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Chronologie antisemitischer Vorfälle 2003

Das Thema Antisemitismus war auch im Jahr 2003 Anlass breiter gesellschaftlicher Debatten. Die folgende Chronologie dokumentiert gewalttätige und verbale Attacken auf Juden, Sachbeschädigungen an jüdischen Einrichtungen sowie Schändungen von jüdischen Friedhöfen oder von KZ-Gedenkstätten aus dem Jahr 2003....

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Chronologie antisemitischer Vorfälle 2003

 

Das Thema Antisemitismus war auch im Jahr 2003 Anlass breiter gesellschaftlicher Debatten. Die folgende Chronologie dokumentiert gewalttätige und verbale Attacken auf Juden, Sachbeschädigungen an jüdischen Einrichtungen sowie Schändungen von jüdischen Friedhöfen oder von KZ-Gedenkstätten aus dem Jahr 2003. Wir schreiben damit in den vergangenen Jahren erschienene Dokumentationen fort.

Nicht eingeflossen sind in diese Aufstellung die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen des vergangenen Jahres, die um das Thema Antisemitismus kreisten oder die mit antisemitischen Ausfällen aus der so genannten Mitte der Gesellschaft einhergingen. Die Debatte um die Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann haben die Latenz und (verbale) Aggressivität antisemitischer Haltungen nicht nur am rechtskonservativen Rand der Unionsparteien demonstriert. Eine Bestandsaufnahme antisemitischer Einstellungen in der bundesrepublikanischen Bevölkerung kann und will diese Chronologie nicht leisten.

Die hier aufgeführten Fälle belegen vielmehr solche antisemitischen Handlungen, die in der einen oder anderen Art “strafrechtlich relevant” sind. Da die Berichte ausschließlich aus der Presse stammen, ist das weite Feld “alltäglicher” Pöbeleien in dieser Chronologie nicht repräsentiert. Aus einigen Äußerungen jüdischer Repräsentanten in der Vergangenheit läßt sich allerdings vage ermessen, welchen Umfang diese Schmähungen vor allem in Zeiten gesellschaftlicher Kontroversen annehmen.

Schließlich kann die Aufzählung der Schändungen jüdischer Grabstätten keinesfalls als vollständig bezeichnet werden. Die Dunkelziffer ist nach Aussagen jüdischer Gemeinden auch hier hoch.

Einen besonderen Hinweis verdient der Umstand des Brandanschlages auf die Gedenkstätte Belower Wald vom September 2002. Im vergangenen Jahr schrieben wir dazu, dass diese Tat einzureihen sei in “auffällige Serien antisemitischer Schändungen” in Nordbrandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Eine Sonderkommission der Polizei kam nach einem halben Jahr Ermittlungstätigkeit zu dem Ergebnis, dass die Belower Täter für sieben weitere politisch motivierte Straftaten in eben dieser Region verantwortlich sein müssen (siehe Meldung vom 1. April 2003). ”Dies bestätigt unsere Vermutung, dass in diesen Fällen organisierte Gruppen gewalttätiger Antisemiten tätig sind.”, so ein Sprecher des apabiz.

 

Ulli Jentsch


 

 

Nach Darstellung der Bild-Zeitung ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland im Jahr 2002 leicht zurückgegangen. Angaben des Bundesinnenministeriums zufolge sind im zurückliegenden Jahr rund 1 500 Angriffe auf Juden, jüdische Einrichtungen und Fälle von antisemitischer Hetze gezählt worden. Im Jahr 2001 waren es etwa 1 600.

25./26.Dezember 2002

Philippsburg

Während der Weihnachtsfeiertage schändeten unbekannte Täter den jüdischen Friedhof in Philippsburg (Baden-Württemberg). Acht Grabsteine wurden umgeworfen, 15 weitere mit Hakenkreuzen und anderen NS-Symbolen in blauer Farbe beschmiert. Die Polizei ermittelt wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen und der Störung der Totenruhe.

Jungle World v. 07.01.2003

Januar 2003

Berlin

Atze Brauner, jüdischer Filmproduzent, wird mit Mord bedroht. Sein neuer Film handelt vom Massaker von Babi Jar.

Tagesspiegel v. 25.01.2003

16. Januar 2003

Berlin

Unbekannte senden einen Drohbrief mit den Worten 'Lüge wird Wahrheit - Holocaust II' und eine Tüte mit Asche an den Rabbiner der Jüdischen Gemeinde, Chaim Rozwaski. Chaim Rozwaski wohnt seit vier Jahren in Berlin. Er überlebte als Kind den Holocaust, nachdem er aus einem weißrussischen Ghetto geflohen war. Der größere Teil seiner Verwandtschaft wurde ermordet.

Tagesspiegel v. 17.01.2003

21. Januar 2003

Dortmund

Unbekannte haben ein antisemitisches Plakat an einer Fußgängerbrücke über die A45 aufgehängt. Polizisten stellten das Bettlaken sicher. Mehr als 20 erboste Anrufe hatten den Einsatz ausgelöst.

Tageszeitung v. 22.01.2003

21. Januar 2003

Berg am Laim

45-Jähriger festgenommen. Er hatte Bomben- und Todesdrohungen gegen liberale Politiker und jüdische Repräsentanten abgegeben. Seine Wohnung war mit Nazi-Devotionalien und Kinderpornos gepflastert.

Süddeutsche Zeitung v. 25.01.2003

26.Januar 2003

Kraichtal

Unbekannte Täter verwüsten am Wochenende den jüdischen Friedhof im badischen Kraichtal-Oberöwisheim (Kreis Karlsruhe). Wie die Polizei mitteilte, wurden insgesamt 58 Grabsteine umgeworfen. Einige seien dabei durch die Wucht des Aufpralls auseinander gebrochen. Der Sachschaden beträgt nach den Angaben der Polizei rund 15 000 Euro.

Leonberger Kreiszeitung v. 28.01.2003

29. Januar 2003

Erfurt

Eine Anklage wegen Volksverhetzung wurde gegen den ehemaligen Thüringer Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BDV), Paul Latussek, erhoben. Er hatte in einem Bericht geschrieben, dass 'die Lügen über die Opfer in Auschwitz und anderes nicht länger zu halten' seien.

Junge Welt v. 31.01.2003

01. Februar 2003

Bensheim

Unbekannte haben versucht, mit einem Stein ein Mahnmal zur Reichspogromnacht zu zerstören. Das Mahnmal zeigt ein Bild der damals zerstörten Bensheimer Synagoge. Seitens der Stadt wurde Strafantrag gestellt.

Bergsträßer Anzeiger v. 08.02.2003

06. Februar 2003

Weinheim

Der ehemalige Bundesvorsitzende der NPD, Günter Deckert, wurde zu 3.750 Euro Geldstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt. Er hatte Arno Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde zu Nürnberg, entgegnet: 'Auch von einem Juden lasse ich mich nicht als 'Verbrecher' bezeichnen. Verbrechen sind das, was seine Rassen- und Religionsgenossen seit Jahrzehnten in Palästina an den Palästina-Arabern verüben'. Zuvor hatte Hamburger auf die geplante Bürgermeister-Kandidatur Deckerts in Nürnberg für die Bürgerinitiative Ausländerstopp gesagt: 'Dieser Verbrecher leugnet den Holocaust'. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg hat den Straftatbestand der Beleidigung nicht gesehen und daher fallen gelassen.

Weinheimer Nachrichten v. 07.02.2003

14. Februar 2003

Leipzig

Der Alte Jüdische Friedhof im Stadtteil Eutritzsch wurde geschändet. Die vier Täter warfen 30 Grabsteine um. Sie wurden noch auf dem Friedhof festgenommen.

Leipziger Volkszeitung v. 17.02.2003

14. Februar 2003

Oranienburg

Auf dem Gelände der KZ Gedenkstätte Sachsenhausen hat ein Mann mit einer Schreckschusspistole rumgeschossen. Die Polizei nahm später einen 41jährigen Berliner fest. Der Mann soll zudem in der Nähe des Eingangs den Hitler-Gruß gezeigt haben.

Neues Deutschland v. 15.02.2003

22. Februar 2003

Röbel

Im Fall der Schändung des jüdischen Friedhofs in Röbel (Mecklenburg-Vorpommern) wird es keine weiteren Ermittlungen geben. Der Vorfall, bei dem sechs Stelen und eine Tafel zerstört wurden, ereignete sich im August vergangenen Jahres. Der Leitende Oberstaatsanwalt Rainer Moser teilte mit, dass das Ergebnis der Spurenauswertung nicht ausreiche, um bestimmte Personen zu belasten. Es sei »natürlich damit auch offen geblieben, ob eine politische Motivation dahinter steckt«. Möglicherweise gehöre die Tat zu den »heutzutage schlechten Angewohnheiten«, das Eigentum anderer zu zerstören.

Nordkurier v. 22.02.2003

12. März 2003

Düsseldorf

Gericht weist eine Klage Karslis gegen Michel Friedman und Paul Spiegel zurück. Diese hatten ihm 'antisemitische Verschwörungstheorien' vorgeworfen.

Tagesspiegel v. 13.03.2003

23. März 2003

Berlin-Wilmersdorf

Gegen 19 Uhr wird auf dem Kurfürstendamm ein 21-jähriger Mann aus den USA ins Gesicht geschlagen. Der Mann ist aufgrund seiner Kleidung, der Kopfbedeckung und seiner Schläfenlocken als Angehöriger jüdischen Glaubens zu erkennen. Der Angreifer, der mit drei anderen Männern unterwegs ist, tritt aus der Gruppe heraus, schlägt ohne erkennbaren Grund zu und wirft ein Gebäckstück nach dem 21-Jährigen.

Neues Deutschland, Berliner Zeitung v. 24.3.2003; Pressedienst der Polizei v. 25.03.2003

01. April 2003

Below

Die seit einem halben Jahr tätige Sonderkommission zur Aufklärung des Brandanschlages auf die Gedenkstätte Belower Wald konnte die Täter bisher nicht ermitteln. Obwohl bisher 900 Personen in Brandenburg und Mecklenburg und 420 Spuren sowie Hinweise von Bürgern überprüft wurden, konnten die Täter nicht ermittelt werden. Als Erfolg können die Kriminalisten verbuchen, dass sie bei den Ermittlungen zum Brandanschlag acht andere Straftaten von Mitgliedern der rechtsextremen Szene aufklären konnten. Außerdem wiesen sie nach, dass die Täter von Below sechs weitere politisch motivierte Taten in Mecklenburg-Vorpommern sowie eine in Nordbrandenburg begangen haben. In Below wurden DNA-Spuren sichergestellt, die zur sicheren Identifizierung der Haupttäter führen könnten.

Berliner Zeitung v. 01.04.2003

14. April 2003

Berlin-Mitte

Unbekannte ritzten Hakenkreuze an ein jüdisches Geschäft, die Tat wurde am 14.4. entdeckt.

Neues Deutschland v. 16.04.2003

15. April 2003

Berlin-Friedrichshain

Eine Gedenktafel an einem Wohnhaus, die an einen jüdischen Kaufmann erinnerte, ist verschwunden.

Neues Deutschland v. 16.04.2003

20. April 2003

Zwickau

Der israelitische Friedhof in Zwickau wurde geschändet. 52 von 60 Grabsteinen beschädigt

Junge Welt v. 23.04.2003

23. April 2003

Wöbbelin

Das Mahnmal der KZ-Gedenkstätte ist restauriert worden. Es war im Vorjahr zwei Mal geschändet worden

Neues Deutschland v. 23.04.2003

28. April 2003

Fürstenberg

Unbekannte beschmierten einen Gedenkstein für die Opfer des Faschismus in der Nähe von Ravensbrück mit roter Farbe.

Neues Deutschland v. 30.04.2003

01. Mai 2003

Berlin-Treptow

Auf dem S-Bahnhof Adlershof wird eine Frau von vier Nazis als Jüdin beschimpft und unter Rufen wie ”Da haben sie wohl noch eine vergessen!” die Bahnhofstreppe herunter gejagt.

Treptower Antifa Gruppe (T.A.G.)

04. Mai 2003

Neustadt

Am 04.Mai.2003 wurde der jüdische Friedhof in Neustadt/Holstein geschändet. Die Täter hatten ein aufgeschlitztes Schwein vor einem Gedenkstein abgelegt und C18 gesprüht. COMBAT 18 Deutschland bekennen sich auf ihrer Homepage zu der Tat.

Tageszeitung v. 11.07.2003

09. Mai 2003

Bergen-Belsen

Wie die Jüdische Allgemeine berichtete, stießen unbekannte Täter auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen einen Gedenkstein um. Der umgestürzte Stein aus Marmor mit ungarischer Inschrift war bereits am 9. Mai entdeckt worden. Ob es sich um eine Tat mit rechtsextremem Hintergrund handelt, ist nach Polizeiangaben unklar.

Jüdische Allgemeine Zeitung

11 Mai 2003

Berlin-Schöneberg

Ein 56-jähriger Mann wird gegen 20 Uhr im Bus der Linie 148 von einer Gruppe Jugendlicher als ”Drecksjude” beschimpft, bespuckt und zweimal ins Gesicht getreten. Die Täter können flüchten, als der Busfahrer den Bus anhält. Der Mann wurde angegriffen, weil er einen Davidsstern um den Hals trug.

Pressedienst der Polizei v. 12.5.2003, Berliner Zeitung v. 13.5.2003

13 Mai 2003

Berlin-Neukölln

Ein 19-jähriger US-Amerikaner wird von drei Jugendlichen erst als ”Drecksjude” beleidigt, verfolgt, mit Weintrauben beworfen und mit Fäusten gegen die Stirn geschlagen. Der Religionslehrer war aufgrund seiner traditionellen Schläfenlocken und der Kopfbedeckung als orthodoxer Jude zu erkennen.

Pressedienst der Polizei v. 14.05.2003, Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Tageszeitung v. 15.05.2003

22. Mai 2003

Bad Kreuznach

Unbekannte Täter schändeten den jüdischen Friedhof bei Bad Kreuznach, teilte die taz am 22. Mai mit. Auf acht der 13 Grabsteine sprühten die Täter mit Lack Hakenkreuze, SS-Runen und antisemitische Parolen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Sachbeschädigung und der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen.

Tageszeitung v. 22.05.2003

13. Juni 2003

Fürstenberg

Die Polizei teilt mit, dass Unbekannte die Gedenkstätte des ehemaligen Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück geschändet haben. Text-Tafeln waren abgerissen und in den Wald geworfen worden.

Berliner Morgenpost v. 14.06.2003

26. Juni 2003

Zittau

Vermutlich zwischen dem 4. Juni und dem 25. Juni wurde der jüdische Friedhof in Zittau (Sachsen) verwüstet. Die unbekannten Täter stürzten 31 Grabsteine um und zerstörten zehn Grabplatten. Der Schaden betrage 5 500 Euro, teilte die Stadtverwaltung mit. Mitarbeiter der Stadt hatten die Verwüstungen bemerkt, als sie auf einem Nachbargrundstück arbeiteten. Der Sprecher der Polizei, Uwe Horbaschk, will einen extremistischen Hintergrund der Tat nicht ausschließen, doch nach seiner Meinung könne die Tat auch ein »Dummer-Jungen-Streich« gewesen sein. Deshalb wurden die Ermittlungen auch nicht der Kriminalpolizei übergeben.

Freie Presse v. 26.06.2003

27. Juni 2003

Berlin-Schöneberg

Ein 14-jähriges Mädchen aus der Ukraine wird um 17.30 Uhr in einem BVG-Bus der Linie 148 am Kleistpark von 14-16-jährigen Mädchen beleidigt und geschlagen, weil sie eine Halskette mit einem Davidstern trägt. Laut Polizei können die Täterinnen festgestellt werden und entschuldigen sich bei dem Opfer.

Tagesspiegel v. 01.07.2003

02. Juli 2003

Zweibrücken

Im Berufungsverfahren gegen zwei ehemalige Mitglieder der Aktion Sauberes Deutschland (ASD) werden ein 27-Jähriger und ein 36-Jähriger zu Bewährungsstrafen verurteilt. Einer war an der Schändung eines jüdischen Friedhofes in Busenberg beteiligt.

Pirmasenser Zeitung v. 03.07.2003

04. Juli 2003

Berlin-Spandau

Die Ermittlungen wegen antisemitischer Störungen bei einer Straßenumbenennung in Spandau wurden eingestellt. Es konnten keine Täter ermittelt werden, Polizei und Fernsehen hatten keine Rufe ermitteln können.

Tagesspiegel v. 05.07.2003

08. Juli 2003

Berlin-Tiergarten

Unbekannte haben das Mahnmal an der Levetzowstr. mit Steinwürfen beschädigt.

Tagesspiegel v. 10.07.2003

13. Juli 2003

Leer

Das Landgericht Aurich hat in einer Berufungsverhandlung den Leeraner Anwalt und Lokalpolitiker Gerd Koch wegen Volksverhetzung und Beleidigung zu fünf Monaten Gefängnis auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 4.000 Euro verurteilt. Koch wurde bundesweit bekannt mit Äußerungen wie "die Juden seien Abzocker". Einem Behinderten wünschte er die "Endlösung".

Tageszeitung v. 14.07.2003

18. Juli 2003

Berlin

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen Horst Mahler wegen Volksverhetzung erhoben. Er soll bei einer NPD-Veranstaltung von ihm verfasste Schriftstücke mit volksverhetzenden und antisemitischen Passagen verteilt haben.

Tageszeitung v. 18.07.2003

27. Juli 2003

Kleinmachnow

Das Innenministerium von Brandenburg hat Horst Mahler die Ausreise nach Polen verboten. Laut Verfassungsschutz wollte Mahler die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Auschwitz besuchen und dort den Holocaust leugnen.

Neues Deutschland v. 27.07.2003

27. Juli 2003

Langenstein-Zwieberge

Unbekannte haben in der KZ-Gedenkstelle Langenstein-Zwieberge in Sachsen-Anhalt Hetzplakate gegen Juden geklebt. Bei den insgesamt zehn Papieren, die am Sonntag entdeckt wurden, handelte es sich um Kopien von Zeitungsseiten aus der Nazi-Zeit, berichtete die Polizei in Halberstadt am Montagabend.

Frankfurter Rundschau v. 30.07.2003

29. Juli 2003

Löcknitz

Unbekannte haben in der Nacht mit einem schweren Gegenstand auf den jüdischen Gedenkstein eingeschlagen. Dabei wurde eine größere Ecke vom oberen Teil abgeschlagen. Für die Kripo ist es laut Nordkurier ”noch unklar, ob die Motive aus der rechten oder linken Szene stammen.” Im November wird der Gedenkstein nach der Wiederherstellung erneut zerstört.

Nordkurier v. 01.08.2003

August 2003

Göttingen

Als ein Realschüler bei einer Klassenfahrt ins frühere Konzentrationslager Theresienstadt einen antisemitischen Spruch ins Gästebuch schrieb, schlossen erboste Lehrer den Achtklässler von der weiteren Teilnahme aus. Fast zwei Jahre später hat das Verwaltungsgericht Göttingen ein klares Urteil gefällt. Die Pädagogen hätten den Schüler völlig zu Recht nach Hause geschickt, entschieden die Richter. Solche Erziehungsmittel seien nach dem niedersächsischen Schulgesetz zulässig, wenn Schüler den Unterricht beeinträchtigten oder in anderer Weise ihre Pflichten verletzten. (Aktenzeichen 4 A 4139/01)

Der Spiegel v. 15.08.2003

04. August 2003

Vaihingen / Enz

Unbekannte haben den Friedhof auf dem ehemaligen Konzentrationslager Vaihingen/Enz geschändet. Auf jüdischen Grabsteinen sowie auf einem Gedenkstein wurden Hakenkreuze und SS-Runen geschmiert.

www.gedenkstaette-vaihingen.de

18. August 2003

Kassel

Auf jüdischem Friedhof werden 56 Gräber geschändet. Unbekannte Täter stürzten bis 900 Kilo schwere Grabsteine um oder ließen angehobene Grabsteinplatten fallen. Es entstand ein Schaden von etwa 25.000 Euro. Einen Monat später gestehen vier Schüler einen Teil der Sachbeschädigungen.

Tageszeitung v. 19.08.2003

22. August 2003

Berlin-Reinickendorf

Ein jüdischer Lebensmittelhändler aus Reinickendorf schließt seinen ”Israel-Deli” wegen andauernden Pöbeleien und Schikanen.

Frankfurter Rundschau v. 22.08.2003

10. September 2003

München

Die Polizei verhaftet Neonazis der ”Kameradschaft Süd” und stellt Materialien zum Bombenbau sowie Anschlagspläne sicher. Die Gruppe hatte offensichtlich zum 65. Jahrestag der Reichspogromnacht einen Anschlag auf die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München geplant.

Divv. 11.09.2003

14. September 2003

Staßfurt

Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr wurde der Jüdische Friedhof in Staßfurt von Unbekannten geschändet. Eine Frau hatte am Sonntag das verwüstete Grabfeld entdeckt. Die Polizei schließt einen rechtsradikalen Hintergrund nicht aus, ermittelt bislang aber erfolglos.

Mitteldeutsche Zeitung v. 16.09.2003

15. September 2003

Berge

Unbekannte schänden auf dem Friedhof Berge acht Grabstellen von KZ-Häftlingen.

Neues Deutschland v. 15.09.2003

16. September 2003

Efringen-Kirchen

Auf dem jüdischen Friedhof in Kirchen werden Farbschmierereien entdeckt. Bislang unbekannte Personen malten Hakenkreuze auf insgesamt 45 Gräber oder Grabsteine. Weitere Hakenkreuze sowie die Parole "Heil Hitler" fanden sich auch auf zwei Hinweisschildern am Eingangsbereich des Friedhofes.

Berliner Zeitung v. 17.09.2003

17. September 2003

Kassel

Einen Monat nach den Verwüstungen auf dem jüdischen Friedhof in Kassel (s.18.8.) haben vier Kasseler Schüler im Alter zwischen 12 und 16 Jahren gestanden, einen "geringen Teil der Sachbeschädigungen" verursacht zu haben, teilte ein Polizeisprecher mit.

Frankfurter Rundschau v. 18.09.2003

22. September 2003

Lübbenau

In der Nacht zum Montag haben Unbekannte neun Scheiben des «Kulturhofs» in Lübbenau zertrümmert. Ihre Tat signierten sie mit einem Fünf-Zack-Symbol. Die Veranstalter einer interkulturellen Woche zum Judentum, zur Judenverfolgung und zum Nahen Osten, die im «Kulturhof» stattfindet, schließen deshalb eine antisemitisch motivierte Tat nicht aus. Für die Polizei kommen politische Motive nicht in Frage.

Lausitzer Rundschau v. 23.09.2003

24.September 2003

Bremen

Rund um den Jüdischen Friedhof im Stadtteil Hastedt werden wiederholt Hakenkreuze und Nazi-Sprüche geschmiert. Als Jugendliche die Situation publik machen, erhalten sie keine Unterstützung.

Tageszeitung v. 24.09.2003

29. September 2003

Kulmbach

Wegen Volksverhetzung ist ein Arzt zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt worden. Der 47-jährige Araber mit deutschem Pass hatte an den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, und dessen damaligen Stellvertreter Michel Friedman geschrieben, die Juden seien selbst schuld, dass sie in der Welt nicht gerne gesehen seien. Sie hätten aus der Vergangenheit nichts gelernt. Das Gericht wertete die Briefe als massive Eingriffe in die Menschenwürde.

Frankenpost v. 30.09.2003

03. Oktober 2003

Berlin-Neukölln

Unbekannte haben am Freitag das Geburtshaus des früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinrich Stahl, geschändet. Die Täter schmierten Farbe auf die Gedenktafel, die an dem Haus in der Straße Alt-Rudow angebracht ist. Außerdem sprühten sie zwei Hakenkreuze und eine Rune der verbotenen rechtsextremen Wiking-Jugend an die Wand. Heinrich Stahl war von 1933 bis 1942 Gemeindevorsitzender. Er starb im November 1942 im KZ Theresienstadt.

Berliner Zeitung v. 04.10.2003

11. Oktober 2003

Gudensberg

Unbekannte haben einen jüdischen Friedhof nahe des nordhessischen Gudensberg mit Naziparolen besprüht. Nach Polizeiangaben wurden 42 Grabsteine beschädigt. Die Täter hätten "Sieg Heil", "Heil Hitler" und "SS" mit roter Farbe auf Gräber und Friedhofstor gesprayt.

Berliner Zeitung v. 13.10.2003

12. Oktober 2003

Ravensbrück

Anschlag auf Figurengruppe des KZ Ravensbrück. Einer Figur wurde ein antisemitisches Schild umgehängt. Außerdem fanden sich Schriftzüge mit ”C18” und ”Tod dem ZOG”.

Berliner Zeitung v. 14.10.2003

15. Oktober 2003

Michelstadt (Odenwald)

Auf dem jüdischen Friedhof in Michelstadt werden fünf Grabsteine umgestoßen. Die Polizei ermittelte vier tatverdächtige Personen zwischen 15 und 21 Jahren.

Jungle World v. 29.10.2003

15. Oktober 2003

Berlin-Kladow

Am 15. Oktober hat die Polizei in Berlin-Kladow 50 Flugblätter mit antisemitischem Inhalt sichergestellt. Auf den Zetteln, die hinter den Scheibenwischern von Autos klemmten, werden Juden für die Verseuchung des nahe gelegenen Groß Glienicker Sees und seiner Uferbäume verantwortlich gemacht.

Ende Oktober wird die Wohnung eines Verdächtigen durchsucht.

Jungle World v. 23. 10. 2003, Tagesspiegel v. 05. 11.2003

17. Oktober 2003

Beeskow

Unbekannte Täter haben den jüdischen Friedhof im brandenburgischen Beeskow geschändet. Sie hinterließen an Friedhofsmauer und Grabsteinen Schriftzüge mit rechtsextremen Parolen, teilte die Polizei mit.

Frankfurter Rundschau v. 17.10.2003

23. Oktober 2003

Fehrbellin

Auf dem jüdischen Friedhof werden Hakenkreuze und SS-Runen entdeckt. Die Täter konnten bislang nicht gefasst werden.

Jungle World v. 05.11.2003

29 Oktober 2003

Dresden

Ein “Neues Bündnis Dresden” will den Neubau des Militärhistorischen Museums in Dresden durch den Architekten Daniel Libeskind stoppen. In einem Flugblatt wird Libeskind als “jüdischer Weltenwandler” und “Architektur-Desperado” bezeichnet und von “Kulturbarbarei” und “Heimatzerstörung” geredet.

Dresdner Neueste Nachrichten v. 29.10.2003

04. November 2003

Berlin-Mitte

Unbekannte beschmieren einen Gedenkstein an der Mollstrasse, der an ein Pogrom im Jahre 1510 erinnert, mit roter Farbe.

Tagesspiegel v. 05.11.2003

05. November 2003

Extertal-Bösingfeld

Unbekannte beschädigen an der Hummerbrucher Straße eine jüdische Gedenkstätte. Die Gedenkstätte, bestehend aus mehreren, dreiecksförmig bearbeiteten und aufgestellten Steinen, sollte in den kommenden Tagen feierlich eingeweiht werden. Sie ist anlässlich eines Schülerprojektes der 10. Klasse der Realschule Bösingfeld errichtet worden. Der oder die Täter haben die Steine umgestoßen und zum Teil aus der Verankerung gerissen.

Pressemitteilung der Polizei v. 05.11.2003

05. November 2003

Berlin-Mitte

Das Mahnmal an der Putlitzbrücke wurde mit Farbe beschmiert und zerkratzt. Die Täter wollten offensichtlich ein Hakenkreuz einritzen.

Tagesspiegel v. 06.11.2003

08. November 2003

Sprockhövel

Einen Tag vor der Enthüllung wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Jüdin Clara Röttgen von Unbekannten beschädigt.

Junge Welt v. 10.11.2003

17. November 2003

Löcknitz

Unbekannte Täter haben das jüdische Denkmal in Löcknitz beschädigt. Die Ecken des eben erst restaurierten Manhmals wurden abgeschlagen, der Davidstern zerstört und die am Volkstrauertag niedergelegten Kränze wurden etwa 25 Meter entfernt in andere Anpflanzungen geworfen, teilte die Polizeidirektion Anklam gestern mit. Ende Juli diesen Jahres war der Stein das erste Mal schwer beschädigt worden.

Nordkurier v. 18.11.2003

19. November 2003

Berlin-Mitte

Tagesspiegel-Mitarbeiter entdecken Hetzsprüche an der Ebertstraße an zwei Stromkästen und einem Bauschild direkt neben dem Gelände des Holocaust-Mahnmals. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf. Im einzelnen steht dort: ”BRD Jüdische Gesinnungsdiktatur” an einem Bauschild, ”Journalisten Hilfsjuden” und ”Radio TV Judenfunk” an Verteilerkästen.

Tagesspiegel v. 20.11.2003

20. November 2003

Berlin

Wenige Tage nach einer Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht haben Unbekannte mehrere Kränze am jüdischen Mahnmal in Berlin beschädigt. Laut Polizei warfen sie vier der Kränze über die Brüstung einer Brücke auf Gleisanlagen. Aus anderen Kränzen wurden Blumen herausgerissen und Schleifen abgeschnitten.

Tageszeitung v. 22.11.2003

22. November 2003

Hagen

Die jüdische Synagoge in der Potthofstraße wurde beschmiert, ebenso Objekte in ihrem Umfeld. Eine Woche später werden vier Jugendliche griechischer Abstammung als Täter ermittelt. Die Polizei geht von keinem ”klassischen rechtsradikalen Hintergrund” der Tat aus.

Westfalenpost v. 29.11.2003

25. November 2003

Scherfede

Unbekannte verwüsten die Fechenbach-Gedenkstätte. Die an einem Findling befestigte Bronzeplatte wurde abgehebelt und entwendet. Ferner wurden ein vor der Gedenkstätte abgelegtes Blumengesteck verwüstet. Die Gedenkstätte erinnert an den 1933 an dieser Stelle von der SS erschossenen jüdischen Journalisten Felix Fechenbach. Sie war in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel von Sachbeschädigungen.

Neue Westfälische v. 28.11.2003

27 November 2003

Vlotho

Bei zwei Durchsuchungen in dieser Woche werden mehrere Tausend Ausgaben der Zeitschrift Stimme des Gewissens beschlagnahmt. In der vom Collegium Humanum herausgegebenen Schrift wird der Holocaust geleugnet.

Neue Westfälische v. 28.11.2003

27. November 2003

Berlin-Kreuzberg

Wegen seiner jüdischen Kopfbedeckung ist ein 24-jähriger Mann von drei ausländischen Jugendlichen beschimpft und beleidigt worden. Wegen des antisemitischen Hintergrunds übernahm der Staatsschutz der Polizei die Ermittlungen.

Tagesspiegel v. 29.11.2003

06. Dezember 2003

Achim

Am Wochenende des 6./7. Dezember schändeten Unbekannte den örtlichen jüdischen Friedhof. Mit oranger Farbe schmierten sie "Jude verecke" (mit Schreibfehler) und Hakenkreuze auf die Grabsteine. An die Außenwände des nahe gelegenen Schulzentrums sprühten sie "Heil Deutschland" und "Wir sind zurück".

Tageszeitung v. 19.12.2003

04. Dezember 2003

Dortmund

Unbekannte Täter sprühten Nazi-Symbole auf Grabsteine der jüdischen Gedenkstätte auf dem Fränkischen Friedhof in Dortmund-Wickede. Sechs von sieben Grabsteinen wurden mit blauer Farbe besprüht. Dabei wurden u.a. Hakenkreuze und SS-Runen aufgetragen.

Pressemitteilung der Polizei v. 04.12.2003

09. Dezember 2003

Oswiecim / Polen

Unbekannte haben in den vergangenen Tagen Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof im südpolnischen Oswiecim (Auschwitz) verwüstet. Die Schändungen wurden gestern entdeckt. Erst vor zwei Tagen wurden zwei große Hakenkreuze auf die Friedhofsmauer gemalt. Schon in der Vergangenheit waren Grabsteine zerstört und mit antisemitischen Sprüchen beschmiert worden

Ostsee-Zeitung v. 11.12.2003

16. Dezember 2003

Berlin-Moabit

Unbekannte Täter haben in der vergangenen Nacht gegen 22 Uhr 35 vermutlich aus einem vorbeifahrenden Fahrzeug zwei Farbbeutel gegen das jüdische Mahnmal an der Putlitzbrücke in Tiergarten geworfen. Die mit Grau und Beige gefüllten Beutel platzten, die Farbe lief aus etwa 1,20 Metern Höhe am Mahnmal hinunter. Auch das Brückengeländer und der Sockel wurden erheblich bespritzt. Ein unbekannt gebliebener Passant alarmierte die Polizei. Der Polizeiliche Staatsschutz übernahm die Ermittlungen.

Tageszeitung v. 18.12.2003

21. Dezember 2003

Berlin-Kreuzberg

Ein 18-Jähriger hat die Stiftertafel am Berliner Jüdischen Museum verunstaltet. Er wurde nach Polizeiangaben am Tatort von Objektschützern gestellt und Einsatzbeamten übergeben. Der als Rauschgiftkonsument bekannte und alkoholisierte Jugendliche wurde wegen Sachbeschädigung angezeigt.

Tageszeitung v. 22.12.2003

05. Januar 2004

Neubrandenburg

15 Steinkreuze, die an Frauen erinnern, die im Außenlager Neubrandenburg des KZ Ravensbrück umgekommen waren, wurden von Unbekannten zerstört. Schmierereien, die Hinweise auf Täter geben könnten, seien nicht festgestellt worden.

Nordkurier v. 06.01.2004

 

DG / tacheles-reden.de / 2004-01-27