Bezieht sich auf e-Mail (Obst an Ehrlich) v. 05.012.2005

e-Mail v. 06-01-2005 / Eva Ehrlich an Dr. Sven-Olaf Obst

Sehr geehrter Herr Dr. Obst,
vielen Dank für Ihr Antwortschreiben vom 05.01.2005, wozu wir einiges anmerken müssen.

Dass haGalil e.V. die gefordete Summe an Eigenmitteln nicht einbringen kann, ist richtig. Wir haben dies von Beginn an offen kommuniziert!
In einem Gespräch mit gsub hieß es dazu, dass der Anteil an Bundesmitteln entsprechend gekürzt werden kann. Im übrigen ist haGalil e.V. wohl nicht der einzige Verein der geförderten Initiativen, für den sich die Aufbringung von Eigenmitteln schwierig gestaltet. (So verstehen wir auch Ihre Aussage in einem Artikel der Frankfurter Rundschau: http://edathy.de/print.php?aid=305)
Die verbleibenden 9 Monate des Förderzeitraums sind allerdings, wie bereits besprochen, ausreichend, um dies auszugleichen und die entsprechenden Mittel nachzuweisen. Im Übrigen sollte der endgültige Finanzierungs- und Kostenplan erst nach Genehmigung des Trägerwechsels aufgestellt werden.

Ansonsten erstaunt es uns, dass Sie erst jetzt, nachdem bereits ein ausführlicher Schriftwechsel zum Thema stattgefunden hat, fehlerhafte oder ungenügende Teile der Antragsstellung ins Gespräch bringen!
In diesem Zusammenhang muss auch nochmal klar und deutlich gesagt werden, dass wir den Ergebnisbericht, in dessen Zuge der Antrag für 2005 eingebunden war, nicht zu Gesicht bekommen haben. Tachles reden! e.V. hat uns zwei Punkte ausfüllen lassen, den gesamten Bericht haben wir niemals gesehen, er wird uns von Tachles reden! e.V. weiterhin verweigert, so dass es schwierig war, die entsprechenden Passagen dem Gesamtbericht entsprechend darzustellen. Auch vorausgegangene Berichte wurden uns zur Einsichtnahme verweigert!

Zum von Ihnen als strittig dargestellten Punkt "Sinn und Zweck des Projektes OR" sei angemerkt, dass die Projektdarstellung ja ganz eindeutig ist. Unter Punkt 3, Aktivitäten steht:
"Die Mitarbeiterinnen des Projektes OR stehen gemeinsam mit seinen Kooperationspartnerinnen zu den oben genannten Themen für Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen zur Verfügung. Ein Schwerpunktinteresse gilt dabei dem interkulturellen Dialog. Geplant ist eine Veranstaltungs- bzw. Filmreihe zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sowie deren Bedeutung für Gegenwart und Zukunft in der zweiten und dritten Generation. Geplant ist weiterhin die Umsetzung der Einladung israelischer Fachkräfte zur Intensivierung des begonnenen Austauschs in der pädagogischen Arbeit zur interkulturellen Konfliktbearbeitung. Das betriebswirtschaftliche Controlling wird umgesetzt."
Uns ist bekannt, dass die geplante Filmreihe stattgefunden hat. Ansonsten wissen wir, aus dem bekannten Grund, dass uns der Ergebnisbericht verweigert wurde, nicht, welche weiteren Aktivitäten Tachles reden! e.V. im vergangenen Jahr umgesetzt hat. haGalil e.V. hat, wie bereits geschrieben, in der Zeit seines Bestehens bereits an einigen Aktivitäten in dieser Richtung mitgewirkt.

Dass die Tatsache, dass dieser Punkt 3 besteht, der Grund dafür war, dass darum gebeten wurde, dass die Hinweise auf entimon aus haGalil entfernt werden, ist uns neu. Im Schreiben wurde damals Bezug auf ein Gespräch genommen. In diesem Gespräch hatten Sie Herrn Gall davon berichtet, dass es zahlreiche Beschwerden aus "patriotisch gesinnten Kreisen" über haGalil gäbe, die alle beantwortet werden müssten. Dass diese Beschwerden damit beantwortet wurden, dass "OR" auch aus anderen Aktivitäten besteht, ist uns neu. Wie diese Beschwerden beanwortet wurden/werden, tut aber nichts zur Sache in Bezug auf die Projektbeschreibung von "OR".

Im Übrigen handelt es sich ja vielleicht auch um eine Verwechslung? Im Projekt "OR" liegt der Schwerpunkt eindeutig nicht auf Vorträgen, Seminaren etc., sehr wohl jedoch bei dem Projekt "Bildungsbausteine", das ebenfalls Tachles reden! e.V. als Träger hat. Die Projektbeschreibung von "OR" ist aber doch unmissverständlich.

In diesem Zusammenhang möchten wir jedoch nochmals grundsätzlich betonen, dass wir der Auffassung sind, dass wir es nicht zulassen können, dass gerade das Internet, das Medium der Zukunft, als Hauptpropagandamittel der Rechten missbraucht wird. Wir sind der Überzeugung, dass Antisemitismus, Antizionismus, Hass und Demokratiefeindlichkeit im Internet, auch im Internet und mit den Möglichkeiten des Internets bekämpft werden müssen. Vorträge, Workshops und Seminare haben selbstverständlich ihre Berechtigung und spielen im Bildungsbereich zweifelsohne eine wichtige Rolle.

Eine Filmreihe wird Antisemitismus jedoch nicht mindern oder verhindern, denn sie wird nur ein gewisses Publikum überhaupt ansprechen. haGalil onLine erhält jeden Monat zahlreiche Anfragen von Schülern, Lehrern und Studenten, die haGalil als einziges Medium der Vermittlung zu jüdischer Kultur und Religion wahrnehmen und kontaktieren können. Wir hatten den Eindruck, dass das Ministerium um die Breitenwirksamkeit des Bildungsangebotes in haGalil weiß und dieses bewusst unterstützt. Wir wissen längst, dass Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gerade dort am meisten verbreitet sind, wo die wenigsten Juden leben. Für einen Jugendlichen in Brandenburg ist haGalil onLine oft die erste und einzige Möglichkeit, mit Juden in einen Dialog zu treten. Nazistische Hetzpropaganda wird über das Internet in die ganze Welt verbreitet. Genauso sollte auch auch Aufklärung, Verständigung und Wahrheit verbreitet werden.

Es ist uns unverständlich, dass diese Grundsätze, in die über mehrere Jahre Bundesmittel geflossen sind, nun offenbar bedeutungslos geworden sind!

Mit freundlichen Grüßen,
Eva Ehrlich


Obst antwortet nicht mehr