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BERN /JOM HA'ATZMAUT - Offizieller Festakt mit Bundesrat Couchepin in der Berner Synagoge

«Besonderer Platz in unseren Herzen»

Ein Bekenntnis zur irreversiblen Gleichberechtigung der Juden in der Schweiz, aber auch Verständnis für die besondere Beziehung der Juden zum Staat Israel kennzeichneten die Ansprache von Bundesrat Pascal Couchepin am Festakt zum 50. Jahrestag des Staates Israel in der Berner Synagoge. SIG-Präsident Rolf Bloch warnte in seiner Rede vor den Gefahren eines übertriebenen Nationalismus in Israel und in der Schweiz.

VON PETER ABELIN

Mit einem Dank an Bundesrat Pascal Couchepin für seinen ersten Besuch bei der jüdischen Gemeinschaft der Schweiz begann Rolf Bloch, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), seine Ansprache am Festakt zum 50. Jahrestag des Bestehens des Staates Israel in der vollbesetzten Berner Synagoge. Rund 350 Personen waren der Einladung des SIG und der Jüdischen Gemeinde Bern (JGB) gefolgt - Vertreter der eidgenössischen Räte, der Regierungen von Stadt und Kanton Bern, der Kirchen, der Armee und des diplomatischen Korps ebenso wie Rabbiner und Präsidenten der jüdischen Gemeinden der Schweiz. Die Kameras des Schweizer Fernsehens und die Blitzlichter der Pressefotografen trugen das Ihre zur besonderen Stimmung der Jom-Ha'azmaut-Feier bei, die von den Darbietungen der Musikgruppe Les Klez umrahmt war, und an der JGB-Kantor José Kaufmann die Gebete vortrug.

Parallelen zur Schweiz

JGB-Präsident Robert Heymann verglich den Staat Israel in seiner Begrüssung mit einem volljährig gewordenen jüdischen Kind bei der Barmizwa: «So wie der heranwachsende Jüngling seine Eltern und seine jüdische Umgebung braucht, um seine Pflichten und Rechte erlernen zu können, so brauchte Israel die Juden auf der ganzen Welt, um seinen Aufbau zu bewältigen.» Und so wie der volljährig gewordene Jüngling langsam seine eigenen Wege suche und gehe, «so müssen wir wohl oder übel dem erwachsen gewordenen Staat Israel sein eigenes Leben und seine Eigenständigkeit zugestehen und bleiben dennoch in Liebe mit ihm verbunden». Parallelen zwischen der Schweiz und Israel machte der neue Bundesrat Pascal Couchepin in seiner mit biblischen Zitaten geschmückten (so zitierte er Maimonides, der sagte, dass die Tage des Messias kommen werden, wenn die Souveränität Israels wiederhergestellt und das jüdische Volk auf seine Erde zurückgekehrt sei) Ansprache aus: Beide Staaten wurzelten auf einer gemeinsamen Identität, die von vielseitigen kulturellen Strömungen genährt werde. Für die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz habe die Gründung des Staates Israel eine besondere Bedeutung gehabt, sagte Couchepin, und erwähnte in diesem Zusammenhang den immer wieder gehörten Vorwurf der «doppelten Loyalität». Das jetzige Jubiläum gebe ihm Gelegenheit zu sagen, «dass der Bundesrat sich allen Tendenzen widersetzen wird, einen Keil zwischen die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft der Schweiz und die übrigen Mitglieder des Schweizervolkes zu treiben». Es habe Jahrhunderte gebraucht, bis alle Bürger dieses Landes dieselben Rechte und Pflichten hatten, sagte Bundesrat Couchepin: «Diese Errungenschaft ist irreversibel und wird nicht mehr in Frage gestellt.» Couchepin fügte an die Adresse der Schweizer Juden bei, es sei legitim, dass Israel «einen besonderen Platz in Ihrem Herzen einnimmt».

«Im Namen der Wahrheit»

Im Zusammenhang mit der aktuellen Kontroverse um den Zweiten Weltkrieg, die zeitlich mit dem 50. Geburtstag Israels zusammenfalle, dankte der Vertreter des Bundesrats den Schweizer Juden für ihre Unterstützung in der Suche nach der Wahrheit. Die Schweiz habe in dieser Beziehung Pionierleistungen erbracht. «Im Namen der Wahrheit und der Gerechtigkeit wollen wir die privaten und öffentlichen Ungerechtigkeiten korrigieren, deren Opfer die Mitglieder Ihrer Gemeinschaft geworden sind», sagte Couchepin. Er fügte bei, dass aber keine moralischen oder materiellen Forderungen erfüllt werden könnten, die über das Mass der Gerechtigkeit hinausgingen.

«Weg in die Normalität»

Yitzchak Mayer, Botschafter Israels in der Schweiz, dankte der Schweizer Regierung, dass sie sich durch einen ihrer höchsten Vertreter an der Feier vertreten liess. Dadurch gebe sie zu verstehen, «dass die traditionelle Freundschaft des 150jährigen schweizerischen Bundesstaates mit dem 50jährigen Staat Israel noch mehr gepflegt und gestärkt werden muss». In seiner Ansprache erinnerte Mayer an den ersten Zionistenkongress von 1897 in Basel, an dem Theodor Herzl die Vision eines jüdischen Staates zwar seinem Tagebuch anvertraute, aber aus Angst vor einem «universellen Gelächter» nicht öffentlich zu äussern wagte. Erst nachdem die Schrecken des Zweiten Weltkrieges die «absolute Notwendigkeit» eines solchen Staates in tragischer Weise sichtbar gemacht hätten, habe man den Juden ihre nationale Souveränität im alten biblischen Land zugestanden. Und heute gehe Israel mit allen Nationen zusammen den «Weg in die Normalität».

Bloch gegen Nationalismus

SIG-Präsident Rolf Bloch knüpfte in seiner Ansprache an seine persönlichen Erinnerungen an die Staatsgründung Israels an, welche «die Verwirklichung eines Traumes, einer Utopie, ja der Beginn eines Wunders» gewesen sei. Bewunderung oder zumindest Respekt sei der Aufbauleistung weltweit zuteil geworden - eine Einstellung, die auch auf die Juden der Diaspora abgefärbt habe. So habe Israel auch den Schweizer Juden zu mehr Achtung und moralischer Sicherheit verholfen. Gegenwärtig habe sich dieses positive Bild jedoch getrübt. Angesichs der anfänglich fast übertriebenen Hochschätzung sei dieser Prozess vielleicht normal. «Was allerdings nicht normal ist, ist das Wiederaufkommen des Antisemitismus, mit seinem alten gehässigen Antlitz, mit seinen gleichen bekannten Klischees», fuhr Bloch fort. Nach einem Aufruf zum Dialog und zum Respekt wandte sich Rolf Bloch den nationalistischen Entwicklungen in Israel zu. Diese gingen «über die Sicherheitsanforderung eines Staates hinaus» und könnten das bisher Erreichte in Frage stellen. Zu Befürchtungen Anlass gebe aber auch der übertriebene Nationalismus in der Schweiz, fügte er bei. Bloch schloss mit dem Wunsch, «dass der Respekt, den wir für alle Juden in der Welt fordern, der gleiche sei, der gleiche sein muss, den wir für alle Menschen empfinden und den wir ihnen auch entgegenbringen sollten».

Den stimmungsmässigen Höhepunkt der Feier bildete das Entzünden einer Menorah «als Symbol für den Staat Israel», wie SIG-Generalsekretär Martin Rosenfeld den Anwesenden erklärte. Nacheinander zündeten Bundesrat Couchepin, SIG-Präsident Bloch, Botschafter Mayer, JGB-Präsident Heymann, Annemarie Imhof-Piquet (Empfängerin der «Medaille der Gerechten» von Yad Vaschem) sowie die JGB-Jugendlichen Nathan Alvarez und Simone Merlin je eine Kerze an, bevor die Feier mit der Hatikwa beschlossen wurde.

Empfang im «Bellevue»

Viele der geladenen Gäste begaben sich nach dem Festakt in der Synagoge zu einem Empfang ins Hotel Bellevue-Palace. Die israelische Botschaft hatte über 1000 Personen eingeladen - nebst den Vertretern des diplomatischen Korps sowie aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft auch jene Schweizer, welche in den letzten 50 Jahren besonders mit Israel verbunden waren. Dies führte angesichts der strengen Sicherheitskontrollen zu Wartezeiten. Doch schliesslich gelangten die 1000 Gäste ins Bellevue, gratulierten dem Botschafter und labten sich am gebotenen Buffet. Höhepunkt des Empfangs war eine kurze, bewegende Ansprache von Botschafter Mayer, gekrönt von einem Ständchen des gesamten Botschaftspersonals.

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