SZ vom 05.11.1997 Zwei
Jahre nach dem Mord an Rabin
Streit über Verschwörungstheorie
Arbeitspartei empört über Forderung nach neuen Ermittlungen
po. Jerusalem (SZ) – Am zweiten Jahrestag des
Mordes an Ministerpräsident Yitzhak Rabin erregt der Neuaufguß einer
Verschwörungs-Theorie die Öffentlichkeit in Israel. In einem Artikel in
haZofeh, dem Organ der Nationalreligiösen Partei, war am Freitag an eine
Theorie erinnert worden, nach der Rabin von den Mordplänen des jüdischen
Fanatikers Jigal Amir Mordplänen gewußt und den Geheimdienst angewiesen
habe, die Kugeln in der Mordwaffe gegen Platzpatronen auszutauschen.
Damit habe er das rechte Lager in Mißkredit bringen wollen.
Außenminister Schimon Peres habe einen Geheimdienst-Agenten indes
überzeugt, die scharfe Munition in der Waffe zu lassen, gegen das
Versprechen, ihn zum Schabak-Chef zu ernennen.
Große Empörung haben in der Arbeitspartei die
Anregungen von Finanzminister Yacov Neeman und Sicherheitsminister
Avigdor Kahalani ausgelöst, der Staatsanwalt solle jene Theorie
erneut untersuchen. Schimon Peres sprach von einer „tödlichen
Verleumdung“, die von Regierungsmitgliedern wiederbelebt werde. Die
Theorie war schon kurz nach dem Attentat auf Rabin von rechten und
religiösen Kreisen verbreitet worden. Eine Kommision, die die
Hintergründe des Mordes untersuchte, hatte aber eine Verschwörung
ausgeschlossen. Amir selbst hatte betont, er sei religiös motiviert
gewesen, habe allein gehandelt und habe auch Peres umbringen wollen.
Justizminister Hanegbi nannte die Theorie „irrwitzig“ und in ihrer
Schwere einer Verleugnung des Holocaust gleichwertig.
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