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Ich erinnere mich an's Marais:
Vorbemerkung
Ich erinnere mich... Die Wiederbelebung des
Alltags im Marais zwischen den dreißiger und den sechziger Jahren: Das will
dieses Buch. Um das Puzzle zusammenzusetzen, habe ich dutzende der früheren
Bewohner dieses Stadtviertels getroffen. Manche davon leben heute im Exil, das
heißt, in anderen Pariser Arrondissements. Gemeinsam haben wir die
Erinnerungsfäden verflochten.
Erinnerst du dich? Ich erinnere mich. Wann war das? Es war vorher. Als wir zu
Speiser gingen, um ein altes jiddisches Lied auf einer 78er-Schallplatte zu
hören. Als wir unseren Karpfen lebend kauften, bei Klapisch. Als wir
miteinander tratschten, am großen Lavoir in der Rue des Rosiers, während wir
unsere schmutzige Wäsche zusammen mit den anderen Nachbarinnen wuschen.
Es war vorher. Als wir beim Jahrmarkt der Eisenbahner am Boulevard
Richard-Lenoir Schätze ergatterten. Als wir so hart in dieser Maßschneiderei
arbeiteten, die gleichzeitig als Zweizimmerwohnung mit Küche für den Patron
diente. Als wir den lieben Gott einen guten Mann sein ließen, als wir am Abend
unter dem Mond saßen, in Straßen ohne Autos. Als der Krieg noch nicht das
Viertel verwüstet hatte.
Das war gestern. Das Marais war baufällig, populär, übervölkert und herzlich.
Wie es einer seiner Bewohner so schön gesagt hat: "Als man die Fassaden
putzte, hat man die Seele weggewaschen." Die ganze Seele? Nicht ganz. Eine
Handvoll Unbeirrbarer lassen sie durch ihre Erinnerungen wieder aufleben.
Dieses Buch ist ihnen gewidmet.
B.C.
Bernadette Costa
Rue Saint-Antoine, das Hôtel de Sully vor der Restaurierung (1945). Foto
Marcel Bovis (Französisches Kulturministerium)
Deutsche Übersetzungen:
hagalil.com
24-06-2004
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