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Vom "Schuldkult" und "Multi-Kulti-Schwuchteln": Ein CDU-Bundestagsabgeordneter redet braun

Henry Nitzsche, direkt gewählter Bundestagsabgeordneter der CDU aus Sachsen, machte aus seiner dumpf-rechten Gesinnung noch nie einen Hehl. Mal ging er mit einem Wahlkampfslogan auf Stimmenfang, der an ein NPD-Motto erinnerte, mal lies er sich unqualifiziert über das mutmaßliche Wahlverhalten von migrantischstämmigen Deutschen aus. Jetzt wartet der Noch-CDU-Abgeordnete mit Aussagen auf, die einen noch tieferen Einblick in seine tatsächliche politische Gesinnung zulassen...

Von Jörg Fischer

Am 30. November 2006 berichtet die "Leipziger Volkszeitung" (LVZ) von einer Veranstaltung, die bereits im Juni stattgefunden hatte. Referent des Abends war der Patriotismus-Oberbeauftragte der Sachsen-CDU, Ex-Minister Matthias Rößler. In seiner Funktion als örtlicher CDU-Chef fand Nietzsche einige einleitende Worte zu Beginn der Zusammenkunft – und die hatten es in sich, wie sich Teilnehmer erinnern.

Nietzsche habe, so die Teilnehmer, die Debatte um den Patriotismus nämlich gleich doppelt begrüßt, "um endlich vom Schuldkult runter zu kommen"; und damit "Deutschland nie wieder von Multi-Kulti-Schwuchteln in Berlin regiert wird." Ein Anwesender, Ludger Altenkamp, Staatsanwalt von Beruf, war das laut dem LVZ-Bericht, zuviel. Erst protestierte er bei der sächsischen CDU-Spitze gegen die Entgleisungen seines "Parteifreundes", dann trat er am Montagabend als CDU-Stadtvorsitzender von Wittichenau zurück – aber nicht nur wegen den Ausfällen des CDU-Bundestagsabgeordneten, sondern auch wegen den Reaktionen, bzw. Nicht-Reaktionen in der Partei. Nietzsche vertrete "'erstklassige' NPD-Äußerungen", ließ der Staatsanwalt seine Partei schriftlich wissen, kaum jemand aber rege sich in der CDU darüber auf. Aufgrund des öffentlichen Drucks (Schlagzeile bei stern.de: "Außen schwarz, innen braun") geht die Partei zwischenzeitlich allerdings langsam auf Distanz zu ihrem Rechtsaußen. Der sächsische CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer erklärte auf Nachfrage gegenüber der LVZ: "Das ist nicht Position der sächsischen Union."

Unterstützung erhält Nietzsche zwischenzeitlich von der neonazistischen NPD, deren Fraktionsvorsitzender im sächsischen Landtag und stellvertretender Bundesvorsitzender, Holger Apfel, ihn bereits zum Parteiwechsel aufforderte. In einem Brief Apfels an Nietzsche heißt es: "Mit ihren jetzt bekannt gewordenen Äußerungen auf einer Veranstaltung in Lieske bei Kamenz haben Sie gegen die in unserem Land geltenden Tabus verstoßen und den "Schuldkult" angeprangert, unter dem unser Volk so leidet. Damit haben Sie - nachdem Sie schon im vergangenen Jahr für Ihren Bundestagswahlkampf das Motto eines NPD-Parteitages genutzt haben - den letzten Schritt hin zu authentischen nationalen Positionen gemacht, schließlich haben noch im vergangenen Jahr die "Jungen Nationaldemokraten" zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Berlin in einer vielbeachteten Veranstaltung unter dem Motto "Schluß mit dem Schuldkult" demonstriert."

Angesichts des Umstandes, dass dieser Ausfall des Bundestagsabgeordneten nicht der erste ist, klingt seine nachgeschobene dürftige Erklärung noch halbherziger. Auf seiner Homepage läßt Nietzsche wissen: "Am 8. Juni fand in Lieske eine CDU-Versammlung zum Thema Patriotismus statt. Diese Veranstaltung wurde am 27.11. in der CDU-Stadtverbandsversammlung Wittichenau ausgewertet. In dieser Versammlung wurden meine einführenden Worte zur Patriotismusdebatte kritisiert. Die daraus entstandene öffentliche Debatte veranlasst mich zu folgender Erklärung: Meine einleitenden Worte zum Themenabend am 8. Juni wollte ich absichtlich provokativ formulieren, um eine Diskussion anzuregen. Leider muss ich im Nachhinein feststellen, dass die von mir gewählten Worte mehr als missverständlich waren. Das bedauere ich sehr. Ich erkläre hiermit ausdrücklich, dass ich mich von jeglichem rechtsradikalen Gedankengut distanziere. Henry Nitzsche"

Nietzsche ist seit 2002 Bundestagsabgeordneter. Von 1990 bis 1993 war er Mitglied der rechtskonservativen "Deutschen Sozialen Union" (DSU), die derzeit durch den Eintritt eines ehemaligen NPD-Landtagsabgeordneten im sächsischen Landtag vertreten ist. Laut der Website des Bundestages ist er ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union.

Die einzige interessante Frage, die sich dem politischen Beobachter stellt, ist nicht, wie der Abgeordnete mit Ausflüchten versuchen wird, "Schadensbegrenzung in eigener Sache" zu betreiben, sondern, wie lange die CDU noch brauchen wird, sich von diesem Ballast zu befreien – wenn sie nicht immer mehr in den Verdacht geraten will, Abgeordnete vom Schlage eines Henry Nietzsche gar nicht als Ballast zu empfinden.

Links zum Thema:

Der kleine Unterschied: Martin Hohmann und Henry Nietzsche, haGalil-online, 10.11.2003

Bundestag.de: MdB Henry Nietzsche

Posted 12/03/06 by: admin

Comments

wrote:
Die CDU wird es sich dreimal überlegen, Nitzsche aus der Partei zu werfen. Denn Nitzsche vertritt mit seiner Äusserung vom "Schuldkult" keineswegs die Meinung einer kleinen Minderheit, sondern viel eher wohl die der Mehrheit der Deutschen. Das ist "Volkes Stimme", die da aus Nitzsche spricht, und ein Rauswurf könnte der (immer noch) Volkspartei CDU noch mehr Wähler vergraulen als sie ohnehin schon verloren hat.

Unbegreiflich in der Sache bleibt aber die Ignoranz des Zentralrates der Juden gegenüber der Stimmung in der deutschen Bevölkerung. Wenn die Juden solche Äusserungen wie hier über den Schuldkult nur noch als "braunes Gedankengut einiger verwirrter Rechtsextremisten" marginalisieren, dann befinden sie sich nicht mehr auf dem Boden der bundesrepublikanischen Realität.

Möglicherweise handelt es sich bei dieser Wahrnehmungsverzerrung aber auch nur um die typischen Symptome einer Bunker- bzw. Wagenburg-Mentalität. Was aber auch die logische Folge davon ist, in einem Land zu leben, dessen Bevölkerung man nur noch als potentiellen Feind betrachten kann.
12/04/06 16:42:37

wrote:
Schon in den juedischen heiligen Schriften heisst es, dass Gott, der Ewige nicht will, dass der Sohn fuer den Vater Schuld traegt oder der Vater fuer den Sohn Schuld traegt... usw.
Das ist innerhalb derselben Generations-Zeitspanne!
Wie soll Deutschlands Enkel-Urenkel-Generation Schuld tragen fuer etwas, das sie ueberhaupt garnicht mehr kennen?

Ich bin nicht dafuer, "Unschuldige" schuldig zu sprechen.
Unrecht der Vergangenheit war kein Recht, auch wenn es im Namen von Recht geschah, es war falsches Recht.
Wie kann falsches Recht von gutem Recht unterschieden werden?

Heisst der Mensch nun Nietzsche oder Nitzsche? Keine Ahnung, kann ich nicht richtig erkennen.

Man kann in Deutschland nicht Politik machen, ohne ueber Kultur nachzudenken.
Politik ist lernbar.
Wenn die CDU so weit rechts agiert, dann doch wohl deshalb, um den rechten Parteien das Profil... ueberfluessig zu machen, Waehler zu gewinnen und umzuorientieren. Das ist Parteiarbeit, die sehr schwer ist. Dabei wird genug Schuldarbeit geleistet.
Ich wuerde mir zwar lieber eine linke Glaubenspartei wuenschen, aber ich kann die Deutschen verstehen, welche bedauern, keine Juden zu sein.
Dann wird rechts drauss, weil auch Israel rechts regiert wird.
So einfach sehe ich die Gleichung.

Die beiden Voelker sind sich so sehr aehnlich, dass sie sich in der Identitaet vergleichen, nachahmen, im Wettbewerb stehen und Werte voneinander uebernehmen.
12/04/06 18:42:08

wrote:
Man beobachte sorgfältigst, wie sich NPD und CDU/CSU gegenseitig die Wähler
abwerben. Da kann der Unterschied so gross wohl nicht sein.
12/04/06 21:57:55

wrote:
das erschreckende ist ja eigentlich, dass studien wie "deutsche zustände" immer wieder feststellen, dass jeweils ca 30-40 prozent aller rechtsextrem eingestellten menschen in deutschland cdu/csu bzw spd waehlen und beide parteien noch immer so tun als waer rechtsextreme ideologie ein problem der anderen parteien, meist der npd.
12/05/06 00:50:27

wrote:
"Wie soll Deutschlands Enkel-Urenkel-Generation Schuld tragen fuer etwas, das sie ueberhaupt garnicht mehr kennen?"

Wer hat denn so einen Blödsinn behauptet (in dem Artikel mit Sicherheit niemand)? Ich sehe niemanden, der sowas sagt, ich sehe aber dauernd Leute, die sich extrem "mutig" dagegen wenden.

Verantwortung besteht aber dafür, die Verbrechen, nicht zu vergessen, also es nicht dazu kommen zu lassen, dass sie es nicht kennen oder es zu ändern, wo es schon so ist.

"Ich wuerde mir zwar lieber eine linke Glaubenspartei wuenschen, aber ich kann die Deutschen verstehen, welche bedauern, keine Juden zu sein."

Das finde ich, Verzeihung, etwas unverständlich (nicht in dem Sinn, dass ich widerspreche, in dem Sinn, dass ich nicht verstehe).

" Dann wird rechts drauss, weil auch Israel rechts regiert wird.
So einfach sehe ich die Gleichung."

Siehe oben.
12/05/06 19:45:44

wrote:
@Katrin Wächtler
Zwischen "Sozialismus" und "Kapitalismus" liegt ein enormer Unterschied!
12/15/06 14:37:08

wrote:
@orcival
Das Problem ist, dass feststehende Begriffe wie "Rechts","Rechtsextrem" oder "Rechtsradikal" vermischt werden, um die konservative Politik völlig zu entmachten.

Daher werden die deutlichen Worte von Herrn Nitzsche als Diktatur-Vokabular missinterpretiert!

Was ist an "Schuld-Kult" rechtsextrem?
Was ist an "Multikulti-Schwuchtel aus Berlin" rechtsextrem? GAR NICHTS!

Das ist die gute alte konservative Schule...
12/15/06 14:51:00

wrote:
...in einer gegenwärtig intoleranten Zeit!
12/15/06 14:54:24

wrote:
warum um gottes willen kann man im deutschland des jahres 2006 nicht frei heraus seine meinung sagen?
nicht jeder der politisch rechts steht ist ein nazi oder faschist.
geht das in die köpfe der blöden linken nicht rein?
12/15/06 18:22:39

wrote:
_______________________
Anmerkung:

xxxx xx xxxx xx

Beiträge (xxx) wurden durch die Administration editiert...

Nach zahlreichen Diffamierungen und Störaktionen aus dem Umfeld des "Capo Cristiana", die unter zahlreichen "Pseudonymen", die offensichtlich alle identisch sind, veröffentlicht wurden, mussten wir die Möglichkeit zur direkten Kommentierung unserer Artikel weitgehend einstellen.

2006-12-27 -- 16:14
Monika
IP 217.247.198.220 (Marburg HE)

2006-12-27 -- 08:18
Praetorius
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2006-12-26 -- 10:40
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IP 217.247.192.26 (Marburg, HE)

2006-12-26 -- 08:47
Hundesöhnchen
IP 217.247.199.241 (Marburg, HE)

2006-12-26 -- 08:43
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2006-12-25 -- 13:22
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2006-12-25 -- 09:31
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2006-12-24 -- 13:58
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2006-12-24 -- 09:56
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2006-12-24 -- 09:55
Hard Stein
IP 217.247.198.102 (Marburg, HE)

Sollten Ihnen weitere Verdächtigungen und Verleumdungen gegen uns zugetuschelt werden, bitten wir Sie, diese direkt an uns weiterzuleiten. Lassen Sie sich nicht in einen Sumpf aus Lüge und Hass ziehen.

An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass wir weder in einer Villa neben Mooshammer leben, noch zu den global Players der Rüstungsindustrie gehören. Wir haben auch kein Diamantendepot in Antwerpen und keine Etagenwohnung in Tel Aviv. Wir haben weder wertvolle Fotografien aus deutschem Kulturbesitz "abgezockt", noch sind wir mit Stasi, StB, KGB und Mossad "versindelt". Auch der behauptete Treuhandbetrug beruht auf freier Erfindung. Dass inzwischen das nazistische Stoertebeker-Netz bei ausgewiesenen AntiFa-Größen abschreibt, könnte diesen zu denken geben.

Wir dachten bisher, dass jeder halbwegs bewusste Demokrat schnell begreifen dürfte, woher der Wind weht, wenn ihm solche oder ähnliche Verleumdungen http://www.hagalil.com/tmun... serviert werden. Dem scheint aber nicht so zu sein.

Auch die Foren sind vorerst nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Die geschlossenen Bereiche sind allerdings in alter Form zugänglich.

Administration haGalil.com
_______________________
12/26/06 08:47:11

wrote:
Cool site!
06/12/07 09:25:27

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