„nach auschwitz“:
kein vergessen

Eine Veranstaltungsreihe organisiert von dem Bildungswerk Stanislaw Hantz und dem Cafe Morgenrot - im Oktober 2004 in Berlin ...

          

      04.10.***19.30*** Cafe Morgenrot

                            Ausstellungseröffnung

                                          „Opa war ein Nazi –

                    eine deutsche Familiengeschichte“

                                 
       

          19.10.***19.00**Anne Frank Zentrum

                                Gespräch mit Henryka Obidzinska

                Überlebende des Frauenkonzentrationslagers

                                                           Neubrandenburg

                                         
 

       06.10***19.30*** Cafe Morgenrot

                       Gespräch mit Thomas Toivi Blatt

                     Sobibor Überlebender, Autor von

               „Sobibor – der vergessene Aufstand“

 

           25.10***19.30*** Cafe Morgenrot

                                                   Vorstellung der Studie

                           „Opa war kein Nazi“ mit Sabine Moller

    

       11.10***19.30*** Cafe Morgenrot

         Vortrag und Diskussion mit Lars Rensman

                              „Antisemitismus nach 1945“

 

 

           26.10.***19.00**Anne Frank Zentrum

                                Gespräch mit Henryk Mandelbaum

                                              Auschwitz- Überlebender

 

  13.10.***19.00**Anne Frank Zentrum

                          Gespräch mit Stanislaw Hantz,

     Auschwitz-Überlebender, Mitbegründer der

  Zgorzelecer Vereinigung ehemaliger KZ-Häftlinge

 

 
   

                Anne Frank Zentrum,  Rosenthaler Str.39

                 S Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstr.

 

                            Café Morgenrot Kastanienallee 85

                U2 Eberswalder Str.,.Tram Schwedter Str.

unterstützt durch:

Jungle World, konkret, Netzwerk, Anne Frank Zentrum (Berlin), Hans Böckler Stiftung

 

 

Mo 04.Okt  19:30  Café Morgenrot

Ausstellungseröffnung „Opa war ein Nazi – Eine deutsche Familiengeschichte”

 

Mi 06.Okt  19:30  Café Morgenrot

Zeitzeugengespräch mit Thomas Toivi Blatt

In Sobibor, einem kleinen Ort im heutigen Ostpolen, befand sich eines von drei Vernichtungslagern der mörderischen „Aktion Reinhardt”. Das NS-Regime organisierte unter diesem Decknamen die Ermordung von Millionen Juden und Jüdinnen in Europa. Von Mai 1942 bis Oktober 1943 wurden allein in Sobibor ca. 250.000 Juden und Jüdinnen aus Polen, Deutschland, der Slowakei, Frankreich und den Niederlanden ermordet. Seit Juli 1943 planten die Arbeitshäftlinge in Sobibor einen Aufstand. Entgegen allen Vorhersagen und Wahrscheinlichkeiten waren die Häftlinge mit ihren Plänen erfolgreich. Am 14. Oktober 1943 töteten die Häftlinge zwölf SS-Angehörige der Wachmannschaften, etwa 300 Häftlinge konnten während des Aufstands fliehen. 50 von ihnen überlebten bis zum Kriegsende. Das Vernichtungslager Sobibor wurde nach dem Aufstand aufgelöst, die SS-Angehörigen nach Italien versetzt und sämtliche Überreste des Lagers beseitigt. In der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit sind die Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt” und der Aufstand der Häftlinge in Sobibor noch immer nicht präsent. Als 1966 in Hagen (Nordrhein-Westfalen), wo zu diesem Zeitpunkt der größte Prozess gegen Mitglieder der SS-Wachmannschaft von Sobibor stattfand, in einer Untersuchung gefragt wurde „Was wissen Sie von Sobibor?”, antwortete eine Passantin: „Sobibor, ist das ein neues Waschmittel?”. Nun liegt das Buch „Sobibor - Der vergessene Aufstand” (Unrast-Verlag, Münster 2004) auf deutsch vor. Verfasst hat es Thomas Toivi Blatt, der am Aufstand beteiligt war und einer von etwa 50 Überlebenden des Lagers ist. An diesem Abend wird Toivi Blatt im Gespräch mit Heike Kleffner und Miriam Rürup über seine Erfahrungen in Sobibor sowie in der Nachkriegszeit sprechen. Heike Kleffner und Miriam Rürup haben das Buch übersetzt und den bundesdeutschen Umgang mit den Tätern im Spiegel von Justiz und Medien untersucht.

 

Mo 11.Okt  19:30  Café Morgenrot

Vortrag und Diskussion mit Lars Rensmann

„Antisemitismus in Deutschland nach 1945: Zu Vergangenheit und Gegenwart eines politisch-kulturellen Erbes”

Der moderne Antisemitismus war die zentrale Motivationsgrundlage der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden während der Nazi-Zeit. Wie haben sich nach 1945 in Deutschland Politik und Gesellschaft mit diesem ideologischen Erbe auseinandergesetzt? Ist im Laufe der Zeit der Antisemitismus schlicht verblasst oder haben sich antisemitische Vorurteile im Zuge eines Kommunikationstabus nur codiert und in andere, neue Formen geflüchtet? Welche Relevanz hat der politische Antisemitismus heute noch in rechtsextremen und rechtspopulistischen Mobilisierungen? Gibt es eine Diskrepanz zwischen demokratischer Politik und Bevölkerungsmeinung? Und haben antisemitische Vorstellungen seit der deutschen Einheit und jüngst im Zuge der Debatten um Vergangenheitspolitik und über Israel wieder Terrain gewonnen? Der Vortrag sucht empirische Antworten auf diese Fragen nach dem Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart der bundesrepublikanischen politischen Kultur.

 

Mi 13.Okt  19:00  Anne Frank Zentrum

Zeitzeugengespräch mit Stanislaw Hantz

Mit 17 Jahren kam Stanislaw Hantz nach Auschwitz. Noch war das Lager, das heute als Synonym für den Holocaust steht, unbekannt. Noch wusste er nicht, dass „Arbeit macht frei” nur eine zynische Erniedrigung der Nazis war und nur die Allerwenigsten jemals wieder in Freiheit gelangen würden. Stanislaw Hantz  durchlebte die ganze Geschichte des KZ Auschwitz von der Errichtung des Konzentrationslagers auf dem ehemaligen Kasernengelände über den Bau des Vernichtungskomplexes in Auschwitz-Birkenau bis zur Auflösung des Lagers im Winter 1944/45. Neben dem eigenen täglichen Überlebenskampf sah er mit den Augen eines Jugendlichen eine der ersten Vernichtungsaktionen in den noch provisorischen Gaskammern. Zur Arbeit im sogenannten Zimmerei-Kommando gezwungen, hatte er Zugang zu fast allen Lagerabschnitten. Nach mehreren Verlegungen in westlich gelegene KZs und nach Todesmärschen wurde er nach 35 Monaten KZ-Haft am 29. April 1945 von der US-Army in Dachau befreit.

Seit seiner Pensionierung setzt er sich aktiv und mit viel Energie mit seiner Geschichte auseinander, berichtet u.a. vor Schulklassen - auch in Deutschland - und begleitet seit vielen Jahren Studienreisen des nach ihm benannten Bildungswerkes Stanislaw Hantz e.V. nach Auschwitz und zu anderen Orten des Holocausts. Stanislaw Hantz wird von seinem Leben in und nach den Lagern erzählen.

Di 19.Okt  19:00  Anne Frank Zentrum

Zeitzeugengespräch mit Henryka Obidzinska

1943 entstand in Neubrandenburg das größte Außenlager des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück in dem bis zu 6000 Frauen interniert waren. Sie mussten u.a. in den „Mechanischen Werkstätten” im Rahmen des nationalsozialistischen Programmes „Vernichtung durch Arbeit” für die deutsche Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten. Die Stadt Neubrandenburg nahm eine nicht unbedeutende Rolle innerhalb des nationalsozialistischen Lagersystems ein. Es befand sich dort ein unterirdisches Frauenlager zur Produktion von V2-Raketen, diverse Zwangsarbeiterlager, das Strafgefangenenlager Fünfeichen (Stralag IIA) und ab 1944 ein Kriegsgefangenenlager mit 20.000 Häftlingen. Das Frauen-KZ in Neubrandenburg ist bis heute selbst in Neubrandenburg-Stadt weitgehend unbekannt.

Henryka Obidzinska wurde 1943 vom KZ-Ravensbrück nach Neubrandenburg deportiert. In einem Gespräch wird sie über ihre Zeit im Lager berichten. Im Vorfeld wird es eine kurze Einführung über die Geschichte des KZ-Neubrandenburg geben. Des weiteren werden Filmausschnitte aus einem Zeitzeugenbericht über das unterirdische V2-Raketen-Produktionslager gezeigt.

Mo 25.Okt  19:00  Café Morgenrot

Vorstellung der Studie „Opa war kein Nazi” mit Sabine Moller

Das Forschungsprojekt „Tradierung von Geschichtsbewusstsein”, dessen Ergebnisse an diesem Abend präsentiert werden, hat sich mit der Frage befasst, wie in deutschen Familien über die Nazi-Zeit und den Holocaust gesprochen wird und welche Bilder und Vorstellungen vom „Dritten Reich” in Gesprächen zwischen den Generationen weitergegeben werden. Die Ergebnisse der Familiengespräche und Einzelinterviews mit den Familienangehörigen aus drei Generationen machen deutlich, dass in den Familien andere Bilder von der NS-Vergangenheit vermittelt werden als z.B. in den Schulen. Im Familiengedächtnis finden sich vorrangig Geschichten über das Leiden der eigenen Angehörigen unter Bespitzelung, Terror, Krieg, Bomben und Gefangenschaft. Diese Geschichten werden in Familien nicht als Wissen vermittelt, sondern als Gewissheit.  „Nazis” kommen in der eigenen Familie nicht vor. „Opa war kein Nazi”

Die Studie konfrontiert die Öffentlichkeit mit dem schockierenden Ergebnis, dass die Erinnerung an den Holocaust entgegen den Erwartungen im deutschen Familiengedächtnis kaum Platz hat und auch die Bedeutung der emotionalen Weitergabeprozesse von Geschichte bislang deutlich unterschätzt wird.

Di 26.Okt  19:00  Anne Frank Zentrum

Zeitzeugengespräch mit Henryk Mandelbaum

Henryk Mandelbaum ist Überlebender des „Sonderkommandos von Auschwitz. In den „Sonderkommandos” wurden größtenteils jüdische Häftlinge gezwungen in den Gaskammern, Krematorien und Verbrennungsgruben zu arbeiten. Sie mussten die Vernichtungsmaschinerie der SS am Laufen halten.

Der junge polnische Jude Henryk Mandelbaum kam im April 1944 nach Auschwitz, wo er nach wenigen Wochen von der SS für die Arbeit im „Sonder­kommando” ausgewählt wurde. Im Oktober 1944 nahm er am Aufstand des „Sonderkommandos” teil und überlebte die darauffolgenden Mordaktionen der SS. Es gelang ihm bei einem der Todesmärsche im Januar 1945 zu fliehen und so nicht nur sein Leben zu retten, sondern auch von den Geschehnissen in den Vernichtungseinrichtungen zu berichten.

Von den einstmals 2000 Häftlingen des „Sonderkommandos” überlebten nur etwa 80 den Krieg. Henryk Mandelbaum ist einer der Wenigen, die bereit sind und die Kraft haben, über ihre Zeit im „Sonderkommando” von Auschwitz zu erzählen.

 

siehe auch:

http://www.bildungswerk-ks.de/ 

gs / tacheles-reden.de / 2004-09-28