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Der Kommentar zu diesem oberflächlichen und zusammengeschusterten Machwerk Landgrafs ist zutreffend.
Man kann von einem Einsatz im Schzulunterricht nur dringend abraten !
Man kann von einem Einsatz im Schzulunterricht nur dringend abraten !
04/12 09:31:01
schrieb:
Der Kommentar ist absolut zutreffend !
Vom Einsatz in der Schule ist unbedingt abzuraten. Unbrauchbar !
Vom Einsatz in der Schule ist unbedingt abzuraten. Unbrauchbar !
04/12 09:32:03
schrieb:
Das Jugendbuch kann nur von jemandem geschrieben sein, der jüdisches Leben nur aus zweiter Hand kennt. Die Fehler und Falschinformationen sind Legion. Peinlich !
Und der "Hammer": In Davids deutscher Gemeinde lebt kein einziger Zuwanderer aus Osteuropa ! Dabei kommen auf einen Einheimischen aktuell zehn Neuankömmlinge aus Russland.
Miriam Magalls Verriss ist absolut zutreffend !
Und der "Hammer": In Davids deutscher Gemeinde lebt kein einziger Zuwanderer aus Osteuropa ! Dabei kommen auf einen Einheimischen aktuell zehn Neuankömmlinge aus Russland.
Miriam Magalls Verriss ist absolut zutreffend !
17/12 11:47:08
15/11: Begegnung mit dem Judentum: Mit welchem Judentum?
Der Autor, Michael Landgraf, möchte sein Buch „Schalom Martin“ für den Unterricht empfehlen -- ein ziemlich hoher Anspruch. Ob er dem gerecht wird, mag der Leser nach den nun folgenden Zeilen beurteilen...Miriam Magall aus München
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Die Probleme beginnen gleich mit den falschen Zahlen. „Heute leben ungefähr 140 000 jüdische Menschen in Deutschland“, behauptet der Autor. Ein schneller Blick in eine jüdische Zeitung hätte ihn aufgeklärt: Gegenwärtig, Stand November 2006, leben 110 000 Juden in Deutschland. Und auf der ganzen Welt bekennen sich ungefähr 12 Millionen Menschen zum jüdischen Glauben, nicht 14 Millionen, wie Landgraf meint.
Zu bemängeln ist auch die falsche Schreibung hebräischer Fachbegriffe und die falsche Benennung von Gegenständen, die im jüdischen Leben und Ritual eine nicht unbeträchtliche Rolle spielen. Zwar schreibt der Autor nicht Pascha, stelle ich erleichtert fest, aber auch „Pesach“ kommt falsch herüber, denn unter deutschen Fachleuten für Judaistik scheint es sich leider noch immer nicht herumgesprochen haben, dass dieses Fest auf Hebräisch Pessach heißt. Denn ein „s“ zwischen zwei Vokalen wird gemäß den Ausspracheregeln der deutschen Sprache stets stimmhaft ausgesprochen, und damit die richtige Aussprache verfehlt. Dankbar stelle ich fest, dass der Autor wenigstens nicht Päsach schreibt, wie ein christlicher Professor für Judaistik an einer deutschen Hochschule. Doch lange freue ich mich nicht, denn schon stoße ich -- und nicht nur hier -- auf solche absonderlichen Ausdrücke wie „David, Mäläch Israel“ und „Äräw Tov“ und frage mich, ob ich es hier mit Ungarisch zu tun habe.
Und natürlich stellt das Schwa mobile christliche Theologen immer wieder vor dieselben Schwierigkeiten, denn in unbetonten Silben fällt das „e“ weg, was ihnen aber anscheinend nicht bekannt ist. Warum sonst würden sie immer wieder dieselben Verballhornungen hebräischer Begriffe und Namen wie „Berit Mila“ und Rabbi Schelomo ben Jizchak schreiben? Die Beschneidung heißt schlicht und einfach Brith-Mila und der berühmte Rabbiner Schlomo ben Jitzchak, wobei der Autor noch erklären müsste, warum er Brith-Mila, also das hebräische Taw nur als „t“ wiedergibt, während er Goliath doch mit „th“ schreibt, obwohl es dasselbe hebräische Taw ist. Das gilt auch für die Thora, die so und nicht anders zu schreiben wäre, denn hier haben wir wieder das hebräische Taw.
Die komischen „Quasten“, die der Autor am „Gebetschal“ sieht, werden von Juden meistens als „Schaufäden am Gebetmantel“ bezeichnet. Ein zentrales Gebet eines jeden jüdischen Gottesdienstes ist das Achtzehn- oder Stehgebet, die Amida, wie man es heute nennt, denn inzwischen besteht es aus 19, nicht 18 Segenssprüchen. Auf keinen Fall aber heißt dieses Gebet „Achtzehnbittengebet“, wie der Autor meint, denn es enthält keine Bitten. Landgraf sollte sich die deutsche Übersetzung noch einmal genau anschauen.
Und ganz sicher leiten nicht der Gemeindevorsteher und der „Chazzan“ (sic!!!) den Gottesdienst. Denn der Gemeindevorsteher kann auch eine Frau sein, und die leitet, zumindest in traditionellen Gemeinden, nie einen Gottesdienst. Der Chasan, mit stimmhaftem „s“ in der Mitte, nicht wie bei Landgraf mit „zz“, ist dagegen durchaus für die Durchführung des Gottesdienstes zuständig, er „leitet ihn nicht.“
Aber auch die jüdischen Feiertagen kommen in seltsamer Verkleidung daher. So erklärt der Autor den Fastentag vor dem Purim-Fest als das „Fasten der Ester“ (sic!) anstelle, richtig, als das Fasten Esther (wobei wir noch ein hebräisches Taw = „th“ haben). Der Jom Kippur wird von Juden gewöhnlich nicht als „Versöhnungsfest“ bezeichnet, sondern als Versöhnungstag. Denn einen Tag, an dem man 25 Stunden, nicht 24, wie Landgraf meint, fastet, würde man kaum ein Fest nennen. Zu Chanukka erklärt der Autor, die Kinder in Israel würden keine Ferien haben -- das zeigt nur, dass er während dieser Zeit nicht in Israel war. Zwar ist Chanukka ein außerbiblisches Fest, an dem ganz normal gearbeitet wird außer während der ca. 1 Stunde abends, wenn die Kerzen im Chanukka-Leuchter brennen, aber die Kinder in Israel haben durchaus schulfrei. Was die drei Wallfahrtsfeste Pessach, Wochen- und Laubhüttenfest betrifft, so waren sie bis zur Vertreibung der Juden aus ihrem Land Wallfahrtsfeste -- und sind es heute wieder. Um das zu wissen, sollte man schon längere Zeit in Israel leben.
Noch einmal kurz zurück zu Chanukka. Zwar nennt Landgraf dieses Fest ein „Tempeleinweihungsfest“, erklärt dann jedoch später, zu diesem Zeitpunkt sei der Tempel „neu geweiht“ worden, wozu man „geweihtes Öl“ benötigt habe und zur Wiedereinweihung schnellstens „geweihtes Öl“ habe herstellen müssen. Im Gegensatz zu den Christen gibt es bei Juden nichts Geweihtes, dort braucht man Koscheres, also rituell „Reines“, was die richtigere Übersetzung für diesen Begriff wäre und nicht, wie von Landgraf gebracht. Auch bekommen jüdische Kinder zu Chanukka keine Geschenke wie die christlichen zu Weihnachten, sondern „Chanukka-Gelt“. Und wenn Kinder in Israel mit einem Kreisel spielen, dann steht auf diesem Kreisel ganz sicher nicht „Nun -- Gimmel -- He -- Schin“ für Nes gadol haja scham, „Dort geschah ein großes Wunder“, sondern anstelle des Schin steht in Israel ein Pe für po, was auf Deutsch „hier“ heißt, denn das Chanukka-Wunder ereignete sich aus der Sicht eines Israelis „hier“ und nicht „dort“.
Und noch ein Wort zu Pessach. Die Haggada, die zu Beginn der Seder-Feier am Vorabend ausgeteilt wird, ist sicher nicht dazu bestimmt, den Abend immer gleich zu gestalten, wie Landgraf meint, sondern in der richtigen „Ordnung“, wie Seder auf Deutsch heißt. Zwar wissen jüdische Erwachsene, wenn sie traditionell leben, wie solch eine Seder-Feier abläuft, aber die vielen Geschichten und Gebete in der Haggada können die wenigsten von ihnen wohl auswendig, sodass sie auf dieses Heft verzichten könnten. Was der Autor dann als Seder-Feier darstellt, ist so stark verkürzt und hat so wenig mit der Realität zu tun, dass man diesen Text lieber hätte streichen sollen. Komisch ist auch, dass David, Martins jüdischer Freund, am Vorabend von Pessach Martin eine „Diät-Mazze“ zum Probieren gibt. In einem traditionellen Haushalt sollte es eine derartige Mazze zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr im Haus geben!
Von den Festen kommen wir zur Geburt und der Definition eines Juden. Gemäß der Halacha, dem jüdischen Gesetz, ist jemand ein Jude, wenn seine Mutter Jüdin ist oder er gemäß der Halacha zum Judentum übergetreten ist. Mirjams Mutter hat keinen Übertritt gemäß der Halacha gemacht, sondern anscheinend nach den Regeln einer Reformgemeinde, wenngleich der Autor es nicht ganz so klar sagt, sondern betont, sie gehöre „jetzt“ einer Reformgemeinde an, und da sei die Abstammung der Mutter kaum ein Problem. Später heiraten Mirjams Eltern in Israel. Eigentlich hätte der Reformübertritt der Mutter zu Problemen geführt -- es sei denn diese Tatsache hat sie dem Rabbinatsgericht verschwiegen. Das Glas, das der Bräutigam bei der Trauung zertritt, soll kein Glück bringen, wie nichtjüdische Autoren und auch Landgraf meinen, sondern erinnert in einem Moment der höchsten Freude an den zerstörten Tempel in Jerusalem.
Haasträubend liest sich die Geschichte von Davids Bar Mitzva (so geschrieben und nicht wie vom Autor). David besucht vor der Feier den Unterricht, wo ihm „die wichtigsten Dinge über das Judentum beigebracht werden“. Diese „wichtigsten Dinge“ und auch, wie man sich im Gottesdienst verhält und die Gebete, das alles sollte ein traditioneller Jude, wie David es anscheinend ist, im Alter von 13 Jahren bereits bestens kennen. Im Bar-Mitzva-Unterricht lernt der Junge vielmehr, seinen Wochenabschnitt auf Hebräisch mit der richtigen Betonung und Melodie zu lesen, einschließlich der Segenssprüche vorher und hinterher, und zusammen mit seinem Lehrer, dem Rabbiner, macht er sich Gedanken über diesen Wochenabschnitt, um danach auch seine Gedanken darüber zusammenfassen, die er während der Feier nach dem Gottesdienst in der Synagoge vor der versammelten Gemeinde vorträgt -- und nicht, wie bei Landgraf zu lesen. Davids Familie holte Martin am Schabbath der Bar Mitzva ihres Sohnes ganz sicher nicht zum Gottesdienst ab, da stand ihr der Kopf sicher nach ganz etwas anderem! Komisch ist auch die Aussage, Davids Mutter habe Martin auf die Besucherempore geleitet. Solch eine Einrichtung gibt es in einer Synagoge grundsätzlich nicht! Es gibt im unteren Bereich die Plätze für die Männer, wo auch der christliche Gast Martin sitzen sollte, und auf der Empore sitzen die Frauen. Wo ist die „Besucherempore“?
Offensichtlich ist Martin sehr spät gekommen, wenn die Männer gleich eine große Schriftrolle aus einem Wandschrank holen -- noch ein Hinweis darauf, dass Davids Eltern ihn ganz bestimmt nicht von zu Hause abgeholt haben, denn an diesem für ihren Sohn so wichtigen Tag nehmen sie von Anfang an am Morgengottesdienst teil, und der beginnt mit dem Morgengebet, erst danach folgt die Thora-Lesung. Und auf keinen Fall stimmt des Autors Aussage, David sei froh, es sei „zum Glück ein Text, den er gut kannte“. Ja, was hat der Junge im Bar-Mitzva-Unterricht gelernt, wenn nicht das richtige Vortragen seines Wochenabschnitts, s.o.? Dabei trägt er, so Landgraf, ein Käppchen auf dem Kopf und etwas um die Stirn und um den Arm gewickelt, und ein breiter Schal mit Streifen lag über seiner Schulter. Das Käppchen ist eine Kippa, die erklärt der Autor sogar richtig, und beim breiten Schal mit Streifen dürfte es sich um einen Gebetmantel handeln, denn zwar trägt ein christlicher Priester eine Stola, ein Jude dagegen, wie o.a. einen Gebetmantel, aber nur zum Morgengebet. Was das etwas um Stirn und Arm Gewickelte betrifft, so liegt der Autor völlig daneben. Zum Morgengebet legt ein traditioneller Jude -- sowohl, wenn er allein zu Hause oder aber mit anderen Männern in der Synagoge betet -- die Gebetriemen mit den Gebetkapseln an, an die Stirn und um den linken Arm gewickelt. Aber nie am Schabbath! Das ist eine Feinheit, die dem Autor entgangen ist.
Anschließend geht es zu David nach Hause, wo die ganze Familie und der Rabbiner dabei sind. Das ist für jüdische Verhältnisse eine komische Bar-Mitzva-Feier. Normalerweise wird sie im großen Gemeindesaal mit mindestens 100 wenn nicht viel mehr Gästen begangen. Was Landgraf schildert, hört sich eher nach Konfirmationsfeier an!? Und auch das: Eine Bar-Mitzva findet meistens, wie auch in Davids Fall, am Schabbath statt. Da wird man wohl kaum Musik gemacht haben -- vor allem nicht, wenn der Rabbiner anwesend ist! Tanzen darf man aber durchaus, die Musik kommt dann aber ausschließlich aus den Kehlen der Anwesenden, denn singen darf man auch am Schabbath.
Aber nicht genug der komischen Bräuche, wie der Autor sie sieht. Warum zieht Davids Mutter ein Kopftuch übers Haar, wenn sie in die Synaoge geht? Der Kopftuchstreit hallt Landgraf wohl in den Ohren nach. Verheiratete Frauen tragen, wenn sie zwar traditionell aber nicht ganz fromm sind, in der Synagoge einen Hut, meistens sogar einen recht schönen. Aber Kopftücher? Die habe ich noch nicht gesehen, obwohl ich praktisch jeden Schabbath auf der Frauenempore sitze.
Es könnte noch vieles kritisiert werden, das gilt insbesondere auch für die Zeittafel zur Geschichte Israels und zum kleinen jüdischen Lexikon. In beiden wäre der energische Rotstift eines im Judentum erfahrenen Redakteurs mehr als angebracht gewesen.
Aber begnügen wir uns mit den folgenden allgemeinen Hinweisen. Ein Rabbi Jesus spielt weder im jüdischen Selbstverständnis noch in der Geschichte Israels eine Rolle -- außer dass in seinem Namen unzählige Juden ermordet wurden, weil sie ihn nicht als Sohn Gottes anerkennen wollten. Und israelische Kinder lernen über diesen Herrn überhaupt nichts.
Störend ist, dass sämtliche Bibelzitate aus einer christlichen Bibel übernommen wurden. Wenn schon ein Buch über Judentum, dann wären Bibelzitate aus einer jüdischen Bibel passender, denn der „Herr“, den Landgraf so gerne bemüht, ist für jüdische Ohren Jesus; an seiner Stelle heißt es stets Ewiger, so auch im zentralen jüdischen Glaubensbekenntnis: „Höre, Israel, der Ewige, dein Gott, der Ewige ist einzig!“ Und auch die „Heiligen Schriften“, die David so häufig im Mund führt, klingen für jüdische Ohren eher eigenartig. Juden bezeichnen ihre Bibel als die Hebräische Bibel, was bei den Christen das so genannte Alte Testament ist. Wenn man Christen etwas über Juden erzählen möchte, sollte man schon die richtigen jüdischen Bezeichnungen für Jüdisches verwenden.
In Bezug auf Martins Besuch in Israel sei lediglich angemerkt, dass es noch immer keinen „Palästinenserstaat“ gibt. Und welche „Siedlungen der Palästinenser“ liegen, bitte schön, hinter der Grenze im Norden Israels? Offiziell heißen die Bewohner beider Länder, die dort eine gemeinsame Grenze mit Israel haben, noch immer Libanesen bzw. Syrer.
Wenn der Leser meint, ich sei zu kritisch, erlaube ich mir das Folgende zu antworten. Zwar habe ich, als Jüdin, christliche Kunstgeschichte studiert und kenne mich auch im so genannten Neuen Testament oft besser als meine christlichen Kommilitonen aus. Ich würde es mir aber nie anmaßen, für muslimische oder jüdische Kinder, die keine Ahnung vom Christentum haben, ein Buch über das Christentum zu schreiben. Das überlasse ich den Christen. Es wäre schön, wenn Christen es ebenso halten würden.
Was meine Kritik am Gebrauch jüdischer Fachbegriffe und Namen betrifft, möchte ich darauf hinweisen, dass ich mich jedesmal, wenn ich Verballhornungen wie den eingangs erwähnten begegne, frage, wie wohl ein Deutscher reagieren würde, wenn jemand, der nur Alt- und Mittelhochdeutsch gelernt hat, daherkommt und den Deutschen vorschreiben will, wie sie ihre Sprache zu verwenden haben. Den meisten christlichen Theologen scheint bis heute entgangen zu sein, dass es seit dem Jahr 1948 einen Staat namens Israel gibt, in dem die offizielle Landessprache, neben Arabisch, das Neuhebräische, Iwrith, ist und dass die Regeln für eine hebräische Aussprache, wie sie im 19. Jahrhundert von deutschen Theologen aufgestellt wurden, längst überholt sind.
Dass sich ein Buch wie „Schalom Martin“ zudem noch als Unterrichtsmaterial empfiehlt, und damit beantworte ich die eingangs gestellte Frage, empfinde zumindest ich angesichts seiner unzähligen, nur zum Teil hier im Einzelnen angeführten Mängel mehr als fragwürdig. Kein Wunder, dass so eigenartige Ansichten über Juden in der nichtjüdischen Bevölkerung die Runde machen!
Michal Landgarf: „Schalom Martin. Eine Begegnung mit dem Judentum.“ Wiesbaden 2006. 224 Seiten. Euro 9,95.
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