geschäftsgang aus irgendeinem Grund 'gestört' ist. Wird Geschäftemachen indes als vernünftige Sache postuliert, erscheint alles akzeptabel, was die 'Störung' der Geschäfte beseitigt. Deren Ursache gehört folglich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln beseitigt.

Wird die Ursache personifiziert, dann wechseln ggf. die Personen wie deren Titulierung. 'Jüdische Bolschewisten' oder 'islamische Terroristen' sind dann so autauschbare Bezeichnungen wie 'Reich des Bösen' oder 'Achse des Terrors', um bekämpfenswerte 'Schurken', welche die 'freie Konkurrenz' auf dem 'Weltmarkt' behindern, handelt es sich allemal.

Die Verbrechen der Nazis waren insofern kein singulärer 'Auswuchs' einer ansonsten nach vernünftigen oder gar sittlichen Gesichtspunkten eingerichteten Welt. Der qualitative Unterschied besteht darin, dass die Nazis ihre Opfer suchten (und fanden), um sie umzubringen. Die Opfer heutiger 'Friedensmissionen' werden bestenfalls als bedauerliche aber unvermeidliche 'Kollateralschäden' abgetan, was jedoch bei Lichte besehen, ebenso zynisch ist.

Keine Ahnung, ob wer irgendwann 'ne Weltrevolution auskrächzt. Aber wer sie auskrächzen will, wird ihren Grund nicht in der Krise suchen müssen sondern im 'normalen Geschäftsgang'. Da nämlich werden die "sozialen Randgruppen" erst gemacht, bei denen die Nazis im Krisenfall Gehör finden. Wer in der Krise keinen Gefallen mehr am Dasein in einer "sozialen Randgruppe" findet, der kann sich dafür umso mehr für "Leitkultur" u.ä. rassistische Parolen erwärmen, weil sie ihm das Gefühl vermitteln, quasi durch die 'Hintertür' den Erfolg doch noch zu bekommen, der ihm in der 'freien Konkurrenz' auf dem Markt verwehrt ist.
12/18/06 11:10:26

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