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schrieb:
Ich finde den Film schon an einigen Stellen sehr lustig.
Aber ich sage nicht, dass das Schicksal von Adolf Grünbaum nicht auch eine Tragödie ist.
Mir hat der Film jedenfalls gut gefallen weil "der Führer" wunderbar aufs Korn genommen wurde.
Meine Empfehlung an alle die ihn noch nicht gesehen haben:
Erwartet keine Komödie und auch keine tragödie, sondern erwartet einen guten Film.
Aber ich sage nicht, dass das Schicksal von Adolf Grünbaum nicht auch eine Tragödie ist.
Mir hat der Film jedenfalls gut gefallen weil "der Führer" wunderbar aufs Korn genommen wurde.
Meine Empfehlung an alle die ihn noch nicht gesehen haben:
Erwartet keine Komödie und auch keine tragödie, sondern erwartet einen guten Film.
30/01 13:53:28
22/01: Inszenierte Wirklichkeit: Die Tragödie des Juden Adolf Grünbaum
Der Schweizer Filmemacher Dani Levy hat eine Komödie über Hitler versprochen, und die ganze Welt hat ihm geglaubt. Umso enttäuschter klangen die Stimmen nach der Premiere: "Nur gelegentlich eine Komödie!" "Es gibt kaum etwas zu lachen!" und "Völlig daneben!" Damit haben die Kritiker sogar Recht...von Miriam Magall
Denn was Danny Levy unter dem Titel „Mein Führer“ gedreht hat, ist alles andere als eine Komödie. Das fiel sogar meinem Sitznachbarn im Kino auf, der sich für den Film mit zwei Flaschen Bier und einer Riesentüte Popcorn bewaffnet hatte. Man konnte seine auf Lachen dressierten Bauchmuskeln geradezu knistern hören. Im Verlauf des Films knurrten sie immer enttäuschter, aus dem Mund ihres Besitzers kamen insgesamt dreimal ein paar gequetschte Laute, die man mit viel Fantasie als Lachen interpretieren konnte.
Nein, Dany Levi hat wahrhaftig keine Komödie über Hitler gedreht. Dass es ihm des Öfteren nicht gelingt, seine Vorsätze für ein Filmprojekt entsprechend seiner Absichten umzusetzen, beweisen die beiden Vorgänger von „Mein Führer“. Der Film „Meschugge“ war ein bösartiger Witz auf die deutsche Vergangenheit: Deutsche Mutter tötet ehemals beste jüdische Freundin, deren Identität sie angenommen hat, um in den Genuss der „Entschädigungsmillionen“ zu kommen, während der Sohn der ermordeten Mutter händchenhaltend blauäugig mit der Tochter der Mörderin seiner Mutter aus dem Bild geht. Ja, aber „Alles auf Zucker“, wird man mir entgegenhalten, der Film war doch in Ordnung. Er hat sogar jede Menge Preise abgesahnt. Ja, kann ich nur bestätigen, dank seines schlechten Geschmacks, einer dummen Persiflage, in der sämtliche antijüdischen und antisemitischen Stereotypen der letzten zweitausend Jahre die erwartungsvollen Kinozuschauer zum Lachen reizten.
Und nun „Mein Führer“, über fünf Tage im Leben Hitlers. Vom einfallsreichen und äußerlich angenehmen Goebbels fünf Tage vor dem großen Auftritt am 1. Januar 1945 aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen geholt, soll der Jude Grünbaum, ein herausragender Schauspieler und ebenso exzellenter Schauspiellehrer, den armen Hitler wieder so auf Vordermann bringen, dass er wie in „guten“ alten Zeiten ein Millionenpublikum noch einmal bis zum Endsieg begeistert.
Adolf Grünbaum wird aus dem Kz geholt, darf sich baden und bekommt sogar vernünftige Kleidung. Zum Glück hat er die gute Eingebung, die Freilassung seiner Frau samt ihren vier Kindern aus dem Kz zu fordern. Dieser Wunsch wird ihm noch erfüllt. Veralbert wird dagegen seine Forderung, das gesamte Kz Sachsenhausen aufzulösen und die gefangenen Juden zu befreien. Doch das ereignet sich erst gegen Ende des Films. Vorher dürfen wir, darf der Zuschauer einen Hanswurst von Hitler bestaunen -- als solcher glaubwürdig gespielt übrigens von Helge Schneider --, der ein Bettnässer und überdies von seinem Vater misshandelt worden war. Für den einfühlsamen Juden Grünbaum ein klarer Fall von Projektion: Geschlagenes Kind schlägt wieder seine Kinder. Nur dass aus den meisten geschlagenen Kindern glücklicherweise für die Menschheit nicht zwingend Massenmörder werden.
Der sanfte Jude Grünbaum bringt es denn auch nicht über sich, einen wehrlosen Menschen wie Adolf Hitler zu ermorden. Auch seine Frau hindert er mit dem gleichen Argument daran, Hitler in ihrem Ehebett mit einem Kissen zu ersticken -- eine der wenigen Szenen, bei denen man ein bisschen lachen konnte.
Aber nicht der Massenmörder Hitler ist der Bösewicht in Dany Levis Film, nein, der dämonische Goebbels ist der Übeltäter. Er holt den Juden Grünbaum aus dem Kz, schickt ihn zu Hitler und plant hinter aller Rücken einen Mordanschlag auf den Führer, für den er zuguterletzt auch noch den Juden Grünbaum verantwortlich machen will. Goebbels Plan läuft wie am Schnürchen ab oder doch beinahe. Am Morgen vor seinem entscheidenden Auftritt verliert der Führer ob des versehentlich halb abrasierten Schnurrbarts seine Stimme. Damit hat sich Goebbels Wunsch erfüllt: Der Jude muss mit, muss neben Hitler im Wagen sitzen, muss unter dem Podium anstelle von Hitler dessen Rede vor den Millionen vortragen. Es klappt auch vorzüglich, nur am Schluss, da läuft etwas schief. Der Jude Grünbaum hat Hitlers Text, wie von ihm erwartet, vorgelesen. Jetzt beschließt er, seine eigenen abschließenden Worte hinzuzufügen. Hitler erstarrt auf seinem Podium, Goebbels erstarrt auf der Tribüne, nur der Soldat, der dem Juden Grünbaum während der gesamten Rede eine Pistole vor den Kopf gehalten hat, drückt vor Schreck ab. Mehrere Schüsse durchbohren den Kopf des Juden Grünbaum. Als der Führer nichts mehr von seinem Sprecher hört, verlässt er das Podium. Einige Augenblicke später geht die von Goebbels gelegte Bombe darunter hoch. Wieder einmal ist der Führer im letzten Augenblick einem Bombenanschlag entgangen.
Nur sein Jude Grünbaum, der musste sterben. Man kann nur hoffen, dass seine Frau mit ihren vier Kindern noch die nächsten Monate bis zum Ende des Krieges untertauchen kann. Dann hätte der Tod des Juden Grünbaum wenigsten einen Sinn gehabt.
Der Film wurde auf Film gedreht, beinahe schon eine Rarität heutzutage. Leider war die Kameraführung nicht immer besonders gelungen, man hätte sich vor allem eine bessere Quadrierung gewünscht. Das gleiche darf für den Schnitt gelten, der häufig dann geführt wurde, wenn er eigentlich früher oder später hätte kommen sollen. Und die Spezialeffekte! Ja, Spezialeffekte sind eigentlich dazu da, Dinge zu zeigen, die man nicht einfach so sieht. Dany Levi verwendet sie, um gedrehte Szenen vor Computerbildern vom zerstörten Berlin zu zeigen: zum Beispiel Hitler im Wagen, eine echte Szene, der an den Menschenmassen, aus dem Computer generiert, vorbeifährt.
Es ist, wie Goebbels wiederholt betont, eine inszenierte Wirklichkeit. Dazu passt auch die falsche Gattungsbezeichnung für den Film: keine Komödie über den Hanswurst Adolf Hitler, sondern eine wahre Tragödie über den zynisch missbrauchten Juden Adolf Grünbaum. Und als Tragödie wirkt der Film, das Schicksal Grünbaums berührt den Zuschauer: ein durch und durch trauriger Film.
Der Film: http://www.meinfuehrer-derfilm.de
und weitere Kritiken:
- http://www.hagalil.com/01/de/Juden.php?itemid=346
- http://www.hagalil.com/01/de/Juden.php?itemid=345
- http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=351