hagalil-online

Sehr geehrter Herr Jellinek,

Gesicht zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland e.V. begrüßt die geplante Unterstützung für „hagalil-online“. Wir sind insbesondere bemüht, Kinder und Jugendliche jeden Alters zu erreichen und für Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt zu sensibilisieren. Wir haben im Laufe unserer Arbeit immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Vorurteile und Nichtwissen einher gehen mit der Ablehnung fremder Kulturen und/oder Religionen.

„hagalil-online“ ist als größtes europäisches jüdisches Online-Magazin einzigartig in Vielfalt und Tiefe der gebotenen Informationen zu jüdischem Leben, jüdischer Geschichte und Kultur im deutschsprachigen Raum. „hagalil-online“ informiert zur Shoa, zu Rassismus, Antisemitismus und Antijudaismus und zum israelisch-palästinensischen Friedensprozeß.

Jeder Schüler, jede Schülerin der oder die sich im Internet über das Judentum – sei es Religion, Geschichte usw. - informieren möchte, landet fast zwangsläufig bei „hagalil-online“. Gerade für die täglich größer werdende Gruppe jugendlicher Internetbenutzer und - benutzerinnen (aktuell über 140 000 UserInnen pro Monat, 2 Millionen Page Views) wird dort ein sachliches und angemessenes Bildungs- und Informationsangebot zu o.g. Themen bereit gestellt, das in seiner Breitenwirkung durch Bildungsveranstaltungen vor Ort schon aus finanziellen Gründen kaum ersetzt werden könnte. „hagalil-online“ bietet zudem vielen Menschen in Deutschland die erstmalige Chance, mit Juden oder Jüdinnen ins Gespräch zu kommen. Täglich gehen hunderte von e-mails bei hagalil ein, die stets beantwortet werden und so zu einem Dialog führen.

hagalil-online“ konnte des Weiteren mit seinem Konzept, einer Hass-Seite hundert eigene Seiten entgegen zu setzen, ein nachgewiesen effektives Verfahren gegen neonazistische Propaganda im Internet realisieren. Die Chance, dass ein Schüler, der Informationen zum Thema „Jüdische Feiertage“ sucht, bei „hagalil-online“ landet, ist heute hundertmal größer, als dass er beispielsweise bei Horst Mahler landet. Die Gefahr, dass ein unvoreingenommener Leser auf einer dieser Hass-Seiten mit ihren oftmals geschickt verpackten Inhalten landet, konnte seit Beginn der Arbeit von „hagalil-online“ erheblich verringert werden.

Außerdem wurde mit dem „Meldeformular über rechtsextremistische Seiten im Internet“ ein auch juristisch wirksames Vorgehen gegen rechtsextremistische Agitation ermöglicht: über die Hälfte aller erfolgreich mit einer Verurteilung abgeschlossenen Verfahren im Jahr 2000 gehen auf die Arbeit von „hagalil-online“ zurück!

Seit der Gründung von „hagalil-online“ 1995 arbeitet das Projekt ohne gesicherte Finanzierung, mittlerweile ist die ökonomische Situation so ernst, dass das Projekt eingestellt werden muß, wenn sich nicht ein Finanzierungsweg finden läßt. Kommerzialisierungsversuche von „hagalil-online“ scheitern u.a. daran, dass sich für einen jüdischen online-Dienst trotz der UserInnen-Größe keine nichtjüdischen Werbekunden finden ließen.

Die Erziehung zu Toleranz bedingt den Abbau von Vorurteilen und Klischees. Gerade dazu leistet „hagalil-online“ einen sehr großen Beitrag. Gesicht zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland e.V. unterstützt daher den von „Tacheles reden! e.V.“ gestellten Antrag auf einen Finanzierung zugunsten von „hagalil-online“.

Mit freundlichen Grüßen

Sophia Oppermann / Geschäftsführerin