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Fragen zur Jüdischen Religion

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''Nicht das Forschen ist die Hauptsache, sondern das Tun''.

Pirkej Awoth / Sprüche der Väter

From: leutwyle@ens.ascom.ch
Subject: Hintergründe Ihrer Religion

Sehr geehrte Damen und Herren
Ich weiss nicht, ob ich bei Ihnen an der richtigen Adresse bin, ich hoffe aber, dass Sie meine Fragen sonst an die richtige Stelle weiterleiten können.
Ich selber habe als Kind den reformierten Kirchenunterricht besucht. Also all meine Informationen über jüdische Kultur und Glauben waren sehr lückenhaft und sicher auch einseitig.
1. Was unterscheidet von der Geschichte bis Heute grundsätzlich die Christen von den Juden?
2. Wird man als Jude ausschliesslich geboren oder gibt es auch Aufnahmen aus anderen Religionen (zB. Bekehrung oder Heirat)?
3. Haben Sie Informationen, damit ich die Geschichte Ihrer Religion aus Ihrer Sicht in aller Ruhe studieren kann? Oder können Sie mir bestimmte Bücher (mit Bestellnummer) empfehlen?

Mit freundlichen Grüssen: Alfred Leutwyler
Antworten bitte mit Kopie an Forum@hagalil.com

Antwort: haGalil onLine

Lieber Herr Leutwyler,

Zu Ihren einzelnen Fragen moechte ich Ihnen gerne antworten. Meine Antworten entsprechen selbstverstaendlich meiner persoenlichen Ansicht der Dinge. Im Judentum gibt es - im Gegensatz zum Christentum - weder eine verbindliche Autoritaet noch festgesetzte Dogmen.

1. Was unterscheidet von der Geschichte bis Heute grundsätzlich die Christen von den Juden?

Vom religiösen Standpunkt her betrachtet, liegt der grundlegende Unterschied darin:
Das Christentum basiert auf der Ansicht, dass Jesus aus Nazrath der in der Heiligen Schrift des Judentums angekündigte Erlöser (Messias) der Welt sei. Das Judentum sieht in Jesus einen von vielen Predigern seiner Zeit. Sein Schicksal war - wie die gesamte Epoche am Vorabend der Tempelzerstörung - tragisch und schrecklich zugleich. Die Gleichsetzung seiner Person mit G'tt und die Behauptung er habe die erfolgreiche Erlösung der Welt, hin zu ihrer endgültigen Verg'ttlichung gebracht, wird aber abgelehnt. 
Ebenso wie die Aussage, Jesus sei der 'einzige Sohn G'ttes', denn nach jüdischem Verständnis ist G'tt der Vater aller Menschen.
Das Christentum hat zwar - wie auch später der Islam - einige Grundsätze der jüdischen Lehre sich zu eigen gemacht, z.B. das 'Gebot der Nächstenliebe' - hat aber andere wesentliche Bestandteile des Judentums für überholt erklärt (z.B. die Speisegebote, das Gebot der Heiligung des 7.Tages (Schabath), etc.). Die jüdische Religion insgesamt wurde verdammt und ihre Anhänger verfolgt.
Vom geschichtlichen Standpunkt her betrachtet:
Geschichtlich liegen die Unterschiede hauptsächlich in der großen Macht des Christentums - im Gegensatz zur fast völligen Ohnmacht des Judentums. Das Christentum ist eine Religion mit einem Alleinseligmachungsanspruch, der in einem zur äußersten Gewalt bereiten Missionierungseifer gipfelte.
Das Judentum versucht nicht Andersgläubige von ihrem Glauben abzubringen. Eine Zwangsmissionierung widerspricht den Prinzipien des Judentums und ist absolut verboten.

2. Wird man als Jude ausschliesslich geboren oder gibt es auch Aufnahmen aus anderen Religionen (z. B. Bekehrung oder Heirat)?

Das Judentum ist keine Religion, die gezielt versucht "Mitglieder anzuwerben" bzw. zu missionieren. Trotzdem kann jeder Mensch, der durch die Inhalte des Judentums berührt wird in den jüdischen Bund aufgenommen werden (Konversion, Gijur). 
Die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk brachte in der Geschichte oft negative Folgen für den Einzelnen mit sich, außerdem fordert die jüdische Religion ein besonders hohes Maß an Verantwortlichkeit für den Einzelnen, die Welt und sein Verhältnis zu G'tt. Man wird deshalb einem Übertrittswilligen erst einmal - in seinem eigenen Interesse - von einem solchen Schritt abraten, zumal ihm vor G'tt die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk keine Vorteile bringt, denn Anteil an der "kommenden Welt" hat jeder gerechte Mensch, ob Jude oder Nichtjude.
In einem Interview habe ich auf die Frage ob wir "neue Mitglieder für unsere Religionsgemeinschaft anwerben möchten" geantwortet: "Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen hat das Judentum keinen Anspruch allein selig zu machen. Es gibt viele Wege zu G'tt. Ein guter Jude wird sicher ein guter Mensch sein - aber um ein guter Mensch zu sein brauchen Sie kein Jude zu sein".
Sollte ein Mensch trotzdem gewillt sein sich dem Judentum weiter anzunähern, dann ist ein eingehendes Studium der Lehre des Judentums Voraussetzung zur Aufnahme in den Bund G'ttes mit Israel. Während dieses Studiums wird der Mensch weitere Gründe für oder gegen ein Hinzutreten finden.
Seine Motive sollten sich jedenfalls rein auf die jüdische Religion beziehen. Die Liebe zu einem Juden oder zu einer Jüdin ist kein ausreichender Grund zum Übertritt, wohl aber die Liebe zur Torah - der Lehre des Judentums. Wenn dieser Schritt erfolgt ist, gibt es keine Möglichkeit mehr, diesen rückgängig zu machen. Die entsprechende Person bleibt - nach den Prinzipien der jüdischen Religion - für immer Jude. Es gibt keinen Unterschied zwischen geborenen und übergetretenen Juden. Es ist deshalb auch ein klarer Verstoß gegen die Grundsätze des Judentums, einen übergetretenen Menschen als weniger jüdisch zu bezeichnen, ihn deshalb zu kränken oder ihn auf seine nichtjüdische Vorgeschichte anzusprechen.

3. Haben Sie Informationen, damit ich die Geschichte Ihrer Religion aus Ihrer Sicht in aller Ruhe studieren kann? Oder können Sie mir bestimmte Bücher (mit Bestellnummer) empfehlen?

Seder haTfiloth: Seit der Zerstörung des Tempels ist das jüdische Gebet zentraler Bestandteil des jüdischen G'ttesdienstes. Ein hervorragendes Gebetsbuch - vor allem wegen der ausführlichen Beschreibungen auch zu den gedanklichen-philosophischen Hintergründen ist erst vor kurzem erschienen (148,-DM).
Eine Einführung zum Judentum: Ein Leitfaden zur orthodoxen Richtung des Judentums von Rabbiner Avichail (28,-DM).
Empfehlenswert sind auch die Bücher von:
Telushkin: Judentum heute - Neun Fragen an eine Weltreligion (ca. 26,-SF)
S. De Vries: Jüdische Riten und Symbole (ca. 25,-DM)

Im übrigen möchte ich Sie noch auf unsere Rubrik Jahaduth - Judentum (zur jüdischen Religion, zB: Die jüdischen Speisegebote - Kashruth, Jüdische Gebete, Jüdische Feiertage, Jüdische Grundsätze, Abraham Awinu u.s.w....) und auf unsere verschiedenen, zum Teil sehr ausführlichen Beiträge zur jüdischen Geschichte (Geschichte der Juden im deutschen Sprachgebiet, Geschichte der osteuropäischen Juden - z.B. von A.Ehrlich oder von Ch.Frank, Geschichte der jiddishen Sprache) hinweisen. Alle diese Informationen finden Sie in haGalil onLine kostenlos.

David

An die haGalil Redaktion, hallo,
es waere gut, wenn diese Fragen sobald wie möglich ins Forum gestellt werden koennten, da mich die Meinung von moeglichst vielen dazu interessiert.

In der Heiligen Schrift heisst es an 3 Stellen: Du sollst das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Meinen Informationen nach war (ist) dieses Gesetz dazu da, um sich von einem Heidnischen Kult (meines Wissens nach einem Fruchtbarkeitsritus) zu distanzieren.
Mich wuerde interessieren, warum dieses Gesetz, das sich von der Formulierung her ja nur auf die Milch seiner Mutter bezieht, bis zum Exzess (getrenntes Geschirr u.s.w.) getrieben wird, auf der anderen Seite aber mehrere Hundert Gesetze als nicht mehr in die heutige Zeit passend abgetan werden.

Da Jesus vom Gros der Juden nicht als Messias anerkannt wird, muesste fuer glaeubige Juden ja eigentlich das Gesetz noch in seinem ganzen Umfang gelten. So hat es mich gewundert, dass ich auf haGalil von einer Vereinigung homosexueller Juden lesen konnte, wo doch die Heilige Schrift sich gerade zum Thema Sexualitaet sehr deutlich aeussert.

Ich moechte mit diesen Fragen niemanden vor den Kopf stossen, sondern frage aus aufrichtigem Interesse.

Best Wishes, Susanne Weissmann, S.Weissmann@mail.pcom.de

PS: Eine Kopie bitte an Forum@hagalil.com.

Liebe Susanne,

es gibt kein einziges Gesetz, welches 'als nicht mehr in die heutige Zeit passend, abgetan' wird. Hierzu habe ich mich allerdings früher schon einmal auf eine Ihrer Fragen geäußert. Der Geist, welcher aus dem Gebot 'das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter zu kochen' spricht, dürfte jedem klar sein. Das Leben eines Tieres dürfen wir nur nehmen, um unser eigenes zu erhalten. Die Tatsache, dass wir dies nötig haben, deutet nur auf unsere eigene (körperliche oder seelische) Schwäche hin. Diese erlaubt oder entschuldigt aber noch lange nicht den verantwortungslosen Umgang mit den uns in die Hand gegebenen Wesen. Die Erkenntnis dieser Zusammenhänge und ein dementsprechendes Verhalten erfordert ein einigermaßen hochstehendes moralisches Niveau. 
Dies kann nicht bei jedem Menschen jederzeit vorausgesetzt werden. Damit wir uns trotzdem "ethisch" verhalten, egal wie verinnerlicht der Gehalt der Lehre im individuellen Fall gerade sein mag, ermöglicht die Anleitung zum Leben - die Torah. Uns an die Torah zu halten, selbst wenn wir sie nicht ganz verstanden haben - und ganz verstehen werden wir sie wohl nie, führt (selbst bei "blinder Befolgung") zum einer Verg'ttlichung oder auch "Veredelung" unseres sozialen, politischen oder auch ökologischen Verhaltens - selbst ohne die entsprechende Einstellung. Es ist weniger wichtig was wir glauben, wichtiger ist was wir tun.

Dieses Tun wirkt sich schließlich auf das Denken und damit auf das weitere Tun aus. Es heißt der Lohn einer Mizwah (das ist die Erfüllung eines Gebots) ist eine Mizwah, d.h. die Befolgung des einen Gebots führt zur Befolgung des nächsten Gebots. Bei jedem Greifen nach einer Tasse, einem Löffel oder einer Obstplatte an die Liebe zwischen Mutter und Kind (und sei es im Falle einen Lammes) zu denken, obwohl wir gerade gar kein Fleisch essen, sondern nur einen (milchigen) Vanillepudding oder ein (parvenes*) Radieschen, dies erzieht im diesem Falle zur Verantwortung und zur Liebe. Es führt zu einer unbewussten Konzentration auf G'tt und damit zur Heiligkeit in unserem Leben, hier in dieser Welt. Es macht uns klar, dass auch im profanen Alltag das Streben nach Heiligkeit seinen Platz haben soll. Wenn das Judentum die Liebe zu G'tt und der Welt bis zum Excess übertreibt, dann sei dieser Excess mit Wohlwollen betrachtet.

Was die Homosexualität betrifft: Dass es auch jüdische Homosexuelle gibt, ist ja wohl klar. Dass sie genauso mit Respekt zu behandeln sind, wie irgendjemand sonst, sollte nicht notwendig sein zu erläutern.

Wir sind nicht aufgerufen, unsere Nächsten zu richten, sondern sie zu lieben. Dies, obwohl kein einziger meiner Nächsten 100% meinen Werten entspricht. Ich selbst entspreche ihnen auch nicht! In welchen Punkten der eine hier mehr oder dort weniger entspricht, ist wiederum außerordentlich subjektiv. Sicher: Die Torah verurteilt vieles scharf, (und vieles wird von ihr wesentlich häufiger und an zentralerer Stelle verurteilt als das von Ihnen genannte Beispiel der Homosexualität). 
Zur Interpretation der entsprechenden Stellen (v.a. im Buch vaJikra/Levit. 18,22 und 20,13) gibt es verschiedene Möglichkeiten. Um einer eventuellen Missverständlichkeit der Aussage in vaJikra 20.13 ''sie sterben des Todes'' vorzubeugen, möchte ich aber noch erwähnen, dass weder die Orthodoxie, noch die konservativen oder liberalen Bewegungen im Judentum hieraus eine Aufforderung zur Tötung Homosexueller ableiten. Es ist viel eher denkbar, dass diese Formulierung die Kinderlosigkeit androht, welche bei streng homosexuellem Umgang ja auch naturgemäß die Folge sein wird.

Zum angesprochenen Thema der Todesstrafe allgemein: Ein Sanhedrion - oberstes Gericht zu Zeiten des Tempels - welches innerhalb einer 70-jährigen Amtszeit auch nur ein einziges Todesurteil verhängt hat, ging in die talmudische Geschichtsschreibung als ein Blutgericht ein.

Vielleicht hat das Judentum einen sehr hohen ethischen Standard, und vielleicht haben sich Juden in ganz besonderer Weise stets bemüht, diesen Standard zu erreichen. Vielleicht ist uns von daher so bewußt, dass wir alle in G'ttes Hand sind und angewiesen auf seine Nachsicht und Hilfe.

David

*) parve = weder milchig noch fleischig

Liebe Susanne, lieber David, liebe LeserInnen,

einige Bemerkungen und Fragen zu Deinem Diskussionsbeitrag (leider ist kein Datum angegeben, womoeglich ist es schon eine Weile her).
"Du sollst das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen".

1. Warum eigentlich sahen die Juden so eine grosse Notwendigkeit, sich von "heidnischen Braeuchen" zu distanzieren? Bei der christlichen Religion (der ich bis zu meinem Austritt vor 6 Jahren angehoert habe) hab ich manchmal den Eindruck, "heidnisch" ist hin und wieder ein Kampfbegriff gegen alles, was anders, nicht-christlich ist. Was ist gegen Fruchtbarkeitsrituale zu sagen? Soviel ich weiss, stammen die aus matriarchalen Religionen (die die aeltesten ueberhaupt sind) und bedeuten eine Anbetung des Lebens an sich, und eine Verehrung der Muetter.

2. Ich finde die Antwort von David sehr sympathisch: Eine Erziehung zu sozialem und oekologischen Verhalten, zur Liebe zum Leben. Insofern hat so ein Gebot dann sicher seine Berechtigung, und man kann sich daran halten, selbst wenn man es nicht ganz einsieht. So eine Erklaerung traegt auch dazu bei, dass ich als Nicht-Juedin diese Religion besser verstehe. Etwas anderes ist es aber mit den Schwulen. Da finde ich Davids Erlaeuterung nicht ausreichend. Warum soll es dem sozialen und oekologischen Verhalten, der Liebe zu Gott, zur Natur und den Menschen widersprechen, wenn jemand schwul oder lesbisch ist? Wenn die Torah es scharf verurteilt, muss es doch so sein, oder? Wenn David meint, dass man auch diesen Menschen Respekt und gebuehrenden Raum einraeumen muss, verdient diese Haltung sicher Anerkennung. Aber ich habe den Eindruck, man windet sich raus, wenn man sagt, die Torah verurteilt Schwule zwar scharf, aber man muss ihnen halt mit Nachsicht begegnen.
Wenn ich etwas verurteilenswert finde (z.B. Rechtsradikalismus, Antisemitismus), dann bleibe ich auch dabei. Was nicht heissen muss, dass ich diesen Menschen in seiner Gesamtheit ablehnen muss, vielleicht kann man ja mit ihm ins Gespraech kommen und ihn ueberzeugen, dass er auf dem falschen Dampfer ist. Aber bei Schwulen gibt es nichts zu verurteilen und auch nichts zu ueberzeugen.
Ich moechte uebrigens auch niemanden vor den Kopf stossen und frage ebenfalls aus aufrichtigem Interesse

Shalom
:-) Gitti

Liebe Gitti

Zu Deiner Frage: ''Warum eigentlich sahen die Juden so eine grosse Notwendigkeit, sich von "heidnischen Braeuchen" zu distanzieren?''

Eine Erklärung, dass dieses Gebot (Trennung von Milch und Fleisch) hauptsächlich der Abgrenzung von bereits vorher praktizierten Ritualen dienen soll, ist eher unpassend. Besser ist es eigene positive Werte zu schaffen als sich über die Verwerfung vermeintlich verwerflichen Tuns anderer zu definieren.

Die Unterscheidung der jüdischen Lebensweise von den Sitten der jeweiligen Umgebung ist sicher auch ein Anliegen der Torah im Allgemeinen und der Kashruth im Speziellen. Es geht hier aber nicht nur um früher geübte Praktiken anderer Völker, zumal es die meisten heute gar nicht mehr gibt, und durch die Abgrenzung von anderen Gebräuchen ist auch noch nicht unbedingt etwas negativ Bewertendes über deren Gehalt ausgedrückt.

Der Sinn der Unterscheidung liegt vielmehr darin, immer wieder auf die Torah überhaupt aufmerksam zu machen. Die jüdische Religion ist durch diese Bestimmungen nicht im Verborgenen oder insgeheim ausführbar. Die Torah fordert damit ein ständiges Bekennen zum Judentum und eine täglich neu zu treffende Entscheidung für das Judentum.
Jedesmal wenn uns etwas zu Essen oder zu Trinken angeboten wird, müssen wir uns als praktizierende Juden/Jüdinnen zum Judentum bekennen. Ebenso, wenn wir zu Überstunden am Shabath aufgefordert werden. Auch gleich nachdem wir eine neue Wohnung beziehen und eine Mesusa am Türpfosten anbringen. Auch wenn wir Hanukah feiern und die Lichter an ein von aussen sichtbares Fenster stellen sollen. Das Licht der Torah soll nach aussen dringen. Hinaus in die Welt. Es soll sichtbar sein für alle Völker unter denen wir leben.

Es sind nicht zuletzt die aus dieser Praxis folgenden Gespräche, Diskussionen und Erklärungen, welche zum einen die Torah bei unseren Nächsten bekannt machen und zum anderen von uns selbst eine immer wieder neue Auseinandersetzung mit ihr fordern. Jeden Tag auf's Neue entscheiden wir uns, mit unserem freien Willen: 'Festzuhalten an der Lehre des Lebens'.

Es sind also gerade diese 'unterscheidenden' und 'abgrenzenden' Gebote, die die Torah nicht fernhalten von den Völkern, sondern sie bekanntmachen in der Welt, in unserer Zeit.

Gruß
David

Hallo Susanne, hallo Forum,

ich weiß nur von zwei Stellen 2. Buch Mose(23,19) und 5. Buch Mose(14,21) in der die Regel über das Trennen von Fleisch und Milch erwähnt wird. Nach meiner Quelle war das eine kanaanitische Sitte. (Kommentare zur Jerusalemer Bibel). Eine andere Quelle, Raschi Kommentare, geht auf den Text selbst ein. Hier wird auch von drei Stellen gesprochen (kannst Du mir die dritte Referenz nennen? Danke).

Hier wird gesagt, daß das Wort auch Kalb oder Lamm heißen kann. Es wird gesagt, daß das Wort als solches nur zartes Fleisch benennt und nur durch einen Zusatz eindeutig zuzuordnen währe. Ergo es gilt also für alles was Fleisch ist. An andrer Stelle habe ich eine Diskussion gelesen ob diese Regel auch auf Geflügel anzuwenden ist, da Geflügel ja bekanntlich keine Milch erzeugt. Für mich persönlich ist das unerheblich. Ich habe da mehr einen ethischen Ansatz.

Wie Du weißt befasse ich mich mit "Bein Noach". Diese Richtung hat nur 7 Grundregeln (läßt aber die Möglichkeit offen weitere Regeln der Torah zu übernehmen). Seit die Menschen in Genesis (9,3) die Tiere als Nahrung erhalten hat er damit auch eine hohe Verantwortung übernommen. Dadurch, daß ich Mensch und nicht das Böcklein bin habe ich eine Verantwortung gegenüber allen Kreaturen und Pflanzen. Wenn ich also diese kleine Regel beachte, mache ich mir diese Verantwortung täglich bewußt. Ich erweise so meinen Respekt dem gegenüber der alles erschaffen hat und mir die Möglichkeit gibt ein Teil davon zu sein.

Die Frage die mir hierbei noch kommt ist, warum leben die Christen nicht nach den Regeln des alten Testaments? Für mich ist die Bibel jedenfalls kein Shopping Center wo ich mir nur das rausnehmen kann was mir gefällt.

Gruß - Karsten

Könntet Ihr mir - bei Gelegenheit - mitteilen, was es mit der Abbreviatur "bet, ssamech, dalet" auf sich hat? Meine Nachschlagewerke verweigern die Auskunft.
J.Rennert

àéîùã àúòééñá

Das ist kein Wunder, denn oder BS''D kommt aus dem Aramäischen.
Es heisst ''BeSaijata DiSh'maja'' = ''Mit Unterstützung des Himmels''. Auf diese sind wir angewiesen und auf diese verlassen wir uns. Wir hoffen auf sie, nicht zuletzt auch bei der Beantwortung der Fragen in diesem Forum. Verlassen Sie sich bitte nicht auf unsere Antworten. Nehmen Sie sie als Anregung und Ermunterung zum weiteren Lernen.

Gruß
David


Verurteile keinen Menschen und halte kein Ding für unmöglich,
denn es gibt keinen Menschen, der nicht seine Zukunft hätte,
und es gibt kein Ding, das nicht seine Stunde bekäme.

Aus der mündlichen Torah (Talmud)

Hallo!

Ich komme aus Schweden und ich studiere deutsch seit funf Jahre. Jetzt lese ich ein Buch, das "Damals war es Friedrich" heisst. Unsere Lehrerin hat uns Fragen gegeben und ich will gern wissen was mesusah bedeutet.
Es steht im Text: "Was ist das für ein Röhrchen, das ihr dort oben am Türpfosten hängen habt?" "Das ist unsere Mesusah. Er soll uns helfen, nie Gott und seine Gebote zu vergessen."

Ich hoffe Sie antworten schnell. Beste Grüsse
Margareta Engholm

hallo margareta,
die mesusah erinnert an die zeit des auszugs aus aegypten, die juden bestrichen damals ihre tuerpfosten, damit G'tt diese haeuser als juedisch erkennen koenne. heute ist in der mesusah ein kleines pergament auf dem steht: Hoere israel, der ewige ist unser G'tt, der ewige ist der einzige-eine G'tt.

ich hoffe dass dir auch die informationen in haGalil onLine selbst helfen werden die dinge besser zu verstehen. das buch das ihr lest ist sehr gut. ich hab' es noch in erinnerung. es ist gut, dass ihr auch in schweden ueber diese zeit lernt. gruesse an deine lehrerin und schulkameraden.

shalom - david - haGalil onLine

Thema: Kann/soll/darf man als Jude in d. Diaspora leben???????
Beitrag von: Shoshana-Chana Platshek, Jerushalem / Israel Internet: shalom-p@internet-zahav.net

I wrote this letter in the days of Sukkot and would have sent it to you if I had had your address. However, I don't want to withhold this letter from you and ask you to accept it even with this retardation.

How often have I been dismayed at the assimilation, the self-deception and also all the filth that our people both in Germany and elsewhere throw ateach other or besmirch each other with. How often am I made to feel ashamed at all the washing of each other's dirty linen, in the midst of our enemies -and to their amusement and joy! How often have I felt my heart constricted, strapped in like a barrel, when walking through the grounds of a concentration camp, visiting cemeteries by day or night, and thinking of our past and present and sometimes also our future. Please do not think that I am sitting in judgement, finger raised, on you! I am one of you and have neither cause nor right to strike! I was born in Hungary as the second child of two people who "came back". My father returned alone, my mother with one of her sisters. For my parents, as for so many others, their relationship was not so much one of love, as one of suffering. We children were born in 1948-49-51-52, and grew up as "ersatz" family for those murdered ... I suppose that we, just like so many of us/you, grew up on Nietzsche's saying, embraced by our parents as a result of their own experience, that: "G''D is dead!"

Even before I went to school or heard a fairy tale, I had already learned from my mother what roll call, gas chamber, the smell of burnt corpses, death march and so on mean... From my father I learnt silence, for at that time he never spoke of what he had experienced. He only always became very aggressive whenever his depression paused for a while... Which of us are there to whom all these stories are not familiar?

I will not bore you, because we all know them! Also many others acted as I did on reaching 21! I met someone from Germany who was not a Jew but rather had been a young Nazi... Yes, I wanted to prove to myself that I could live! - Live with the enemy among enemies! So I married him, although he was twice my age, and moved to live with him in Germany.

Naturally, since being small, I had been searching for HIM who created us - who is supposed to be dead... and of course also in me the wish for peace and quiet for my soul was greater than all my other feelings. Naturally, I was also trying to find myself (!!!), as I too was one of the pitiable products of our lack of identity. Naturally, I was not able to excuse either myself or us, and naturally I did not find peace. Nor did I have any children of my own, but adopted 2 Jewish and 2 non-Jewish children - 2 girls and 2 boys, 2 healthy ones and 2 disabled.

Naturally, I also did not find a home in Germany but only a place to live, and became a citizen of the country. Naturally, I was neither in mental nor spiritual health, which also affected my physical well-being. Naturally I was searching, and I naturally squinted at our beginnings, but naturally my life sank in this way at an absolute low. But from then on I ceased to look for an "ersatz". I found the lies too cheap and had had enough of self-deception, but started instead to return to our beginnings and to HIM who has made us separate from all other peoples. Naturally, I was unskilled because I had been given neither belief nor religiosity! Naturally, I wanted to know and experience everything! But I naturally wanted no empty religiosity, where ETERNAL G''D and HIS word become so insignificant! Nor did I want a "belief" that was blind and unsub-stantiated, self-hypnotic, Christian-like, so to speak, and describing itself as progressive. I am convinced that the rules of the Torah alone are like a balustrade on the edge of an abyss, ensuring that we can find the way and do not fall in the fogs of this world. But I also believe that very many rabbinical teachings are more confusing than helpful and miss the essence. Instead of the way and the joy in the goal, it is the balustrade, twisted into barbed wire, that is made important.

So I have tried to live very consciously. And many things also became impor-tant to me! - among others, that it is not our enemies but we ourselves who do us the most harm, and that there is no one who can separate us from life and from HIM who gave it to us, and no one who so much resists HIS will as our-selves!

Shoshana-Chana Platshek
Antworten bitte mit Kopie an Forum@hagalil.com

Hallo,
ich habe mir eure Seiten etwas genauer angeschaut und dabei gemerkt wie wenig ich doch eigentlich ueber das heutige Leben der Juden weiss. So wuerde mich z.B. interessieren, wie ihr das mosaische Gesetz einhaltet, die geforderten Opfer zu bringen duerfte ja nicht durchfuehrbar sein.
Auf eine Zuschrift hast Du geantwortet, dass das Judentum noch nie Anspruch auf alleinige Seligmachung erhoben hat. Ich sehe das etwas anders. Gott ist der einzige anbetungswuerdige und seligmachende Gott, insofern war zumindest im AT das Judentum die einzige Möglichkeit der Erloesung. Mit Jesu Tod kam dann das Christentum hinzu.
Womit ich bei meiner naechsten Frage waere: wie stehen die heutigen Juden eigentlich den Christen gegenueber? Womit ich jetzt nicht die "Taufschein-Christenheit" meine, sondern entschiedene glaeubige Menschen.

Zum Thema "Juden in Deutschland" wollte ich noch anmerken, dass es viele Christen gibt, denen ihr am Herzen liegt und die Euch als "Volk Gottes" lieben.

Herzliche Gruesse
Susanne
Antworten bitte mit Kopie an Forum@hagalil.com

...So wuerde mich z.B. interessieren, wie ihr das mosaische Gesetz einhaltet, die geforderten Opfer zu bringen duerfte ja nicht durchfuehrbar sein...

Die Torah enthaelt 613 Saetze die man als eine Gebrauchsanleitung fuer unser Leben in dieser Welt bezeichnen kann. Die Torah wird auch als Thorath Chajim ('Anleitung' oder Lehre des Lebens bezeichnet). Sie enthält ''TaRJaG Mizvoth'', dies sind 248 Gebote und 365 Verbote. Noch nie waren alle für alle einhaltbar. Auch heute können viele nicht eingehalten werden - zB können die Gebote zum Tempeldienst nicht befolgt werden - einfach weil es seit fast 2000 Jahren keinen Tempel mehr gibt. An die Stelle des Tempeldienstes ist der hinwendende Dienst (Awodah) an G'tt im Gebet getreten.

Wieder andere Gebote beziehen sich auf das Leben im Land Israel, wenn man dort nicht lebt - aus welchem Grunde auch immer - kann man diese Gebote/Verbote auch nicht einhalten. Weitere Gebote beziehen sich auf ganz bestimmte Personengruppen (z.B. auf Priester, auf Frauen, auf Männer, auf Bauern, Viehhändler...), auf bestimmte Situationen (Feiertage...), Umstände (Krankheiten, z.B. Aussatz). Die Anzahl der für einen einzelnen Menschen gerade relevanten Gebote wird dadurch natürlich verringert. Die Torah verlangt von uns nichts unmögliches und auch nicht, dass wir unseren Verstand ausschalten. Das Judentum ist keine Last wie es viele meinen - es ist eine Freude! Es ist nicht starr - es ist lebendig. Die Torah ist ein Geschenk G'ttes, dem Volk am Sinaj zu treuen Händen übergeben. Die darin formulierten Anleitungen zum Leben sollen kein Stolperstein sein - weder für die Welt, noch für das Volk Israel. Sie sind nicht unerfüllbar.

...dass das Judentum noch nie Anspruch auf alleinige Seligmachung erhoben hat. Ich sehe das etwas anders. Gott ist der einzige anbetungswuerdige und seligmachende Gott, insofern war zumindest im AT das Judentum die einzige Möglichkeit der Erloesung...

Das Judentum ist eine ziemlich diesseitige Angelegenheit. Es geht darin hauptsächlich um unser Leben in dieser Welt. Die Torah bezieht sich eher selten auf die nächste Welt. Vielleicht kann ich deshalb mit dem Ausdruck Erloesung - zumindest in diesem Zusammenhang - nicht viel anfangen. Unter Erloesung stelle ich mir die Wiederherstellung der Einheit und der Nähe zwischen G'tt und der Welt vor. Eine Erloesung also, nicht des einzelnen oder einzelner, besonders priviligierter oder eifriger Gruppen, sondern Israels, der Menschheit und der Schöpfung insgesamt.

Die Fähigkeit, ein grosses Stück dieser 'Erloesung' in diese Welt zu bringen, ist dem Menschen - der nur um ein weniges geringer ist als G'tt, gegeben. Eine Anleitung hierzu ist eben die Torah. Die Erhebung der Torah über alles Streben wird die Welt erloesen - vom Hunger, von Ungerechtigkeit, von Hass und Krieg. Von Neid, Gewalt und Eifersucht. Die Torah ist stärker als alles wovor wir uns fürchten können. Sie ist stärker als der Tod.
Es ist sehr schwer daran zu glauben, dass eines Tages die Menschheit sich derart zur G'ttlichkeit hinwenden wird. Um dieser Verzweiflung, die starr machen und lähmen würde, entgegen zu wirken, besteht seit Anbeginn die Möglichkeit, dass G'tt durch seine Liebe zur Welt, zur Kreatur, zur Menscheit, zum Volk Israel aus eigener Entscheidung - nicht auf Verdienst der Welt hin, sondern eben aus Güte - die Welt erloesen bzw. erretten wird. Selbst wenn die Menschheit die Welt zu zerstören im Begriff wäre, G'tt wird den endgültigen Untergang seiner Schöpfung nicht zulassen. Diese Hoffnung mündet in das Warten auf den Mashiah (Messiah). Diese Hoffnung befreit uns aber nicht vom Auftrag und von der Verantwortung, das uns Mögliche zur Erhaltung und zur Veredelung der Schöpfung beizutragen.

Die Mittel dazu haben alle Menschen. Auch über den freien Willen zu entscheiden und zu wählen verfügen alle Menschen. In uns allen liegt aber auch die Furcht vor der Wahrnehmung unserer Freiheit.

In der Freiheit des Menschen liegt auch der Grund dafür, dass G'tt nicht einfach in die Werke und Wege des Menschen eingreift. Hätte G'tt beispielsweise Auschwitz hingezogen zu sich und weggenommen von dieser Welt, die Auschwitz erschaffen hat, so wäre damit die Freiheit des Menschen sich hinzuwenden zu G'tt - aus freier Entscheidung und aus Liebe - verloren gewesen. Niemand hätte mehr glauben können. Alle Welt hätte von G'tt gewusst. Es gibt kabalistische Beschreibungen des weinenden G'ttes. G'tt, der seine Welt ansieht und nicht eingreift, da er die Würde des Menschen - die Würde des freien Willens - noch immer achtet. Noch immer hoffend auf die freie Entscheidung des Menschen, G'tt zu lieben und sein Gegenbild - den Menschen.

Dies ist die Bedeutung des Prinzips:
''Alles liegt in G'ttes Hand - außer der G'ttesfurcht''

Zu Ihren Bemerkung ...Gott ist der einzige anbetungswuerdige und seligmachende Gott, insofern war zumindest im AT das Judentum die einzige Möglichkeit der Erloesung...

Was heisst seligmachend? Damit kann ich wieder nicht viel anfangen.
Sie haben sich vermutlich verschrieben: Gott ist der einzige anbetungswuerdige und seligmachende Gott. Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, dass G'tt auch für uns der Eine-Einzige ist, und ich nehme an, dass er auch für Sie der einzige G'tt überhaupt ist (und nicht nur der einzige anbetungswürdige). Da es für Milliarden Menschen (die alle eine Menschheit darstellen - und alle - nach der Torah - letztendlich aus derselben Familie stammen, nur Einen-Einen G'tt gibt, dürfte es verschiedenen Wege geben zu G'tt. Der Weg zu G'tt ist aber in vielem individuell. Es heisst, Menschenherz und Meeresboden sind unergründlich. Warum ist des Menschen Herz unergründlich? Weil jedes Herz einmalig ist - deshalb kann keiner das Herz seines Nächsten vollends ergründen. G'tt offenbart sich dem Herzen des Menschen - und er kann dies ueberall tun. Ist ein Mensch gut, so ist er gut. Ob er nun Hindu, Jude, Muslim, Christ, Buddhist oder sonst was ist. Ob er am Amazonasbecken lebt und seinen Nächsten schätzt und G'ttes Schöpfung liebt, oder ob er in den Polarnächten nach G'tt ruft. G'tt wird ihn erhören. Wichtig ist doch was ein Mensch tut, nicht was er glaubt zu tun. Die alleinige Zuwendung zu G'tt kann ein Egotrip sein, weg von den Nächsten. Was nutzt aller Glaube und alles Bekenntnis, wenn ich still bin, wenn mein Nächster weint. Ein Buch, welches die Christen als das Alte Testament bezeichnen, ist voll von Geschichten und Bildern Gerechter - viele von Ihnen waren keine Juden. G'tt wird seine Liebe zu einem menschlichen Wesen nicht davon abhängig machen, ob in dessen Einöde schon mal ein Rabbiner - oder ein christlicher Missionar - sich begeben hat. G'tt hat grosse Anstrengungen unternommen, um die Bösen von Ninve zu erretten. Lesen Sie im Buch Jona nach. Die Bürger Ninves fanden Gnade vor G'tt, auch ohne dass Sie Juden geworden wären. Nach der Sintflut hat G'tt Noah - von dem von da ab wiederum alle Menschen abstammen - sieben Gebote gegeben. Die sieben Gebote der Kinder Noahs (Bnej Noah) sollen als Leitlinie dienen. Ein spezielles Bekenntnis wurde nicht gefordert.

...wie stehen die heutigen Juden eigentlich den Christen gegenueber? Womit ich jetzt nicht die "Taufschein-Christenheit" meine, sondern entschiedene glaeubige Menschen...

Zu dieser Frage: Ich kann dazu nur in meinem Namen etwas sagen. Was ich dazu sagen kann, habe ich im vorherigen Abschnitt gesagt. ''Wie stehen die heutigen Juden...'' nun es gibt dazu einen schönen Ausspruch: ''Zwei Juden - Drei Meinungen...''
Im übrigen - es gibt ich weiß nicht wie viele Millionen Christen, was soll ich dazu sagen...?

...zum Thema "Juden in Deutschland" wollte ich noch anmerken, dass es viele Christen gibt, denen ihr am Herzen liegt und die Euch als "Volk Gottes" lieben...

Vielen Dank für die freundlichen Worte, erlauben Sie mir aber zu sagen, daß ich persönlich schon vollauf zufrieden bin, wenn wir (meine Frau, unsere Kinder und ich) geachtet sind als ganz normale Menschen. Wenn viele Christen - aber auch Juden, Muslime... - sich selbst und auch die Flüchtlinge aus Kurdistan, aus der ehemaligen UdSSR, aus Nigeria, aus Chile, aus dem Libanon und aus Palästina lieben würden - als Geschöpfe, erschaffen im Ebenbilde des Einen-Einen G'ttes - so wie sie selbst, dann wären wir der Welt G'ttes einen grossen Schritt entgegen getreten.

Es grüßt
David

To: Forum@hagalil.com

Hallo Forum, hallo Susanne,
habe gerade die letzten Einträge unter Jahaduth gelesen und möchte hierzu meine Meinung kundtun. Wäre toll wenn auch andere den Mut aufbringen und etwas schreiben. So könnte das ein tolles Diskussionsmedium werden.
Susanne, genau so ging es mir auch. Ich habe jüdische Geschäftsfreunde in den USA und irgendwann fragte ich mich was ich eigentlich über die jüdische Lebensform weiß.
Na ja und dann fing ich an zu lesen und zu lesen und weiß immer noch nicht viel. Das beste für mich, was ich bisher rausbekommen habe ist, daß es keine Dogmen gibt. Ich bin wie Du so schön sagst ein Taufschein Christ und schon seit 25 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Mit dem Erlöser Prinzip in Bezug auf Jesus kann ich nicht viel anfangen. Wenn ich auf die Weltgeschichte seit 2000 Jahren blicke kann ich keine Verbesserung sehen. An diesem Dogma Jesus klebt das Blut von Millionen hingeschlachteter Menschen und das nicht nur in unserem Jahrhundert.

Ich habe irgend wann verstanden, daß G´tt Anfang und Ende ist und daß ich mir kein Bild von Ihm machen brauche(soll?). Ich soll auch kein Schnitzwerk ober anderes Zeug anbeten. Mit diesem G´ttesbegriff kann ich als erwachsener Mensch gut umgehen und unterstützt mein kritisches Naturell. Ich beschäftige mich zur Zeit mit Bnej Noah. Quasi die Urgemeinde Form des Glaubens an den monotheistischen G´tt.
Da ich in einem sozialen Umfeld lebe das zumindest vom täglichen Lebensablauf christlich orientiert ist gibt mir diese Richtung die Möglichkeit verschieden Komponenten der Lebensweise, wie sie in der Torah ist, in mein tägliches Leben einfließen zu lassen. Ich nenne
das einfach "koscher light". Ich trenne Fleisch und Milch, esse kein Schweinefleisch und weiche immer mehr auf parve aus.
Das macht mit das Essen bewußt, weil ich jedesmal nachdenken muß und es bekommt mit viel besser, was wiederum den Kopf freier macht für spirituelle Studien.

Kurz gesagt, mein Leben hat sich verändert und das positiv.
Gruß
Karsten
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