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Jüdische Weisheit
 
 

Sefer Otijot
DAS BUCH DER BUCHSTABEN
Ein mystisches Alefbeth
v. Rabbiner Lawrence Kushner,
aus d. Hebr. von Meir Seidler.

Für 39.80DM (Normalausgabe)
zu
bestellen. Es ist außerdem eine Spezialauflage,
handgebunden in Pergamentleder, lieferbar: 180,-DM

15 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe:
Vorwort zur zweiten Auflage des 'BOOK of LETTERS'

Fünfzehn Jahre scheinen keine lange Zeitspanne zu sein - jedenfalls nicht historisch oder soziologisch oder auch geistesgeschichtlich gesehen. Sie erscheinen uns nur dann besonders lange, wenn es sich um Jahre des eigenen Lebens handelt. Beide, Autor und Leser, werden, wenn sie sich umschauen, feststellen, daß sie keine Kinder mehr sind. Oder daß ihre Kinder erwachsen geworden sind. Oder daß sie Kinder gehabt haben. Oder daß ihre Kinder Bnej Mizvah geworden sind. Oder sich verheiratet haben. Ich betrachte meine Handschrift und erkenne, daß ich ein anderer geworden bin. Vor fünfzehn Jahren konnte ich noch ein lesbares Alphabet schreiben, heute aber bin ich bereit für einige unlesbare Wörter.

Auf die eigene Lebenszeit bezogen können fünfzehn Jahre eine unerhört große Zeitspanne sein. Unser Blick auf das, was wirklich kostbar im Leben ist, klärt sich. Und manchmal wurden, oft zu unserer eigenen Verwunderung, Dinge, die wir für trivial gehalten hatten, wichtig, und andere, von deren Wichtigkeit wir überzeugt waren, erwiesen sich als trivial. So etwas geschieht.

Ich schrieb das BUCH DER BUCHSTABEN in der Hoffnung, es könne als Leitfaden für jüdisches geistiges Bewußtsein dienen. Und weil ich diese Hoffnung noch immer hege, bin ich glücklich, daß eine zweite Ausgabe erscheint. Doch die Wahrheit ist, daß dieses Buch als Scherz begann, den ich unbedachterweise mit mir selbst gemacht habe. 

Ich hatte die Rabbinerschule gerade erst einige Jahre hinter mir, als mir etwas widerfuhr, was ich schon immer als große Ehre betrachtete. Eine Gruppe Hochschulabsolventen aus der Gegend von Boston, mit denen ich mich kürzlich angefreundet hatte, beschloß, ein Kompendium von Informationen herauszugeben, das eine neue Generation von Juden in die jüdische Praxis zurückführen sollte. Sie nannten ihre Anthologie ''THE JEWISH CATALOGUE''. Die Idee war großartig, und einige hunderttausend Juden fanden das offenbar auch, denn sie kauften das Buch. Danach erschienen noch zwei weitere Bände des 'Catalogue' und wurden zu einem Wendepunkt in der Geschichte jüdischer Publikationen in Amerika. Der JEWISH CATALOGUE wurde zum wichtigsten Leitfaden für ein New-Age-Judentum, die Havurah-Bewegung, und für die maßvolle jüdische Erneuerung, die in den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts stattfand.

Die Herausgeber hatten sich dazu entschlossen, am Schluß des ersten CATALOGUE eine Liste von 'Lehrern' anzubieten, an die sich potentielle Studenten für weitere Studien wenden könnten. Zu meiner großen Freude wurde ich aufgefordert, meinen Namen mit einem Thema anzubieten, das zu erläutern ich mich kompetent fühlte. Doch zu meinem Bedauern waren die wenigen Themen, die ich hätte unterrichten können, bereits von einigen der besten Lehrer der Welt angeführt. Verärgert und reichlich ernüchtert erkannte ich, daß ich, gemessen an solchen Gelehrten und Rabbinern, wenig oder gar nichts lehren konnte. Deshalb schrieb ich in die Rubrik 'Thema der Unterweisung' - als Scherz -, ich sei ziemlich sicher, daß ich eines der elementarsten Themen lehren könne, nämlich 'die Buchstaben des hebräischen Alphabets'.

Dies war nur der erste Scherz. Der zweite war, daß die Herausgeber ihn offenbar gar nicht für einen Scherz hielten und meinen Namen als Lehrer der Buchstaben des hebräischen Alphabets publizierten. Und da die Leser des CATALOGUE ebenfalls nicht wußten, daß es sich um einen Scherz handelte, erhielt ich aus dem ganzen Land Anrufe potentieller Studenten, die sich erkundigten, was ich über das Alphabet wisse. Sie wollten nicht hebräisch lesen lernen, sondern etwas über das Geheimnis der Buchstaben erfahren. Erst begann ich ein wenig herumzulesen, und bald führte das zu ernsthafteren Studien, und schließlich entdeckte ich eine vielschichtige, alte und geheimnisvolle Tradition. Das Ergebnis war dann, natürlich, 'THE BOOK of LETTERS: A mystical Alef-bait.'

Die LETTERS und der JEWISH CATALOGUE sollten im Zusammenhang gesehen werden, denn The BOOK of LETTERS war, wie sein populärerer und bedeutenderer Cousin, ebenfalls ein Wagnis in der Bewegung für eine geistige Erneuerung im amerikanischen Judentum. Anders als frühere Bücher über jüdische religiöse Erfahrung war das mystische Alefbet ein Buch spiritueller Begegnung, und als solches eine grundlegende Quelle. Es war eines der ersten eines neuen Genre von Büchern, die davon ausgehen, daß die mystische Dimension im Judentum nicht der Vergangenheit angehört, sondern eine Möglichkeit der Gegenwart ist. Und, wie alle Variationen jüdischen Mystizismus, bezieht es sich sehr stark auf klassische literarische Tradition.

Indem sich das Buch im Layout einer Talmudseite mit verschiedenen Textblöcken angleicht und auch von hinten nach vorn gelesen wird, schließt es an alte Traditionen an und sucht, graphisch und physisch, die Kommunikation mit einer sich neu herausbildenden jüdisch-literarischen Leserschaft. (Tatsächlich verlangte ein Käufer des Buches einen Preisnachlaß, weil er glaubte, das Buch sei falsch gebunden.) Ursprünglich wollte ich das Buch normal drucken lassen, doch das Layout war so unorthodox (oder vielleicht sollte ich sagen orthodox), daß ich mich gezwungen fühlte, schriftliche Aufzeichnungen zu erarbeiten, die dem Verleger bei der Herstellung der Druckvorlage helfen sollten. Meinem Verleger gefielen meine handschriftlichen Seiten so gut, daß er mich davon überzeugte, daß das Buch handgeschrieben authentischer wirken würde. So kam es, daß ich das Schriftzeichnen lernte.

Offenbar erlebten auch die Leser das Buch als eine bereichernde Erfahrung. Briefe und Anrufe, die ich in all den Jahren bekam, und Kommentare, die ich höre, wenn ich in anderen Gemeinden lese, haben mir bestätigt, daß die LETTERS für viele ein Durchgang zu anderen Dimensionen ihrer eigenen spirituellen Suche waren. Natürlich brachten sie bei diesem Prozeß ihre eigenen, persönlichen Erfahrungen ein und entdeckten Wege, dieses Buch zu benutzen, von denen ich nicht geträumt hatte und die ihrerseits das Buch für mich wichtiger gemacht haben. Ich glaube, daß heutige Leser ebenfalls ihre eigene Suche bereichert finden können, und daher habe ich am Ende dieser neuen Ausgabe einige der grundsätzlichen Wege aufgezeigt, in der andere dieses Buch verwendet haben.

Meine Erinnerung wäre nicht vollständig ohne Erwähnung von Marie Cantlon, meiner Lektorin bei Harper & Row, und ihrer Assistentin Cathy Netter, die das Buch auf seinem gefährlichen Weg bis zur Veröffentlichung begleitet haben. Sie waren 'die hebräischen Hebammen', und ich bin beiden zu tiefem Dank verpflichtet. Es ist für mich eine große Ehre, daß Stuart Matlings eine Neuausgabe des BOOK of LETTERS als ersten Titel für seinen neuen Verlag 'Jewish Lights Publishing' ausgewöhlt hat. Er ist ein Mann mit großer spiritueller Einsicht und kreativer Energie. In den Vereinigten Staaten gibt es nur mehr wenige Verleger, die es noch als ihre Hauptaufgabe ansehen, wichtige und schöne Bücher zu machen. Schließlich möchte ich meiner Frau Karen danken, die mich - trotz vieler Gegenbeweise - noch immer für einen religiösen Menschen hält.

Fünfzehn Jahre sind seit dem ersten Erscheinen des BOOK of LETTERS vergangen. In dieser Zeit habe ich keinen neuen Buchstaben gelernt. Aber ich habe von einer Überlieferung erfahren, die in einem kabbalistischen Text aus dem 13. Jahrhundert erwähnt wird, 'SEFER HaT'MUNAH'. Diese Überlieferung sagt, daß ein Buchstabe unseres heutigen hebräischen Alphabets fehle und daß dieser Buchstabe erst in der Zukunft entdeckt werden würde. Der anonyme Autor erklärt, daß jeder Defekt im uns umgebenden Universum auf geheimnisvolle Weise mit diesem fehlenden Buchstaben zusammenhönge - ein unvorstellbarer Konsonant, dessen Klang ungeahnte Wörter und Welten ermöglichen und Unterdrückung in Liebe verwandeln würde.

Sie werden bereits bemerkt haben, daß auf jeder Seite des schwarzen, ledernen Schel-rosch, der bei den Morgengebeten an der Stirn getragen wird, ein Schin steht. Wenn Sie genauer hinschauen, werden Sie feststellen, daß eines von ihnen (das auf der linken Seite) statt drei Zacken vier aufweist. Manche vermuten, daß dies der fehlende Buchstaben sein könnte, dessen Name und Ausgesprochenwerden auf ein anderes Universum warten muß. Doch trotzdem tragen wir ihn jeden Morgen direkt zwischen unseren Augen!

Zur Eingangs-Seite: Sefer Otijoth

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