Betreff: Trägerwechsel beim
Projekt OR (Online gegen Rechts)
Fax Montag 20-12-2004
Sehr geehrter Herr Dr. Obst,
in einem Telefongespräch am
vergangenen Freitag mit Frau Andrea Keppke (gsub), wurde auf Nachfrage
erklärt, das Projekt Or solle entweder zum Jahresende abgebrochen oder
aber im Jahr 2005 ohne die Beteiligung von haGalil fortgeführt werden.
Hierzu erlaube ich mir folgendes
anzumerken:
Das Projekt haOr ist weder theoretisch
noch praktisch ohne eine Beteiligung von haGalil onLine durchführbar. Dies
geht eindeutig aus der Projektbeschreibung hervor, nach der es erklärtes
Ziel von haOr ist, die Arbeit von haGalil onLine zu fördern und zu
unterstützen, auszuweiten und abzusichern.
Ich zitiere aus der Kurzfassung der
Projektbeschreibung 2004: „Ziel des Projekts „OR - Licht. Bildung gegen
Antisemitismus“ ist die Sicherung und der Ausbau der redaktionellen
Tätigkeit von haGalil onLine zu den Themen: Jüdisches Leben, jüdische
Kultur und Geschichte sowie (…) zum Konflikt im Nahen Osten“.
Dieses Ziel geht auch aus allen
weiteren Schreiben und Berichten, Empfehlungen und Willensbekundungen
hervor.
Im Antragstext 2004 heißt es
weiterhin: „In der kontinuierlich angelegten Arbeit des Projekts OR
geht es darum, in Kooperation mit haGalil onLine eine dauerhafte
Informationsquelle und einen Ort der offenen Debatte im Internet aufrecht
zu erhalten und dadurch rechtsextremer und antisemitischer Propaganda
entgegen zu steuern.
haGalil begegnet dieser Propaganda auf drei strategischen Ebenen: mit
inhaltlicher Aufklärung, den Kommunikationsplattformen und der
Bereitstellung des Meldeformulars“.
Der bisherige Trägerverein Tacheles
reden! beteiligte sich am Projekt OR als Kooperationspartner von
haGalil im Bereich der „inhaltlichen Aufklärung“ mit 44 Artikeln,
die im Zeitraum Januar bis Mitte Dezember 2004 über ein eigens für
Tacheles reden! eingerichtetes Redaktionssystem auf den Projektsseiten
(abrufbar unter www.hagalil.com/or) publiziert wurden.
Im selben Zeitraum veröffentlichte der
Kooperationspartner haGalil onLine mehr als 3000 Artikel zu den Themen
Antisemitismus, Zionismus, jüdische Kultur, Religion und Alltag.
An der Arbeit in den Bereichen 2 („Kommunikationsplattformen“)
und 3 („Meldeformular“) beteiligte sich der Verein Tacheles
reden! nicht.
haGalil betreut seit Jahren zahlreiche
Diskussionsforen und Chaträume und ermöglicht somit einen Dialog dessen
Bedeutung umso größer einzuschätzen ist, als Antisemitismus und
Fremdenhass gerade dort besonders verbreitet sind, wo Juden oder Fremde am
wenigsten anzutreffen sind.
Auch die juristische Betreuung des Online-Meldeformulars, um
antisemitischer Hetze im Internet auch mit strafrechtlichen Mitteln
entgegen zu treten, wird ausschließlich durch Mitarbeiter von haGalil
onLine geleistet.
Darüber hinaus zeigen Mitarbeiter von
haGalil selbstverständlich auch offline Präsenz, nehmen an internationalen
Konferenzen zum Thema Antisemitismus teil und stehen als Ansprechpartner
für Schulen und Universitäten, Journalisten und weitere Medienvertreter
zur Verfügung.
In welchem Umfang diese Arbeit von
haGalil onLine, die sich täglich im Internet öffentlich manifestiert,
Eingang in den Tätigkeitsbericht 2004 gefunden hat, entzieht sich bisher
unserer Kenntnis. In jedem Fall möchten wir aber noch einmal darauf
hinweisen, dass eine Fortführung des Projekts haOr im ursprünglich
beantragten und bewilligten Sinne ohne haGalil onLine nicht realisierbar
ist.
Wie Sie wissen, wird haGalil onLine
nicht nur von unseren Lesern, sondern auch von etlichen Mitgliedern der
Bundesregierung als zentraler Bestandteil im Kampf gegen den
Antisemitismus angesehen. Ein Ende unserer Arbeit zum gegenwärtigen
Zeitpunkt wäre sicher das falsche Signal.
Ich hoffe, dass die Entscheidung noch
einmal überdacht wird und dem bislang auch von Tacheles reden!
gewünschten Trägerwechsel doch noch zugestimmt wird, damit die begonnene
Arbeit kontinuierlich, effektiv und nachhaltig weitergeführt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Ehrlich
Vorstand haGalil e.V. [WEITER] |